Читать книгу Kampf um SANTOR, Teil 2 - Die Befreiung - K. B. Stock - Страница 13
Kapitel 8 Die Bergung der MINOKA
ОглавлениеVom Eingang des Stützpunkts aus beobachteten die jetzt wieder in ihre Raumanzüge gehüllten Menschen wenige Minuten später die in unmittelbarer Nähe des Wracks stattfindende Landung der gigantischen MARKON.
Als sich der von den Landetriebwerken aufgewirbelte Staub langsam wieder gelegt hatte, bestiegen alle Anwesenden ein inzwischen von der MHORA-X abgesetztes Shuttle.
„Das ist ein ganz außergewöhnliches Schiff. So etwas Riesiges habe ich noch nie in meinem Leben gesehen. Und eine gewisse Ähnlichkeit der Triebwerke mit denen des Wracks ist unverkennbar“, murmelte Großadmiral Dagmund-Thor bewundernd, während er den jetzt als Piloten der MHORA-X-1 fungierenden Lieutenant Clark Rodgers zur Eile drängte.
Kaum hatte Clark das vor dem Hintergrund der hoch aufragenden MARKON noch kleiner wirkende Shuttle sanft auf dem Mondboden aufgesetzt, eilte das Forschungskommando – allen voran die beiden mandoranischen Botschafter – in Richtung der angekommenen Delegation, die soeben über die ausgefahrene Rampe des mandoranischen Ringkreuzers ausgestiegen war.
„Es ist mir eine Ehre, dich kennenzulernen, verehrter Flottenmarschall Baldur. Ich bin Großadmiral Dagmund-Thor, der ehemalige Verteidigungsminister des Sol-Systems aus der Zeit der lemurischen Menschheit. Herzlich willkommen auf LUNA“, begrüßte Brigids Vater den Anführer der mandoranischen Abordnung.
„Die Ehre ist ganz meinerseits, Kollege Minister“, erwiderte der mandoranische Regierende Rat Baldur knapp, als er auch schon weitersprach:
„Ich kenne euch bereits allesamt – und ich bin auch über eure Geschichte und den Zweck eures Hierseins informiert. Botschafterin Rhea und Botschafter Ares haben mich während unseres Anflugs bereits umfassend unterrichtet. Deshalb können wir uns an dieser Stelle kurzfassen und uns dem Wrack zuwenden.
Dass dies ein ehemaliges Schiff meiner Vorfahren ist, muss ich wahrscheinlich nicht extra betonen. Deshalb bin ich euch sehr dankbar, dass ihr uns zur Hilfe gerufen habt, um dieses Wrack zu bergen.
Wir haben auf MANDORAN noch vor unserem Abflug die zum Großteil noch erhaltenen historischen Archive aus der Frühzeit unseres Volkes durchforstet. Danach besteht für mich kein Zweifel, dass wir hier eines der fünf verschollenen Saatschiffe vor uns haben, mit denen unsere Vorväter vor vielen Jahrmillionen menschliches Leben auf dafür geeigneten Planeten eures Sonnensystems aussäen oder beschützen wollten.
Ich habe deswegen und aufgrund von Rheas Bitte einige unserer besten Fachwissenschaftler mitgebracht, die das verifizieren und uns bei der Identifizierung des Schiffs helfen sollen“, erwiderte der Flottenmarschall, während er zugleich auf seine Begleiter und dann in Richtung des vor Urzeiten abgestürzten Schiffs deutete.
„Gut – ich finde es sehr sympathisch, dass du gleich auf den Punkt kommst, Baldur. Also los, worauf warten wir noch? Gehen wir zum Wrack und sehen zu, dass wir Näheres über den Grund seines Absturzes erfahren“, entgegnete der Großadmiral, während er zugleich das Zeichen zum Aufbruch gab.
Die bislang vor sich hin schweigende Mora Kranz nahm den Marsch zum ungefähr 500 Meter entfernten Wrack zum Anlass, um noch einmal über ihren Helmkommunikator Verbindung zu Oskar 1, ihrem in der MHORA-X-1 zurückgebliebenen larojanischen Androidenfreund aufzunehmen.
„Oskar 1, du hältst ab sofort bitte all deine Sensoren auf uns und unsere unmittelbare Umgebung gerichtet. Ich denke zwar nicht, dass es notwendig sein wird, aber achte bitte dennoch auf unsere Absicherung. Wir haben zwar alle unsere persönlichen Schutzschirme eingeschaltet – ich möchte jedoch keine unliebsamen Überraschungen erleben, auch wenn dieses Geisterschiff energetisch komplett tot zu sein scheint.“
„Geht klar, Fürstin. Ich passe auf euch auf – und ich denke, die Mandoraner an Bord der MARKON und unsere Crew auf der MHORA-X tun das Gleiche“, erwiderte Oskar 1, während sein freundliches Grinsen deutlich in Moras Helmdisplay aufschien.
„Danke, mein Freund. Ich bleibe auf Sendung, damit du all das, was wir sehen, optisch und akustisch mitbeobachten kannst.“
„Mache ich Fürstin. Ich halte diesen Kanal offen und übertrage deine Bilder auch an unseren Explorer sowie an die ODIN und die SOL. MHORA-X-1, Ende.“
Als der Forschungstrupp an der von Meteoriteneinschlägen zerschrammten Flanke des Wracks ankam, bemerkte die telepathisch jetzt wieder auf die Mandoraner konzentrierte Mora deren wachsende Nervosität.
„Da oben sehe ich Schriftzeichen, Alex. Riesengroße mandoranische Buchstaben. Das heißt in unserer Sprache MI-NO-KA – den kleiner geschriebenen Rest kann ich leider nicht lesen, dafür ist diese Seitenwand viel zu ramponiert“, sagte Mora, während sie auch den übrigen Text zu entziffern versuchte.
