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Vorwort

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Ich bin weder Historikerin noch in irgendeiner anderen Form qualifiziert, über einen Bibeltext zu schreiben. Ich kam ganz anders dazu: Seit mehr als einem Dutzend Jahren filze ich Schlangen und Drachen, und so verrückt das auch klingen mag, sie haben von Anfang an mit mir geredet!

Sie schickten mich auf eine kreative innere und äußere Reise, die mich einerseits in unsere menschliche Psyche und andererseits in unsere prähistorische Geschichte eintauchen ließ und mich dabei mit der Rolle vertraut machte, die sie selbst darin spielten. Meine innere Reise inspirierte mich zu dem Buch ‚Mein Drache frisst gern Pizza‘, dem literarischen Gegenstück zu diesem Buch, das sich mit dem inneren Drachen befasst, wie man ihn wecken kann und warum man ihn überhaupt wecken sollte.

In diesem Buch geht es um die Rolle, die Drachen und Schlangen in unserer Geschichte gespielt haben. In unseren Gesprächen erzählten sie mir nicht nur ihre Geschichte, sie behaupteten auch Dinge, die ich noch in keinem anderen Buch gefunden hatte und die so unerhört schienen, dass ich Jahre gebraucht habe, um sie zu verdauen und mich damit in die Öffentlichkeit zu wagen.

Natürlich konnte ich diese Gespräche anfangs nicht ernst nehmen: Das war doch auch zu verrückt, dass ich innerlich mit meinen eigenen Filztieren redete! Es belustigte mich andererseits, und dort, wo es mich beunruhigte, verdrängte ich es einfach. Die Informationen sickerten auch immer nur häppchenweise in mein Bewusstsein. Erst allmählich und über die Jahre hinweg formte sich ein klares Gesamtbild, das plötzlich Sinn machte und neues Licht auf alte Überlieferungen und auf unsere ganze Geschichte warf.

Ich selbst halte mittlerweile Drachen und Schlangen für austauschbar, sie scheinen ein- und dasselbe Phänomen zu benennen und ein Wesen zu beschreiben, das keinem anderen auf der Erde glich, aber doch irgendwie an ein Reptil erinnerte. Menschliche Kulturen weltweit erzählten von solchen Geschöpfen, angefangen bei Quetzalcoatl in Mittelamerika bis hin zum Lindwurm der Nibelungen: Da gab es ein sprechendes, intelligentes Wesen, das sah irgendwie aus wie eine geflügelte Schlange oder zumindest wie eine Echse. Die Chinesen beschreiben die äußerlichen Merkmale eines Drachen sogar als eine Mischung aus ganz vielen Tieren. Mit einem Bauch aus Schlangenhaut.

In der christlichen Überlieferung, in der ansonsten Drachen unbedingt zu töten waren, spielte eine Schlange bei der Vertreibung aus dem Paradies eine herausragende Rolle: Die Schlange im Garten Eden verführte Eva dazu, einen Apfel vom Baum der Erkenntnis zu essen. So landete ich in den Gesprächen mit meinen Drachen schließlich auch bei der Schlange im Garten Eden.

Mein roter Drache sah mir beim Schreiben immer aufmerksam und beratend über die Schulter und manchmal kam ich mich selbst vor wie diese Eva. Ich bin ja auch eine Frau, neugierig und angeblich leicht verführbar. Und so fragte ich mich: Was verbirgt sich hinter dieser Schlange? Und was wäre eigentlich gewesen, hätten Adam und Eva auch noch die Frucht vom zweiten Baum gegessen?

Wenn du fest verwurzelt in deinem Glauben stehst und dein heiliges Buch wortwörtlich auslegst, solltest du mein Buch besser nicht lesen. Dann warte lieber in Ruhe auf dein Jüngstes Gericht und mache um mich und meine Drachen einen großen Bogen. Es könnte sonst deine ganze Weltsicht auf den Kopf stellen.

Reich mir den Apfel, Eva!

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