Читать книгу Mauerstreifen - Jürgen Jesinghaus - Страница 10
5.
ОглавлениеBrosheim fuhr mit der S-Bahn nach Ost-Berlin und ging wahllos durch ein paar Straßen zur Außenstelle seines Ministeriums zurück. In anderen Städten genösse er es, durch alltägliche, geschäftige Straßen zu schlendern, am liebsten unter einem grauen Himmel. In diesen Kästen, den zugedeckten Straßen, fühlte er sich gleichermaßen verloren und geborgen, sie waren ihm der Inbegriff des Zeitlosen, weil die Zeit in den vielen gegenläufigen Bewegungen zerrieben wurde, Bewegung von Autos, Fußgängern, Straßenbahnen, deren Ziel er nicht zu kennen brauchte und die keine bevorzugte Richtung erkennen ließen. Der graue Himmel gefiel ihm nicht deswegen, weil er die Traurigkeit geliebt hätte, sondern weil die Häuser im Sonnenlicht schrumpfen, begrenzt durch ihre eigenen Schatten, so aber gehörte alles zu ihnen, und er ging wie durch Zimmer, ohne erkannt zu werden. Er würde einen Film über unbekannte Straßen drehen, wenn ihm ein Verrückter Geld dafür gäbe. Wie Russ Meyer Titten, nichts als Titten filmte, würde er Straßen, nichts als Straßen filmen, in denen er sich verlöre. Aber heute war es nicht so wie in den Städten seiner Liebe: Dublin, Paris, Florenz. Heute missfiel ihm der Weg durch die Straßen. Sie sahen nicht verwahrloster aus als anderswo in Europa, dennoch, sie waren ausgespäht worden und für ihn deshalb ohne den Reiz des Vergessenen und darum ohne den Reiz des Wiedererkennens. Die Diktatur hatte sie zerstört, nichts als Staub und Blindheit hinterlassen. Es war den Häusern nicht wirklich abzulesen, den Häusern der Jahrhundertwende oder denen des 18. Jahrhunderts, er hatte nur keine Einstellung zu ihnen. Sie erinnerten ihn an nichts, was er jemals gewusst hatte, so wie die Häuser in Dublin bereits voller Erinnerungen steckten, als er sie zum ersten Mal sah. Die Häuser hier schienen ihm erstickt, ausgeweidet. Er hasste diesen Stadtteil. Am liebsten wäre er zurückgefahren, hätte er sein Gepäck nicht in der Außenstelle stehen gelassen und und seiner Stimmung nicht misstraut, denn er lebte hier in keiner anderen Welt als zu Hause auch.
Er ging bewusst einen Umweg, um sich dem Einfluss der Häuser auszusetzen, sich an sie zu gewöhnen. Er fand an der glatten Front eines Gebäudes aus den 1960ern eine Plakette, die es als Eulers Wohnsitz auswies. Er streckte sich und klopfte dagegen, ob sie aus Bronze wäre. „Hier wohnte von 1743 bis 1766 der Mathematiker Leonard Euler … Berlin 1907“. Zum ersten Mal interessierte er sich aus freien Stücken, ohne getrieben zu werden oder einen Zweck zu verfolgen, für eine Straße der ehemaligen (politisch inkorrekt so bezeichneten) Hauptstadt der DDR: die Behrenstraße. Die Parteidiktatur hatte das Andenken eines Menschen bewahren helfen, dem Brosheim das Vergnügen an eingekleideten Aufgaben verdankte, eine Plakette der Kaiserzeit kopiert und auf den sozialistischen Verputz geschraubt. Das prägte er sich ein. Die Behrenstraße wurde ihm die Hauptstraße des neuen Deutschlands. Hier hatte er zum ersten Mal Fuß gefasst.