„Du liegst völlig richtig, Fürstin Mora“, sagte Flottenmarschall Baldur umgehend per Helmfunk. Das hier ist tatsächlich die MINOKA. Sie verschwand vor rund 65 Millionen Jahren, als sie auf dem Weg in den von uns bereits bevölkerten Seitenarm eurer Galaxis war. Zuletzt meldete sie sich vom Rand eurer MILCHSTRASSE, ehe sie ein Wurmloch in Richtung eures Sol-Systems aufbaute.
Die Kommandantin der MINOKA hieß Amal. General Amal war übrigens eine der ersten weiblichen Befehlshaberinnen in unserer damaligen Flotte. Ihr Hauptauftrag vor ihrem Verschwinden war es, den Welten beizustehen, die nach der Vertreibung der STYXX aus ANDROMEDA in eurer Galaxis Überfälle dieser grausamen Invasoren zu befürchten hatten.“
„Bei den Göttern von TARES, das ist unglaublich. Und fast hätte euer weiblicher General es tatsächlich noch geschafft, unsere Heimat zu retten. Sie kam mit ihrem schwerbewaffneten Saatschiff anscheinend nur wenige Stunden zu spät“, warf an dieser Stelle die leise vor sich hin schluchzende Runa-Lhun mit kaum wahrnehmbarer Stimme ein.
„Senior Commander, so ist halt manchmal das Schicksal, das uns unsere Götter als Prüfung auferlegen. Sei also bitte nicht mehr traurig – denn es ist heute müßig, darüber nachzudenken, was geschehen wäre, wenn General Amal rechtzeitig hier gewesen wäre“, sagte Botschafterin Rhea, während sie die trauernde Lemurerin in den Arm ihres unförmigen Raumanzugs nahm.
„Manchmal ist eine derartige Katastrophe aber auch der Beginn eines wundervollen Neuanfangs, Runa. Und nur daran solltest du jetzt denken“, ergriff jetzt Admiral Anuk-Thor das Wort.
„Mich interessiert viel mehr, was aus General Amal und ihrer tapferen Besatzung nach dem Verlassen des Schiffs geworden ist. Ich schätze nämlich, dass die Vernichtung des damals angreifenden STYXX-Schwarms zu einem guten Teil auch auf ihre Rechnung geht“, warf Kommodore Brigid-Thor in diesem Moment in die über Helmfunk geführte Debatte ein.
„Das werden wir aber nur erfahren, wenn wir jetzt in das Wrack der MINOKA hineingehen und uns in deren Schiffszentrale nach den Logdateien umsehen. So, wie es aussieht, ist scheinbar die Triebwerkssektion im Heck entweder durch einen direkten Treffer aus einer Intervallkanone der STYXX, oder aber durch einen Meteoriteneinschlag beschädigt worden“, erklärte einer von Baldurs Wissenschaftlern umgehend.
„Chefinspektor Moran, als mein Stellvertreter und leitender Bordwissenschaftler hast du natürlich absolut recht. Und da die Androidenbesatzung eures Außenpostens gesagt hat, dass die rund 600-köpfige Besatzung der MINOKA noch vor dem Inferno in ihren Rettungskapseln entkommen konnte, werden wir uns später in den altlemurischen Archiven TERRAS umsehen, ob dort etwas über das weitere Schicksal dieser mandoranischen Schiffbrüchigen verzeichnet ist.“
„Marschall Baldur, ich stimme dir zu. Lasst uns daher jetzt zum zerfetzten Heck der alten MINOKA gehen. Dort scheint mir nämlich der einzig erfolgversprechende Zugang zur Zentrale des Schiffs zu liegen. Die Schiffszentrale befindet sich übrigens in dem trapezförmigen Aufbau auf dem vorderen Rumpf. Und sie ist anscheinend strukturell noch halbwegs intakt“, fügte der leitende Wissenschaftler der MARKON sofort hinzu.
„Einverstanden, Leute. Nehmt jedoch Schweißgeräte mit, denn ich kann mir kaum vorstellen, dass wir die sicher bei der Notlandung verriegelten Innenschotts der MINOKA ohne deren Hilfe überwinden können“, befahl Marschall Baldur noch im gleichen Moment.
Noch während sich der mandoranische Bergungstrupp durch das zum Teil arg zerstörte Innere des riesigen Raumschiffs voran arbeitete, nahm Mora Kranz den mandoranischen Ratsminister beim Arm.
„Du kennst meinen Gefährten Alex und mich wahrscheinlich noch von unserem gemeinsamen Einsatz im Hathor-System. Hoffe ich zumindest. Ich hätte da nämlich zwei Fragen an dich. Und da wir nur langsam in diesem ziemlich verbeulten Innenleben der MINOKA vorankommen, wage ich auch, sie direkt an dich zu richten.“
„Natürlich erinnere ich mich an dich und deinen mutigen Ehemann. Schließlich ist er der Teleporter, der damals die Bodenmission auf HATHOR 2 zum entscheidenden Erfolg geführt hat. Und du selbst hast zusammen mit Rhea das Ganze überwacht und uns die Positionen der flüchtenden STYXX-Flotte als Ziele zugewiesen. Also bitte, stell deine Fragen.“
„Gut, Baldur, hier meine erste Frage. Mir kommt es ziemlich komisch vor, dass ein so gewaltiges Kampfschiff, wie die MINOKA, völlig ohne Schutzschirme aus einem Wurmloch auftauchen und wie ein nichtsahnender Vogel abgeschossen werden konnte. Warum ist das passiert? Ich verstehe das nicht.“
„Das ist leicht zu beantworten, liebe Mora. Ich nehme mal an, dass du dich bislang mit den Gesetzmäßigkeiten der Wurmlochtechnologie noch nicht in all ihren hyperphysikalischen Einzelheiten beschäftigt hast. Also hör mir einen Moment lang zu. Du bist ja schließlich keine Ingenieurin der Hyperphysik.
Wenn man mit einem beliebigen Raumschiff, egal welcher Größe, durch ein Wurmloch fliegen will, muss man vorher alle Schirmprojektoren zumindest auf Leerlauf herunterfahren, um hyperphysikalische Wechselwirkungen und damit ungewollte Kursänderungen zu vermeiden.
