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8. Kapitel

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„Ehrlich Ryan, alter Knabe, ich frage mich ernsthaft, wie du es in der Abgeschiedenheit und in Gesellschaft dieser merkwürdigen Schar auch nur eine Woche aushältst“, neckte Rohan ihn und ließ sich in der Bibliothek auf ein Sofa sinken.

„So schlimm scheint es hier nicht zu sein“, entgegnete der Angesprochene, „denn du besuchst mich in regelmäßigen Abständen.“

„Was an dir liegt und nicht an dem schrecklichen Gemäuer und deinen Freunden.“

Ryan lächelte und deutete auf eine Kredenz.

„Darf ich dir einen Whisky anbieten?“

„Da sag ich nicht nein.“

Ryan schenkte zwei Gläser voll und reichte eines seinem Cousin, der auch sein Freund seit Kindheitstagen war. Sie prosteten einander zu und nippten daran.

„Also, was führt dich zu mir?“, wollte Ryan nach einer Weile wissen, in der sich das Schweigen immer mehr in die Länge gezogen hatte.

Er musste kein Hellseher sein, um zu erkennen, dass Rohan etwas belastete.

„Ich muss beichten.“

„Schau einer an“, stellte Ryan fest. „Ist der gute Rohan vom Weg abgekommen? Lass mich raten, was es diesmal war ... Du hast eine Sonntagsmesse verpasst?“

Da Rohan schwieg und düster in sein Glas starrte, fuhr er fort: „Mein Lieber, ich kann dich beruhigen: Das ist kein Grund, einen solch weiten Weg auf sich zu nehmen.“

„So weit ist er nicht“, brummte der Beichtwillige. „Aber nein, diesmal ist es wirklich ernst.“

Überrascht runzelte Ryan die Stirn. Von gravierenden Sünden hielt sich sein Freund, seit er ihn kannte (und das war immerhin sein ganzes Leben lang), fern. Beunruhigt musterte er sein Gegenüber.

„So sprich! Was bedrückt dich?“

„Ich habe mit einer Frau geschlafen ... schon vor Monaten.“

Ryan verschluckte sich an seinem Drink und hustete, dabei klopfte er sich mit einer Faust auf die Brust. Als er wieder Luft bekam, stellte er das Glas ab und musterte seinen Gast ungläubig.

„Du scherzt“, winkte er ab. „Das hast du nicht. Das handelt all deinen Grundsätzen zuwider.“

„Sie hat mich gewissermaßen dazu gezwungen.“

„Sie hat was?“ Ryan war kurz davor aufzulachen. Der Koloss vor ihm behauptete, von einer Frau zum Beischlaf gezwungen worden zu sein? Das wurde ja immer besser! „War es Medusa oder eine der Sirenen von Loch Ness? Dich zwingen, Rohan! Hör auf, mich zum Narren zu halten!“

Doch Rohan lachte nicht, fuhr sich mit einer Hand durchs Haar und wirkte zutiefst bekümmert.

„Die Sache liegt mir schwer im Magen und ich möchte sie vergessen. Deswegen dachte ich mir, eine Beichte wäre dabei hilfreich.“

„Viel hilfreicher wäre es, der Pflicht nachzukommen, die sich aus einem solchen Verhalten ergibt“, erinnerte ihn sein Freund, noch immer nicht überzeugt von der Geschichte seines Gegenübers.

„Ich kann sie nicht heiraten. Sie ist eine Hure.“

Ryan rang erneut nach Luft, dann begann er wieder zu lachen. Was war nur in Rohan gefahren? Wie konnte er auch nur eine Sekunde lang annehmen, dass er ihm diese hanebüchene Geschichte glaubte?

„Zum Kuckuck, mein Freund! Du würdest niemals mit einer Hure schlafen. Niemals! Ich glaube dir kein Wort! Und sollte es stimmen: Willst du damit behaupten, du hättest deine Unschuld an eine Hure verloren?“

Rohan beugte sich vor und versteckte sein Gesicht hinter einer Hand, indem er sich mit seinem Arm am Knie abstützte.

