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Kapitel 4 Überraschung am Rock Lake

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Bereits im Januar und Februar 2020 hatten die Probe- und Trainingsflüge des zum Ende des Vorjahrs fertiggestellten Großkampfschiffs FREYA begonnen. Als die Tests des riesigen Schiffs Anfang März in die zweite Phase gingen, waren Viktor Thule und seine larojanische Dauerverlobte Shania-Sher schon seit einigen Tagen in Wisconsin mit der weiteren Erkundung der Limnatis-Pyramide und des Delta Mounds im dortigen Rock Lake beschäftigt.

Zur Unterstützung von Viktor und Shania hatten es sich der lemurische Oberst Thure-Pan, dessen Schwester Niome sowie sein entfernter Verwandter, Kommodore Largo-Pan, zudem nicht nehmen lassen, als wissenschaftliche Begleiter mit an Bord von Viktors Explorerschiff CONDOR-X zu gehen.

„Der vermutete Kleintransmitter liegt anscheinend in der Unterwasserpyramide am nordwestlichen Ende des Sees. Und dessen Energieversorgung ist offensichtlich in dem ebenfalls unter Wasser liegenden Delta Mound im Süden des Rock Lakes verborgen, soviel habt ihr ja bereits im letzten Jahr anhand der schwachen Energiesignaturen festgestellt.

Ich schlage daher zunächst mal eine genaue Erkundung des Energiemeilers vor, der die geheimnisvolle Anlage in der angemessenen Unterwasserhöhle nördlich davon über Feldleiter mit Energie versorgt“, sagte Oberst Thure-Pan in Richtung des Explorerkommandanten Viktor Thule, gleich nachdem die CONDOR-X nach Wisconsin abgehoben hatte.

„Sehe ich auch so“, erwiderte Viktor Thule knapp, ehe er gleich darauf mit einem nachdenklichen Kopfkratzen fortfuhr: „Nur müssen wir irgendwie in die Höhle dort unten reinkommen. Unsere Teleporter Alex und Doc Alec MacLeod stehen uns ja dafür als Transportesel vorerst noch nicht zur Verfügung.“

„Richtig, mein Freund“, lachte Thure-Pan. „Die beiden Cousins sind noch in Europa, weil sie sich auf ihrer Heimatbasis in Fürstenfeldbruck auf die MARS-Expedition vorbereiten. Die geschätzte Mora Kranz und meine alte Chefin Brigid-Thor wollen diesen geplanten Forschungsflug ja mit der MHORA-X und der ODIN in Kürze von Nevada aus antreten.“

„Dann ist es wohl gut, dass deine Schwester und ich schon während des ganzen Flugs überlegt haben, wie wir das offensichtliche Problem vorerst auch ohne Teleporter meistern könnten. Und ich glaube, wir haben eine machbare Lösung gefunden“, warf im gleichen Moment der ehemalige Chefwissenschaftler der FREYA-Werft, Kommodore Largo-Pan, in das Gespräch der beiden Männer ein.

„Es stimmt, was Largo gerade gesagt hat. Wir Lemurer hatten zu unserer Zeit schließlich auch keine paranormal begabten Menschen in unseren Reihen“, mischte sich jetzt Thures Schwester, Senior Commander Niobe-Pan, in die Diskussion ein.

„Deshalb werden wir drei nach den erweiterten Messflügen in unsere lemurischen Raumanzüge schlüpfen, danach über dem Delta Mound in den See springen und die Anlage dort unten auf sicherlich vorhandene Schleusen untersuchen.

Gleichzeitig schalten wir unsere lemurischen Identifikationstransponder ein, die uns gegenüber dieser Einrichtung als berechtigte Besucher der Ersten Menschheit ausweisen.

Sofern die sicher im Standby befindlichen Computer der Einrichtung noch funktionieren, sollten wir auf diese Weise die gewünschte Zutrittserlaubnis erhalten. Und für den Fall, dass wir auf Schwierigkeiten stoßen, haben wir ja zudem noch zwei unserer lemurischen Astor-Androiden an Bord, die unseren Tauchgang mitmachen werden.“

„Das scheint mir ein guter Plan zu sein“, sagte Viktor Thule, als seine Pilotin und Partnerin, Fürstin Shania-Sher die CONDOR-X nach umfassenden Sensormessungen am Ufer des Rock Lake auf der noch immer von amerikanischen State Troopern abgesperrten Landefläche aufsetzte.