Da die Schirme dabei ja nur in den Leerlauf gehen – aber nicht völlig abgeschaltet werden, kann man sie schon Sekunden nach dem Wurmlochaustritt wieder hochfahren. Nur scheint es im Fall der uralten MINOKA so zu sein, dass General Amal beim letzten Sprung ihrer Reise mitten in ein Wespennest hineingeraten ist, wobei ihr die Zeit zum Reaktivieren ihrer Schutzschirme bedauerlicherweise nicht mehr blieb.“
„Scheiße nochmal. So ein verdammter Mist – und der Sprung ins Wespennest entspricht ja genau dem, was der bedauernswerten Generalin damals passiert ist.“
Mora Kranz schlug sich noch im gleichen Moment mit ihrer flachen rechten Hand vor den Mund und rief: „Oh, Verzeihung, ehrwürdiger Flottenmarschall. Das ist mir jetzt gerade nur so rausgerutscht. Bloß gut, dass mein Boss Kendo-Khar nicht hier ist. Sonst hätte ich mich schon wieder mal für ‘nen kräftigen Anschiss qualifiziert.“
„Er sieht dir aber schon die ganze Zeit über deinen Videolink zu, verehrte Fürstin“, schaltete sich im selben Moment Oskar 1 in die offene Funkübertragung ein.
„Ich sollte doch alles an unser Schiff und die zwei lemurischen Kugelraumer übertragen. Ich habe das so verstanden, dass du auch unsere Kommandeure in Nevada auf dem Laufenden halten willst und den Link auch an die amerikanische JDEF-Zentrale weitergeleitet. War das etwa falsch?“
„Nein, verdammt nochmal. Die da unten in der Einsatzzentrale lachen sich bestimmt nur gerade darüber rund, was ich soeben als Paradebeispiel in intergalaktischer Diplomatie abgeliefert habe.
Du, mein lieber Oskar 1 kannst schließlich nichts dafür. Du hast keinen Fehler gemacht. Die Bescheuerte bin schließlich ich ganz allein. Also gut, dann werde ich mich wohl mal wieder darauf vorbereiten, nach unserer Rückkehr bei unserem verständnisvollen Oberbefehlshaber zu Kreuze kriechen zu müssen.“
„Ich denke, dass das nicht nötig sein wird, verehrte Fürstin. Das schallende Gelächter aus der JDEF-Zentrale ist schließlich nicht zu überhören. Und derjenige, der sich am meisten über deine Worte zu amüsieren scheint, ist unser aller Chef Kendo. Alles klar?“
„Dein Chefandroid Oskar 1 scheint ja eine ganz besondere Nummer zu sein. Du musst mir irgendwann mal verraten, wie man solch ein künstlich geschaffenes Wesen dazu bringen kann, soviel Humor zu verbreiten.
Unsere Androiden vom Typ Maro konnten wir auf so ein nettes Verhalten bisher noch nie programmieren“, grinste der sonst so nüchtern blickende Marschall Baldur seine Begleiterin Mora Kranz daraufhin an.
„Das liegt wahrscheinlich daran, dass ihr sie nicht wie Menschen, sondern nur wie menschenähnliche Roboter behandelt. Unsere Oskars und Maras, wie auch die steifer wirkenden lemurischen Astors, sind in dieser Hinsicht anders. Und wenn man vernünftig mit ihnen umgeht, lernen sie schnell.
Mein Mann und ich jedenfalls haben unserem besten Androidenfreund Oskar 1 alles zu verdanken, denn ohne ihn und seine Hilfe bei der Bergung des larojanischen Raumschiffs KUNTUR10 wären wir heute alle nicht hier.“
„Du bist ein besonderer Mensch, Mora. Und dein Gatte, der dort vorne schon seit über einer Stunde mit meinen Spezialisten auf die andere Seite der vor uns liegenden Schleusen und Hindernisse hin- und herteleportiert, ist das ebenfalls. Aber du hattest ja noch eine zweite Frage. Ich bin schon gespannt, wie die lautet.“
„Tja, mein lieber Minister aus dem fernen MANDORAN – ich würde gerne wissen, warum du und deine Wissenschaftler so erpicht darauf sind, in die Zentrale dieses Wracks vorzudringen. Warum also transportieren wir die MINOKA, respektive das, was von ihr übrig ist, nicht umgehend nach TERRA? Dort wäre es doch viel einfacher, das Innere dieses unglücklichen Schiffs im Detail zu studieren.“
„Das meine Liebe, verrate ich dir erst dann, wenn ich mir Gewissheit verschafft habe, dass General Amal angesichts des Unabwendbaren getan hat, was besonders begabte Kommandanten unserer Fernraumer in unausweichlichen Notsituationen normalerweise zu tun pflegten.“
„Du meinst damit, dass sie vielleicht an Bord geblieben ist und in einem Kältetank ihrer Zentrale darauf wartet gefunden zu werden? Aber dieses Schiff hat doch schon seit seinem Absturz keine Energieversorgung mehr. Schließlich sind deren Meiler doch im nicht mehr vorhandenen Heck dieses Monsterschiffs platziert gewesen.“
„Wir werden es sehen, wenn wir das letzte Schott zur Zentrale aufgebrochen haben – und bis dahin darfst du deine Freunde Rhea und Ares und auch mich gerne weiter telepathisch überwachen.“
„Danke für dein Vertrauen“, murmelte Mora Kranz in ihr Helmmikro, als endlich der erlösende Funkspruch der vor ihr arbeitenden Bergungsmannschaft eintraf.
Sofort konzentrierte sie sich wieder auf die Gedanken der vor der Kommandozentrale des Schiffs wartenden Mandoraner. Als sie dort ankam, fand sie eine völlig aufgelöst wirkenden Botschafterin Rhea und einen, die Hände an den Kopf pressenden Botschafter Ares vor. Wobei sich der bislang vor ihr herlaufende Flottenmarschall Baldur plötzlich ebenfalls unter unsäglichen Kopfschmerzen krümmte.