„Ich schäme mich ins Bodenlose“, bekannte er. „Ich bin wie mein Vater.“

„Bist du nicht“, erklärte Ryan fest, der endlich begriff, dass es seinem Gegenüber ernst war. „Du bist ganz anders als er!“

Rohan konnte nicht länger sitzen bleiben und erhob sich, trat ans Fenster. Obwohl er Bella aus vollstem Herzen verabscheute, konnte er ihre Tränen nicht vergessen. Ihre intime Zusammenkunft hatte sich derart surreal gestaltet, dass er niemals angenommen hätte, etwas dergleichen könnte ihm widerfahren. Wieso sollte eine Hure weinen, wenn ein Mann sie bestieg? Das war vollkommen abwegig! Und doch waren ihre Tränen echt gewesen. Seit Monaten drehten sich seine Gedanken im Kreis, ohne dass er auf einen grünen Zweig kam.

Unterhalb des Fensters war ein Feld angelegt worden. Naturgemäß wuchs um diese Jahreszeit nichts. Jetzt war die Phase, um den Boden für die Aussaat vorzubereiten. Als hätte jemand seine Gedanken erraten, trat eine Frau in sein Blickfeld. Sie schleppte eine Gießkanne und kehrte ihm den Rücken zu. Ihre Haare schimmerten golden in der blassen Frühlingssonne. Rohans Herz stockte. Was machte Bella ausgerechnet hier? Hatte er ihr nicht befohlen, den anderen Weg zu nehmen?

„... keine weitere Möglichkeit, als Buße zu tun. Was meinst du?“

Sie goss die Erde und drehte sich, um erneut Wasser zu holen. Der Anblick ihres gewölbten Bauches traf ihn wie eine Faust in die Eingeweide.

„Rohan?“

„Das ist sie“, ächzte er.

„Was?“

„Das da unten ... das ist sie. Bella.“

„Du musst dich irren, sie hat sich mir als Summer vorgestellt.“

Aber Rohan blieb fest.

„Das ist Bella und sie trägt ein Kind unter ihrem Herzen.“

„Dein Kind?“

„Natürlich wird sie das behaupten. Sie wäre blöd, wenn nicht.“

„Dann lass sie uns fragen.“

„Bist du von allen guten Geistern verlassen?“

Rohan wandte sich vom Fenster ab und hieb mit der Faust gegen die Wand.

„Wenn es dein Kind ist, schuldest du ihm deinen Namen und deinen Schutz.“

„Bella ist eine Hure! Und es ist nicht mein Kind“, schrie er, hastete zum Tisch und stürzte den Drink hinunter. „Nicht einmal Gott verlangt, dass ich sie heirate.“

Ryan schwenkte sein Glas und starrte in die bernsteinfarbene Flüssigkeit, als offenbarte sie ihm eine Antwort.

„Denke darüber nach! Überlege, ob du damit leben kannst, ein Kind zu haben, ohne zu wissen, wie es ihm ergeht.“

„Dann werde ich es ihr eben wegnehmen.“

„Das werde ich verhindern.“

Die Männer maßen einander mehrere Sekunden lang.

„Ich finde, wir sollten sie fragen“, wiederholte Ryan seinen Vorschlag und Rohan löste den Blickkontakt.

„Gut. Aber ich will nicht, dass sie mich sieht.“

„Setz dich dort drüben neben das Regal. Sie wird dich nicht bemerken.“

Ryan erhob sich, trat zum Fenster und öffnete es, während sich Rohan in den Hintergrund zurückzog.

„Summer?“

Die junge Frau zuckte ertappt zusammen und fuhr herum. Als sie den Kopf hob, beschattete sie die Augen.

„Ja, Mr MacDougall?“ Sie weigerte sich nach wie vor, ihn mit dem Vornamen anzusprechen, obwohl er es ihr mehrmals angeboten hatte.

„Bitte komm kurz zu mir in die Bibliothek. Ich muss mit dir reden.“

Das Lächeln verschwand aus ihrem Gesicht und er konnte ihr Unbehagen auch aus der Entfernung deutlich erkennen.

„Selbstverständlich! Ich bin gleich bei Ihnen.“

Sie stellte die Gießkanne ab und eilte ins Haus. Ryan schloss das Fenster und wandte sich um. Er wechselte einen ernsten Blick mit seinem Freund, der mit dem Schatten einer der dunklen Ecken verschmolzen war. Ein leises Klopfen an der Tür ließ Rohan den Atem anhalten.

„Komm herein!“

Summer trat ein, setzte zögernd einen Fuß vor den anderen. Dabei hielt sie die Arme vor dem Bauch verschränkt, als wollte sie ihn verbergen. Ryan schenkte ihr ein freundliches Lächeln.

