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Kapitel 1 Die Auswanderer

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Auf der Erde schrieb man das Jahr 2024. Vier Jahre waren vergangen, in denen sich die Allianzstreitkräfte immer intensiver auf die Befreiung des Santor-Systems vorbereiteten. Und schon bald würde man, verstärkt durch die Superschlachtschiffe der verbündeten, aus der Andromeda-Galaxis stammenden Mandoraner zum endgültigen Gefecht mit den ruchlosen STYXX-Bestien aufbrechen.

Auf den beiden, schon seit Millionen von Jahren bewohnten Planeten des Santor-Systems hatten die dort inzwischen von der brutalen STYXX-Rasse versklavten Nachfahren ehemaliger larojanischer Auswanderer davon natürlich keine Ahnung.

Ihr Sklavenschicksal schien für alle Zeiten besiegelt zu sein. Zudem ließen die gegenwärtigen Zustände, angesichts der von STYXX-Kommandotruppen verübten Gewaltakte und des Öfteren wegen bloßer Nichtigkeiten verhängten Todesstrafen, auch kaum Gedanken an aktiven Widerstand zu.

Schon gar nicht, weil die STYXX bereits bei der mittlerweile rund 10.000 Jahre zurückliegenden Herrschaftsübernahme über das schon damals wehrlose Santor-System in einem Präventivschlag viele tausend Menschen allein zur Abschreckung erbarmungslos umgebracht hatten.

Dennoch war der eher passiv zu nennende Widerstand der Santoraner – trotz der nun schon lange zurückliegenden grausamen Invasion der STYXX und der vielen unschuldigen Opfer – nicht gänzlich gebrochen. Und genau deshalb erlebte der junge Marek-Than an diesem Abend etwas für ihn völlig Überraschendes.

„Hallo, ehrwürdiger Vater – ich bin froh, dass es dir nach deinem gestrigen Zusammenbruch bei der Feldarbeit anscheinend schon wieder etwas besser geht“, sagte der 17-jährige Marek-Than, als er erkannte, wer sich ihm in der rasch hereinbrechenden Dämmerung in diesem Moment leise von hinten näherte.

Marek hatte sich an diesem heißen Sommerabend, nach 12 Stunden anstrengender Zwangsarbeit in den landwirtschaftlichen Plantagen, erst vor wenigen Minuten zum Ausruhen auf dem Grasboden vor dem am Waldrand gelegenen Hüttenkomplex hingesetzt, der den menschlichen Sklavenarbeitern – genauso, wie andernorts auf dem Planeten SANTOR 5 – als ärmliche Unterkunft diente.

Denn nach der unerbittlichen Tagesarbeit schaute er abends gerne in die Sterne, die nach dem Untergang der Sonne SANTOR am dunkelblauen Firmament juwelengleich zu glitzern begannen.

„Mein Sohn, ich freue mich auch, dich zu sehen“, erwiderte Koro-Than, der trotz seines Alters von nur 45 Jahren fast schon wie ein hundertjähriger Greis aussah.

„Aber so gut, wie du offenbar denkst, geht es mir leider nicht. Das gestern war laut deiner Mutter ein stiller Infarkt, der unseren höllischen Lebensbedingungen geschuldet ist. Meine Zeit geht also allmählich dem Ende entgegen – und damit müssen wir uns wohl alle abfinden.

Das, lieber Marek, ist leider unabwendbar und deine Mutter kann mir mit ihrem naturmedizinischen Talent und mit ihrer besonderen Gabe zum Verschleiern und Täuschen aus solchen Situationen auch nicht mehr lange heraushelfen“, meinte er dann, während er ächzend neben seinem Sohn Platz nahm und ihm freundschaftlich den Arm um die Schultern legte.

