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1.5 Volkswirtschaftliche Herausforderungen Außenhandel

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Der Außenhandel hat auch negative Seiten. Vor allem vier Folgen treten hervor:

A) Wirtschaftliche Abhängigkeit vom Ausland

B) Politischer Einfluss anderer Staaten

C) Verknappung des binnenwirtschaftlichen Warenangebotes

A) Wirtschaftliche Abhängigkeit vom Ausland

Der Außenhandel ermöglicht Unternehmen die Erschließung ausländischer Absatzmärkten. Bei einer starken Internationalisierung der Volkswirtschaft entstehen Wirtschaftsstrukturen, die nur durch den grenzüberschreitenden Handel getragen werden. Der Binnenmarkt wird zu klein. Die Volkswirtschaft hängt immer mehr vom freien Zugang zu fremden Absatzmärkten ab. Ein Prozess der nur unter hohen politischen und wirtschaftlichen Kosten revidierbar ist.

Beispiel: Maschinenbau Deutschland (Pfeiffer 2017)

Mit rund 1,35 Millionen Erwerbstätigen ist der Maschinen der größte Industriesektor in Deutschland. Der Maschinenbau ist durch eine sehr starke Ausrichtung auf den Außenhandel gekennzeichnet. Nach Schätzungen gehen drei von vier Maschinen ins Ausland. Damit sind auch 75 Prozent der sektoralen Arbeitskräfte vom Außenhandel abhängig.

B) Politischer Einfluss anderer Staaten

Insbesondere in kleinen Volkswirtschaften erlangen andere Großstaaten über den Außenhandel umfassenden wirtschaftlichen und damit auch politisch-gesellschaftlichen Einfluss. Die Drohung, Investitionen, Wirtschaftsprojekte oder Marktzugänge zu erschweren bzw. zu unterbinden, stellt eine Waffe im Kampf um Einfluss dar.

Beispiel: Wirtschaftssanktionen gegen den Iran

Am 08.05.2018 stiegen die USA aus dem internationalen Atom-Abkommen (Tagesschau 2015) mit dem Iran aus. Dieser verpflichtete sich sein Atomprogramm zu beenden. Im Gegenzug wurde ein Ende der westlichen Handelssanktionen in Aussicht gestellt. (Zumach 2014) Die USA wollen über die Verhinderung einer atomaren Bewaffnung des Irans hinaus, eine Zurückdrängung seines Einflusses auf der arabischen Halbinsel und eine Einstellung des Raketenprogrammes erreichen. Ein Mittel dafür ist die Beibehaltung und möglicherweise sogar der Ausbau der Wirtschaftssanktionen.

Dahinter liegt einerseits ein Konkurrenzkampf kapitalistischer Systeme um Absatz- und Bezugsmärkte. Die eigene Volkswirtschaft soll gestärkt werden, notfalls auch auf Kosten der Anderen. Andererseits geht es bei diesen Auseinandersetzungen auch um geostrategische, sicherheitspolitische und kulturelle Interessen der Staaten.

Beispiel: EU und der Einfluss Chinas

In Ost- und Südeuropa investieren chinesisches Unternehmen - oft staatlich gefördert - umfassend in Infrastrukturprojekte (Energieversorgung, Flughäfen, Bahnanlagen…). Eines der bedeutendsten Projekte ist der Ausbau der griechischen Hafenanlage Piräus. China finanziert damit eine der größten ausländischen Investitionen in Griechenland. In mehreren Entscheidungen stimmte nun Griechenland im EU-Ministerrat und dem EU-Parlament gegen eine Verschärfung von Handelsmaßnahmen der EU gegen China. Ähnliche Entwicklungen sind in Osteuropa zu beobachten. Von Seiten der EU gibt es nun Bemühungen die Infrastruktur unter stärkere Kontrolle zu stellen. Unternehmen von außerhalb der EU sollen nur noch unter Auflagen Zugriff erhalten. (Keller 2017) Aber wer soll die Projekte alternativ finanzieren? Im Rahmen der Austeritätspolitik zwang die EU Griechenland und andere Krisenländer staatliche Infrastruktur zu privatisieren. (Crocoll und Finkenzeller 2018) Aber EU-Unternehmen wollten (fast) nur mit nicht darstellbaren staatlichen Subventionen kaufen und modernisieren.

C) Verknappung des eigenen Warenangebotes

Insbesondere bei begrenzten Produktionskapazitäten kann es durch den Außenhandel zu einer Verknappung des binnenwirtschaftlichen Warenangebots kommen. Der Markt im Ausland ist oft attraktiver, da es dort mehr Kunden im Hochpreissegment gibt. Die Unternehmen können im Ausland deutlich höhere Umsätze bzw. Gewinne erzielen. Entsprechend werden die ausländischen Märkte bevorzugt beliefert. Das führt zu Preissteigerungen im Inland, beziehungsweise zu einer Reduzierung des Angebots. Bei umfassenden Verknappungen kann das zu politischen Unruhen führen.

Beispiel: DDR und der Außenhandel (Worst 2011, 35:27ff)

Die DDR musste um sich die Devisen zu verschaffen bzw. um die Reparationsforderungen der UdSSR zu erfüllen, viele ihrer Waren exportieren. Das führte zu einer Zunahme negativer politischer Haltungen innerhalb der DDR-Bevölkerung. Ein Beispiel unter vielen ist die Produktion von Herrenanzügen der Marke HERKO. Von den täglich produzierten 1.500 Anzügen ging über 600 in die BRD. Weitere 800 wurden in die UdSSR exportiert. Für die eigene Bevölkerung blieben ca. 30. Ähnliche Entwicklung – wenn auch nicht so extrem – nahm der Handel mit landwirtschaftlichen Produkten wie Obst, Gemüse und Milch an.

In den gesättigten Märkten der führenden Industriestaaten äußern sich solche Verknappungen eher in Form von Preissteigerungen. Ein Beispiel wäre der deutliche Anstieg von Preisen für Milcherzeugnisse in den letzten Jahren in Folge dynamisch wachsenden Nachfrage aus China.

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