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Lebensziel und Endstadium: Intakte Identität

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Eine intakte, weil echte und unverfälschte (und nicht fassadäre) Identität zeichnet sich durch Attribute wie bestandhaltige Stabilität, Dauerhaftigkeit, Strapazierfähigkeit, Solidität, Selbstsicherheit, Selbstehrlichkeit, Kritikfähigkeit, Selbstvertrauen, Sensibilität, Unabhängigkeit, psychische und schöpferische/gestalterische Kraft und Stärke aus und ist im Ideal mit einer großen Reife (im Sinne von Reifung durch das Absolvieren und Abschließen der chronologisch ablaufenden Entwicklungsphasen; also kein Auslassen, Verkürzen oder Überspringen wichtiger Entwicklungsprozesse, die im gegenteiligen Fall zwangsläufig infantile Verhaltensformen ergeben würden) und Mehrdimensionalität (breit und somit stabil angelegte Identitätsstruktur, die nicht lediglich auf einen Persönlichkeitsschwerpunkt aufgebaut ist) versehen.

Eine gesunde Identität drückt nicht nur eine ausgeglichene physische und psychische Befindlichkeit aus, sondern umfasst zusätzlich eine überdurchschnittliche Grundkenntnis und ein tieferes Verständnis für die Funktionsweise des menschlichen Systems – ebenfalls bezüglich deren Kausalitäten und Abhängigkeiten - und daraus folglich eine weitgehend realistische Einschätzung der jeweiligen individuellen Fähig- und Möglichkeiten.

Mit anderen Worten: Der Mensch muss sich selbst bezüglich seines Zustandes nichts vormachen und der Umwelt nicht etwas vorspielen.

Die Stabilität der persönlichen Identität ist mitunter deshalb so wichtig, weil sie in der Lebenswirklichkeit ständigen Angriffen und Infragestellungen von außen sowohl vom nahen wie auch weiteren Umfeld - ob seitens der Familie, des Bekannten- oder Freundeskreises, der Arbeitskollegen, etc. - ausgesetzt ist.

Eine hohe Widerstandsfähigkeit macht sie weitgehend unangreifbar und schützt damit ihren Bestand (Selbstschutz).

Eine intakte Identität stellt demnach für die Zukunft auch eine Schutzreserve dar.

Falls der Mensch nur eine instabile Identität ausbilden konnte, dann ist er nicht nur mit externen Angriffen konfrontiert, vielmehr auch mit internen in Form des psychischen Drucks durch die Nichtbefriedigung der Grundbedürfnisse.

Explizit muss herausgehoben werden, dass wirkliche Stabilität nicht nur die Seite der Stärke beinhaltet, hingegen das ganze Spektrum der individuellen Charaktereigenschaften, ergo genauso das Bewusstsein und das Eingeständnis von u. a. Schwäche, Defiziten, Hilfsbedürftigkeit und Problemen. Erst wenn dieser Realismus existiert und die identitätsgemäße Verfassung den entsprechenden Belastungen aus der kompletten Persönlichkeitsbandbreite standhält, ist die Identität als beständig und sicher anzusehen.

Der Mensch kommt dadurch in die Lage, die immer wieder auftretenden Lebensprobleme leichter und nachhaltiger meistern zu können, ohne dass er gleich seine ganze Person und Existenz infrage stellen muss und in eine Identitätskrise gerät, die seine Funktionsfähigkeit maßgeblich ein- und beschränken würde.

Die Identität ist umso stärker, vitaler und robuster, je direkter, unmittelbarer, klarer und ungeschönter die Beziehung und Verbindung zu sich selbst besteht, also je weniger der Zugang durch Verdrängungen, Rationalisierungen und Kompensationen behindert wird und je aufgeschlossener und daher effektiver das Bewusstsein als reflektierender, regulativer und verändernder Faktor wirken kann.

Je größer die Einheit respektive der Gleichklang von Denken, Fühlen und Sein, von Geist, Körper und Natur (Lebensumfeld, Lebensbedingungen, Ressourcenverbrauch; Beziehung zur Natur) ist, je intensiver die oftmals gegensätzlichen Elemente Ratio und Sentiment zusammengeführt und ausgeglichen bzw. nivelliert werden, desto entspannter, zufriedener und störungsfreier kann die persönliche Lebensführung funktionieren.

Grundvoraussetzung zur Erlangung dieser inneren Einheit ist – wie oben bereits erwähnt - die Fähigkeit zur schonungslosen Analyse und Beurteilung der eigenen Person (Selbstkritik), folglich die möglichst realistische Einschätzung und Bewertung persönlicher Stärken, Begabungen, Schwächen, Defizite und Grenzen, der familiären und gesellschaftlichen Herkunft, Prägungen und externen Beeinflussungen.

