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Durch was bzw. nach welchen Parametern erfolgt die Bewertung des aktuellen Ereignisses?

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Weshalb werden identische Reize von unterschiedlichen Menschen different beurteilt und lösen deswegen unterschiedliche Gefühle aus, warum bewertet ein Mensch den gleichen Reiz einmal so und einmal anders?

Worin besteht die Aufgabe von Gefühlen, was sollen sie bewirken?

Nach welcher Methode ein Ereignis bewertet wird und anschließend ein entsprechendes Gefühl entfacht, ist von der Konstitution des identitätsgemäßen Gleichgewichtes bedingt. Ist das Gleichgewicht relativ stark und mit ausreichend Selbstwert substanziell unterfüttert, somit für sich selbst stehend und weitgehend autark bezüglich Kompensationshandlungen, dann kann die Beurteilung nach objektiven, tatsächlichen Maßstäben erfolgen, im gegenteiligen Fall handelt es sich um eine – je nach genauer psychischer Verfassung – subjektive bis erheblich subjektive Bewertung.

Diese Art von Bewertung ist unsachlich, verzerrt, voreingenommen, befangen und demnach eingeschränkt und soll – in der Quintessenz – der Stützung respektive des Schutzes des mehr oder minder fragilen Pseudogleichgewichtes dienen, indem über das jeweilige Gefühl die benötigten Kompensationen angestoßen werden.

Die Wahrnehmung des Ereignisses wird von der psychischen Beschaffenheit derart manipuliert, dass das Gefühl dadurch im wahrsten Sinne des Wortes instrumentalisiert wird, auch weil dann die Ratio keine Chance zur freien Entfaltung hat und keine eigenständige Instanz verkörpert.

Hier ist von einer psychischen, äußerst selektiven wie individuellen Wahrnehmung zu sprechen, die für die Umwelt fraglos sehr befremdlich sein kann.

Von der Ausbildung und Qualität des identitätsgemäßen Gleichgewichtes (ergo vom Umfang des psychischen Defizits) wird nicht einzig der Gefühlstyp (welche Kategorie von Gefühl es betrifft) bestimmt, hingegen ebenfalls dessen effektive Ausprägung.

Das heißt, wie lange, wie stark und wie eingehend ein Gefühl sich für den Betroffenen ein- und darstellt, hängt unmittelbar vom Grad einer psychischen Schädigung und dem sich daraus erwachsenen Ersatzbefriedigungsbedarf ab. Die psychische Notwendigkeit ist somit entscheidend, mit welcher Intensität ein Reiz gesetzt wird und danach ein Gefühl auslöst.

Ein zusätzlich zu berücksichtigender Aspekt, welche Dauer und Kraft ein Gefühl entfalten kann, ist die sich ausgebildete Verdrängungsstruktur, die einen regulativen Charakter besitzt. Diese Gefühlssteuerung wird augenscheinlich, wenn von Gefühle zulassen, Gefühle unterdrücken, Gefühle blockieren, von Gefühlsarmut, –kälte oder -losigkeit die Rede ist.

Schwerwiegende psychische Defizite und Traumata bewirken überdies ein latentes Grundgefühl, zum Beispiel ein ständiges Minderwertigkeitsgefühl oder ein melancholische, gedrückte Gemütsstimmung, oder, oder.

Die geschilderte Systematik ist im Übrigen die Erklärung für den Umstand, weshalb identische Reize von unterschiedlichen Menschen andersartig, bisweilen sogar diametral beurteilt werden und differente Gefühle ergeben (identische Reize werden mit ungleichen psychischen Verhältnissen konfrontiert).

Da das identitätsgemäße Pseudogleichgewicht eines Menschen ebenso Schwankungen, zum Teil durchaus großen ausgesetzt ist, gilt der beschriebene Sachverhalt nicht nur personenübergreifend, sondern genauso eingegrenzt auf das Individuum.

Innerhalb der Reaktions- bzw. Ablaufkette „Reiz-Gefühl-dadurch ausgelöstes Verhalten“ (und dies alles im Bezug zur psychischen Veranlagung) nimmt das Gefühl die Funktion des Steuerungselementes ein, welches anhand seiner Ausprägung das Verhalten sowohl kurz- wie langfristig hochgradig beeinflusst, wenn nicht sogar determiniert. Außerdem sind Gefühle das Spiegelbild des gegenwärtigen identitätsgemäßen Befindens.

Mithilfe des Gefühls wird das individuelle Verhalten geformt, indem zum Beispiel eine Handlung/Verhaltensweise initiiert oder unterlassen wird. Das Gefühl ist ein Instrument der Psyche (wie des Überlebenstriebes) und soll, falls es die energetische Situation der jeweiligen Person zulässt, das augenblicklich präsente identitätsgemäße Gleichgewicht stabilisieren, festigen, stärken und absichern.

