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-Sebastian- 30.04.2016, Samstag
ОглавлениеDer Teilnehmer ist vorübergehend nicht erreichbar. „Erreichbar am Arsch!“, ruft Sebastian in sein Smartphone. Er versteht es nicht. Hat er Ralf irgendetwas getan? Zornig schlägt er mit der Faust auf den Tisch, sodass sein Glas vibriert. Von wegen bester Freund! Nicht nur, dass er sich nicht von selbst meldet und Sebastian nach seinem Wohlbefinden fragt, nein, er hält es anscheinend auch nicht für nötig, an sein gottverdammtes Telefon zu gehen… heute sowie gestern.
Sebastian spürt ein Prickeln in seiner Nase. So wie früher, als er und Kim zu schnell von einer kalten Cola getrunken hatten und bei ihm die Hälfte des Getränks wieder durch die Nase retour kam. Seine Schwester hatte das besser drauf. Wenn sie gierig etwas mit Kohlensäure trank, rülpste sie danach zwar wie ein Elch, dennoch schoss bei ihr kein Springbrunnen aus diversen Körperöffnungen heraus. Deshalb verlor Sebastian bei jedem Wetttrinken, denn bei ihm kam die Cola schon wieder aus der Nase, da war noch nicht einmal sein Glas leer. Daraufhin triumphierte Kim immer lachend und das hieß, dass ihr Bruder ihr ein weiteres Mal die Schuhe putzen musste.
Während er so an ihre verrückten Spielchen aus der Kindheit denkt und sich fragt, warum seine kleine Schwester noch immer kein Wort mit ihm gesprochen hat, bemerkt Sebastian, dass seine Oberlippe warm und feucht wird. Als er sie berührt und das Blut erblickt, spürt er ein Brennen in der Nase. „Was zum…“ Er hält sich beide Hände vor das Gesicht, das trägt aber nicht dazu bei, den plötzlich aufkommenden Schmerz zu dämpfen.
Das ist nicht das erste Mal, dass er Nasenbluten hat, aber das ist eindeutig nicht normal.
Er betritt Kims Zimmer, ohne anzuklopfen. Während er sich ein Taschentuch unter die Nase hält, fragt er sie: „Ich muss mal kurz in die Apotheke, kommst du klar?“
Ihr Gesicht zeigt keine Regung.
„Na schön“, sagt ihr Bruder. „Ich bin dann mal weg.“
Er überlegt, ob er mit dem Auto fahren soll, aber falls sich sein Zustand noch verschlechtert, wäre das nicht so klug. Also beschließt er, zu Fuß zu gehen, er wird ja wohl nicht verbluten.