„Ich muss mit dir über dein Kind sprechen“, sagte er unumwunden und sie sank in sich zusammen.

„Wer hat es Ihnen verraten?“, flüsterte sie verzweifelt.

„Summer, ich bin nicht blind. Dass du schwanger bist, ist mir schon vor zwei Monaten aufgefallen.“

Sie hob die Hände vors Gesicht und er befürchtete, dass sie zu weinen begann.

„Kein Grund zur Sorge“, beschwichtigte Ryan sie schnell, der tiefes Mitleid für sie empfand. „Verrate mir, wer der Vater ist.“

Sekundenlang bewegte sie sich nicht, dann ließ sie die Arme sinken und blickte ihn ungläubig an.

„Wie bitte?“

„Wie lautet der Name des Vaters?“

Ihr Gesicht verschloss sich und sie kaute auf ihrer Lippe.

„Das ... das weiß ich doch nicht“, stammelte sie.

„Du weißt es nicht?“

„Nein, ich kann es Ihnen nicht sagen. Ich kenne die Namen meiner Freier nicht.“

Ryan konnte ihr von der Nasenspitze ablesen, dass sie log.

„Es fällt mir schwer, das zu glauben.“

„Aber er ist doch unwichtig! Was tut es schon zur Sache, wer er ist? Ich werde ihn nie wieder sehen!“

„Verrate mir seinen Namen!“, forderte Ryan streng.

Er wollte sie nicht einschüchtern, ihr aber trotzdem begreiflich machen, dass es ihm ernst war.

„Niemals“, rief sie aus. „Ich muss das nicht tun! Bitte, Mr MacDougall, verlangen Sie das nicht von mir!“

„Weshalb kannst du seinen Namen nicht nennen?“, fragte er sanft und voller Mitgefühl.

Summer hielt seinem Blick mit flehendem Ausdruck stand.

„Weil ich ...“, sie brach ab, da heftiges Schluchzen ihren Körper erschütterte, „... ihn niemals wiedersehen will! Wenn ich seinen Namen sagte, müsste ich mich an ihn erinnern.“

Ryan zog die Augenbrauen zusammen. Diese Antwort gefiel ihm ganz und gar nicht. Was war zwischen den beiden nur vorgefallen? Offensichtlich hatte sie fürchterliche Angst vor Rohan. Ausgerechnet vor dem Mann, der weithin als der Beschützer des weiblichen Geschlechts galt. Gut, sie war eine Hure. Möglicherweise hatte dieser Umstand eine dunkle Seite in seinem Freund geweckt.

„Könnte es sein, dass der Name des Vaters Rohan MacDougall lautet?“, forschte Ryan weiter und Summer machte einen Satz von ihm fort, wobei sie sichtlich erblasste.

„Woher ...?“, stammelte sie und ballte die Hände, kämpfte um ihre Fassung.

Panik verzehrte ihre Gesichtszüge.

„Nein“, bekräftigte sie nach einer Weile und schüttelte den Kopf. „Ich habe nie von diesem Mann gehört. Wer soll das sein? Auf keinen Fall ist er der Vater meines ...“

„Es ist mein Kind“, unterbrach Rohan ihre Beteuerungen, erhob sich und trat weiter in den Raum hinein.

Summer wirbelte herum und verlor all ihre Gesichtsfarbe. Als sie ihn nur wenige Meter entfernt stehen sah, explodierte unübersehbar die Angst in ihr. Man konnte ihr deutlich ansehen, dass ihr schlimmster Albtraum Wirklichkeit geworden war, weil Rohan sie gefunden hatte.

„Nein!“, schrie sie aus der Tiefe ihres Inneren. „Verschwindet! Es ist nicht Euer Kind!“

Ihre Augen flogen zur Tür, doch Rohan stellte sich davor, um ihr die Flucht zu vereiteln.

„Bella, ich bin nicht dumm. Ich kann rechnen. Du trägst mein Kind unter deinem Herzen.“

Schutzsuchend stürmte sie zu Ryan und ging hinter ihm in Deckung. Dieser hob, von den Ereignissen überrascht, eine Augenbraue und musterte seinen Freund. Der hatte sein Gesicht grimmig verzogen und starrte ihn auffordernd an, als erwartete er, dass Ryan zur Seite trat. Doch der Priester bewegte sich nicht. Summers leises Schluchzen schnitt ihm ins Herz.