„Okay, Leute – macht jetzt mal voran. Wir treffen uns in 15 Minuten am Seeufer. Und dann geht’s für euch los. Wäre doch gelacht, wenn ihr das in diesem See verborgene Geheimnis der alten Lemurer nicht lüften könntet“, meinte Viktor Thule, als er sich nochmal in seinem Kommandosessel zurücklehnte und seiner engen Freundin Shania einen fragenden Blick zuwarf.

„Ja, ja – ich weiß ja schon, was du mich gleich fragen wirst, mein Schatz. Also, Thure-Pans Kugelraumer SOL unter Admiral Mero-Khan und mit Bill Carters Kumpel, Lieutenant Clark Rodgers, auf dem Pilotensitz befindet sich schon seit gut einer halben Stunde in der Mondumlaufbahn. Und die beiden warten schon ungeduldig darauf, dass hier unten endlich etwas vorangeht.

Du wirst dich deshalb jetzt auch gar nicht erst zum freundlichen Verabschieden unserer lemurischen Freunde nach draußen begeben. Das könnt ihr schließlich hier auf der Brücke machen. Vielmehr wirst du mir ab sofort an der Funkkonsole Gesellschaft leisten und mit der SOL Verbindung halten. Parallel dazu schalte ich mich in den Funkkreis unseres lemurischen Außentrupps ein und beobachte in Bild und Ton, was dort unten im Rock Lake passiert.“

Kurz darauf standen die sich noch immer über Shania-Shers letzte Sätze amüsierenden Lemurer mit ihren beiden Astor-Androiden zum Sprung in das zu dieser Jahreszeit nur mäßig warme Wasser des Rock Lake bereit. Doch von der Wassertemperatur merkten sie beim Eintauchen dank ihrer Schutzanzüge so gut wie nichts, als sie sich mittels ihrer Anzugaggregate in Richtung des relativ flachen Seegrunds vorarbeiteten.

„Das steinerne Gebilde da vorne – das muss der Eingang zum wahrscheinlich unter dem Seeboden liegenden Meiler sein“, bemerkte Thure-Pan über Helmfunk, als sich die Fünfergruppe langsam dem vor ihnen liegenden Objekt näherten.

„Nur dass dieses Teil da vorne nicht aus Stein, sondern meiner Sensorortung nach einwandfrei aus Makronit2 besteht“, merkte der in der zweiten Reihe den drei Lemurern folgende Astor 1 mit einem Seitenblick auf seinen Kollegen Astor 2 sofort an.

„Bestätigt“, sagte der mit einem Blick auf sein Armbandmessgerät nur knapp, als Oberst Thure-Pan auch schon die Sendeleistung seines ID-Geräts auf volle Leistung drehte.

„Hier spricht Oberst Thure-Pan vom 3. Phaetonischen Kampfgeschwader. Meine persönliche ID-Nummer lautet KGS-31X280. Computer, wir stehen vor der Schleuse und begehren Einlass in diese Einrichtung.“

„Ihre Daten werden verarbeitet, Oberst Pan. Bitte warten Sie einen Moment. Sie sind nicht allein. Identifizieren Sie bitte auch Ihre Begleiter“, sagte eine unpersönliche Computerstimme nach einem Augenblick des Wartens, als Thure-Pan bereits verhalten murmelte:

„Seit Millionen von Jahren hier unten begraben. Aber – den Göttern von TARES sei Dank – die Sicherheitsprotokolle funktionieren immer noch einwandfrei.“

Daher akzeptierte der lemurische Oberst die Frage des Rechengehirns und ließ seine Begleiter nacheinander nach vorne treten. Und nachdem sich auch die übrigen Lemurer und die beiden Astor-Androiden identifiziert hatten, hörten sie per Funk eine unerwartete Aufforderung:

„Ich habe Sie alle positiv als Angehörige der phaetonischen Flotte identifiziert. Momentan gelten für diese Anlage die Notfallprotokolle. Deshalb wird Ihnen der Zutritt gewährt. Gehen Sie bitte auf die illuminierte Fläche seitlich von Ihnen und gehen Sie dann auf das aufleuchtende Tor zu. Mein Transmitter wird Sie in wenigen Minuten in meinen Kommandoraum hereinholen.“

Die von dieser Ansage überraschten Lemurer sahen sich erstaunt um, als sie gleich rechts neben sich eine quadratische Leuchtfläche am Boden entdeckten, die zuvor noch nicht dagewesen war. Und direkt bei dieser Position war in diesem Augenblick in dem Makronitgebilde vor ihnen eine mannshohe und rechteckig flimmernde Rahmenmarkierung entstanden, in der das transmittertypische schwarze Wabern zu sehen war.