„Spürst du ihre Seele auch, Baldur?“, fragte die mandoranische Botschafterin noch im gleichen Moment mit abgehackter Stimme. Da der leicht zitternde Kommandant der MARKON nicht sofort antwortete, sagte Rheas Partner Ares sofort:
„Sie ist noch immer an Bord. Und ihre unsterbliche Seele spüre ich auch. Sie versucht uns etwas zu sagen, aber ich verstehe noch immer nicht, was sie uns mitteilen will.“
„Wir müssen zuerst ihren Körper finden, und zwar sehr rasch“, warf der noch immer von Schmerzen gebeutelte Kommandant der MARKON in diesem Moment ein.
„Die Batterieleistung ihres Kommandosessels, mit dem sie vermutlich bislang ihren Stasis11-Zustand aufrechterhalten konnte, ist wahrscheinlich schon auf ein kritisches Level abgesunken“, fügte er gleich noch hinzu.
„General Amal hat exakt das getan, was der damaligen mandoranischen Sitte entsprach. Sie hat ihrer Besatzung, angesichts der unabwendbar bevorstehenden Vernichtung der MINOKA, den Evakuierungsbefehl zum Verlassen ihres Schiffs erteilt.
Und sie ist anschließend bis ganz zuletzt an Bord ihres Schiffs geblieben, um ihre Pflicht als verantwortungsbewusste Kommandantin zu erfüllen. Wenn ihr Körper noch existiert, dann muss es ihr mit der Restenergie der MINOKA gelungen sein, noch vor dem endgültigen Aufschlag die Prallschirme des Schiffs einzuschalten“, setzte der Kommandant der MARKON seine Erklärung in diesem Moment fort.
„Deshalb brechen wir jetzt in den Kommandoraum dieses Schiffes ein, um das, was ich gerade als Vermutung geäußert habe, zu verifizieren. Wobei ich mir ziemlich sicher bin, dass General Amal noch immer angeschnallt auf ihrem uralten Kommandosessel sitzt.“
„Verstanden, Marschall Baldur. Ich springe jetzt hinter diese letzte Schleuse und öffne sie dann von innen“, sagte Alex Kranz, während er in die Zentrale des mandoranischen Wracks teleportierte.
„Oh mein Gott – das müsst ihr sehen. Das ist unfassbar!“, rief Alex sofort nach seinem Teleportersprung in sein Helmmikrofon, als er eilig die Schleuse zur Kommandozentrale der MINOKA von innen her aufzustemmen versuchte.
„Die Schiffszentrale ist eigentlich leer, aber im Kommandosessel vor der blinden Bildschirmgalerie sitzt eine, in ein goldenes Netz eingesponnene, rund dreißigjährige Frau“, setzte Alex nach wenigen Minuten seinen ungewöhnlichen Funkbericht fort.
„Mir fällt es wirklich schwer, zu verstehen, was in diesem Raum bei der Bruchlandung wirklich passiert ist. Zerschmetterte Körper – das hätte ich ja noch begriffen. Aber das hier ist mehr als bizarr und ich kann nur unzulänglich beschreiben, was ich hier vor mir habe.
Außerdem ist die junge Dame vollständig mit ihrem Sitz verkabelt. So, wie es aussieht, ist sie an ihrem Kopf und mit ihren Armen mit einem merkwürdigen Leiternetzwerk verbunden. Darüber hinaus ist sie nur spärlich bekleidet. Da gibt es nur das golden schimmernde Netzgeflecht, dass anscheinend dafür gesorgt hat, dass ihr davon vollständig eingehüllter Körper in der langen Zeit seit ihrem offensichtlichen Tod erhalten geblieben ist.
Ich glaub‘ ich kriege das Schott jetzt auf. Dann könnt ihr euch selbst ein Bild machen und mir bestätigen, dass ich gerade nicht vollkommen zu spinnen anfange.“
Wenige Minuten später drangen die bisher wartenden Mandoraner mit dem Regierenden Rat Baldur an der Spitze in die Schiffszentrale der gestrandeten MINOKA ein. Nach einem raschen Blick auf die in ihrem Kontursessel liegende Frau und die daran angebrachten Messgeräte, rief Flottenmarschall Baldur seinen hinter ihm hereingekommenen Spezialisten sofort zu:
„Die Atombatterie des Kommandosessels sofort überprüfen und nötigenfalls austauschen. Und achtet darauf, dass ihr das Stasis-Netz und die Leitungen zum Tank unter dem Sitz nicht beschädigt.“
„Was ist mit ihr? Ist die Generalin etwa noch unbegreiflicherweise am Leben? Ihr Körper müsste doch eigentlich schon längst bis auf den letzten Knochen zerfallen sein – oder etwa nicht?“, fragte Mora Kranz im dem Moment, als auch sie und der Rest des Forschungstrupps die noch einigermaßen intakte Kommandozentrale des alten Kreuzers MINOKA betrat.
„General Amal war, unseren geschichtlichen Aufzeichnungen zufolge, eine unserer wenigen hochgestellten Vorfahren, die nicht nur über umfassende Para-Fähigkeiten verfügte. Sie konnte sich nämlich darüber hinaus mit diesem Netz in lebensbedrohlichen Situationen in eine sogenannte lebenserhaltende Stasis versetzen und damit ihre Körperfunktionen bis auf ein absolutes Minimum herunterfahren. Und genau das hat sie anscheinend kurz vor der Bruchlandung getan“, bemerkte der Chefwissenschaftler der MARKON in diesem Moment.