„Ich werde sie heiraten, verdammt, ich werde dieses Miststück heiraten!“

„Rohan, ich bitte dich! So darfst du sie nicht nennen!“

„Ist es dir lieber, dass ich Hure zu ihr sage?“

„Definitiv nicht. Sie hat einen schönen Namen. Nenne sie Summer!“

„Nein, das dürft Ihr nicht! Wagt es ja nicht, mich so anzusprechen“, schrie die junge Frau hinter Ryans Rücken, der ratlos die Stirn runzelte. „Er soll mich weiterhin Hure rufen, so wie immer!“

Kurz war es still, als wöge jeder den nächsten Schritt ab.

„Gut. Ich werde Summer heiraten“, seufzte Rohan ergeben und machte eine resignierte Geste mit den Händen.

„Nein, das werdet Ihr nicht! Ich weigere mich!“

„Wie du willst. Dann werde ich dich mit mir nehmen, bis das Kind geboren ist. Danach bist du frei zu gehen, wohin es dich zieht. Aber mein eigen Fleisch und Blut bleibt bei mir! In meiner Obhut.“

„Nein“, kreischte sie und sprang hinter Ryan hervor und direkt auf MacDougall zu.

Überrascht taumelte der, als sie ihn mit ihren kleinen Händen am Kragen packte. Um das zu vollbringen, musste sie sich auf die Zehenspitzen stellen. In einer anderen Situation hätte er darüber gelacht.

„Ihr werdet mir nicht auch noch mein Kind wegnehmen! Das lasse ich nicht zu! Ich will hier in Glenloan bleiben. Das ist jetzt mein Zuhause. Mein Kind wird hier aufwachsen.“

Rohan löste ihre Finger von seinem Kragen und drängte sie zurück, hielt sie auf Abstand.

„Du hast zwei Möglichkeiten. Beide habe ich dir genannt. Also entscheide dich!“

Summer blickte panisch zu Ryan, der die ganze Szene mit erschüttertem Gesichtsausdruck beobachtete.

„Bitte, Mr MacDougall, sagen Sie ihm, dass er mich nicht dazu zwingen kann, mit ihm zu gehen! Dass er mir mein Kind nicht wegnehmen darf!“

Tränen schimmerten in ihren Augen. Ryan hätte nichts lieber getan, als sie zu trösten und zu beruhigen. Doch er vermochte es nicht.

„Es tut mir aufrichtig leid, aber das kann ich nicht.“

Jeglicher Kampfgeist fiel in ihr zusammen. Sie hatte geahnt, dass irgendwann der Tag kommen würde, an dem Mr MacDougall sich ebenfalls gegen sie stellte. Der Schmerz des Verrats traf sie aus dem Hinterhalt. Er war bereit, sie diesem schrecklichen Mann, der sie aus vollstem Herzen verachtete, ohne zu zögern zu überlassen.

„Kannst du uns sofort trauen?“, fragte der verhasste Mann und Summer hielt unwillkürlich die Luft an. Nein! Nicht jetzt! Nein, bitte, bitte, bitte nicht!

Flehentlich faltete sie in einer bittenden Geste die Hände vor der Brust und beobachtete, wie Mr MacDougall tief durchatmete. Er würde nicht ...

„Ja, nach schottischem Recht.“

Summer schloss die Augen.

„Das genügt.“

Schwindel erfasste die junge Frau und sie taumelte. Nein! Nein! Nicht diesen Mann! Nicht ihn! Nicht diesen Mann!

Er war erbarmungslos. Ohne Mitgefühl und voller Hass. Es konnte einfach nicht wahr sein! Womit hatte sie das verdient? Sie war so glücklich an diesem Ort und nun war alles vorbei.

„Bringen wir es hinter uns!“

Sie hasste MacDougalls Befehlston. Seine Stimme. Seine Worte. Seine Blicke. Die Berührung seiner Hände.

„Meinst du nicht, du solltest Summer etwas Zeit lassen, um sich an diesen Gedanken zu gewöhnen?“, versuchte Ryan seinen Freund zu beruhigen.

„Nein. Traue uns sofort! Dann dürfte sogar sie verstehen, dass sie mein Eigentum und eine Flucht unmöglich ist.“

Summer öffnete die Augen und drehte ihr Antlitz zu Ryan. Sie hatte das Gefühl, dass ihre Verzweiflung ihn schwer erschütterte. Auch wenn sie sich das vielleicht nur einbildete, er wirkte zutiefst bekümmert.