Es war Mittag, als er durch die gläserne Drehtür in die Eingangshalle trat. Niemand in dieser Verwaltung kannte seine Mission, auch nicht der amtsdeutsch als „last“ bezeichnete Leiter der Außenstelle. Ihn würde er morgen vor dem Rückflug ins Bild setzen und ihm mit irgend etwas Technischem auf die Nerven gehen. Er musste etwas bewegen, sich zeigen lassen, Erklärungen entgegennehmen, abwägen, Zweifel äußern, in einer bescheidenen Art nach Papieren verlangen, die Leute beschäftigen, sich umtun. Er machte gleich hier den Anfang und zeigte dem Pförtner als erstem Zeugen seiner offiziellen Anwesenheit den Dienstausweis. Der Pförtner erhob sich halb und ließ sich resigniert zurückfallen, als Bros-heim, ohne eine formelle Geste der Erlaubnis abzuwarten, die Treppe emporstieg. Dann merkte Brosheim, dass es töricht war, in einem fremden Haus nach Zuständigen zu suchen, die er persönlich nicht kannte. Er kehrte daher um und fragte den Mann, der sich abermals erhob und die Tür seines Verschlages öffnete, wo die Kantine sei und ob er einen gewissen Ehrens kenne, Klaus Ehrens, der schon unter der Modrow-Regierung Leiter des Referats Automatisierte Informationsverarbeitung und statistische Auswertung gewesen sein müsse. Ja gewiss, die Kantine befinde sich geradeaus durch die Flügeltür, rechts die Treppe runter, im Keller dem Pfeil nach, und der Herr Ehrens habe sich seit Tagen nicht mehr blicken lassen, wahrscheinlich gehöre er zu den Leuten, die nicht übernommen werden – oder wollen. Brosheim fragte, wer denn nun für das Referat verantwortlich sei.
„Das gibt es nicht mehr.“
„Dann für den Nachlass des Referates.“
„Da bin ich überfragt. Wenn Sie sich an den last wenden wollen.“
„Wer ist sein Vertreter?“
„Einen richtigen Vertreter gibt es nicht. Aber der Kollege aus Bonn schmeißt hier den Laden. Wenn er nicht hier ist, dann im HdM zum Essen.“
„Sie haben ihn demnach nicht zum Essen gehen sehen?“
Brosheim spielte auf die Funktion und die Ehre eines Pförtners an, zudem eines, der vor dem 3. Oktober hier schon Pförtner gewesen war.
„Die Kollegen gehen oft hinten raus über den Hof, das ist näher zum HdM.“
„In der Kantine hier kann man nicht essen?“
„Doch, doch.“
„Also den Kollegen aus Bonn würde ich dann gerne mal sprechen.“
„Soll ich Sie verbinden?“
„Wäre nett.“
Brosheim verabscheute seine Aufgabe. Er rechnete nicht damit, jemanden zu treffen, der ihm das Nötigste an Informationen würde vermitteln können. Die Aussicht, jedes Zimmer zu besichtigen, informationsverarbeitende Maschinen zu registrieren und auf ihre Verwendungsfähigkeit zu prüfen, deprimierte ihn, und er durchlitt die Augenblicke vor dem Hörer haltenden Pförtner als Folter. Er war nahe daran zu weinen vor aufgestauter Wut, die sich nicht anders entladen könnte. Der Pförtner unterbrach sein Gespräch, legte die Hand auf die Muschel und wollte wissen, in welcher Angelegenheit.
„Sagen Sie einfach, ich käme aus Bonn, Referat Z7.“
„Sie können hochkommen.“ Er beendete den Anruf.
„Wohin hoch?“
Der Mann entschuldigte sich, wählte abermals und fragte nach dem Zimmer, in dem der Herr empfangen werden solle. Der Mann notierte sich etwas auf eine Zeitung, die zur Lektüre auf seinem Tisch lag, und las dann vor, nachdem er den Hörer aufgelegt hatte: „Zimmer 211, Herr Vogelsang.“
Brosheim hatte eine Perspektive und schon einen zweiten Zeugen seiner Anwesenheit. Er kannte Vogelsang vom Sehen und hatte ihn stets für einen wissenschaftlichen Mitarbeiter gehalten. Jetzt beklagte er seine mangelhafte Menschenkenntnis und dass er in den Jahren seiner Verwaltungstätigkeit noch kein Gefühl für die Zugehörigkeit zu Laufbahngruppen entwickelt hatte. Vogelsang war nur Oberamtsrat und hätte in seinem dezenten, korrekt gekleideten Auftreten, mit seiner goldgeränderten Brille und dem nach hinten gekämmten weißen Haaren wenigstens als Privatdozent gelten können. Dass er, seinem Aussehen nach zu urteilen, überhaupt nichts von informationsverarbeitenden Maschinen verstand, konnte nur von Vorteil sein.