„Erst heute Mittag waren die STYXX-Wächter auf Befehl ihrer auf unserem Planeten lebenden Chefin, Prinzessin VOORX, wieder bei uns zuhause. Sie haben deiner Mutter unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass sie mich demnächst abholen würden, wenn ich nicht schon morgen wieder auf den Obstfeldern arbeiten würde. Kranke und somit nutzlose Sklaven wollen diese Drecksinsekten nämlich nicht durchfüttern.“

„Bei den Göttern von TARES – die wollen dich doch nicht etwa umbringen?“, fragte Marek-Than aufgeregt, als er das Unglaubliche begriff, das ihm sein Vater gerade mitgeteilt hatte.

„Doch, mein Sohn – genau das wollen sie. Und sie werden es auch tun, wenn sie befinden, dass meine Arbeitsleistung nicht mehr ihren Forderungen entspricht. Das einzige, was mir momentan ein wenig Aufschub gibt, ist die Tatsache, dass diese hässliche Schwarmprinzessin anscheinend seit heute Nachmittag mal wieder von der Bildfläche verschwunden ist.

Dass sich keiner von der Wachmannschaft groß um ihren Verbleib kümmert, zeigt mir, dass Prinzessin VOORX offenbar mal wieder die von ihr gewohnten Extratouren reitet. Als erklärter Liebling ihrer Mutter, Königin MAROOX, hat sie als Anführerin der Wachmannschaften auf unserem Planeten ja auch nicht übermäßig viel zu tun. Aus diesem Grund geht sie lieber ihren morbiden Neigungen nach und berauscht sich an unseren Ernteprodukten oder geht in unseren Bergen und Wäldern auf die Jagd, wenn’s ihr in ihrer Residenz mal wieder zu langweilig wird.

Weil ich aber dennoch in naher Zukunft mit meiner Exekution zu rechnen habe und wir rein gar nichts dagegen unternehmen können, muss ich dich heute Abend in ein paar wichtige Geheimnisse einweihen, die du als mein Nachfolger im Amt des Dorfältesten und als mein Erbe unbedingt wissen musst.“

Der vor Schreck atemlose Marek-Than hatte sichtlich Mühe, die gerade geäußerten Worte seines Vaters zu verdauen. Doch noch ehe er auch nur ein Wort erwidern konnte, sprach dieser auch bereits weiter:

„Also Marek, hör mir jetzt gut zu. Du weißt, dass es uns grundsätzlich verboten ist, schriftliche Unterlagen anzufertigen oder gar zu besitzen. Vor allem jedoch haben uns diese Mörderinsekten untersagt, dass wir unsere Historie aufzeichnen.

Deswegen haben unsere Vorväter immer einen der Dorfältesten auserwählt, der vor seinem herannahenden Tod vor der Aufgabe stand, mindestens zwei seiner Kinder in die Geschichte unseres Volkes und unserer Herkunft einzuweihen. Und gegenwärtig bin ich derjenige, der diese unglückliche Pflicht zu erfüllen hat.

Sei aber bitte nicht traurig, denn es ist höchste Zeit, dass ich das endlich tue. Außerdem hoffe ich, dass du es akzeptierst, dass ich dich und deine Schwester Amanda als Wissensträger zur Weitergabe unserer Geschichte ausgewählt habe.

Denn, wie ich schon sagte, ist mein Gesundheitszustand sehr viel labiler, als du es vermutest. Und Amanda habe ich schon ausgiebig informiert, während sie gestern und heute Nachmittag als Pflegerin an meinem Krankenbett saß.“

Marek-Than, der allmählich zu begreifen schien, dass die folgenden Minuten und Stunden sehr wichtig für ihn selbst und die auf seinem Heimatplaneten SANTOR 5 lebenden Menschen sein würden, bekam bei den Worten seines Vaters ein zunehmend beklemmendes Gefühl, das ihm fast die Luft zum Atmen abschnürte.

