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03-Identitätsstifter – wirkliche und vermeintliche

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Grundsätzliches Jeder Mensch ist ausnahmslos auf Identitätsstifter - den Aufbau der Identität fördernder, unterstützender und stabilisierender Faktoren - angewiesen, wobei die zeitdefinierten Lebens- und Entwicklungsphasen wie Frühkindheit, Kindheit, Jugend und Erwachsenenalter die entscheidende Rolle hinsichtlich des Wirkungsgrades des Identitätsstifters einnehmen (Anpassung des Identitätsstifters an die jeweilige Lebenssituation des speziellen Menschen). Ein Identitätsstifter, der beispielsweise in der Frühkindheit als wichtige Normalität und Notwendigkeit zur intakten Identitätsausbildung und zum Identitätsaufbau angesehen werden muss und demnach grundsätzlich als positiv zu werten ist, kehrt sich bei gleicher, unveränderter Form/Art und Weise in einem späteren Zeitfenster ins Negative um. Dies ist der Fall, weil sich dann die Bedürfnisse gewandelt haben und daher der ursprüngliche Effekt des Identitätsstifters nicht mehr bedeutungs- und sinngleich ist. Als Beispiel sind die Eltern zu nennen, deren Rolle sich während der Zeit wandelt und deswegen andere, jeweils abgestimmte, identitätsstiftende Verhaltensweisen erfordert.

Mit der Geburt befindet sich jeder Mensch in einer naturgemäßen, absoluten Abhängigkeit, die – so der anzustrebende Zustand und vorgegebene Bauplan - im Lauf der Zeit durch Bestärkungen und Bedürfniserfüllungen und der damit verbundenen Ausbildung der unterschiedlichen Kompetenzen abgebaut werden soll. Letztlich führt dies - im Optimalfall - zu Unabhängigkeit, Eigenverantwortlichkeit, Selbstbestimmung, gelebter Individualität und dadurch auch zur Gewährleistung der individuellen Überlebensfähigkeit.

Die Folge wäre, dass im weiteren Lebensverlauf die Bedeutung und Notwendigkeit von externen Impulsen abnehmen kann, ohne eine negative Beeinträchtigung der persönlichen Stabilität zu verursachen.

Im Idealfall, der durchaus als das zentrale Lebensziel bezeichnet werden kann, ist jeder Mensch sein eigener Identitätsstifter und – bildlich gesprochen – seine eigene Kraftquelle und sein eigenes Kraftwerk.

Diese autarke und selbsttragende Energieversorgung aus sich selbst heraus kann die in der Abhängigkeit von externen Identitätsstiftern implizierte Gefahr für das menschliche System größtenteils ausschalten. Wenn sich beispielsweise die Lebensbedingungen bzw. das Lebensumfeld durch Arbeitslosigkeit oder den Tod einer wichtigen Person erheblich verändern – demnach wichtige Identitätsstifter unerwartet und kurzfristig wegbrechen -, gerät der Mensch nicht in nachhaltige Unsicherheit und Instabilität, da seine eigene Funktionsfähigkeit aufgrund seiner Autonomie im Kern unbeeinträchtigt bleibt.

Im Kern unbeeinträchtigt bedeutend selbstverständlich nicht, dass der Betroffene nicht, je nach Rang des weggefallenen Identitätsstifters, auch ins Schwanken gerät und angemessene Zeit zur Problemverarbeitung benötigt, aber er wird dadurch schließlich nicht aus der Bahn geworfen.

Falls die eigene Kraftquelle mangels Entwicklungsmöglichkeit ungenügend vorhanden bzw. gestört oder unterbrochen ist, dann benötigt der Mensch externe Impulse (Identitätsstifter) und ist von ihnen – je nach Ausprägung respektive Größe des Identitätsdefizits – unterschiedlich stark abhängig, im Extremfall bis zur Willfährig- und Hörigkeit.

Ein Beispiel für Menschen ohne eigene Willenskraft und vollkommener psychischer Abhängigkeit sind religiöse Selbstmordattentäter (Stichwort: Fremdsteuerung).

Die Mensch-Erklärungsformel (Teil 3)

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