Читать книгу Die Mensch-Erklärungsformel (Teil 3) - K. Ostler - Страница 10
Wie wird ein Gefühl ausgelöst, aus was besteht ein Gefühl und folgen Gefühle einer übergeordneten Systematik?
ОглавлениеGefühle sind, auch wenn es eigentlich auf den ersten Blick befremdlich klingt und den allermeisten Menschen wegen der abstrakten Betrachtungsweise gerade bei diesem Thema zuwiderläuft, ganz banal biochemische Reaktionen, die der Steuerung des autonomen Nervensystems unterliegen (Ausschüttung bestimmter Neurotransmitter und Hormone ergeben eine Veränderung des physiologischen Zustandes und ein angemessenes Gefühl).
Jedes Gefühl fußt dabei auf einer individuellen, speziellen Zusammensetzung der biochemischen Reaktion. Mit anderen Worten: Es gibt für jede Art von Gefühl einen vorprogrammierten, festgelegten biochemischen Code, der letztlich zur entsprechenden Grundausprägung des Gefühles führt und bei allen Menschen – im Sinne einer universellen genetischen Anlage – gleich definiert ist.
Plakativ ausgedrückt: Hass hat Code x, Liebe Code y und Wut Code z.
Gefühle werden nicht im Zufallsgenerator erzeugt, hingegen sind sie in ihrer Entstehung einer Systematik unterworfen, die allerdings durch den Zeitlauf der Persönlichkeitsentwicklung bei den Menschen teils vollkommen divergierende Ergebnisse hervorbringt.
Konkret: Jeder Mensch hat am Anfang des Lebens die gleichen, sich aus der Urangst und Identitätsproblematik geformten psychischen Grundbedürfnisse und eine im Großen und Ganzen, abgesehen von gewissen genetischen Dispositionen (im Sinne von besonderen Veränderungen), gleiche psychische Anlage, die - abstrakt formuliert – als wesensgemäßer Überbau zu bezeichnen ist. Der Mensch hat nahezu dieselbe respektive eine ähnliche psychische Ausgangsposition zu Beginn des Lebens.
Dies bedeutet, so zumindest der theoretische Ansatz, dass ganz zu Beginn des Lebens bei Säuglingen eintreffende, hinsichtlich ihrer Art (fast) identische Reize annähernd gleich verarbeitet werden und nahezu gleiche Gefühle auslösen, da sie auf eine in den allermeisten Merkmalen vergleichbare psychische Grundstruktur treffen.
Theoretischer Ansatz daher, weil neben den erwähnten speziellen Divergenzen genetischer Natur eine individuelle psychische Prägung und infolgedessen eine Modellierung und Anpassung der physiologischen Prozesse bereits kraft pränataler Einflüsse (gemeint sind – vor allem - belastende Übertragungen durch die Nabelschnur im Mutterbauch mittels biochemischer Informationen, z. B. anlässlich einer ungewollten Schwangerschaft oder die Mutter hat erhebliche Beziehungsprobleme, oder…) stattfindet, wenn sie im Widerspruch zur eigentümlichen Veranlagung stehen.
Fazit: Sobald die Abweichung der ankommenden Reize zu groß von den vorgegebenen psychischen Grundbedürfnissen ist, tritt der anlagebedingte Überbau, der in seiner Beschaffenheit statisch bzw. unabänderlich ist, in Verbindung mit dem metaphysischen Prinzip (das für die Person bestmögliche identitätsgemäße Gleichgewicht wird angestrebt und damit soll die Funktionsfähigkeit so weit es geht erreicht werden) auf den Plan, indem diese Disparität physiologische Reaktionen auslöst. Diese rufen folglich Gefühle hervor, die sich dann, abhängig von der Gefühlsform, schließlich in entsprechendem, psychisch determiniertem Verhalten (z. B. Ersatz- und Kompensationshandlungen, psychische Krankheiten) dokumentieren.
Der wesensbedingte Überbau (analog einer übergeordneten Grundprogrammierung) ist sowohl Muster bzw. Archetyp für die erforderlichen psychischen Bedürfniserfüllungen (welche Grundbedürfnisse, in welcher Form und in welchem Ausmaß befriedigt werden müssen), wie zudem Initiator der physiologischen Reaktion (ganz genau ist es der Abgleich zwischen der Grundprogrammierung und der faktischen Bedürfniserfüllung, der die physiologische Reaktion auslöst).
Das heißt, dass dieser Überbau nicht nur einen abstrakten Charakter besitzt, sondern praktisch laufend in die Entwicklung und das Leben in direktiver Weise eingreift, in dem Moment sich die psychische Struktur intolerabel (also zu weit weg von den noch annehmbaren bzw. verkraftbaren Toleranzen – zulässige Differenz zwischen der angestrebten Norm und dem tatsächlichen Status quo) von der anlagegemäßen Vorgabe entfernt.