Deshalb kauerte er sich im Dunkel der mittlerweile nur von ein paar Fackeln illuminierten Vorbauten ihrer abstoßenden Unterkunft immer enger an seinen geliebten Vater und ließ ihn zunächst ohne Unterbrechung über die Vergangenheit der Santoraner referieren.

Wobei er sich im Verlauf von Koro-Thans Erzählung immer heftiger an seinen, wie in Trance versunkenen Vater und seine inzwischen hinzugekommene Mutter Shana schmiegte.

„Pass auf, mein Junge und merk dir meine Worte gut“, hatte Koro-Than mit seinem Bericht begonnen.

„Wir Santoraner sind die Nachfahren einer uralten menschlichen Rasse, die dieses Planetensystem mit riesigen Langstreckenraumschiffen als Aussiedler vor gut 20 Millionen Jahren erreichte.

Von diesen zylinderförmigen Schiffen sind heutzutage nur noch die von der Vegetation mittlerweile überwucherten Hüllen übrig – aber dazu muss man wissen, wo im Urwald am Rande des größten unserer Ozeane die Wracks der alten Fernraumer liegen.

Die ursprünglichen Siedler unseres Volks kamen aus einem Sternenreich, das sie LARO nannten und von dem sie sich im Zwist mit den dort Herrschenden nach jahrhundertelangen, gegenseitigen Streitigkeiten und Vernichtungskriegen losgesagt hatten.

Ob ihr Auszug aus dem Laro-System völlig einvernehmlich geschah, ist nicht überliefert. Jedoch ist anzunehmen, dass beide Seiten von den dauernden Raumschlachten und dem damit verbundenen Töten irgendwann die Nase voll hatten.

Es scheint so, dass ein paar Vernünftige im untereinander verfeindeten Parlament des Laro-Systems deshalb vor Äonen von Jahren eine Ratsentscheidung initiierten, die in der nachfolgenden Zeit den Fernraumschiffbau genehmigte. Und damit wurde die Auswanderung aller Unzufriedenen und Andersdenkenden überhaupt erst ermöglicht.

Und soweit, wie ich aus den Überlieferungen deines schon lange verstorbenen Großvaters weiß, war unser Planetensystem nur eines der Ziele, zu denen sehr viele unserer larojanischen Ahnen damals aufbrachen.

Außerdem wussten unsere Vorfahren, dass auch das Laro-System nur der Fluchtort von verfolgten Menschen war, die vor rund 65 Millionen Jahren ihren weit entfernten Ursprungsplaneten namens TERRUM nach einer galaktischen Katastrophe verlassen mussten.“

„Vater, weiß man, wo im Weltraum das Laro-System und dieser ominöse Heimatplanet unserer Vorfahren namens TERRUM liegt?“, unterbrach Marek-Than in diesem Moment die Rede seines Vaters.

„Ja und nein, mein Sohn. Den Überlieferungen zufolge wissen wir lediglich, dass unsere larojanischen Schwestern und Brüder eigentlich gar nicht so weit weg von uns wohnen, wie die meisten von uns glauben. Nur bezüglich TERRUM wussten selbst die Larojaner irgendwann nicht mehr, in welchem Randgebiet des Universums sich dieser Planet befindet. Aber lass mich jetzt bitte weiter berichten.“

Koro-Than lehnte sich zurück, während er das umliegende Gelände wachsam beobachtete.

„Sorge dich nicht, Koro. Es ist keine von diesen Bestien in der Nähe. Und Amanda hat bereits die Fackeln an unserer Hütte gelöscht, damit die Wächter der STYXX nicht auf uns aufmerksam werden“, flüsterte Shana-Than ihrem Mann in diesem Moment mit leiser Stimme ins Ohr.

„Sie kommen ja ohnehin nur selten hierher, weil ihnen unsere Siedlungen verhasst sind. Außerdem hätten uns Amandas Hunde oder unser Federvieh sicher schon vor ihnen gewarnt. Und darüber hinaus habe ich einige Männer unserer Sippe gebeten, auf uns aufzupassen und uns vor herannahenden STYXX-Wächtern zu warnen.