Während die mandoranischen Spezialisten mit den inzwischen eilig herbeigeeilten Bordärzten der MARKON vorsichtig, den Kommandosessel mit Ersatzbatterien versorgten und den Körper der Mandoranerin an ein mitgebrachtes Lebenserhaltungssystem anschlossen, murmelte Kommodore Brigid-Thor leise vor sich hin:
„Ich verstehe nicht, warum diese anscheinend wie eine Leiche wirkende Frau eurer Meinung nach noch immer am Leben sein soll. Ein Überleben in Kältetanks ist erwiesenermaßen möglich, aber wie zur Hölle hat dieser weibliche General der Mandoraner das ebenfalls ganz ohne Cryo-Tanks geschafft?“
„Nun, Brigid – ich verspreche dir eine Antwort. Aber zuvor müssen wir die frühere Kommandantin der MINOKA mitsamt ihrem Sessel schnellstens hier raus schaffen und zu eurer Basis in Nevada bringen. Ich hoffe nämlich, dass wir sie dort wieder ins Leben zurückholen können. Dazu werden wir viele Bluttransfusionen brauchen. Ich bitte daher darum, dass sich dafür genügend Freiwillige zur Verfügung stellen“, sagte Botschafterin Rhea noch im gleichen Moment.
„Okay Rhea, ich nehme dich beim Wort. Sie ist ja ziemlich hübsch, diese Generalin und ich wünsche mir wirklich sehr, dass sie es schafft,“ fuhr Brigid-Thor sofort nach den Worten ihrer Vorrednerin fort, als sie gleich wieder von der mandoranischen Botschafterin unterbrochen wurde.
„Verzeih‘ mir bitte, dass ich dir schon wieder dazwischenrede, Brigid. Aber Generalinnen gibt es weder bei euch, noch bei uns Mandoranern. Kannst das ja mal gelegentlich überprüfen. Die richtige Anrede heißt – egal, ob weiblich oder männlich – einfach nur Herr oder Frau General“, sagte die mandoranische Botschafterin in diesem Moment mit einem äußerst verschmitzt wirkenden Lächeln.
„Nun, was die sogenannte Versenkung unserer Körper in einen Stasis-Zustand angeht, musst du wissen, dass nur wenige unserer Führungspersönlichkeiten bislang dazu in der Lage sind oder waren.
Und, falls sie das in ferner Vergangenheit wirklich über viele Jahre hinweg ausprobieren wollten, mussten sie während einer längerfristigen Stasis-Situation ihre Körperflüssigkeiten schubweise über die an ihren Körper angeschlossenen Computer und Leitungen zur Lebenserhaltung auf ein kaum mehr messbares Niveau absenken. Deswegen ist es ein Wunder, dass Amal das in den wenigen Minuten, die ihr vor dem Aufschlag der MINOKA noch blieben tatsächlich noch geschafft hat.“
„Ganz so, wie das hier in diesem Wrack vor uns haben. Scheint demnach eine ziemlich gefährliche Sache gewesen zu sein. Gottseidank ist das heutzutage keine geübte Praxis eurer Vorfahren mehr“, meldete sich in diesem Moment Großadmiral Dagmund-Thor zu Wort.
„Jedoch verstehe ich jetzt endlich, warum unser gemeinsamer Freund Baldur so sehr darauf drängt, den Kommandosessel aus der MINOKA auszubauen und mit der in Stasis liegenden Amal möglichst rasch auf die ERDE zu bringen“, meinte Großadmiral Dagmund-Thor jetzt befehlsgewohnt, als er auch bereits von den kurz gefassten Anweisungen der Kommandantin der MHORA-X geradezu überrollt wurde.
„MHORA-X, hier spricht eure Chefin. Oskar 1, ich befehle den sofortigen Start mit Zwischenlandung auf meiner derzeitigen Position. Professor Steiner soll sich mit allem, was er medizinisch auf die Beine stellen kann, für einen äußerst ungewöhnlichen Notfall bereithalten, deshalb gebe ich hiermit Alarm für das gesamte Bordlazarett.“
Nach einer knappen Denkpause, meinte Mora Kranz jedoch nachdenklich: „Oder wäre es vielleicht besser, wenn wir sie in eurem Bordlazarett auf der MARKON weiterversorgen?“
„Nein, nein. Unsere Krankenstation ist dafür nicht geeignet. Die MARKON ist ja ein Kampf- und kein medizinisch hochgerüstetes Saatschiff. Im Lazarett der MINOKA wäre eine Behandlung sicher möglich gewesen, aber leider ist die – wie das gesamte Schiff – energetisch nicht mehr intakt“, erwiderte Marschall Baldur sogleich.
„Okay dann. Macht in unserem Krankenrevier auf der MHORA-X gleich mal ein bisschen Platz frei, denn Alex und Rhea werden dort gleich mit einer unkonventionellen Fracht und einer – ich sag‘ mal der Einfachheit halber in einem Rollstuhl sitzenden jungen Frau – remateralisieren. Die Schaltpläne des mandoranischen Lebenserhaltungssystems, an das sie inzwischen angeschlossen wurde, werden euch von der MARKON aus in Kürze übermittelt.“
„Verstanden Kommandantin. Hier spricht Oskar 1. Ich bin dank deiner, uns schon die ganze Zeit über belauschenden Teleporter-Zwillinge bereits an Bord der MHORA-X. Wir haben roten Alarm und sind in wenigen Minuten startbereit. Unser Shuttle können wir später abholen“, erwiderte der Chef der auf Moras Schiff stationierten larojanischen Androiden sofort. Gleich darauf meldete er sich erneut auf der Frequenz seiner Schiffskommandantin.
„Oskar 1 an Landekommando. Fürstin Mora, wir haben an Bord alles vorbereitet, damit deine Patientin ab Eintreffen optimal versorgt werden kann. Außerdem haben Professor Manthey und Oberstleutnant Wolfgang Ries schon den Kurs zu unserer nordamerikanischen Einsatzbasis berechnet und in unseren Navigationscomputer eingegeben. Darüber hinaus wissen auch die Ärzte auf der THIKAL-X Bescheid und stehen in Bereitschaft. Von uns aus kann‘s also losgehen.“
„Du bist ein Schatz, Oskar 1. So zuverlässig, wie immer. Wir verlassen gerade die Kommandosektion des abgestürzten Raumers. Ich hätte aber gleich noch eine weitere Bitte an dich.