„Wir kennen uns ja schon“, sagte Vogelsang, während er sich erhob. Das Zimmer war so schmal wie ein Badezimmer.
„Die Umstände“, sagte er weiter und breitete die Arme aus, um einen natürlichen Vergleichsmaßstab zu geben. Er drängte Brosheim zum Sitzen. Der schilderte seinen Auftrag und lauschte dann den Ausführungen des Sachbearbeiters. Ihm wurden die Lider schwer. Er hörte zu wie in einem Rauschen. Er hatte längst alles erfahren, was es für ihn zu wissen gab, und trotzdem war er unfähig, den Monolog zu stören. Erst durch ein Klopfen und das Hereintreten einer Dame, die eine an einem Kettchen befestigte Brille trug, wurde der Sachbearbeiter unterbrochen.
Die Dame setzte die Brille mit beiden Händen ab und legte sie auf ihren Busen. Die enttarnte Kurzsichtigkeit elektrisierte Brosheim, der kurzsichtige Frauen erotisch fand (ihrer suchenden, intensiven Blicke wegen). Er stand auf und bot ihr seinen Stuhl an. Sie übersah es. Die Entfernung der Brille, die dadurch verursachte optische Entrückung, half ihr, mutig eine Beschwerde vorzutragen: Ihr fehle es an Jedem und Allem (Brosheim stierte auf die Brille), sie habe keine Farbbänder, keine Disketten und keinen ordentlichen Drucker und müsse darum ihre Tätigkeit als Sekretärin des Abteilungsleiters, Professors Matheus, nur noch symbolisch ausführen.
„Ich will gar nicht erst davon anfangen, dass ich auch für den last schreibe.“
Das sei es eben, warf Vogelsang ein, das Problem sei erkannt und man habe aus Bonn einen Experten geholt, der sich endlich um die Informationsverarbeitung kümmern werde. Sie setzte ihre Brille auf und betrachtete Brosheim.
„Und? Hat er? Haben Sie einen Drucker, haben Sie Disketten?“
„Disketten wären kein Problem“, entgegnete Brosheim. Sie kam auf ihn zu, trat nahe an ihn heran:
„Das sind ganz neue Töne. Das habe ich seit Jahren nicht gehört. Sagten Sie, kein Problem? Dann zaubern Sie mal welche herbei.“
„Sie müssen mir aber helfen, ohne das gehts nicht.“
„Die Tour kommt mir jetzt aber wieder bekannt vor. Wenn Sie welche haben, bringen Sie sie mir.“
Sie drehte sich um und verließ das Zimmer rauschend.
Brosheim nahm sich noch die Zeit, seinen Besuch bei Vogelsang förmlich zu beenden und sich beiläufig, so beiläufig es ging, nach dem Namen der Dame zu erkundigen (wenn sie für den last schreibt, kann sie auch meinen Bericht schreiben).
„Bardeleben.“
„Eine von Bardeleben?“
„Nein (Vogelsang vergewisserte sich noch einmal), ohne von, einfach nur Gisela Bardeleben.“
Er besuchte Gisela Bardeleben.
„Haben Sie?“ fragte sie.