„Okay, riskieren wir es. Das ist eine Anlage unseres Volkes – und deshalb glaube ich nicht, dass ein Transmittertransport über solch eine kurze Strecke mit Gefahren verbunden sein könnte. Aber wir gehen da nur nacheinander hinein und ich bleibe mit euch in permanenter Funkverbindung. Ihr folgt mir nur, wenn ihr von mir das Okay dafür kriegt. Alles klar?“

Wenig später standen die drei Lemurer mit ihren beiden Androiden ohne Zwischenfall in einem schwach illuminierten ovalen Raum, der ringsum von gerade anlaufenden Computerkonsolen umgeben war.

„Wartet noch ein paar Zeiteinheiten, bis ich die Lebenserhaltungssysteme dieser Kammer hochgefahren habe. Beachtet das noch auf Rot stehende Signal an der Decke. Wenn die Anzeige auf Grün wechselt, könnt ihr eure Schutzanzüge ablegen“, hörten die Lemurer die Computerstimme im gleichen Moment über ihre Helmkommunikatoren.

„Computer, welchem Zweck dient diese Anlage?“, fragte Oberst Thure-Pan gerade, als sich vor den verblüfften Männern das Hologramm eines Lemurers in der Uniform eines Großadmirals der ehemaligen phaetonischen Flotte aufbaute.

„Diese Fragen beantworte ich dir gerne, Oberst Pan. Zuvor will ich euch aber darauf hinweisen, dass mein menschlicher Körper und der meiner Adjutantin noch immer in Cryo-Tanks im Nachbarraum dieser Energieversorgungszentrale ruhen.“

„Großadmiral Dagmund-Thor. Herr Minister, ich kann es kaum glauben. Sind Sie das wirklich?“, fragte Oberst Thure-Pan, dessen absolutes Erstaunen an seiner völlig perplexen Miene abzulesen war.

Doch die Fassungslosigkeit des Obersten ging rasch vorüber, denn schon Sekunden später warf der reaktionsschnelle Lemurer alle Pläne zur Erforschung der seltsamen lemurischen Anlage über den Haufen und rief zugleich die Brücke der CONDOR-X über Funk:

„Habt ihr das mitbekommen, Leute? Wir brauchen hier unten dringend medizinische Hilfe. Shania, Viktor – fragt bitte sofort in der Einsatzzentrale nach, ob die MHORA-X und die ODIN schon auf dem Weg in die USA sind. Und wenn ja, leitet sie umgehend hierher um. Außerdem soll Fürstin Vera-Sher unverzüglich ein medizinisch ausgerüstetes Shuttle ihrer THIKAL-X mit allen verfügbaren Ärzten zu unserer momentanen Position in Bewegung setzen.“

„Verstanden, Thure – wir konnten euch und sogar das Hologramm gut sehen. Ich leite sofort alles Nötige in die Wege. Zwei lemurische Menschen liegen also dort unten in Cryo-Tanks. Ich hoffe, ich habe das richtig verstanden“, erwiderte Shania-Sher geistesgegenwärtig, während Viktor Thule schon Kontakt mit der JDEF-Einsatzzentrale auf der Nellis AFB3 aufnahm.

„Die MHORA-X und die ODIN erreichen die amerikanische Küste in wenigen Minuten. Sie ändern gerade ihren Kurs und kommen mit Volldampf direkt auf euch zu. Und Fürstin Vera-Sher macht soeben eins ihrer Beiboote mit den angeforderten medizinischen Teams startklar.

Admiral Anuk-Thor fliegt übrigens ebenfalls mit der THIKAL-X-1 zum Rock Lake und der SOL habe ich soeben den Befehl zur Rückkehr auf die Erde gegeben“, gab wenige Minuten danach der von dieser unerwarteten Entwicklung ebenso überraschte Kommandierende General der Einsatzbasis Nellis, Bart Blackhorse, auf der Flottenfrequenz an Viktor Thule durch.

