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1. Leben im Ungewissen Zu den Kontexten heutiger Seelsorgepraxis

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In der Seelsorge begegnet uns der Mensch als Einzelner mit seinen Fragen und Konflikten, mit seinen körperlichen, seelischen und geistlichen Leiden. Die Probleme, die in der Seelsorge zur Sprache kommen, können aktuell veranlasst und/oder lebensgeschichtlich verankert sein. Sie dürften in aller Regel auch ein Reflex auf die mikro- und makrosozialen Gegebenheiten sein, in denen sich das Individuum befindet. Die „Befindlichkeit“ des Einzelnen hat immer auch einen Außenaspekt. Seelsorgliche Arbeit muss darum verbunden sein mit wacher Aufmerksamkeit für die Verhältnisse, in denen das Individuum lebt. Anders als in der konkreten Situation einer seelsorglichen Begegnung, in der die primäre Aufmerksamkeit dem Individuum gilt, ist es in der Seelsorgelehre wenn auch nicht üblich, so doch sinnvoll, zunächst den Blick auf die Welt des Einzelnen zu richten, ehe der Einzelne in seiner Welt wahrgenommen wird. Das ist im Rahmen einer kurzen Einführung nicht einfach zu leisten – zumal wir von Welt- und Gesellschaftsdeutungen unterschiedlichster Provenienz geradezu überschwemmt werden. Die Flut soziologischer und sozialphilosophischer Deutungsliteratur weist ja offensichtlich auf eine erhöhte Deutungsbedürftigkeit des gesellschaftlichen Seins und Lebens in der Gegenwart hin. Die ambivalenten Welterfahrungen der Individuen in der Moderne und mit der Moderne rufen mehr denn je das Verlangen hervor, Zusammenhänge und Ursachen zu erkennen. Für die Seelsorgelehre sollen hier wichtige Einsichten und Klärungsversuche soziologischer und religionssoziologischer Natur festgehalten werden. Das kann nicht umfassend und systematisch geschehen, sondern nur entlang der eigenen Wahrnehmungen und im Hinblick auf eine mögliche Relevanz für die seelsorgliche Arbeit.

Seelsorgelehre

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