Читать книгу Master Hayden - Kari Karaiti - Страница 10
ОглавлениеPOKERABEND
HAYDEN
„Ich bin ein Arsch!“, seufzte Hayden, als er sich am Tresen des asiatischen Takeaways zurücklehnte. Die Blicke seiner Freunde legten sich amüsiert auf ihn. „Nachdem sie sagte, dass sie das Garagentor frühmorgens hört, fiel mir auf, dass es knarrt, und das nicht erst seit dieser Nacht. Ich habe nie darauf geachtet. Sicher weckte ich sie jede Nacht, wenn ich spät nach Hause kam.“ Er schüttelte den Kopf. Unglaublich, dass ihm nie aufgefallen war, dass sein Garagentor beim Auf- und Zufahren unangenehm knarrte. Er verwettete seine Hand, dass ihn die ganze Nachbarschaft dafür hasste, doch niemand wagte, ihn darauf aufmerksam zu machen. „Und dann ranze ich sie an, dass sie mir an ihrem freien Tag Frühstück macht und dass sie mich nach einem Kellnerinnenjob im Club fragt. Ich meine, natürlich fragt sie. Es ist die Art Job, die sie sucht. Es gibt keinen Grund, sie dafür anzufahren.“
„Es sei denn, du willst nicht, dass sie erfährt, welche Art Club du besitzt“, warf Hunter ein und grinste ihn breit an. Ja, er hatte Recht. Seine eigene Reaktion erinnerte daran, wie Hunter versucht hatte, diesen Bereich seines Lebens vor Ava zu verbergen.
„Ja, ich habe verstanden“, knurrte er unwirsch. „Was macht die Maus heute Abend?“
„Sie fuhr mit Joanne und ein paar anderen Frauen in die Stadt. Eine Manstrip-Gruppe tritt dort auf“, erklärte Colton.
Ryan lachte amüsiert, als alle schnaubten. „Gönnt den Mädels den Spaß! Diese Gruppen treten nicht oft so weit draußen auf.“
„Ich hätte Ava fragen sollen, ob sie Judy mitnehmen können“, murmelte Hayden. „Ich sah sie nie abends ausgehen.“
„Was daran liegen könnte, dass du abends, wenn die Mädels ausgehen, nicht zu Hause bist“, warf Hunter ein, doch Hayden schüttelte den Kopf.
„Oder daran, dass sie kein Fahrzeug besitzt und zu Fuß unterwegs wäre“, fügte Ryan mit einem Knurren hinzu.
„Sie war in all der Zeit nicht einmal abends aus. Ihr war nicht bewusst, dass wir hier Bars haben.“
„Und einen Lifestyle Club“, fügte Jack hinzu, woraufhin Hayden ihm den Mittelfinger zeigte.
In dem Moment wurde ihre Bestellung aufgerufen. Sie bezahlten und verteilten sich auf die Autos, um zu ihm nach Hause zu fahren. Die Jungs hatten sich für einen Pokerabend verabredet. Hayden hatte Judy im Laufe des Tages angeschrieben und sie wissen lassen, dass sie nicht kochen sollte, da er etwas von unterwegs mitbringen würde. Er verzog das Gesicht gequält, als sein Garagentor knarrend hochfuhr. Ryan lachte neben ihm, klopfte ihm amüsiert auf die Schulter.
„Was zur Hölle!“, entfuhr es ihm jedoch, als er den Wagen in die Garage fuhr und sein Blick auf die Mülltonnen fiel. Ryan atmete neben ihm tief ein und beide starrten eine Zeit lang aus dem Seitenfenster, bevor sie langsam ausstiegen.
Eine Flut wüster Flüche drang aus der Tonne. „Scheiße! Verdammter Mist ... Scheißdreck ...Verdammt!“
„Judy?“, fragte Hayden und setzte einen Schritt auf die kleine Frau zu, die mit dem ganzen Oberkörper in der Tonne steckte, sich mit einer Hand am Rand festhielt, ihre Beine in der Luft baumelten. Was tat sie da? Sein Blick fuhr über ihre schlanken, nackten Waden, die herunterbaumelten, während ihre Schuhe unter ihr auf dem Boden lagen. Er atmete tief ein, als seine Augen ihre Beine hinauf wanderten und an ihren hinteren Oberschenkeln hängen blieben, auf denen der enge Rock hochgerutscht war und gerade noch ihr Höschen verdeckte. Sein Kopf kippte zur Seite, als könnte er so einen Blick darunter erhaschen.
„Was starrt ihr da an?“, ließ ihn eine Stimme herumfahren, und er sah Jack, Hunter und Colton die Garage betreten. Ihre Augen schweiften von ihm zu Ryan, der ebenfalls mit seitlich gelegtem Kopf auf die halb in der Mülltonne steckende Frau starrte. Dann erblickten sie die wüst schimpfende, kleine Fee.