„Danke, General. Die THIKAL-X-1 wird zur Rettung der zwei Lemurer dort unten ausreichen. Ich sorge jetzt umgehend dafür, dass die State Trooper und die örtliche Polizei den Ring um das hiesige Landefeld ein stückweit größer ziehen, damit Fürstin Veras Shuttle problemlos landen kann. Zugleich überlegen wir, wie wir die Cryo-Tanks dieser beiden Lemurer am besten an die Seeoberfläche holen können.“

In der Energieschaltstation hatte das holographische Abbild des uralten Großadmirals die aufgeregten Funksprüche mitgehört, ehe das Abbild des alten Lemurers wieder mittels der KI4 des dazwischen geschalteten Rechengehirns zu sprechen begann.

„Oberst Thure-Pan, ich weiß, dass du zu Beginn des damaligen Abwehrkampfs gegen die Invasion dieser Insektenwesen der Stellvertreter meiner Tochter in der Testeinrichtung unserer Flotte im nordwestlichen LAURASIA5 gewesen bist.

Ich spreche dabei von der Zeit, in der unsere alten Welten untergingen. Sag mir also bitte – haben meine geliebte Brigid und ihr stolzer Verlobter den feigen Anschlag auf unseren Wohnplaneten TERRUM damals ebenfalls überstanden? Und sag mir auch, wieviel Zeit seit der Katastrophe vergangen ist.“

„Herr Minister, Ihre Tochter ist wohlauf – nur ihr Verlobter ist vor rund 65 Millionen Jahren bei der Verteidigung unseres Sol-Systems gefallen. Ich habe bereits veranlasst, dass man Brigids Kugelraumer ODIN zu diesem Ort hier umleitet. Sie ist nämlich in Begleitung unserer terranischen und larojanischen Verbündeten ohnehin in dieser Richtung unterwegs. Alles Weitere klären wir später. Jetzt kommt es erstmal darauf an, Sie und Ihre Begleiterin möglichst rasch aus euren Überlebenstanks zu befreien.“

„Danke, Oberst Pan. Liebe Freunde, ich danke euch sehr, dass ihr uns nach so langer Zeit zu Hilfe kommt. Was das weitere Vorgehen angeht, müsst ihr momentan nur wissen, dass unsere Kältekapseln mit einer autarken Energieversorgung ausgestattet sind und somit nach draußen bewegt werden können.

Sofern ich das jedoch eben richtig verstanden habe, liegt diese Anlage inzwischen unter Wasser. Das war zu meiner Zeit noch nicht der Fall. Falls ihr jedoch Traktorprojektoren zur Verfügung habt, sollte es kein besonderes Problem darstellen, unsere zwei Kälteschlafkammern an Land zu holen.“

„Verstanden, Großadmiral. Wir kümmern uns darum. Was aber ist mit der Bedienercrew in eurem nahegelegenen Mini-Transmitter geschehen? Dort haben wir – anders als an dieser Position – nur minimale Energieemissionen anmessen können.“

„Das ist nicht weiter verwunderlich, Oberst Pan. Die nördlich von hier gelegene Kleintransmitterstation, zu der ich mit meiner Begleiterin nach dem Angriff der Invasoren fliehen wollte, ist anscheinend schon damals von den Bedienern der Anlage abgeschaltet worden. Nur gab es dort leider keine Überlebenseinrichtungen.

Wir beide waren damals zu einer geheimen Inspektionsreise auf TERRUM und konnten mit unserem kleinen Zwei-Mann-Jäger schon beim ersten und einzigen Überflug der Station keine Lebenszeichen und keinen arbeitenden Transmitter mehr ausmachen.

Deshalb änderten wir kurzerhand unser Ziel, um die offensichtlich defekte Energiezufuhr zu reparieren. Doch dann sind meine Adjutantin und ich hier in dieser Energieschaltstation steckengeblieben. Dies deshalb, weil uns nämlich der Weg nach draußen durch den plötzlich einsetzenden und immer heftiger werdenden Trümmerregen versperrt wurde, der auch unseren Jäger zerstörte.

Ich gehe nach alledem also davon aus, dass keiner unserer Landsleute in der kleinen Pyramide die damalige Katastrophe überlebt hat. Mir blieb jedoch in dieser Station noch soviel Zeit, den hiesigen Hauptrechner so umzuprogrammieren, dass er auf das Eintreffen von Hilfskommandos reagieren würde.“

„Danke, Herr Minister. Der Kommandant unseres Explorerschiffs hat mitgehört. Er wird mit seiner Crew sicher gleich in Position gehen und seine Traktoraggregate für eure Bergung klarmachen“, erwiderte Oberst Thure-Pan, während er mit seinen Begleitern in den Nebenraum eindrang. Dort gab er den Astor-Androiden unverzüglich den Befehl, beide Cryo-Tanks von ihrer lokalen Stromversorgung abzukoppeln und sie auf Batterieversorgung umzuschalten.