„So gut wie.“
„Kein Verlass.“
„Ich fahre zum Essen in die Stadt, und wenn ich wiederkomme, habe ich sie.“
„Sie fahren in die Stadt? Was glauben Sie, wo Sie sind?“
Sie nahm die Brille ab und legte sie wieder auf die Brust. Die Dame sah abgespannt aus, traurig, wütend, müde, eingesperrt. Brosheim wartete darauf, dass sie sagen würde, was ihr durch den Kopf ging. Sie sagte:
„Am Freitagabend haben die allermeisten erfahren, dass sie gehen müssen, die Hälfte sofort, also am Monatsende, die anderen ein halbes Jahr später.“
„Sie aber bleiben?“
„Weil mein Mann in der Ost-CDU ist. Ich bin nur leicht kontaminiert und darf bleiben.“
Brosheim besah seine Fingernägel und strich mit dem Zeigefinger über einen Hautfetzen des Daumens. Sie fuhr fort:
„Der forsche junge Mann aus der Stadt, aus der Riesenstadt Bonn, nicht wahr, inspiziert die Dorfschule.“
„Okay. Sie haben es mir jetzt gesagt. Ich hatte vor, Sie zum Essen einzuladen und bei der Gelegenheit hätten wir die Disketten gekauft.“
„In der Stadt.“
„Am Kudamm, dort gibt es auch Büroartikel.“
„Ich komme heute noch zurecht. Wenn Sie wollen, gehen Sie mit uns in die Kantine des HdM. Dort bringe ich meine letzten Alu-Chips unter, und Sie füttern wir mit durch, einverstanden? In einer viertel Stunde. Wir sind dann sehr früh dran.“
Brosheim nickte ergeben und zog die Tür hinter sich zu. Und plötzlich in der Angst, die Frau könnte sein Nicken nicht als Zustimmung ihres Vorschlags verstanden haben, riss er die Türe auf.
„In einer viertel Stunde wo?“
„In einer viertel Stunde hier.“
Er stand auf dem dämmerigen Flur. Durch das Fensterrechteck im Treppenhaus fiel das Licht auf eine braun lackierte Holzbank, die unter dem Anprall wie ein Halbedelstein leuchtete. Überall sonst hätte er eine Laune der Physik eher vermutet als hier. Er setzte sich auf die Bank, die aus der Nähe betrachtet abgewetzt aussah und in vielen Brauntönen changierte. Sie stammte wahrscheinlich aus einer kaiserlichen Amtsstube. Vier Generationen Arbeitsloser und Bittsteller hatten ihre Ärsche darauf gedrückt. Brosheim probierte ehrfürchtig die Armlehne aus, die sich in einem Abwärtsschwung zu einer Holzspirale zusammenrollte. Sein Ohr war gegen eine halb angelehnte Tür gerichtet. Er hörte in dem Zimmer dahinter eine Frau reden.
„Seit Wochen. Ich bin fertig mit den Nerven. Das geht seit Wochen so, seitdem der Alte nebenan wohnt. Jeden zweiten Tag, du hörst alles durch die Wand. Es ist schrecklich, man kann die Uhr danach stellen. Das macht uns fertig. Wir sollten der Hausverwaltung schreiben. Aber wer ist jetzt die Hausverwaltung? Wir ziehen jedesmal die Decke über uns, und mein Mann beißt in einen Tennisball, wenn er kommt. Soweit sind wir schon.“
„Ihr seid bekloppt. So schlimm soll das mit dem Mithören sein?“
„Ich rede nicht vom Mithören wie die Kollegen von der Mithör-Fakultät, ich rede davon, dass man gar nicht anders kann als hören. Du hörst alles, ob sich jemand die Zähne putzt und das Glas auf die Ablage knallt, ob die Nachbarin ins Klo strullt. Dafür steht sie jede Nacht zweimal auf. Wenn es ihr gerade passt, macht sie ihren Staubsauger an. Jedesmal, wenn die blöde Kuh Liebeskummer hat, alle viertel Jahre, veranstaltet sie Großreinemachen, mitten in der Nacht.“
„Mit dem Vibrator.“
„Quatsch, mit einem richtigen 500-Marks-Staubsauger. Ich sage dir, du machst was durch. Und dann der Alte. Der Mann ist doch krank. Und wir werden krank. Es wird Zeit, dass wir eine andere Wohnung finden.“
„Da kannste lange suchen.“
„Ich bring meine Nachbarn um und dann mich selbst. Ich habe die Schnauze voll. Für heute Schluss.“
„Ich geh mit.“
Brosheim hörte Papiere rascheln, Taschen klappen, das Schlagen einer Schublade und das Schnappen eines Feuerzeugs. Er rutschte schnell zur Mitte der Bank und packte in seine Rocktasche, Geschäftigkeit vortäuschend, als die beiden Frauen auf den Flur traten. Eine zog die Türe zu und verschloss sie. Als sie ihn bemerkten, nickten sie ihm zu. Im Treppenhaus kicherten sie. Brosheim sah auf die Uhr. Er war fünf Minuten über der Zeit. Er kehrte ins Sekretariat zurück.
