Читать книгу Stolps Reisen: Damals und heute, von den Anfängen bis zum Massentourismus - Jürgen Dittberner - Страница 7

3. Kommerzialisierung

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Das industrielle Zeitalter hat das Reisen kommerzialisiert: Der „Tourismus“ wurde erfunden.

Vorsichtig schnupperten die ersten Reisenden ganz früh an einem beliebigen Dorf, etwa in der „Lüneburger Heide“. Dann entdeckten sie Gegenden wie den „Westerwald“, „Büsum“, „Oberbayern“ oder „Amrum“. Sie reisten in Bussen an. Später fuhren die meisten Deutschen ins Sehnsuchtsland Italien, – im „VW“ über den „Brenner“. Es folgten „Paris“, „London“ oder „Kopenhagen“. Manchmal brachte sie auch die Bahn ans Ziel. Dann wechselten sie die Automarken. Im „Opel“ ging es womöglich nach Spanien und im „Daimler“ vielleicht sogar nach Griechenland. Schließlich wurden Inseln modern: „Lesbos“, „Mallorca“ oder die „Kanaren“. Das ging natürlich nur mit dem Flieger.

Geschäftsleute machten sich jetzt über die Sache her. Es entstanden Firmen wie „TUI“, „Neckermann Reisen“ oder „Studiosus“. Die Pauschalreise wurde erfunden. Anfangs galt das Fliegen als elitär, dann schossen Billigflieger wie Pilze aus dem Boden. Die ganze Welt lag vor der Haustür, bis hin nach Neuseeland. Autos mietete man mittlerweile vor Ort.

Früher galt die Regel: „Einmal im Jahr machen wir Urlaub.“: Die ganze Familie zog los. Drei Wochen dauerte der Spaß. Die ersten vierzehn Tage dienten der Regeneration, die letzten sieben der puren Freude. Dafür gab es den „Jahresurlaub“, dafür wurde gespart.

Später kam der „Zweiturlaub“ hinzu: „Nur weg hier!“, lautete die neue Devise.

Die Flugzeuge flogen in die ganze Welt. Unterschiedliche „Terroristen“ aber fingen an zu stänkern. Seitdem gab es Sicherheitskontrollen auf allen Flughäfen. Das dauerte: Zwei Stunden vor Abflug mussten sich die Reisenden – (nun allgemein „Touristen“ genannt) - einfinden. Es wurde immer voller – auf den Flughäfen und auch an den Reisezielen.

Das war die schöne neue Welt: Von Süd nach Nord kamen immer mehr Flüchtlinge. Junge Menschen wollten ihr Elend verlassen. Immer mehr Touristen aber flogen unbeeindruckt nach Süden. Sie hatten ihre von den Flüchtlingen so angehimmelten Wohlstandsgesellschaften satt, wollten ‘mal „Ursprüngliches“ sehen. Wohlgenährte „Touris“ aus dem Norden kamen in den Süden, und Elendsgestalten aus dem Süden landeten zur gleichen Zeit im Norden.

Doch damit nicht genug: Nach dem Auto und dem Flieger kam das Schiff. Es gab Flussfahrtschiffe, die schippern auf dem Rhein oder auf der Wolga.

Es kamen aber auch Ozeanriesen auf (schwimmende Hotels); die fuhren über die Weltmeere bis nach Fernost oder bis in die Karibik. Wenn so ein Schiffsriese in den Hafen von Venedig fuhr, überragte er jeden Palazzo, brachte Menschenmassen herbei, die schnell weiterzogen.

Auf so ein „Schiff“ aber gingen viele nicht rauf: Der Tourismus war schon ein mächtiger und rücksichtsloser Wirtschaftszweig geworden, überall auf der Erde.

Stolps Reisen: Damals und heute, von den Anfängen bis zum Massentourismus

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