Eine halbe Stunde danach war die Bergungsaktion über dem Delta Mound in vollem Gang. Das inzwischen eingetroffene Rettungs-Shuttle der THIKAL-X half der CONDOR-X dabei, die beiden Kältetanks mit ihren Traktorstrahlen hochzuheben und vorsichtig an Land zu befördern.

Kaum hatten die zwei Schiffe wieder auf der abgesperrten Fläche des Korth Parks am südwestlichen Seeufer aufgesetzt, waren die medizinischen Teams bereits im Eiltempo dabei, die geborgenen lemurischen Überlebenseinrichtungen an Bord des Lazarettshuttles zu bringen.

Im Bordlazarett der THIKAL-X-1 wartete Admiral Anuk-Thor bereits äußerst ungeduldig auf die Öffnung der gerade hereingebrachten Cryo-Tanks.

„Warum macht ihr hier nicht endlich voran, sondern steht nur an euren Messgeräten herum?“, herrschte die Chefin des THOR-Werftkomplexes die im Raum befindlichen Ärzte sofort an.

„Ma’am, wir warten ab, bis die ODIN mit Fürstin Mora-Sher und Doktor MacLeod bei uns eingetroffen ist. Wir sind zwar ebenfalls Ärzte, jedoch sind wir mit der lemurischen Kältetechnik nicht so gut vertraut, wie das Ärzteehepaar MacLeod“, sagte der amerikanische Militärarzt mit einem Stirnrunzeln.

„Da die beiden Patienten ja in stabiler Verfassung sind, besteht gegenwärtig auch kein Anlass zu übertriebener Eile“, versuchte er gleich darauf die überaus angespannt wirkende Lemurerin weiter zu beruhigen.

„Bitte entschuldigen Sie, dass ich Sie gerade so unverschämt angeraunzt habe“, meinte Anuk-Thor nach einer kurzen Denkpause, während der sie sich noch immer ihre langen Haare raufte.

„Da drin liegt laut Oberst Thure-Pan wahrscheinlich mein Bruder. Meine Güte, ich kann das alles noch gar nicht fassen. Ich will ja nur wissen, ob er es tatsächlich ist und wie es ihm geht. Wo zum Teufel bleibt denn meine Nichte mit ihren beiden Wunderärzten?“

Noch im selben Moment konnte man draußen vor dem Shuttle die mit Höchstgeschwindigkeit heranbrausende ODIN am Horizont optisch, wie auch akustisch ausmachen.

„Wie heißt der lemurische Admiral, den ihr angeblich dort unten gefunden habt?“, hatte Brigid-Thor neugierig bei Viktor Thule nachgefragt, als sie mit der ODIN gerade die amerikanische Ostküste überquerte.

Als sie Viktors Antwort hörte, erschrak sie tief. Deshalb vergewisserte sie sich nochmals bei Viktors Freundin Shania, ob sie den Namen tatsächlich richtig verstanden hatte. Noch im selben Augenblick erbleichte sie und fing händeringend zu zittern an.

„Das kann doch nicht wahr sein“, stotterte sie mit tränenerstickter Stimme, als sie geistesgegenwärtig von ihrem Ehemann Nick Carter wegen des offensichtlich bevorstehenden Nervenzusammenbruchs in den Arm genommen und zu ihrem Kommandosessel geführt wurde.

„Was ist denn bloß mit dir los, mein Schatz? Du bist ja ganz starr vor Schreck. Setz dich jetzt erstmal hin. Du kennst diesen Admiral, stimmt‘s?“, flüsterte er ihr leise ins Ohr.

„Ja, oh ja – ich kenne ihn. Und wie ich ihn kenne. Ich glaub‘ ich schnapp‘ über! Das ist einfach unfassbar – und es ist zugleich ein gottverdammtes Wunder“, rief Brigid mit sich fast überschlagender Stimme. Dann wurde sie unter den Streicheleinheiten ihres Ehemanns Nick wieder etwas ruhiger, ehe sie leise fortfuhr:

„Bei dem Admiral, den Thure und seine Leute gefunden haben, handelt es sich offensichtlich um Großadmiral Dagmund-Thor, den ehemaligen phaetonischen Verteidigungsminister. Er ist mein Vater. Von dem ich dachte, dass er seinerzeit auf PHAETON umgekommen wäre“, stammelte sie jetzt.