Koro-Than schien beruhigt, als er jetzt seinen Bericht fortsetzte.

„Also gut. Ich hatte ja bereits das Laro-System erwähnt, aus dem unsere Ahnen vor rund 20 Millionen Jahren nach SANTOR auswanderten. Das larojanische Sternenreich liegt gemäß den überlieferten und von uns gut versteckten Sternenkarten nur wenige hundert Lichtjahre von hier entfernt.

Deshalb wählten unsere Ahnen das Santor-System auch als Ziel aus. SANTOR war und ist nämlich das von LARO aus nächstgelegene Sternensystem, bei dem die zwei äußeren Planeten in einer für Menschen bewohnbaren Zone liegen.

Unsere Vorfahren verfügten zwar über die zur Überwindung dieser gewaltigen Distanz nötigen Raumschiffe – der in den Fernraumern verbauten neuen Antriebstechnologie trauten ihre mitfliegenden Ingenieure aber nie so recht. Doch, wie du siehst, kamen unsere Ahnen damals allesamt unversehrt hier an.

Jedoch musst du wissen, dass mehrere hundert Lichtjahre, trotz der relativen Nähe zum Laro-System, galaktische Entfernungen sind, die unser Volk heute und auch in Zukunft nie wieder bezwingen können wird, weil die dafür notwendige Technik mittlerweile nicht mehr existiert.“

„Ehrwürdiger Vater, ich verstehe das nicht. Du willst mir also damit sagen, dass unsere Ahnen einer hochtechnologischen Zivilisation entstammen, deren Errungenschaften unsere Vorfahren bei der Ankunft in diesem Sonnensystem einfach so weggeworfen haben?“

„Nun, mein Sohn – das ist nur bedingt richtig. Unsere Vorfahren konnten ihre Fernraumschiffe nach der Landung auf SANTOR 5 nämlich nie wieder benutzen, weil deren Triebwerke nach dem langen Flug völlig ausgebrannt waren und es hier bei uns auf den Planeten des Santor-Systems keinen Treibstoff für deren Weiterbetrieb gab.

Daher haben unsere Vorfahren auch auf die Instandsetzung der Generationenschiffe verzichtet, von denen jeweils etwa die Hälfte hier bei uns und die andere Hälfte auf SANTOR 4 gelandet war. Diese Aufteilung hatte man übrigen schon vor dem Start festgelegt.

Der Grund dafür war, dass die Agrarier unter den Aussiedlern hierher nach SANTOR 5 wollten. Dieser Planet – das hatte man schon bei den ersten Umrundungen per Sensoraufklärung erkannt – verfügte nämlich auf seinen fünf Kontinenten mit den weiten Ebenen zwischen den Ozeanen und den bewaldeten Bergen über ausreichend landwirtschaftliche Nutzfläche. Genau dort war also Ackerbau und Viehzucht möglich, womit man die Versorgung aller Auswanderer sicherzustellen gedachte.

Jedoch brauchten die Siedler für ihre landwirtschaftlichen Produkte zusätzlich ja auch noch eine verarbeitende Industrie, um beide Planeten mit Waren des täglichen Bedarfs zu versorgen. Und deshalb landeten vor allem die Techniker und Ingenieure unter den Siedlern mit den übrigen Fernraumern auf dem heißeren Nachbarplaneten SANTOR 4, wo sich heutzutage die Regierungszentrale der verhassten STYXX-Insekten befindet.“

„Diese Arbeitsteilung setzte allerdings voraus, dass man Pendeltransporte zwischen unseren Planeten einrichten musste. Wie hat man das denn gemacht, wenn doch die großen Schiffe gar nicht mehr flugfähig waren?“, warf Marek-Than an dieser Stelle eine weitere Frage ein.

