Читать книгу Ein seltsames Volk - Die Knautschi-Bautschis - Jürgen Thal - Страница 13

Es gab auch einen Knautschi-Bautschi, der war Hippie. Seine gesammelte Haartracht war noch gewaltiger als die der anderen. Jeder zweite Satz war: Ich glaube, ich bin Retro. Ich glaube, ich bin Retro. Tatsächlich war er auch Retro. Um Geld zu verdienen, sammelte er im nahe gelegenen Dorf alte, versilberte Gabeln. Die bearbeitete er mit einem Hammer und bog sie so zurecht, dass sie als Schmuck dienen konnten. Fremde kauften dem Retro die Schmuckgabeln ab und schmückten sich mit ihnen.

Oft stellte er sich an Stellen, an denen sich Waldwege kreuzten und streckte seine Hand mit gebogenem Daumen heraus und wollte von anderen Knautschi-Bautschis mitgenommen werden. Allerdings fanden die anderen dieses Benehmen seltsam und ignorierten ihn.

Dann kam er auf die Idee, sich einen großen Kasten zu bauen, den er mit Schichten von Schafwolle und Holzspänen ausfütterte. Außen nagelte er eine Metallplatte auf. Bald sah der Kasten wie ein großer Akkumulator aus.

Er kroch oftmals hinein und hatte lustige Gedanken in der Kiste, bis es ihm reichte. Einige andere Knautschi-Bautschis krochen manchmal in seinen Kasten, wenn sie von Migräne gequält wurden. Stunden später war die Migräne verflogen.

Da es gut funktionierte, auch gegen andere Krankheiten, stellten sie solche Kästen an vielen Stellen des Waldes auf.¹

¹Orgon-Akkumulator nach Wilhelm Reich (1897-1957) österreichischer Psychoanalytiker, Gründer der Orgonforschung