Kurz: Elementare Gefühle sollen – so zumindest die eigentliche Aufgabe – die Handlungs- und Funktionsfähigkeit des Menschen gewährleisten.

Dies mag in manchen Fällen ein offensichtlicher Widerspruch sein, denn bei Gefühlen, beispielsweise der Apathie, Antriebslosigkeit und Depression, kann auf den ersten Blick nicht von Aufrechterhaltung der Handlungs- und Funktionsfähigkeit gesprochen werden.

Zur Beurteilung dieser Fälle muss der Gesamtkontext des menschlichen Systems mit seiner Einbettung in den naturgesetzlichen Überbau (Stichwort: energetisches und metaphysisches Prinzip) herangezogen werden.

Hier sind mehrere Faktoren aufzuführen. Die offenbare Unterminierung der Funktionsfähigkeit (die Gefühle wenden sich gegen den Menschen) ist der bereits erwähnten energetischen Lage geschuldet. Der prekäre energetische Zustand (geringe Energiereserven und dazu noch hoher Energieverbrauch für Kompensationen) versetzt den Menschen – sinnbildlich – in eine passive, betäubungsähnliche (wie u. a. auch beim Suchtverhalten) Verfassung, die den Betroffenen vor dem Spüren des seelischen Schmerzes bewahren soll, er will den Schmerz buchstäblich vergessen. Diese Art von Selbstschutz mit großer Verdrängungskomponente dient demnach indirekt der Funktionsfähigkeit, da der seelische Schmerz unterdrückt wird (vergleichbar mit einer physischen Anästhesie / eine psychische (Ab) Spaltung ist hier durchaus einzureihen, weil sie ebenfalls einen betäubenden Effekt hat).

Ein weiterer Punkt ist die von der negativen Gefühlslage ausgehende Signalwirkung nach innen, aber vor allem nach außen. Das Signal - die Erschöpfung, die Müdigkeit, die Überforderung, die Überlastung, der Stress – ist nicht allein ein Warnzeichen für die Person, sondern zugleich für die Umwelt bzw. das Umfeld. Die psychischen Selbstheilungskräfte reichen nicht mehr aus, der Hilferuf zeigt an, dass der Betroffene auf Hilfe von außen angewiesen ist, und diese Hilfe soll ihn wieder in einen tatkräftigen, aktiven, kraftvollen, lebendigen, friedlichen, motivierten und zuversichtlichen Status bringen, mit anderen Worten, die Handlungsfähigkeit wiederherstellen.

Zusammenfassend: Das Gefühl ist als Mittel der Psyche der maßgebliche Impulsgeber für das nachfolgende Verhalten, das Gefühl ist das Ausdrucksmedium und die Sprache der Psyche (während die Physiologie das Durchführungs-/Umsetzungsmedium ist), das Gefühl ist ein Energieregulator, d. h., dass Gefühle Energie mobilisieren, jedoch genauso hemmen können, das Gefühl soll, so weit die energetischen Ressourcen wie die genetischen Dispositionen es zulassen, die Handlungsfähigkeit der Psyche sicherstellen, und dokumentiert diese nach innen wie nach außen, zugleich müssen Gefühle als Beweis für die Existenz der Psyche wie deren unvergleichlichen gestalterischen Kraft und Macht angesehen werden.

Nun die detailliertere Beschreibung der Systematik, die sich hinter der Bildung und der Funktion von Gefühlen verbirgt: Jeder Mensch hat eine gleiche/ähnliche psychische Grundveranlagung bzw. psychisches Grundgerüst (im Sinne eines allgemeinen Standards), aus der sich die konkreten Grundbedürfnisse ableiten und deren Befriedigung oder Nicht-Befriedigung die weitere psychische Struktur maßgeblich formen. Bei ausreichender Saturierung kann sich eine autonome, starke und weitgehend unabhängige Struktur aufbauen (Stichwort: stabiler Selbstwert), bei mangelnder Saturierung bildet sich eine schwache, instabile und auf äußere Impulse (Ersatzbefriedigungen über Kompensationen) angewiesene Struktur (Stichwort: Selbstwertdefizit) heraus, die den Grad ihrer Fragilität – je nach genauem Status quo – zudem, und dies nach innen wie nach außen (Umfeld und Umwelt), durch psychische Reaktionen (z. B. Neurosen, Psychosen) kommuniziert.