„Das stimmt, mein Sohn. Ich sehe, du denkst mit. Also, gib weiter acht,“ erwiderte Koro-Than, ehe er mit seinem Bericht fortfuhr.

Nun, die an Bord der Fernraumer mitgeführten sechzig Kurzstrecken-Shuttles blieben zunächst noch eine ganze Zeit lang nutzbar. Dies deshalb, weil man für die erste Zeit vorsorglich einen begrenzten Treibstoffvorrat für diese Beiboote an Bord der Fernraumer mitgenommen hatte.

Außerdem gelang es den technisch bewanderten Einwohnern auf SANTOR 4, die benötigten Antriebsstoffe in begrenztem Umfang aus Ressourcen unseres Nachbarplaneten zu raffinieren. Und genau deshalb konnte man die Shuttles noch etwas länger zum Warentransport einsetzen.

Weil unsere Vorfahren jedoch von Anfang an wussten, dass die Brennstoffvorräte letztlich nicht ewig reichen würden, hatten die Techniker auf SANTOR 4 eine geniale Idee. Sie entwickelten nämlich ausklappbare Sonnensegel, mit denen sie die kleinen Schiffe ausstatteten, um sie so auf den Pendelflügen zur Brennstoffeinsparung mit Sonnenenergie zu versorgen.

Wegen dieses findigen Umbaus der Transportshuttles benötigte man die konventionellen Triebwerke somit nur noch bei Start und Landung. Allerdings ging der Güterverkehr zwischen SANTOR 4 und SANTOR 5 hierdurch deutlich langsamer vonstatten. Doch das war letztlich unproblematisch. Denn die große Anzahl an Beibooten reichte – trotz der längeren Flugzeit – für die Versorgung der Menschen beider Planeten völlig aus.

Warum lief das alles in dieser Weise ab? Nun, unsere Ahnen sahen vor allem in der Technik des überlichtschnellen Raumflugs ein notwendiges Übel, das man nach dem erfolgreich beendeten Langstreckenflug zu überwinden gedachte.

Deshalb wrackten die ersten Santoraner ihre Transportschiffe auch schon bald nach ihrer Ankunft ab und fingen an, aus den so gewonnenen Teilen und mit den vor Ort verfügbaren Materialien, Wohnhäuser – und speziell auf SANTOR 4 zusätzlich noch kleinere Fertigungsanlagen zu bauen.

Unsere Vorfahren auf SANTOR 5 begannen hingegen ein einfaches Leben als Bauern und Viehzüchter zu führen. Dank des ganzjährig milden Klimas und des fruchtbaren Bodens legten sie rund um ihre damals aus Stein gebauten Ansiedlungen vor allem große und ertragreiche Obst-, Gemüse- und Getreideplantagen an.

Außerdem bauten sie Stallungen für ihr Nutzvieh und ließen die mitgeführten Tiere auf den zahlreich vorhandenen üppigen Grasflächen weiden.

Wobei sie mehr und mehr auf technische Hilfsmittel verzichteten. Letztlich entsprach das ja auch ihrer Lebensphilosophie – zu der sie auf einem unberührten und für Menschen sehr angenehmen Planeten endlich die einzigartige Chance bekommen hatten.“

„Der Preisgabe technischer Annehmlichkeiten ist doch schon seit Jahrtausenden ein grundlegender Bestandteil unserer Lebensphilosophie, Vater. War es aber mit Blick auf die Invasion der STYXX vielleicht doch falsch, so rigoros auf technische Errungenschaften zu verzichten?“

„Nein, Marek. Ich glaube fest daran, dass unsere Ahnen Recht hatten, sich von der Technologiewut und den daraus resultierenden Vernichtungskriegen im Laro-System abzuwenden. Nur haben wir Santoraner es in der Nachschau damit in früheren Zeiten eindeutig zu weit getrieben. Aber lass mich jetzt weiter berichten.