Diese Authentizität im Sinne von Echtheit ist nicht auf Widersprüchen, Unwahrheiten, rationalisierenden Beschönigungen und Selbsttäuschungen (Stichwort: Fassade) aufgebaut und macht die eigene Person für sich selbst, aber gleichfalls für seine Umwelt, glaubwürdig und vertrauensvoll.

Diese Fähigkeit der dauerhaften und nicht nur kurzfristigen, ausschließlich intellektuell motivierten, aber psychisch nicht (mit) getragenen Einsicht ist nur dann gegeben, wenn die eigene Existenz und Identität einen hohen Grad an Stabilität und somit Eigenständigkeit und Unabhängigkeit von äußeren Einflüssen, Impulsen und Stützen erreicht haben. Der Mensch steht für sich selbst.

Denn nur in diesem Fall unterliegt das Bewusstsein nicht der manipulierenden Kraft des psychischen Elements, kann davon weitgehend losgelöst und objektiv reflektieren, Problemfelder und Missstände erkennen und dadurch eigenes Kraftfeld zur nachhaltigen, substanziellen Veränderung sein.

Kurz gesagt: Der Mensch ist dann imstande, seine persönliche Rezeptur - den Aufbau, die Zusammensetzung und die vorhandenen äußeren Hilfen - zu realisieren, die seine individuelle Identität geschaffen und geformt haben.

Der Kreis schließt sich, weil die Möglichkeit des wirklichen, konstanten Durch- und Klarblicks nur gegeben ist, wenn in der Frühkindheit und Kindheit – wie bereits in den vorherigen Kapiteln ausgeführt – die notwendige identitätsgemäße Basis gelegt wurde.

Hier wird die ganze Problemdimension und -tragweite für die Menschheit deutlich, da in der Regel in allen Gesellschaften bzw. Gesellschaftsformen die herausragende Bedeutung dieser frühkindlichen und kindlichen Phase mit den essenziellen Bedürfniserfüllungen bei Weitem – trotz oftmaliger anderslautender Lippenbekenntnisse - nicht ausreichend er- und anerkannt wird und deshalb nahezu jeder Mensch mit lebenslangen, mehr oder minder schwerwiegenden Folgen betroffen ist.

Momente gefühlter Einheit und Zusammengehörigkeit (auf die einzelnen unterschiedlichen Elemente des menschlichen Baukastens – Physis, Ratio, Psyche, physiologisches Befinden - einer Person bezogen), auch als Selbstfindung zu benennen, zeichnen sich durch absolute Ruhe und Entspannung, Zufrieden- und Gelassenheit, intellektuelle Klarheit und Erkenntnis aus.

In diesem Zeitraum hat der Mensch einen direkten, ungeschönten bzw. unverstellten Zugang zu seiner Gefühlswelt, erhält einen Einblick in sich und sein eigenes Leben und empfindet Glück im Sinne von Harmonie, Frieden, Übereinstimmung und Eintracht, er ist sich seiner selbst sicher.

Er ist demgemäß ganz nah bei sich selbst, nicht abgelenkt, gestört, belastet oder unterbrochen, jedoch in Berührung mit seiner Existenz und rückgekoppelt mit der eigenen Identität und dem Selbstwert.

Gründe für diesen transzendentalen Zustand sind sowohl die Aufhebung der Zerrissenheit, Grenzen und inneren Spaltung bzw. Teilung wie die Freiheit und Unabhängigkeit von äußeren Einflüssen und die (vorübergehende) Außerkraftsetzung der Urangst, da sich der Mensch in einem universellen Gleichgewichtszustand befindet.

Die Transzendenz ist ein Zustand der (fast) völligen psychischen Ausgeglichenheit und des absolut freien, weil von der Psyche nicht instrumentalisierten Geistes.

Die menschliche Waage befindet sich dann in der absoluten horizontalen Position, eine Ruhestellung ohne energieintensive Schwankungen.

Gleichzeitig spürt der Mensch eine starke innere Kraft und ist energiegeladen, da die triebhafte Suche nach Identität (= der das tägliche Leben bestimmende Faktor), nicht aktiv ist und somit keine Energie in Ersatz- und Kompensationshandlungen gebunden und verbraucht wird. Energie wird freigesetzt und ist damit für andere Aufgaben vorhanden.

Zusammenfassend: Eine intakte, gesunde Identität ist die (nahezu) völlige Übereinstimmung mit den sich durch den menschlichen Bauplan ergebenden wesensbedingten Vorgaben. Der Mensch ist bzw. fühlt sich in diesen Momenten mit sich und seiner Ursächlichkeit identisch und ist angstfrei.

Die Mensch-Erklärungsformel (Teil 3)

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