Funk‘ bitte unsere amerikanische Einsatzbasis an und sag‘ unserem Boss Kendo und den dortigen Kommandeuren, dass die MARKON diesmal über der AFB Nellis in Stellung gehen und das Wrack eines fast ebenso großen Raumschiffwracks anlanden wird. Flottenmarschall Baldur beabsichtigt nämlich nachher, die arg beschädigte MINOKA per Traktorstrahl zu bergen und später in Nevada zur weiteren Inspektion abzusetzen.
Aber keine Sorge – die MARKON selber wird wegen der viel zu kleinen Landefläche im Orbit um TERRA bleiben und die JDEF-Einsatzbasis Amerika nur mit Teilen ihrer Besatzung per Shuttle heimsuchen. Also, alles so, wie immer, mein lieber Oskar 1. Allerdings bleibt das Ganze vorerst noch geheim“, erinnerte Mora Kran ihren Chefandroiden der MHORA-X mit Nachdruck.
„Und was wird aus unserer großspurig angekündigten Marsexpedition?“, fragte Alexander Kranz nach einem geflissentlichen Räuspern, als er sich gerade den beiden Botschaftern Rhea und Ares sowie den beiden Ärzten der MARKON anschließen wollte.
„Das besprechen wir später. Sieh du lieber zu, dass ihr diesen verdammten Stuhl rüber zu unserem Schiff bringst. Wie ich sehe, haben die mandoranischen Spezialisten soeben die letzten Haltebolzen gelöst.
Ich bleibe vorerst noch zur Unterstützung hier und kläre mit unseren lemurischen Freunden, ob sie mit der ODIN und der SOL noch weiter in ihrer alten Mondstation herumkramen wollen. Danach fliege ich euch mit Clark Rodgers und unseren Androiden mit meinem Shuttle hinterher. Und jetzt haut endlich ab – es pressiert nämlich.“
Wenige Augenblicke danach hob die MHORA-X unter dem Kommando von Alexander Kranz von ihrem Landeplatz vor der Mondbasis ab, um zusammen mit der im Mondorbit wartenden CONDOR-X in Richtung Heimat zu fliegen. Nach einer Weile betrat der völlig erschöpfte Bordarzt des Schiffs, Professor Dr. Ludwig Steiner, die Brücke des Explorers.
„Sie ist einigermaßen stabil, Alex. Aber gesehen habe ich so etwas noch nie. Deshalb ist es auch gut, dass ihr die mandoranischen Kolleginnen Cora und Lea mitgebracht habt. Die sind bei diesem Notfall viel kompetenter als ich. Jedoch wollen sie wissen, wann in etwa wir in Nevada ankommen werden?“
„In rund einer halben Stunde, obwohl wir schon mit allem fliegen, was unserer Triebwerke hergeben“, erwiderte der Chefpilot Rando Starke knapp. „Dort unten auf der Einsatzbasis ist übrigens bereits seit Stunden der Teufel los. Wir werden direkt neben der THIKAL-X aufsetzen. Dort erwartet man uns bereits.“
„Alles klar, ich geh‘ dann mal wieder in unsere Krankenstation runter und sehe zu, wie ich und der Kollege Herbert Schmidt Cora und Lea assistieren können. Vor allem kann ich ja bei alledem noch etwas lernen – zum Beispiel, wie man über so lange Zeit inaktive Zellen und Körperfunktionen konservieren und danach wieder ins Leben zurückholen kann.“
Als das Explorerschiff, gefolgt von Viktor Thules CONDOR-X, endlich auf der AFB Nellis gelandet war, ging die Rettungsmission sofort in die nächste Phase. Das Ehepaar MacLeod stand schon in den Startlöchern und sorgte dafür, dass die von der MINOKA geborgene Patientin rasch aus ihrem Kontursessel befreit und in ein bequemes Bett auf der Intensivstation der THIKAL-X gebracht wurde.
„Bloß gut, dass unsere gute THIKAL-X noch immer hier in Nellis als Lazarettschiff zur Verfügung steht“, meinte Mora-Sher gerade zu ihrem Mann Alec, nachdem sie sich mit den beiden mandoranischen Ärztinnen Cora und Lea bekannt gemacht hatte.
„Eigentlich sollte die THIKAL-X ja schon längst wieder in Europa sein. Wo steckt eigentlich meine Großcousine. Sonst wuselt sie uns doch nach der Landung ihres Schiffs immer gleich zwischen den Füßen herum und nervt uns mit ihren Fragen?“
„Meine neugierige Fürstin, pass auf. Ich habe vorhin noch Alex getroffen – und der hat mir gesagt, dass sie erst später ankommt. Sie will nämlich ihr noch auf dem MOND geparktes Shuttle in die MARKON einschleusen und dann den angekündigten Transport dieses uralten mandoranischen Wracks begleiten.
Die Besatzung von Brigids ODIN stellt in dem entdeckten Außenposten derweil noch Datenmaterial sicher, weshalb sie frühestens morgen hier ankommen dürfte. Und Thure-Pans SOL bleibt ebenfalls noch länger vor Ort bis Kendo mit seiner THERRA-X dort oben eintrifft“, meinte Dr. Alec MacLeod, ehe er fortfuhr:
„Wir sollten uns jetzt lieber mit Coras und Leas mandoranischer Methode zur Zellregeneration beschäftigen und zusehen, dass wir den Kolleginnen dabei helfen, diese hübsche Lady so rasch, wie möglich aus ihrem goldenen Ganzkörperanzug zu befreien.“
Als die MHORA-X-1 am späten Nachmittag neben ihrem Mutterschiff aufsetzte, war nicht nur Mora Kranz, sondern auch Flottenmarschall Baldur an Bord des kleinen Schiffs.
„Die MARKON steht mit den Überresten der MINOKA im Gepäck in einem erdnahen Orbit. Wie weit seid ihr mit dem Parkplatz für das Wrack. Wir wollen dessen Anlandung nämlich schnellstens erledigen und dann zu General Amal rüber“, rief Mora, als sie mit dem still vor sich hin lächelnden mandoranischen Kommandeur im Gefolge in die Einsatzzentrale hereingestürmt kam. „Und wo treibt sich überhaupt unser Oberboss Kendo rum?“
„Schalt erst mal einen Gang runter, Fürstin“, erwiderte der örtliche Kommandeur der JDEF Amerika, General Bart Blackhorse, noch im gleichen Moment, während auch er gleichzeitig jovial zu grinsen begann.
