Читать книгу Bruchlandung im Glück - K. B. Stock - Страница 14

Kapitel 9 Vorläufige Ermittlungsergebnisse

Оглавление

Nachdem Dr. Jonas Korte in Jessica Winters Krankenzimmer zurückkehrte, dauerte es nur noch eine knappe halbe Stunde, bis Kriminaldirektor Roland Lechner mit seinen Ermittlern Lothar Wenzel und Tamara Fuchs auf der Bildfläche erschien.

„Grüß dich Roland – ich bin froh, dass du und deine Leute Zeit für uns haben. Danke, dass ihr so schnell hergekommen seid“, begrüßte der frühere LKA-Profiler seinen alten Freund.

„Wie du weißt, ist das unser Job, Jonas. Freut mich übrigens auch, dich und deine Patientin zu sehen, der es ja allem Anschein nach schon wieder etwas besser geht. Und das hübsche Mädchen, das dort neben der Patientin auf dem Krankenbett sitzt und ihr Porträt malt, muss wohl deine bezaubernde kleine Tochter sein“, erwiderte der 45-jährige Roland Lechner, ehe er noch hinzufügte:

„Du sagtest am Telefon, ihr hättet eine wichtige Nachricht für uns – also legt los. Aber bevor ihr anfangt, sollten wir deine Tochter ins Schwesternzimmer schicken, denn unsere Unterhaltung ist sicher nichts für so junge Ohren.“

„Einverstanden. Katie die nette Dame von der Polizei bringt dich eben mal raus zu den Schwestern. Bei denen kannst du an deinem begonnenen hübschen Bild weitermalen. Wir Erwachsenen müssen kurz mal miteinander reden. Machst du das bitte?“

„Jaja – immer wenn’s spannend wird, soll ich rausgehen. Obwohl ich schon zehn bin und in die vierte Klasse gehe. Aber du kommst bald wieder zu mir zurück, okay?

Eine gute Malerin, wie ich eine bin, muss nämlich andauernd ihr Gegenüber anschauen, sonst kriegt sie kein ordentliches Porträt ihres Modells hin – und das gilt ganz besonders, wenn ich meine Freundin Jessy male.

Ich zeichne jetzt im Schwesternzimmer erstmal die Landschaft im Hintergrund, und dann holst du mich wieder zurück, damit ich das Phantombild von Jessy heute noch fertigkriege – in Ordnung?“

Als Tamara Fuchs daraufhin mit Katie an der Hand unter dem Grinsen der übrigen Anwesenden Jessica Winters Patientenzimmer verlassen hatte, sagte Roland Lechner:

„Sie ist schon eine Wucht, deine Katie. Noch dazu hat sie soeben mit dem Begriff Phantombild, ein neues Wort aufgeschnappt. Und malerisches Talent scheint sie offenbar auch zu besitzen. Hat sie das von dir?“

„Nicht das ich wüsste. Ich bin eher der Strichmännchen-Typ. Aber meine verstorbene Frau hatte eine künstlerische Ader“, schniefte Jonas ehe er fortfuhr: „Okay, jetzt fang ich aber lieber mal mit dem hier an“, erwiderte Jonas Korte, als er sich noch einmal das Phantombild griff, das ihn zuvor so sehr entsetzt hatte.

„Ich nehme an, dass ihr diesen dreckigen Killer noch nicht ermitteln konntet. Seinen Namen kenne ich zwar auch nicht, aber ich kann mich noch gut an diese hämische Fratze erinnern. Dieser Mann hier ist nämlich hundertprozentig der gleiche Kerl, der für die Ermordung meiner Ehefrau vor drei Jahren verantwortlich war.

Er hat damals den LKW gefahren, der unser Fahrzeug von hinten gerammt und vor den herannahenden Regionalzug auf die Gleise geschoben hat. Roland, du hast ja seinerzeit auch zu der Ermittlungsgruppe des LKA gehört, der ich von diesem Schweinehund erzählt habe.

