Читать книгу Stolps Reisen: Damals und heute, von den Anfängen bis zum Massentourismus - Jürgen Dittberner - Страница 12
8. Erholung
ОглавлениеAllmählich wurde die DDR als alleiniges Reiseziel zu poplig. Dort machte man mehr und mehr nur noch Verwandtenbesuche. Auch in die nun leider zum „Ostblock“ gehörende alte Heimat zog es manche
Erholt jedoch hatte man sich woanders. Zuerst ging es in die Lüneburger Heide, nach Bayern oder schon nach Sylt. „Hotelkästen“ gab es noch nicht. Man logierte während der Ferien in Schulgebäuden oder bei „privaten“ Vermietern. Das Auto musste Unmengen von Gepäck transportieren. Am Zielort ging es wacker zu: Am Meer lechzten nun aufkommende „Touristen“ tagelang nach Sonne, um zu „bräunen“, damit die Nachbarn neidisch wurden.
Oft ging’s auf die Wanderschaft mit Hut, Rucksack und Stock. Die „Sommerfrischler“ freuten sich, zu einer privilegierten Schicht zu gehören, und bedauerten Daheimgebliebene. Urlaub wurde zum Wohlstandssymbol.
Da der Druck groß, die Möglichkeiten aber manchmal begrenzt waren, kam eine neue Art des Reisens auf: Das „Trampen“. Das war freilich nicht jedermanns Sache, aber besonders für Schüler und Studenten ideal. Trampend lernten sie Deutschland, Länder Europas, ja sogar die USA, kennen. Klar war dabei: Mädchen sollten nicht alleine trampen, und Luxus war nicht unbedingt zu erwarten. Man konnte auf Last- oder Viehwagen landen, aber auch in Edellimousinen. Unter Kennern galten die USA als gutes Tramperland. Den Ostblock aber mieden die meisten Tramper lieber.
Als die Tramper älter geworden waren, mutierten einige von ihnen zu „Campern“. Das Rustikale und die Illusion der Naturnähe wollten sie nicht missen. Außerdem ersparte man sich das Hotel. Dafür musste ein geeignetes Vehikel her. Die Automobilindustrie half: Auf gängige PKW-Modelle wurden Blechkästen montiert. Man bestückte diese mit Betten, Tischen, Schränkchen und Stühlen, alles festmontiert, und fertig waren die „Camper“.
Pfiffige richteten „Campingplätze“ mit „Stellplätzen“ zum Übernachten ein: Eine spezielle Variante des Tourismus war entstanden. Natürlich konnte man bald auch Camper mieten, um vorübergehend zum fahrenden Volk zu gehören.
Wem der „Camper“ schon zu zivilisatorisch war, konnte das „Zelt“ als Alternative wählen, naturverbunden, meist mit PKW daneben.
Deutschland war mittlerweile touristisch gerüstet: In- und Ausland öffneten sich bis zum Ende der Welt. Ein Begriff machte die Runde: Die Deutschen wären nicht nur Fußball-, sondern auch „Reiseweltmeister“! Sie hatten alle anderen überholt. Engländer beispielsweise kannten Pauschalreisen schon aus dem 19. Jahrhundert. Da hatten Abenteurer mit dem weltweit ersten Platzhirschen „Thomas Cook“ die Schweizer Alpen mühsam erschlossen. Doch nun, zur Zeit des Wirtschaftswunders, kamen die Deutschen, nicht unbedingt mit Qualität, dafür aber mit immer erdrückenderer Quantität.