Читать книгу Reich mir den Apfel, Eva! - Julianne Becker - Страница 14

Das Malheur war passiert

Оглавление

Den Evas dieser Welt wird nachgesagt, dass sie zu neugierig sind und gerne verführen. Auf diesem Vorwurf basiert bis heute noch vielerorts die Unterdrückung der Frauen und Kinder. Mit der Erbsünde der Eva (den Apfel zu essen und auch noch den Adam damit zu verführen) wird die Wertlosigkeit der Frau in patriarchalen Strukturen und Weltreligionen bis heute rechtfertigt. Aha. Also wusste selbst GOTT, dass die Männer das eigentlich schwache, verführbare Geschlecht waren!

Nun, ich bin eine Frau. Und schon als ich die Geschichte vom Garten Eden das erste Mal in der Bibel las, damals im Konfirmandenunterricht, war mein erster Impuls: Schade, dass die beiden von Gott gestört worden waren. Und was wäre eigentlich passiert, wenn die beiden überhaupt nicht erwischt worden wären und sie hätten sich auch noch über die Früchte des anderen Baumes hermachen können? Wären sie dann unsterblich geworden?

Ich sah einfach keinen Sinn in ihrem Gehorsam! Und geplant war das mit der Weckung unseres Verstandes ja offenbar nicht, den ersten Apfel hätten sie ja auch schon nicht essen sollen. GOTT der HERR wollte nicht, dass sich unser Verstand zu entwickeln beginnt. Doch nun war das Malheur passiert, und die Menschen begannen, ihren Verstand zu benutzen. Wir sollten das nicht, das war nicht so geplant und die Schlange ist schuld! Unsere Ahnen sollten eigentlich die unbewussten Gärtner dieses GOTTES bleiben. Und sie hätten ewig im Garten Eden bleiben können!

Was machen wir jetzt daraus? Die Menschen wurden neugierig und klug, weil sie von dieser Frucht im Garten Eden gegessen hatten. Sie begannen sich zu entwickeln. Aber bitteschön, dann sollten sie wenigstens wieder bei Null anfangen müssen, GOTT wollte sie nun nicht mehr weiter versorgen.

Heute finden wir unseren Wissensdurst und unsere Neugier ganz menschlich. Wer wären wir ohne diese Eigenschaften? Menschen sind doch keine kleinen Spielzeuge oder hörige Marionetten eines absolut herrschenden GOTTES oder seiner Vertreter auf Erden! Das passt niemals zu meinem Wissen und Fühlen dieser allumfassenden, liebenden Quelle, also zu meinem Verständnis von Gott! Tief in mir drin weiß ich, dass diese Quelle ausschließlich unser Gedeihen im Sinn hat. Die wäre niemals so mit uns Menschen umgegangen! Nein, nein, ganz gewiss nicht. Das ganze menschliche Naturell lehnt sich doch auf gegen jegliche Fremdbestimmung.

Geschichte wird immer vom Sieger geschrieben, das ist beim Garten Eden nicht anders. Dieser GOTT siegte. Und er entschied, wie uns diese Geschichte überliefert werden sollte. Ich glaube dennoch, dass selbst die verdrehtesten Überlieferungen im Kern eine wahre Geschichte enthalten. Was ist also die wahre Geschichte dahinter? Und: Dass es zwar noch einen zweiten verbotenen Baum gab im Garten Eden, wir aber die Chance damals verpasst haben und dafür auch noch verteufelt und aus dem Garten geworfen wurden, muss ja nicht bedeuten, dass sich das nicht nachholen ließe!

Reich mir den Apfel, Eva!

Подняться наверх