Aber da ich ihn seinerzeit nur wenige Sekunden lang gesehen hatte, war meine Beschreibung lange nicht so präzise, wie diejenige, die Jessy gestern eurem Zeichner geliefert hat. Ich jedenfalls habe ihn auf diesem Phantombild sofort wiedererkannt.

Vor drei Jahren hatte ich meiner damaligen Vizepräsidentin Viktoria Mayer schon gesagt, dass ich hinter dem Mordanschlag auf mich und meine Familie einen Racheakt der ein halbes Jahr zuvor verurteilten Mafia-Paten vermuten würde.“

„Womit wohl auch klar wäre, dass Frau Winter keine Schuld an dem Fall von vor drei Jahren trifft – auch, wenn es da eine Verbindung zu ihrer Kanzlei zu geben scheint. Denn damals hat sie noch gar nicht für die Kanzlei Böhm & Partner gearbeitet, von der die seinerzeit Angeklagten verteidigt wurden. Nur warum zum Teufel sollte sie jetzt am Sonntag ebenfalls von diesem Mörder umgebracht werden? Das ist die Frage, der wir ab sofort nachgehen müssen.

Denn mittlerweile steht eindeutig fest, dass Frau Winters „Unfall“ tatsächlich ein Anschlag auf ihre Person gewesen ist. Das KTI7 in München hat heute Morgen bestätigt, dass ihr Gurtzeug auf der linken Seite massiv mit Schwefelsäure eingesprüht wurde, was in Folge bei größerer Belastung zum Reißen ihrer Fangleinen führen musste.

Fragt sich nur, warum man es ausgerechnet am vergangenen Sonntag auf sie abgesehen hatte. Denn mit dem kalten Fall von vor drei Jahren hat sie nachweislich nichts zu tun gehabt.“

Jonas Korte war während dieser Worte wieder näher an Jessicas Bett herangetreten, hatte sich auf ihre Bettkannte gesetzt und die unverletzte schlanke Hand seiner Patientin beruhigend in seine mächtige Pranke genommen.

Als ihn bei der Berührung dabei gleichsam ein prickelnder Stromschlag durchfuhr, begann er zur Ablenkung spontan, wenn auch mit leiser Stimme, seine Meinung über den Kommentar seines Freundes zu äußern.

„Möglicherweise werde ich, selbst nach meinem Ausscheiden aus dem Polizeidienst, noch immer von diesen Mafiaschweinen beobachtet. Aber aus irgendwelchen Gründen trifft das in gleicher Weise auch auf meine neue Freundin Jessy Winter zu. Und dazu hätte ich auch eine Idee, die von der Kripo überprüft werden sollte.

Nehmen wir doch nur mal einen Moment lang an, dass man am Sonntagmorgen das allererste Zusammentreffen von Jessy und mir oben auf der Kampenwand beobachtet hat. Ich kann mich zwar nicht erinnern, dort jemanden bemerkt zu haben, aber Jessy, Katie und ich haben dort eine ganze Zeitlang miteinander gesprochen.

Und da es kein Geheimnis ist, dass ich noch immer den Mord an meiner Maria aufzuklären versuche, könnte das der Auslöser für den am Nachmittag erfolgten Anschlag gewesen sein. Weil man möglicherweise dachte, dass ich mich an eine Mitarbeiterin der Anwaltskanzlei heranmachen will. Eine andere Erklärung fällt mir im Augenblick leider nicht ein.“

„Aber mir“, erscholl es jetzt aus Jessys Mund, während sie sich zugleich noch fester an der Hand ihres Arztes festklammerte.

„Mein Gott, ich kann das noch immer nicht glauben. Aber jetzt wird mir allmählich klar, warum ich heute Vormittag nach meiner per Mail übermittelten Krankmeldung eine für mich völlig unverständliche Antwort-Mail von Agnes Müller, der Büroleiterin meines Chefs erhielt, in der man mir die Kündigung meiner Beschäftigung zum Ende des Monats September mitgeteilt hat. Aber hier – lest selber.“

Damit zog Jessica Winter die Schublade ihres Nachttischs auf und reichte dem auf ihrer Bettkante sitzenden Mann, der sich überraschenderweise erst vor wenigen Minuten als ihr neuer Freund geoutet hatte, einen Bogen Papier, der unzweifelhaft aus der Poststelle des Klinikums stammte.