„Komm her, du Scheißteil!“, fluchte sie. „Hab dich gleich!“ Sie zog sich weiter in die Tonne, knickte ihr rechtes Knie, dass ihr Fuß in der Luft wedelte, dann gab sie einen triumphierenden Laut von sich, doch im nächsten Moment drohte sie, in den Müll zu fallen, und schrie auf.
Hayden sprang vor und hielt sie fest, woraufhin sie erneut aufschrie. Schnell zog er sie heraus und stellte sie vor sich auf den Boden. „Judy! Was machen Sie da?“
Sie atmete erleichtert aus, presste die Hand vor die Brust. „Sie sind es!“, stieß sie aus, dann fischte sie die Kopfhörer aus ihren Ohren. „Haben Sie mich erschreckt!“
Musik drang aus den In-Ears, was erklärte, weshalb sie nicht gehört hatte, dass er sie gerufen hatte. „Was machen Sie da?“, fragte er erneut.
„Ich brachte den Müll raus, dabei fiel mir meine Kette in die Tonne und rutschte nach unten durch. Der Verschluss ist kaputt“, antwortete sie, hielt eine Kette, an der Kaffeepulver und seltsame Flüssigkeiten klebten, grinsend hoch.
Er schüttelte leicht den Kopf. „Dann kippen Sie die Tonne um, Sie hätten hineinfallen können!“, knurrte er, woraufhin sie lachte.
„Wäre nicht das erste Mal“, kicherte sie.
Kurz kam ihm der Gedanken, sie sich über die Schulter zu werfen, in seine Wohnung zu tragen und ihr den Hintern zu versohlen, dass ihr das Lachen vergehen würde. Nur um ihr zu zeigen, was er davon hielt, wenn sie sich kopfüber in einer Mülltonne versenkte. Doch dann schüttelte er den Kopf und wandte sich von ihr ab, um die Bilder, derer er sich nicht erwehren konnte, solange er in ihre amüsierten, grünen Augen sah, zu verdrängen. „Waschen Sie das Ding ab und kommen Sie zum Abendessen!“
„Wie meinen?“, fragte sie verwirrt.
Er hielt die Takeaway-Tüte hoch. „Ich schrieb Ihnen, dass ich Abendessen von unterwegs mitbringe.“
„Sie haben mir auch etwas mitgebracht?“
„Glauben Sie, ich lasse Sie hungern? Ich erwarte Sie in fünf Minuten.“
„Aye, Boss!“, sagte sie grinsend, vollführte mit der Hand einen militärischen Gruß, dann bückte sie sich nach ihren Schuhen und lief barfuß zum Eingang in den Anbau.
„Was war das?“, hörte er Jack durch die Zähne pfeifen.
„Das war Judy!“, antwortete Hayden mit einem Schulterzucken.
„Bin ich der Einzige, der sie für diesen Stunt übers Knie legen will?“, fragte Ryan, immer noch auf die Tür starrend.
„Halt’s Maul!“, knurrte Hayden und ging zügig auf die Tür seiner Wohnung zu, während das Garagentor hinter ihm sich verdammt nochmal knarrend schloss.
JUDY
Judy lief schnell in ihr Apartment, wusch sich die Hände und zog ihre Schuhe an. Ausgerechnet in dem erniedrigenden Augenblick, sie kopfüber in der Mülltonne steckend, war Hayden nach Hause zurückgekehrt. Sie hatte noch nicht mit ihm gerechnet und erst recht nicht mit der Gruppe Männer in seinem Rücken. Es waren dieselben, mit denen sie ihn im Sweet Melodies gesehen hatte. Der Sheriff war dabei. Verdammt, sie wollte unter seinem Radar bleiben! Ein Blick in den Spiegel zeigte, dass ihre Mülltonnenaktion ihre Haare zerzaust hatte, weshalb sie den Zopf öffnete und sie kopfüber ausschüttelte, bevor sie sie schnell in einem lockeren Knoten bändigte. Vier Minuten und fünfundvierzig Sekunden später klopfte sie an die Tür und gab den Zugangscode ein. Die Männer räumten die eingeschweißten Verpackungen aus den Tüten und holten Bier aus dem Kühlschrank.
„Alle raus aus der Küche!“, rief sie, als sie sich dem Chaos näherte. „Nehmen Sie die Bierflaschen und setzen Sie sich an den Tisch. Ich mache das hier!“
Alle fünf Männer hielten inne und musterten sie mit seltsamen Blicken, die ihr ein unbehagliches Gefühl im Bauch bescherten. Was waren das für Blicke? So als wären sie noch nie aus einer Küche gescheucht worden. Sie hatten doch sicher alle Mütter? Um sich nichts anmerken zu lassen, gestikulierte sie ihnen mit den Händen, sich zu verziehen, öffnete einen Schrank, ging auf Zehenspitzen, um Teller herauszunehmen. Hatte ihnen niemand gesagt, dass man auch Takeaway stilvoll essen konnte? Plötzlich griff jemand über sie hinweg und sie stellte nervös fest, dass es der Sheriff war, der ihr das Geschirr reichte.