„Bitte, tun Sie das nicht, Mr MacDougall. Es ist ein schwerer Fehler!“

Ein letzter Versuch. Eine letzte Hoffnung. Mr MacDougall schüttelte unmerklich den Kopf und Summer sah ein, dass sie verloren hatte.

„Sei endlich still“, knurrte Rohan, den diese Angelegenheit unübersehbar an seine Grenzen brachte. Summer kannte ihn zu gut, um es nicht zu bemerken.

„Summer“, sagte Ryan sanft, „Rohan ist ein guter Mann und wird deinem Kind einen Namen geben. Denk an das Kind, wenn du schon nicht an dich selbst denkst!“

Dies war der Todesstoß. Jegliche Gegenwehr fiel von ihr ab. Rohan löste seinen Griff und zog die Hände zurück.

„Wir benötigen einen Trauzeugen“, stellte Mr MacDougall fest und trat ans Fenster.

Angus hatte in der Zwischenzeit die Gießkanne genommen und Summers Arbeit fortgesetzt. Zum zweiten Mal öffnete Ryan das Fenster.

„Angus! Wir brauchen dich kurz hier in der Bibliothek. Wärst du so freundlich?“

„Verdammter Hurenbock, ich komme!“

„Danke!“

Mr MacDougall schloss das Fenster und wandte sich dem Brautpaar zu. Summer entging der entsetzte Blick ihres Peinigers nicht, mit dem er den Priester anstarrte.

„Es ist nicht dein Ernst, dass dieser wandelnde Fluch unser Trauzeuge wird, oder?!“

Ryan lächelte mit bitterverzogenem Mund.

„Ich meine, wir könnten keinen passenderen finden.“

Augenblicke später wurde die Tür aufgestoßen und Angus betrat den Raum. Er hatte die Hemdsärmel nach oben gekrempelt und wischte sich die erdverschmierten Hände an der Hose ab.

„Zur Hölle! Um welche verflixte Angelegenheit geht es denn? Schneckenschleim!“

„Summer heiratet und du bist der Trauzeuge.“

Überrascht starrte Angus die junge Frau an.

„Himmel, Arsch und Zwirn, das ist ja mal ein Ding! Schnapsdrossel! Quacksalber.“

Rohan schüttelte genervt den Kopf. Es war offensichtlich, dass seine Laune immer tiefer sank.

Der überforderte Priester räusperte sich: „Also gut, bringen wir es hinter uns: Willst du, Rohan MacDougall, Duke of Roxburghe, Summer ...“

Auffordernd sah Ryan Summer an, doch sie schwieg.

„Wie lautet dein Nachname?“, fragte er sanft nach.

„Davies“, flüsterte sie mit Tränen in den Augen.

„Summer Davies zu deiner Frau nehmen? Sie lieben und ehren ...“

„Schwanzlutscher!“

„... in guten wie in schlechten Tagen und ihr treu sein, bis dass der Tod euch scheidet?“

Rohan holte tief Luft. Blut rauschte in seinen Ohren.

„Ja, ich will.“

Trotz seines inneren Tumults klang seine Stimme fest. Summer Davies. Das war also ihr Mädchenname. Schlussendlich hatte er ihn doch herausgefunden.

„Und willst du ...“

„Hosenscheißer, Dirnenbirne!“

„... Summer Davies, Rohan MacDougall, Duke of Roxburghe, zu deinem Mann nehmen? Ihn lieben und ehren und ihm treu sein, bis dass der Tod euch scheidet?“

Summer schluckte und verschränkte die Arme vor der Brust, grub die Fingernägel in ihre Oberarme, bis es schmerzte.

„Ich will“, flüsterte sie leise und fügte ein tonloses „nicht“ hinzu.

„Hiermit erkläre ich euch zu Mann und Frau“, schloss Mr MacDougall, um einen feierlichen Tonfall bemüht. Dann schluckte er hart, ging zur Kredenz und füllte sein Glas auf. Mit einem Zug leerte er es.

„Mir auch“, bat der frisch gebackene Ehemann und hielt ihm seines hin.

„Ich werde die Heiratsurkunde später aufsetzen und euch zur Unterschrift vorlegen“, versprach der Priester und schenkte sich erneut nach.

Das Herz der Kurtisane

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