„Mora, Mora, Mora – ich kann ja verstehen, dass du so rasch, wie möglich in die THIKAL-X marschieren willst, um zu sehen, wie es General Amal inzwischen geht. Ich kann dir versichern, dass die Ärzte dort drüben alles tun, um ihr Leben zu retten. Du kommst mit deinem Gast noch früh genug zu deiner larojanischen Großcousine.“
Dann stand Bart Blackhorse auf und schüttelte zunächst einmal dem Flottenmarschall die Hand. „Schön, dich wiederzusehen, Baldur. Wir sind – was das Absetzen der MINOKA angeht – fast fertig. Wir haben gemeinsam mit Präsident Parker entschieden, die MINOKA in unmittelbarer Nähe der THOR-Werft absetzen zu lassen.
Es gibt nämlich in einem Nachbartal östlich des Pyramid Lake einen ausgetrockneten See namens Winnemucca Lake, auf dem ausreichend Platz zur Verfügung steht. Da das Gelände größtenteils nicht zu Chief Grey Bears Paiute-Reservat gehört, ist unser Militär bereits seit Stunden dabei, die Fläche von Hindernissen zu befreien und deren Rundumbewachung vorzubereiten.
Gleichwohl hat Bill Carter natürlich seinen Pflegevater bereits über die bevorstehende Aktion informiert. Allerdings wird es schätzungsweise noch bis morgen früh dauern, bis die vorbereitenden Arbeiten in Gänze erledigt sind.
Soviel dazu. Nun zu deiner zweiten Frage, Mora. Unser verehrter Oberkommandierender ist bereits vor einer ganzen Weile zum MOND gestartet, um General Dagmund und seine Schwester bei der weiteren Erkundung des altlemurischen Außenpostens zu unterstützen.
Oberst Thure-Pan hat sich vorhin aus der SOL gemeldet und mitgeteilt, dass sie gegenwärtig bereits überlegen, wie wir die dort eingelagerten Schiffe, allen voran die TAIFUN, zur ERDE zurückbringen können.
Ach so – auch wenn du nicht explizit nach ihnen gefragt hast – dein Göttergatte und die beiden mandoranischen Botschafter sind bereits bei den Ärzten drüben auf der THIKAL-X. Die kannst du dann ja alle später mit deinen Fragen löchern. Du verpasst also nichts.
Aber jetzt unterhalten wir uns zunächst mal über die Landeoperation im Norden von Admiral Anuks Werft. Mich interessiert vor allem, wie tief Marschall Baldurs MARKON heruntergehen muss, um das gefahrlos bewerkstelligen zu können. Vor allem muss ich wissen, wie oder mit was wir seinen Leuten dabei helfen können.“
„Das ist eigentlich keine große Sache, General. Ich schätze, dass wir mit der MARKON ungefähr bis auf 5.000 Fuß eures Maßsystems heruntergehen müssen. Durch eure Atmosphäre kommen wir zuvor im Schutz unserer Feldschirme, in die wir auch das unter meiner MARKON von Traktorprojektoren gehaltene Wrack einhüllen werden.
Ich bitte nur darum, dass mich jemand rechtzeitig zur MARKON zurückfliegt. Ich würde nämlich gerne persönlich an Bord sein, wenn wir die Sache durchziehen. Außerdem wäre es gut, wenn wir bei der Operation zwei oder drei eurer Kleinschiffe als Begleitung dabeihätten, die das Wrack bis zum Aufsetzen aus der Nähe im Auge behalten.“
„Klingt gut, das sollte unsererseits kein Problem darstellen. Ich werde das Nötige sofort in die Wege leiten und euch umgehend Bescheid sagen, wenn unsere Jungs mit dem Planieren des Absetzplatzes fertig sind. Bis dahin organisiert mein Stabschef für Flottenmarschall Baldur eine Ruhemöglichkeit in unserer Offiziersunterkunft.“
„Na bestens, Bart. Dann machen wir zwei Hübschen in der Zwischenzeit mal einen Blitzbesuch auf der Intensivstation und warten drauf, dass du uns anpiepst. Mein Shuttle steht ohnehin noch draußen auf dem Landefeld und mit dem werde ich unseren Gast morgen nach dem Frühstück zu seinem Schiff zurückbringen.
Ich ruf gleich noch von drüben aus bei Brigid in der ODIN an und bitte sie, sich ein bisschen zu sputen, damit sie uns morgen früh zusammen mit der CONDOR-X beim Absetzen der MINOKA assistieren kann. Und dem guten Viktor und meinem Mann sage ich ebenfalls Bescheid. Alles klar? Gut – wir zwei sind dann mal weg – bis später Bart“, entgegnete Mora Kranz, wie üblich ohne Punkt und Komma.
Und noch ehe sich General Blackhorse versah, war sie mit dem vergnügt vor sich hin lächelnden Flottenmarschall Baldur an der Hand schon durch die Tür der Zentrale gehuscht und in Richtung der THIKAL-X unterwegs.
„Mora, Mora – du bist schon eine ganz besondere Marke“, grinste der General in Richtung seines Mitarbeiterstabs, die nach dem Auftritt von Mora Kranz ihr Schmunzeln ebenfalls nicht mehr unterdrücken konnten.
„Wie geht’s ihr, Cousinchen?“, fragte Mora wenig später, als sie mit Flottenmarschall Baldur in der Krankenstation der THIKAL-X hereinschneite.
„Jetzt sind ja bald alle Retter hier versammelt und stellen immer wieder die gleiche Frage“, erwiderte Mora-Sher MacLeod, während sie und die übrigen Ärzte dem mandoranischen Flottenchef freundlich die Hand schüttelte.