„Hier, kleine Nixe!“, sagte er mit einem Schmunzeln in den Mundwinkeln.
„Danke!“, erwiderte sie und lächelte, deutete ihm, sich ebenfalls aus der Küche zu verziehen.
Schnell verteilte sie die Gerichte auf den Tellern, warf dabei einen Blick auf die Rechnung, um zu sehen, was sich darauf befand. Dann packte sie ihre Arme und Hände damit voll und brachte die Speisen zügigen Schrittes zu dem Tisch, auf dem Hayden einen Schwung Besteck legte.
„So, die Herren! Ich hätte einmal Ente knusprig mit Bambussprossen und Erdnusssoße anzubieten.“ Mit überraschten Blicken lehnten sich die Männer zurück, während sie die Teller verteilte, wie sie es in einem Restaurant tun würde. Gelernt war gelernt! „Guten Appetit zusammen!“, sagte sie lächelnd und wandte sich um, zu gehen.
„Was ist mit Ihnen?“, fragte Hayden und deutete auf den Teller auf der Anrichte.
„Ich ziehe mich zurück und überlasse Sie sich selbst, damit Sie ungestört Ihre Männergespräche führen können. Rufen Sie mich, wenn Sie etwas brauchen!“, erwiderte sie, zwinkerte und wandte sich ab.
Doch da trat Hayden plötzlich hinter sie und zog ihr das Essen unter den Fingern weg. Dann nahm er sie am Handgelenk und führte sie zurück zum Tisch. Ohne Worte stellte er ihr Gericht vor einem freien Stuhl ab und deutete ihr, sich zu setzen.
„Sir, ich ...“, begann sie, doch er sah sie mit einem Blick an, der sie warnte, ihm zu widersprechen. Also ließ sie sich langsam nieder, während er sie mit hochgezogener Augenbraue musterte.
„Den Sheriff kennen Sie bereits?“, fragte er, als er sich umwandte, um zu seinem Platz zurückzukehren. Dieser nickte ihr mit einem amüsierten Grinsen zu. Verdammt! Hatte der Sheriff ihm von der nächtlichen Begegnung erzählt? „Der hübsche Junge hier ist Hunter, unser Tierarzt!“, stellte er die Runde weiter vor, während er an dem Mann mit den hellbraunen Haaren, die leicht gewellt hinter seinen Ohren klemmten, vorbeiging. „Der nordische Krieger ist Jack. Ihm gehört die Autowerkstatt.“
„Nordischer Krieger“, murmelte dieser und grinste sie amüsiert an, zwinkerte kurz. In der Tat ließen ihn die auf dem Kopf in einen Wikingerzopf geflochtenen und an den Seiten geschorenen Haare wie einen nordischen Krieger wirken.
„Und der dunkle, mysteriöse Cowboy hier ist Colton.“ Der dunkelhaarige Mann verschluckte sich an dem Bier, schüttelte sich räuspernd den Kopf. „Er führt eine Ranch mit seiner Schwester Joanne außerhalb der Stadt.“ Jetzt erreichte Hayden seinen Platz und ließ sich auf seinem Stuhl nieder. „Und die junge Dame, die kopfüber in der Mülltonne steckte, ist Judy. Sie kellnerte in Jamie’s Diner, bis Matt ... ihr wisst schon.“
Der Cowboy mit den dunklen Haaren musterte sie amüsiert. „Matt ist nicht für seine hervorragenden Personalentscheidungen bekannt!“, kommentierte er und schmunzelte. „Sein Verlust, dein Gewinn, würde ich sagen.“
„Der Kerl wird das Diner früher oder später ruinieren“, fügte der Tierarzt hinzu. „Ava ging mit den Mädels gerne dorthin. Jetzt treffen sie sich lieber in der Eckbackstube.“
„Jamie’s Diner ist ein Wahrzeichen des Ortes. Man kann nicht herkommen und nicht einmal dort gewesen sein“, warf der Sheriff ein.
„Das Essen ist immer noch gut“, stimmte der Mechaniker zu. „Leider büßte es an Atmosphäre ein, als Louise wegging.“
Hayden knurrte leise. „Ich werde mit Jamie reden. Es kann nicht sein, dass dieser Schnösel einen der beliebtesten Treffpunkte der Stadt ruiniert.“
„Wer ist Jamie? Ich dachte, das sei nur der Name des Diners“, warf sie ein, woraufhin alle sie überrascht ansahen.
„Nein, Jamie eröffnete das Diner vor knapp vierzig Jahren. Er, genauso wie sein Diner, sind Urgesteine der Stadt“, erklärte der Sheriff. „Er eröffnete weitere Lokale in der Umgebung und pendelt zwischen ihnen hin und her.“
„Wer stellte Sie ein, wenn Sie Jamie nie zu Gesicht bekamen?“, fragte der Mechaniker.
„Matt“, antwortete sie mit einem Schulterzucken, woraufhin die Männer alle schnaubten.