Sehr geehrte Frau Winter, Ihr unglücklicher Sportunfall tut uns sehr leid“, las Jonas Korte umgehend vor.

„Dann folgen erst mal einige Worte an scheinheiligem Blablabla ... und dann – Moment – hier kommt‘s ... und Ihre Rehabilitationsmaßnahmen nach Ihrem Klinikaufenthalt nach Rückfrage von uns sicher noch etliche Wochen in Anspruch nehmen werden, sehen wir uns aufgrund unserer derzeit überproportionalen Arbeitsbelastung leider gezwungen, Ihr ohnehin zum 31. Oktober diesen Jahres auslaufendes Zeitarbeitsverhältnis vorzeitig zu kündigen.

Wir sind natürlich bereit, Ihnen den dadurch bis zum 31. Oktober entgehenden Arbeitslohn als Abfindungsprämie zu zahlen, so dass Sie sich in Ruhe Ihrer Genesung widmen können, zu der wir Ihnen hiermit alles Gute wünschen. Wir hoffen auf Ihr Einverständnis, damit wir Ihre Stelle so bald, wie möglich neu ausschreiben und nachbesetzen können. Ein vorläufiges, sehr wohlwollendes Arbeitszeugnis senden wir Ihnen in Kürze zu.

„Mann, oh Mann – ich fass es ja nicht. Solch ein Schachtelsatz-Juristenkauderwelsch schreibt doch niemand, der eine gute Mitarbeiterin hat, die er eigentlich weiterbeschäftigen sollte. Oder hat deine Kanzlei etwa Anlass, dich zu feuern?“, fragte die inzwischen wieder in den Raum zurückgekommene Tamara Fuchs sofort.

„Danke für deinen weiblichen Beistand, Tamara. Und nein, mit sowas habe ich in keiner Weise gerechnet. Zumal mir der Chef meiner Kanzlei noch vor wenigen Wochen gesagt hat, wie toll ich meine Arbeit machen würde“, entgegnete Jessica Winter prompt.

Dann zögerte sie etwas, ehe sie nachdenklich fortfuhr: „Wenn ich es jedoch recht bedenke, Tamara – da war vor Kurzem wirklich etwas, dass mir den Zorn von Rechtsanwalt Carlo Rossi, der rechten Hand von Kanzleichef Böhm, eingetragen hat.“

„Und was war der Grund für diesen Streit – bitte erinnere dich genau an das, was er dir aus welchem Grund vorgeworfen hat?“, fragte Tamara Fuchs sogleich.

„Dazu muss ich ein bisschen weiter ausholen“, erwiderte Jessica Winter laut seufzend, bevor sie nach einer kurzen Pause weitersprach:

„Ich hab‘ mir schon seit Erhalt dieser blöden Mail den Kopf darüber zerbrochen, warum mich die Kanzlei so Knall auf Fall loswerden möchte. Denn der Streit mit Dottore Rossi kann dafür eigentlich nicht der Grund gewesen sein.

Unser Flugtraining am Sonntag mit anschließender Einladung zum Abendessen in Aschau hatte er mir nämlich – sozusagen als Entschuldigung für diese Auseinandersetzung – vorgeschlagen.“

„Gut – aber worum ging es bei dem vorangegangenen Streit denn genau?“, schaltete sich jetzt KHK8 Wenzel erstmals in die Befragung der Zeugin mit ein.

„Das ist die Sache, zu der ich ein wenig weiter ausholen muss, Herr Wenzel. Es ist nämlich so, dass unsere Buchhalterin Claudia Berg seit ungefähr drei Monaten im Mutterschaftsurlaub ist. Mein Kanzleichef Dr. Böhm hat mich daher schon Wochen davor bearbeitet, damit ich deren vakante Stelle bis zu ihrer Rückkehr übernehme.

