Читать книгу Zerrissen - Das Böse in mir - J.S. Ranket - Страница 11
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ОглавлениеNachdem wir relativ schnell festgestellt hatten, dass Jennas Smartphone ausgeschaltet war, mobilisierten wir unsere Verbindungen und überprüften den ganzen Campus. Einschließlich der Orte, an der sie sich möglicherweise aufhalten könnte. Aber sie blieb weiterhin wie vom Erdboden verschluckt.
Ich klammerte mich währenddessen an die Vorstellung, dass das nur ein dämlicher Traum gewesen war und ich absolut nichts mit ihrem Verschwinden zu tun hatte. Alles andere lag weit außerhalb dessen, was ich auch nur annähernd in Erwägung ziehen würde. Trotzdem blieb ein mulmiges Gefühl zurück.
„Ich rufe Jennas Eltern an“, stellte Kalyn schließlich am Abend mit Bestimmtheit fest.
Wir hatten uns bei den Gammas getroffen und hielten Kriegsrat. Aber die Stimmung war das genaue Gegenteil der wilden Party vom Vorabend. Zwar waren die Spuren vom Reinigungspersonal vollständig beseitigt worden, aber wir hatten immer noch das Gefühl, in der Unterwelt zu sitzen. Daran änderte sich auch nichts, als Audrey eine Runde Scotch verteilte.
„Ist das nicht ein wenig voreilig?“, gab Riley zu bedenken. „Ich meine, vielleicht war das ja nur ein bisschen zu viel für Jenna und sie ist einfach nur mal ein paar Tage abgetaucht. Sie ist schließlich volljährig und kann im Prinzip tun und lassen was sie will.“
„Das sieht ihr aber gar nicht ähnlich“, warf Audrey ein, nachdem sie an ihrem Whisky genippt hatte. „Und ich finde, Kalyn hat recht.“
„Genau“, stimmte ich Audrey zu. „Außerdem wäre es doch auch möglich, dass sie irgendwann in der Nacht aufgewacht ist und in ihrem alkoholvernebelten Gehirn unsere kleine Prüfung als so demütigend empfand, dass sie sich etwas angetan hat.“
„Ehrlich gesagt, sah das gestern nicht so aus“, wiegelte Riley ab. „Kurz bevor du das Stückchen zwischen ihren Oberschenkeln endlich gefunden hattest, dachte ich, sie kommt gleich.“
„Du bist ein Arschloch!“ Kalyn bedachte Riley mit einem vernichtenden Blick. Dann zog sie ihr Smartphone aus der Tasche und schaute sich fragend um. „Hat jemand was dagegen?“
Kurz vor Mitternacht stürmte Steven Faulkner in das Foyer von Gamma Phi Alpha. Jennas Vater war ein aristokratisch wirkender Typ mit grauen Schläfen und einem Raubvogelgesicht. Er leitete den Stab des texanischen Gouverneurs und hatte als solcher den Learjet seines Bosses kurzerhand gekapert. Trotz der dramatischen Umstände seines unfreiwilligen Auftauchens verhielt er sich äußerst professionell. Eben ganz wie ein Politiker.
Der Scotch war inzwischen frisch gebrühtem Kaffee und Sandwiches gewichen, die von allen gern angenommen wurden. Schließlich hatten wir während des ganzen Tages noch nichts Vernünftiges gegessen. Selbst Faulkner, der Kalyns Bericht aufmerksam verfolgte, griff zu.
„Ihnen ist sicher klar, dass ich die Behörden einschalten muss“, stellte er schließlich fest.
„Absolut“, bestätigte ich. „Das hätten wir auch fast selbst getan“, aber dann hätten wir den offiziellen Weg wählen müssen und wir wussten nicht, ob Sie damit einverstanden wären.“ „Die Umstände von Jennas Verschwinden erfordern bestimmt ein gewisses Maß an Diskretion“, fügte ich hinzu.
Faulkner warf mir einen anerkennenden Blick zu. Trotzdem hatte ich das Gefühl, mich irgendwie entschuldigen zu müssen.
„Es tut mir echt leid, Sir …“, begann ich mit hochrotem Kopf.
„Wenn ich mir überlege, dass Sie mit den Zähnen rohe Leber zwischen den Beinen meiner Tochter hervorgezogen haben, dann würde ich Ihnen am liebsten eine reinhauen“, unterbrach mich Faulkner. „Aber im Prinzip trifft Sie keine Schuld, Mister Bergmann.“
Ich atmete erleichtert auf. Einen amerikanischer Politiker zum Feind zu haben, hatte mir gerade noch gefehlt.
„Die zwei“, er deutete mit dem Kopf auf Kalyn und Riley, „sind die eigentlichen Idioten.“
Während mein Freund betreten seine Schuhspitzen hypnotisierte, wollte Kalyn zu einer energischen Erwiderung ansetzen.
„Sie hat vorgeschlagen, Sie anzurufen, Sir“, kam ich ihr zu Hilfe, „und Riley hat zusätzlich das ganze Footballteam mobil gemacht.“ „Unter strengster Vertraulichkeit, versteht sich.“
„Wie auch immer“, beendete Faulkner nach kurzem Nachdenken schließlich das Gespräch. „Wenigstens haben Sie sich in dieser Beziehung wie Erwachsene verhalten. Und jetzt entschuldigen Sie mich, ich muss ihren Rektor aus dem Bett klingeln.“