Das, was ich dir für heute noch mitteilen will, dauert sicher noch eine Weile. Aber dennoch sollten wir nicht mehr zu lange diskutieren. Morgen ist schließlich auch noch eine Nacht, in der wir miteinander reden müssen. Die zwei Monde unseres Planeten sind ja schon aufgegangen. Und eigentlich müssten wir Menschen ja spätestens zu diesem Zeitpunkt im Bett liegen – ein STYXX-Befehl, dem wir jedoch heute Nacht nicht folgen werden.

Ich sagte ja bereits, dass mich mein schon lange verstorbener Vater als Vorsitzender des Ältestenrats schon in jungen Jahren dazu bestimmt hat, das überlieferte Wissen unserer Gemeinschaft auswendig zu lernen, um es später an meine Kinder weitergeben zu können. Das ist jedoch für heute viel zu viel Stoff und deshalb werden wir uns morgen Abend noch einmal zusammensetzen müssen.“

Nach diesen Worten machte der alt und kränklich wirkende Plantagenvorarbeiter eine kurze Pause, ehe er mit Blick auf seinen gespannt lauschenden Sohn fortfuhr:

Nun, ganz ohne Technik zu leben bedeutet zugleich, etwaigen Feinden gegenüber schutzlos ausgeliefert zu sein. Das habe ich ja eben bereits angedeutet. Denn es war gerade die überlegene Technik unserer Sklavenhalter, die vor etwa 10.000 Jahren zur völligen Unterwerfung unseres Volks führte und der wir nichts entgegenzusetzen hatten.

Was du darüber hinaus noch unbedingt wissen musst, betrifft eine Entdeckung, die unsere Vorfahren schon geraume Zeit vor der Invasion der STYXX bei der Suche nach Rohstoffen in den Bergen unseres Planeten machte.

Es handelt sich dabei um eine technische Einrichtung, die eine Gruppe unserer Prospektoren in einer pyramidenförmigen Berghöhle fand.

Diese torförmige, an einen Energieerzeuger angeschlossene Metallkonstruktion sowie die in der Höhle angebrachte Bilderschrift deuten darauf hin, dass in früheren Zeiten, also weit vor unserer Besiedelung, speziell auf SANTOR 5 schon einmal humanoide Wesen gelebt haben.

Wer sie waren und zu welchem Volk sie gehörten, ist jedoch unbekannt. Und da unsere Vorfahren den Zweck der Anlage nicht enträtseln konnten, verschlossen sie die Berghöhle mit Gesteinsbrocken und erklärten das gesamte Gebiet zur Tabuzone, die man anschließend nie wieder betrat.“

Damit beendete Koro-Than in dieser Nacht den ersten Teil seiner aufwühlenden Erzählung, wobei er seinen Sohn Marek zugleich bat, ihm am folgenden Abend zur Fortsetzung seines Berichts erneut zur Verfügung zu stehen.

Marek-Than lag in dieser Nacht noch lange wach und diskutierte das Gehörte mit seiner Schwester Amanda.

„Unsere Lage ist hoffnungslos – wir werden unsere Fesseln niemals abschütteln können, weil uns dafür einfach die erforderlichen Mittel, und vor allem die notwendigen Waffen fehlen“, meinte er irgendwann.

Doch seine Schwester Amanda widersprach ihm sofort.

„Wenn wir nicht mehr hoffen könnten, bliebe uns ja nur übrig, darauf zu warten, dass uns diese Bestien umbringen, wenn wir irgendwann für die Plantagenarbeit zu alt sind.

Dass dem aber nicht so ist und es noch eine, wenn auch minimale Hoffnung auf Rettung gibt, wird dir unser Vater morgen noch sagen. Aber ich will ihm nicht vorgreifen. Und deshalb solltest du jetzt schlafen, damit du für die morgige Plantagenarbeit nicht zu müde bist und hierdurch noch den Wachen auffällst.“

Kampf um SANTOR, Teil 2 - Die Befreiung

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