Und da er mir eine großzügige Sondervergütung versprach, habe ich sein Angebot irgendwann auch angenommen. Zumal er mir in Aussicht stellte, mich anschließend auf Dauer anstellen zu wollen.“

„Dann ist es meines Erachtens schon ziemlich seltsam, wenn er Sie jetzt so mir nichts dir nichts per Mail feuern lässt“, warf der Leiter der KPI Traunstein, Roland Lechner, an dieser Stelle ein.

„Kann es vielleicht sein, dass Sie im Rahmen Ihrer Buchhaltertätigkeit in der Kanzlei etwas gesehen haben, das nicht für Ihre Augen bestimmt war?

Auch als Anwaltsgehilfin unterliegen Sie zwar dem Berufsgeheimnis, sofern es Auskünfte über Mandanten betrifft. Aber über Ihren Aushilfsjob als Verwaltungsangestellte in der Kanzleibuchhaltung sind sie beispielsweise gegenüber dem Finanzamt uneingeschränkt auskunftspflichtig.“

„Herr Lechner, damit haben sie den Nagel auf den Kopf getroffen. Da war tatsächlich eine Sache, die ich bei der genauen Überprüfung unserer Ein- und Auszahlungsbelege ziemlich merkwürdig fand.

Das war auch das Thema, über das ich nach einer vorläufigen Auswertung der letzten fünf Jahre mit Dottore Rossi gesprochen habe, weil seine Unterschrift auf den meisten der von mir geprüften Zahlungsbelege stand. Weshalb er mich anschließend auch sofort ziemlich wütend angeschnauzt hat.“

„Und um welche Art von Zahlungen ging es dabei genau – vor allem aber, warum kamen dir diese Auszahlungen komisch vor? Verrat uns das bitte, meine Liebe. Wie Kriminaldirektor Lechner eben schon gesagt hat, ist das Anwaltsgeheimnis dabei außen vor“, mischte sich jetzt Jonas Korte in die Befragung des Kripobeamten Wenzel ein.

Als Jessica ihm nicht gleich antwortete und plötzlich mit aschfahlem Gesicht und vor Angstkrämpfen an allen Gliedern zitternd in sich zusammensackte, brüllte er mit einem Blick auf die Überwachungsmonitore neben Jessys Bett: „Sie hat einen Schock! Mist, sie wird ohnmächtig! Alle raus hier – und holt mir Verstärkung! Sofort!“

Schon wenige Minuten später rauschte ein Notfallteam des Klinikums mit einem mobilen Defibrillator in den Raum, um Jonas bei der begonnenen Schockbehandlung der in die Bewusstlosigkeit abgeglittenen Patientin zu unterstützen.

„So ein Dreck – sie ist von jetzt auf gleich wieder ins Koma gefallen. Ihre Atmung ist flach und ihre Puls- und Blutdruckwerte sind ebenfalls für den Arsch!“, rief Jonas Korte seinen herbeigeilten Kollegen zu, während er mit Hilfe einer Schwester noch immer die Herzmassage und die lebensspendende Druckbeutelbeatmung durchführte.

„Sie hat Kammerflimmern“, schrie der eilig hinzugekommene Kardiologe des Notfallteams mit einem Blick auf die angeschlossenen Monitore, als ihm Jonas auch schon das von ihm mitgebrachte mobile Defibrillator-Equipment entriss, Jessys Krankenhemd mit einem Zug nach unten streifte und laut „Laden auf 200 und alle weg vom Bett!“ brüllte.

„Immer noch Kammerflimmern! Weiter beatmen!“, rief der Herzspezialist, während er jetzt selber die Maske eines Beatmungsgeräts über Jessicas Mund schob und es auf volle Leistung schaltete.

„Laden auf 300! Weg vom Bett“, rief Jonas erneut, als er schon sekundenspäter den zweiten Elektroschock des Defibrillators auf der Brust von Jessica Winter auslöste, bei dem sich der Oberkörper seiner Patientin erneut aufbäumte.