Schon nach der Zeugung und während des Heranwachsens im Mutterbauch (pränataler Status) beginnt die Ausgestaltung der psychischen Grundordnung. Das bedeutet, dass von der Mutter gesendete Reize in Form von biochemischen Informationen in Beziehung zu den vordefinierten psychischen Elementarbedürfnissen gesetzt (Stichwort: Abgleich) und somit – bildlich gesprochen – auf ihre Substanz und Werthaltigkeit, sprich Geeignetheit, hin gescannt und geprüft werden. Die Prüfung findet über die exakte biochemische Zusammensetzung des jeweiligen Reizes statt.

Nach der Geburt gibt es selbstredend keine direkte Übertragung von biochemischen Informationen mehr. Jetzt werden eintreffende Reize, provoziert durch das Verhalten der Mutter, des Vaters, der Geschwister, der Großeltern, etc., sofort in einen biochemischen Schlüssel übersetzt, und dieser Code wird hinsichtlich seiner Beschaffenheit mit der wesensgemäßen Vorgabe verglichen.

Ist die anlangende Information passend und damit innerhalb des von der anlagebedingten Norm aufgestellten Toleranzspektrums, beispielsweise wird Annahme, Sicherheit oder Geborgenheit signalisiert, dann kann sich die psychische Struktur in Richtung des psychischen Leitbildes hin entwickeln und sukzessive substanziellen Selbstwert (Lebensenergie) generieren.

Positive Gefühle, also Gefühle, die bezüglich ihres Ausdrucks mit den psychischen Erfordernissen korrespondieren (z. B. ein Gefühl der Entspannung, der Angenommenheit, der Wärme, der Unbeschwertheit, der Zufriedenheit, der Freude, der Vertrautheit) und in der Quintessenz ein Gefühl der Kraft, Stärke und (Lebens) Bestätigung vermitteln, werden hervorgerufen.

Mit anderen Worten: In diesem Fall wird Energie erzeugt und angereichert und steht darüber hinaus im genügenden Maße den nachfolgenden Entwicklungsschritten zur Verfügung, im gegensätzlichen Verlauf (je nach genauer Ausprägung) würde die Basisenergie, das Energiereservoir, welches jeder Mensch in einem gewissen Umfang hat (energetisches Startkapital aus dem Überlebenstrieb gespeist), angegriffen, neue Energie nur unzureichend geschaffen und viel Energie für energieintensive Ersatz- und Kompensationshandlungen verbraucht bzw. gebunden werden. Die laut menschlicher Bauplan weiteren Entwicklungsschritte können lediglich im limitierten Ausmaß vollzogen werden, eine psychische Problematik manifestiert sich.

Dieser Prozess ist äußerst dynamisch. Das heißt, dass Reize laufend einströmen, je nach dem aktuellen Stand der psychischen Struktur und des entsprechenden entwicklungspsychologischen Zeitfensters bewertet werden, daher direkt auf die vorhandene psychische Struktur einwirken und diese modulieren, nachfolgende Reize werden bereits gemäß der sich veränderten Struktur beurteilt, usw.

Gleichzeitig dazu werden die Gefühle permanent an den jeweiligen Reiz und die jeweilige Qualität der psychischen Struktur angepasst und wiederum das darauf basierende Verhalten initiiert.

Dieser Ablauf, der während der ersten Lebensjahre hochdynamisch ist, verliert mit der Schließung der entwicklungspsychologischen Zeitfenster (laut menschlichen Bauplan vorgegebene Zeiträume, innerhalb deren bestimmte Entwicklungsschritte vollzogen werden müssen, um die Funktionsfähigkeit angemessen zu erhöhen; Stichwort: Reifungsprozess) an Kraft, weil sich mit der Zeit ein in seiner Konsistenz nahezu unabänderliches psychisches Fundament geformt hat. Dieses hat entweder viel Lebensenergie/Selbstwert gespeichert und ist somit stabil und sicher, oder es leidet an Energiemangel/Selbstwertdefizit, ist demnach instabil und unsicher, und Ausgangspunkt für energieintensive Kompensationen, Ersatzhandlungen, Verdrängungen, psychische Reaktionen, etc.

Anders formuliert: Angesichts des bestehenden, relativ konstanten psychischen Grundgebildes, das sich im hohen Maße durch die sich individuell modellierte Ersatzhandlungs-/Kompensations- und Verdrängungsstruktur definiert, treffen Reize nicht mehr auf eine sich stets und verhältnismäßig schnell wandelnde, sich noch in der Entwicklung befindlichen Basis. Die Folge ist, dass der Gefühlsablauf – außer bei speziellen psychischen Krankheitsformen wie beispielsweise der bipolaren Störung – ziemlich beständig bzw. gleichförmig ist, da die Reizbewertungen keinen erheblichen Schwankungen unterliegen und deshalb die Gefühlsschwankungsbreite ebenso reduziert ist.

Die Mensch-Erklärungsformel (Teil 3)

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