„Also gut, meine Liebe. Wir haben es mit Hilfe der Kolleginnen Lea und Cora endlich geschafft, General Amal aus ihrem goldenen Jumpsuit zu befreien. Alleine hätten Alec und ich das sicher nicht hinbekommen. Sie hängt zwar noch an den Lebenserhaltungsmaschinen, aber sie schläft jetzt.
Und das künstliche Koma werden wir wahrscheinlich auch für die nächsten Tage noch aufrechterhalten müssen, denn der Körper des Generals weist doch einige paar wenige, gottseidank aber nur oberflächliche Zellschäden auf, die wir jedoch in den Griff bekommen werden.
Zellregeneration ist in der larojanischen Medizin ja keine große Sache. Ist ein bisschen so, wie das Vorgehen bei Verbrennungen, aber es ist keine lebensbedrohende Behandlung notwendig. Wir nehmen uns deshalb auch die nötige Zeit, damit keine hässlichen Narben zurückbleiben.“
„Was meint ihr Ärzte, wann man wird man wieder mit dem General sprechen können?“, fragte der mandoranische Marschall Baldur in diesem Moment dazwischen.
„Vorerst noch gar nicht, Baldur. Denn – wie gesagt – liegt General Amal noch eine ganze Weile in einem künstlichen Koma. Ich habe das auch bereits zu deinen beiden Botschaftern Rhea und Ares gesagt, die sich momentan an ihrem Bett abwechseln. Die beiden wollen nämlich ihr Unterbewusstsein telepathisch überwachen und mit Amal in Kontakt treten, sobald es wieder arbeitet.“
„Sehr gut und vielen Dank. Können wir denn kurz mal einen Blick auf den General werfen?“, fragte Baldur weiter.
„Sicher, kommt mit – und dir Neugierigen soll ich von deinem Mann ausrichten, dass er wieder zu deinem Schiff rüber gegangen ist und dort auf dich wartet“, antwortete die larojanische Fürstin Mora-Sher mit einem verhaltenen Lächeln.
„Dachte ich mir schon. Ich geh‘ nachher zu ihm und gucke, ob er meine MHORA-X schon ordentlich aufgetankt, geputzt und poliert hat“, grinste Mora Kranz zurück, als sie hinter den Ärzten in das blendend weiße Krankenzimmer eintrat.
„Jetzt, wo man sie deutlicher sieht, ist sie noch viel schöner, als ich das von den wenigen Minuten ihrer Bergung in Erinnerung habe. Aber sie ist ziemlich abgemagert, oder täusche ich mich da?
Und die vielen Leitungen und Schläuche muss sie hoffentlich nicht mehr allzu lange ertragen“, flüsterte Mora Kranz, als sie einen ersten Blick auf die schlafende Patientin warf.
„Das lange schwarze Haar und die beinahe indianisch anmutende Physiognomie und Hautfarbe – sie könnte auch gut ein terranischer Mensch sein, auch wenn sie mir jetzt viel kleiner und fast so, wie ein junges Mädchen vorkommt.“
„Einen Meter und fünfundsechzig, um genau zu sein. Die zahlreichen Kabel und Zugänge müssen leider noch eine ganze Weile an ihr dranbleiben, denn die können wir erst dann entfernen, wenn sie wieder aufgewacht ist.
Und ja, ihr Aussehen wirkt mit der samtig bronzefarbenen Haut beinahe so, als wäre sie eine Ureinwohnerin aus Südamerika oder Ägypten. Denn ihre Augen und Lippen passen eher zu einer altägyptischen Pharaonin. Das ist deinem Mann Alex vorhin bei seiner Kurzvisite ebenfalls schon aufgefallen.“
„Was mich nicht wundert – schließlich ist der Kerl immer gern dort, wo es schöne Frauen zu betrachten gibt“, murmelte Mora Kranz mit einem Aufblitzen ihrer grünen Augen.
„Mach‘ dir keine Sorgen, Mora. Diese junge Frau hier wird nach ihrem Aufwachen ganz andere Probleme zu bewältigen haben. Stell dir nur mal vor, du würdest einige ‘zig Millionen Jahre in die Zukunft versetzt. Danach müsste man dich ebenfalls psychologisch betreuen.
Das alles hat die tapfere Amal noch vor sich und dazu braucht sie nicht nur unsere Unterstützung, sondern auch die ihrer Landsleute“, mischte sich Alex Cousin Doc MacLeod an dieser Stelle in das Gespräch ein.
„Deshalb würde ich es auch begrüßen, wenn Marschall Baldur seine beiden Ärztinnen und auch ein paar seiner Landsleute längerfristig zu uns abordnen könnte. Schließlich können Rhea und Ares ja nicht die ganze Zeit über an General Amals Bett wachen“, fügte Dr. Alec MacLeod dann noch hinzu.
„Das ist kein Problem. Ich werde gleich die nötigen Anweisungen dazu erteilen“, erwiderte Flottenmarschall Baldur, während er der schlafenden jungen Frau sanft über das Haar strich.
„Okay, ihr solltet jetzt wieder gehen – keine Sorge, wir halten euch auf dem Laufenden. Ich denke, sie wird es schaffen“, sagte Mora-Sher in diesem Moment leise, als sie mit den Besuchern wieder auf den Flur nach draußen trat.
„Das ist großartig, Fürstin. Ich frag‘ mich sowieso schon die ganze Zeit über, wie sie es in der damaligen Situation vor der Bruchlandung noch geschafft hat, ihren Strampelanzug anzuziehen und dann auch noch die Prallfeldschirme ihrer MINOKA einzuschalten.“
„Nun, ich denke, dass sie und ihre Besatzung ihre Schutzanzüge bereits trugen, als sie in das Wurmloch einflogen. Anders ist das nicht zu erklären.
Allerdings würde mich interessieren, was kurz vor dem Crash aus den Rettungskapseln der Crew geworden ist. Vielleicht sehen wir ja klarer, wenn wir die Logbuchdateien und den Flugrecorder der MINOKA ausgewertet haben“, erwiderte der mandoranische Regierende Rat nachdenklich, als er Mora Kranz bei der Hand nahm und die THIKAL-X über die ausgefahrene Rampe wieder verließ.