Danach wischte sie sich ihre Tränen ab und sprach etwas ruhiger weiter: „Aber aus irgendwelchen Gründen befand er sich anscheinend zur Zeit des STYXX-Angriffs in einer Geheimmission auf TERRUM.“

„Das ist doch toll und ein superschöner Grund zur Freude. Ich wette, dein Vater hat dir eine ganze Menge zu erzählen. Er braucht dich jetzt. Wir sind ja gleich vor Ort und dann ...“, fing Nick Carter gerade zu reden an, als er auch schon von Doc Alec MacLeod barsch unterbrochen wurde.

„Mora und ich hören euch beiden schon die ganze Zeit über zu, weil ich zunächst dachte, dass wir Brigid gleich ärztlicherseits helfen müssten. Scheint aber nicht mehr nötig zu sein. Ihr zwei könnt euch später noch weiterfreuen. Viel wichtiger ist, dass wir Ärzte jetzt zügig zum Rock Lake kommen.

Ich habe gerade mit meinem Cousin Alex auf der MHORA-X gesprochen. Wir sind nur noch knapp 150 Kilometer von unserem neu zugewiesenen Ziel in Wisconsin entfernt. Und deshalb springe ich mit meiner Frau Mora-Sher jetzt sofort dorthin. Und Alex macht dasselbe und nimmt Professor Steiner, den Bordarzt der MHORA-X mit. Wozu sind wir beide schließlich geübte Teleporter?“, grinste Alec MacLeod abschließend in die Runde.

Noch im gleichen Augenblick entmaterialisierten die beiden Ärzte von der Brücke der ODIN und ließen Brigid-Thor und ihren Ehemann Nick einigermaßen verblüfft zurück.

„Verdammt. Warum hat er mich nicht ebenfalls mitgenommen?“, schimpfte Brigid-Thor spontan los.

„Tja, so sind sie halt, unsere Ärzte – im Notfall immer mit Tatütata unterwegs. Aber beruhig‘ dich, mein Schatz. Erstens ist das eine Riesendistanz, die die beiden da gerade per Teleportation in Angriff genommen haben. Und zweitens liegt dein Vater sicher noch im künstlichen Koma, woran sich nach unseren bisherigen Erfahrungen auch bis zu unserem Eintreffen am Rock Lake nichts ändern wird.“

„Na gut, dann gib mal Stoff, damit wir den Rock Lake schnellstens erreichen. Ich denke, dass meine Tante Anuk ebenfalls schon dort vor Ort ist und die Mediziner auf der THIKAL-X-1 verrückt macht. Und wirklich beruhigen kann sie nur eine – und das bin ich.“

Als Brigid-Thor eine Viertelstunde später die Einstiegsrampe der THIKAL-X-1 hinaufrannte, wurde sie dort bereits von Admiral Anuk-Thor und von Großfürst Kendo-Khar, dem inzwischen ebenfalls per Shuttle eingetroffenen Oberbefehlshaber der JDEF, erwartet.

Nachdem sich die beiden lemurischen Frauen schluchzend in die Arme gefallen waren, flüsterte Brigid: „Er ist es wirklich. Wer hätte gedacht, dass er noch lebt. Ich kann’s noch gar nicht fassen.“

„Ja, mein Schatz – dein Vater lebt. Und dank Doc MacLeod und seiner wundervollen Frau sowie mit Hilfe von Professor Steiner konnte er inzwischen aus seinem Eissarg befreit werden. Ihm geht’s den Umständen entsprechend gut. Aber er braucht noch viel Ruhe, ehe er sich mit uns unterhalten kann.

Denk‘ daran, dass er jetzt vor allem unsere Zuwendung braucht. Insbesondere dann, wenn er begreift, dass wir beide ebenfalls überlebt haben, deine Mutter aber leider nicht. Das wird keine leichte Aufgabe für uns werden.“

„Richtig, meine Damen – und deshalb brechen wir auch die Erkundung an dieser Stelle ab“, meinte Kendo-Khar, als er in der gleichen Sekunde allen Schiffen, darunter auch der mittlerweile zwischengelandeten MHORA-X, den Befehl zum Rückflug nach Nellis gab.

Kampf um SANTOR, Teil 2 - Die Befreiung

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