„Wir haben sie wieder. Heureka, Jo – du hast es geschafft. Einwandfreie Sinuslinie, Blutdruck noch bei 80 zu 60 – steigt aber weiter an. Gottseidank, sie ist wieder zurück im Leben“, meinte der Kardiologe erleichtert, als Jonas Korte auch bereits anwies: „Zurück mit ihr auf die Intensiv. Außerdem Elektroden zur Gehirnstromüberwachung anlegen – ich komme gleich nach.“

Als das Notfallteam mit Jessicas Winters Bett inklusive der angeschlossenen Überwachungsmonitore das Krankenzimmer verlassen hatte, setzte sich Jonas Korte auf einen der Besucherstühle und fluchte dann verzweifelt vor sich hin:

„Was hab‘ ich mir nur dabei gedacht? Sie war noch nicht soweit, um ein Verhör in der Länge durchstehen zu können – und das hätte ich als Arzt voraussehen müssen.“

Vor der Tür angekommen informierte er die Ermittler der Kripo und seinen Freund Roland Lechner wenig später: „Das war verdammt knapp. Sorry, war mein Fehler. Die Patientin wollte mir wahrscheinlich nur einen Gefallen tun – und ich habe blöderweise nicht rechtzeitig gemerkt, dass ihr das dann irgendwann zu viel wurde.“

„Und was machen wir jetzt? Deine Jessy scheint ja noch etwas zu wissen, was für unsere weiteren Ermittlungen äußerst wichtig sein dürfte“, fragte Roland Lechner gleich zurück.

„Damit hast du zwar recht, Roland – aber vor Freitag geht da wahrscheinlich gar nichts. Erstmal bleibt sie jetzt auf der Intensivstation, aus der sie voraussichtlich erst wieder am Wochenende zurückverlegt werden kann. Und wenn sie Mitte übernächster Woche in die Reha muss, braucht sie einen ständigen Bodyguard von euch. Zumindest bis diese Angelegenheit aufgeklärt ist.“

In diesem Moment sagte Tamara Fuchs ganz unverblümt: „Eine normale Reha-Klinik ist nicht euer Ernst – eine derartige Vorgehensweise können sich doch auch ihre Angreifer ausrechnen. Dort könnten sie sich recht einfach und unerkannt unter die vielen Besucher mischen und bräuchten nur zu warten, um bei entsprechender Gelegenheit eine neue Attacke aushecken zu können.

Ich bestreite ja nicht, dass sie solch eine Reha nötig hat, aber kann das nicht auch ein geschulter Arzt und ein guter Physiotherapeut mit ihr durchführen? Wie wär’s Jonas du bist doch Arzt und meines Wissens auch der Eigentümer einer Gästepension. Könntest du deine Patientin nicht dort nach ihrer Entlassung weiterpflegen?“

„Da du mich gerade so auffordernd anschaust, verehrte Tamara, sag ich dazu ja. Ich müsste mir zwar in den nächsten Wochen noch ein paar medizinische Trainingsgeräte besorgen, aber im Prinzip würde das gehen, zumal ich schon seit längerem den Aufbau eines Heil- und Fitnesszentrums in Arbeit habe, für das ich mir in dem Fall früher als geplant, weiteres Fachpersonal besorgen müsste.

Das will ich auch gerne tun, zumal ich die ergänzende Heil- und Fitnesseinrichtung unseren Pensionsgästen ohnehin in nächster Zeit als neuen Service anbieten wollte. Allerdings bleibt für eine Reha von Jessy bei mir die Bedingung, dass ihr mir jemanden als Personenschützer für sie und meine Tochter zur Verfügung stellt. Ich bin ja schon seit langem nicht mehr im Polizeidienst – und Waffen selber tragen darf ich daher auch keine.“

„Das regele ich schon, Jonas. Und so, wie mich Oberkommissarin Tamara Fuchs gerade anschaut, ist die Freiwilligenmeldung wahrscheinlich überflüssig. Oder, Tamara?“, fragte Roland Lechner seine Ermittlerin umgehend.

„Könnte sein, dass du damit recht hast Boss. Sofern mein Partner auf mich verzichten kann, bin ich damit einverstanden. Vor allem, weil ich ja in Übersee am Chiemsee, ganz in der Nähe von Dr. Kortes Pension wohne. Und wie du weißt, habe ich in früheren Zeiten als Personenschützerin beim Münchner SEK9 gearbeitet. Was sagst du zu diesem Vorschlag, Lothar?“

„Ganz einfach“, wandte sich Lothar Wenzel jetzt an seinen Chef: „Gib mir jemanden von unserem KDD10 als Ersatz, dann kann meine Polizeiamazone diesen Spezialjob von mir aus gerne übernehmen.

