Читать книгу Johann Hinrich Wichern - Herold der Barmherzigkeit - Jürgen Ruszkowski - Страница 11
Johann Gerhard Oncken
ОглавлениеOncken hatte bereits 1822 in Hafennähe einen Versuch mit einer solchen Sonntagschule gestartet, die nach englischer Weise „methodistisch“ auf die Kinder einwirkte, d. h. weniger Schule am Alltag war, mehr hingegen andächtiges Hören und fröhliches Singen. Leider brach dieser Versuch einer englischen Sonntagsschule 1830 plötzlich ab.
Dr. Hans Luckey weist darauf hin, dass der Einfluss der Gedanken und Praktiken der britischen und nordamerikanischen Freikirchen auf Rautenberg und Wichern, aber auch auf andere Hamburger ‚erweckte’ einflussreiche Persönlichkeiten nicht zu unterschätzen ist. Rautenberg und später auch Wichern ließen sich durch diese angelsächsischen Vorbilder immer wieder zur Nachahmung ermuntern. Luckey: „Neben der puritanischen Bewegung von Ost nach West müssen wir auch einen Trend in umgekehrter Richtung von West nach Ost sehen. Wir meinen, die Erweckungen, die von Amerika über England, Schottland und Wales auf den europäischen Kontinent übergriffen und bis nach Südrussland unter Mennoniten und Stundisten wirkten.“
Unter allen Hamburger Pastoren hatte sich Rautenberg als erster angesichts der erschreckenden Verwilderung unter dem großstädtischen Proletariat zu einer wirklich sozialen Tat aufgerafft.
Im Januar 1825 wurde sie mit 30 Jungen und 30 Mädchen feierlich eröffnet. Nach vier Jahren waren es 123 Knaben und 157 Mädchen, die in kleinen Klassen von 10 Gehilfen und 12 Gehilfinnen unter Leitung eines Oberlehrers sonntäglich von ein bis drei Uhr unterrichtet wurden. Als Ziel setzte sich die Sonntagsschule, „an den Kindern das zu tun, was die Väter und Mütter derselben versäumt haben. Sie sollen aus ihr mitbringen fertiges Lesen, die fünf Hauptstücke des Kleinen Katechismus und manch schöne Bibelsprüche und Liedverse im Gedächtnis, auch wohl schon im Herzen“. Hier liegen die Anfänge unseres heutigen Kindergottesdienstes. Eine große Zahl der Kinder und Jugendlichen konnten jedoch weder lesen noch schreiben, mussten also erst Deutschunterricht empfangen, wenn sie die Bibel und die Sonntagslektion mit Gewinn zur Kenntnis nehmen sollten. Die Schule am Sonntag reichte dazu nicht aus. Man versuchte, die jungen Menschen auch am Wochentag zu fördern, stieß aber dann auf den Widerstand der Eltern, die an ihren Kindern Verdienst oder Hilfe haben mussten oder wollten. Dass aber bedeutete, dass an die Helfer und Helferinnen der Schule am Sonntag und am Wochentag auch geistig und pädagogisch weit höhere Anforderungen gestellt wurden als in einer schönen Stunde, wo man den Kindern nur vom ‚lieben Heiland’ erzählte. Der erste Oberlehrer der St. Georger Sonntagsschule war denn auch Lehrer von Beruf.