Sie war noch nicht fertig. Brosheim wartete, ohne ein Wort an sie zu richten. Sie schrieb auf einer alten Schreibmaschine. Er suchte vergeblich einen Computer, für den die Disketten bestimmt wären. Er setzte sich und sah ihr zu.
„Setzen Sie sich nicht, wir sind sofort fertig.“
Brosheim blieb sitzen und sagte:
„Ich setze mich nicht.“
Sie sah kurz auf und prüfte seinen Ausdruck. Dann riss sie das Blatt aus der Maschine, legte es in eine Schublade ihres Schreibtisches, schloss sie ab und stand auf. Sie schlug auf den Rock, um ihn zu glätten.
„Wir gehn zu Fuß. Es lohnt sich nicht mit dem Fahrdienst.“
Sie raffte ihre Tasche, ein Zigarettenetui und eine Akte. Sie legte alles auf die freie Schreibfläche, vor der Brosheim sich niedergelassen hatte, und holte ihren Mantel aus dem Wandschrank. Er stand auf und half ihr hinein. Sie schien es nicht zur Kenntnis zu nehmen, raffte wieder in einer für sie (wie er fand) typischen Weise ihre Tasche, das Etui und die Akte und verließ den Raum, so dass sich Brosheim beeilte, um nicht eingeschlossen zu werden, denn sie hatte den Schlüssel gezückt wie ein Messer, mit dem sie augenblicklich zustechen würde.
„Haben wir es eilig?“
„Ich will raus hier“, antwortete sie nervös. Er fragte nicht nach dem Grund. Erst auf dem Hof, den sie überquerten, um die Abkürzung durch den Hintereingang in die Otto-Grotewohl-Straße zu nehmen, fing sie von sich an, darüber sie sprechen.
„Ich war nie besonders gern hier. Aber jetzt bin ich es auch nicht. Ich weiß nicht, was ich erwartet habe, und ich weiß nicht, ob Sie verstehen, wovon ich rede.“
„Nein.“
„Ich habe nichts gegen Sie. Vielleicht ist Ihre Anwesenheit wichtig. Können Sie mir jetzt beispielsweise erklären, was Sie hier suchen? Sie haben es gar nicht nötig, nicht wahr! Haben Sie irgend jemandem Ihr Kommen gemeldet, von mir gar nicht zu reden? Sie brauchten es nicht! So geht das fast jeden Tag. Leute fliegen ein, machen einen Wirbel, fragen nach Papier und wollen wissen, ob man ihnen was tippt. Ich sage ja nicht, dass es nicht so sein muss. Können Sie mir einen Gefallen tun?“
In der hölzernen Bau-Laube vor den Baustellen der Grotewohlstraße blieb sie stehen. Ihre Frage hatte sich böse angehört, und Brosheim richtete sich darauf ein, stehen gelassen zu werden.
„Sie können mir die Akte tragen, dann weiß ich bestimmt, dass Sie hier zu was taugen.“
Brosheim nahm die Akte und trug sie vor sich her, als wäre sie ein Juwelenkissen.
„Ich bin ganz der Ihre“, sagte er noch. Aber es klang kläglich, und er setzte hinzu:
„Das HdM stammt aus unserer gemeinsamen Vergangenheit.“
Sie mussten an der Ampel warten. Die Kreuzung vor dem ehemaligen Luftfahrtministerium war bläulich verqualmt.
„So alt sind Sie nicht. Und ich übrigens auch nicht“, sagte sie.