Aber eine Bedingung hab‘ ich noch zusätzlich. Ich benötige einen täglichen Bericht von Tamara per Mail und wir brauchen eine dauerhafte Kameraüberwachung im Eingangsbereich von Jonas Pension per Videohotline bis zu unserer Dienststelle – anders läuft das nicht.

Außerdem sollte der Ex-Kriminaldirektor Jonas eine Handwaffe von uns kriegen. Und wenn Not am Mann – oder, besser gesagt – an der Frau ist, bin ich mit einem SEK-Team von Traunstein aus in spätestens einer halben Stunde in Schleching vor Ort“, grinste Lothar Wenzel seine Kollegin gleich anschließend an, ehe er sich mit seinem Vorgesetzten fürs Erste von Jonas Korte und Tamara Fuchs verabschiedete.

„Danke Tamara, dass du dich zur Verfügung stellen willst. Ich ruf dich rechtzeitig an, sobald Jessy aus dem Krankenhaus entlassen wird. Und noch heute lasse ich dir ein Zimmer in meiner Pension reservieren. Für heute hätte ich allerdings noch eine private Bitte an dich.“

„Okay – sag an“, erwiderte die adrett aussehende Kriminalbeamtin sofort.

„Ich nehme an, dass du heute nicht mehr zurück ins Büro musst und gleich nachhause fährst. Darf ich dich deshalb darum bitten, dass du meine Tochter mit zu dir nachhause nimmst. Ich rufe gleich meine Wirtsleute an, damit sie Katie bei dir daheim abholen können.

Hier hast du sicherheitshalber noch die Telefonnummer der Pension, damit ihr euch notfalls zusammenrufen könnt. Katie muss ja morgen früh wieder pünktlich zur Schule gehen. Ich werde heute Nacht erstmal bei Jessy bleiben und weiter auf sie aufpassen.“

„Alles klar, Jonas – natürlich nehme ich deine Katie mit nachhause. Hier hast du noch meine genaue Adresse und Handynummer, damit deine Leute wissen, wo sie hinkommen müssen und wie sie mich erreichen können.“

Kurz darauf kamen Tamara und Jonas im Schwesternzimmer an, wo Katharina Korte noch immer das angefangene Porträt ihrer neuen Freundin auf ihrem Malblock mit einem hübschen Hintergrund versah. Nachdem Jonas seiner Tochter erklärt hatte, warum sie ohne ihn und stattdessen mit Tamara nachhause fahren müsste, sagte Katie sofort:

„Wenn’s Jessy wieder schlechter geht, musst du natürlich hierbleiben und weiter gut auf sie aufpassen, das verstehe ich. Ich fahre dann mit Tamara und warte, bis mich Mitzi oder der Peter abholen. Und morgen gehe ich wieder mit Max zusammen zur Schule.“

„So machen wir das – und ich ruf dich so rasch, wie möglich an und sag‘ dir Bescheid, wann ich wieder heimkomme. Hab‘ keine Angst – deiner Freundin geht’s schon bald wieder besser. Daher glaub‘ ich auch, dass du nicht allzu lange auf mich warten musst.“

Gleich danach richtete er das Wort noch einmal an die sportlich durchtrainierte Kriminalbeamtin und verabschiedete sich von ihr mit den Worten:

„Danke, Tamara – heute ist Dienstag, wir sehen uns dann voraussichtlich irgendwann zum Ende der übernächsten Woche. Offiziell quartieren wir dich dann als ganz normalen Pensionsgast bei uns ein. Braucht ja keiner zu wissen, dass du von der Kripo bist. So, und jetzt mach‘ ich mich langsam mal wieder auf den Weg zu Jessy, um zu sehen, wie’s ihr inzwischen geht.“

Bruchlandung im Glück

Подняться наверх