Читать книгу Master Hayden - Kari Karaiti - Страница 12

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AUSHILFE GESUCHT


JUDY

Judy fuhr mit rasendem Herzen in ihrem Bett hoch. Nassgeschwitzt ging sie ins Bad, um sich mit kaltem Wasser zu waschen, doch ihr Herzschlag beruhigte sich nur langsam. Der Spiegel warf ihr blasses Gesicht zurück, zeigte deutliche Ringe unter ihren Augen. Es war wieder einer dieser Träume gewesen. Einer der Träume, nach denen sie sich unsicher, ja, beobachtet fühlte, als wollten sie sie vor der Katastrophe warnen. Sie lief so lange davon, dass sie wusste, dass die Träume ihre Angst widerspiegelten. Nein, sie würde nicht weglaufen! Diesmal nicht! Nicht, wenn es keinen Anhaltspunkt dafür gab, dass dies nötig war. Hayden bezahlte sie gut und sie fühlte sich sicher, weshalb sie die Gelegenheit nutzen und ihr finanzielles Polster auffüllen wollte.

Seufzend wandte sie sich vom Spiegel ab und ging in die Küche, um etwas zu trinken, doch die letzte Flasche Wasser war leer. Also musste sie in die Garage, um ihren Vorrat aufzufüllen. Gerade, als sie den Kühlschrank dort öffnete, erschreckte sie das Knarren des Garagentors, das sich mit einem Ruck in Bewegung setzte. Sie schrie auf und ihre Beine sackten unter ihr weg. Kurz wurde ihr schwarz vor Augen, dann erkannte sie, dass ein Wagen mit geöffneter Fahrertür nur halb in der Garage stand und Hayden vor ihr kniete.

„Judy“ sagte er sanft und seine Hand legte sich auf ihre Wange. „Alles in Ordnung?“

„Sie sind es, Sir!“, entwich ihr ein erleichterter Seufzer.

„Wer sollte es sonst sein?“, fragte er und musterte sie eindringlich.

Sie schüttelte den Kopf, versuchte, ihre Atmung wieder unter Kontrolle zu bekommen. „Ich bin etwas schreckhaft, habe schlecht geträumt, nur schlecht geträumt!“, murmelte sie vor sich hin. „Ich wollte eine Flasche Wasser holen und erschrak.“

„Kommen Sie!“, sagte er, schlang seinen Arm um sie und half ihr auf die Beine, die jedoch so zitterten, dass sie ihr direkt wieder wegsackten. Er hielt sie fest umschlungen, gab ihr Halt, während er den Kühlschrank öffnete, eine Flasche Wasser herausnahm und sie dann auf seine Wohnung zuführte.

„Wohin gehen wir?“, hörte sie sich fragen.

„Sie stehen neben sich, Judy. Ich lasse Sie in diesem Zustand sicher nicht allein. Ich bringe Sie in mein Wohnzimmer.“

„Das Auto!“, sagte sie leise.

„Vergessen Sie den Wagen“, erwiderte er sanft, doch sie blieb auf den Stufen stehen.

„Fahren Sie das Auto rein! Ich setze mich derweil hier auf die Treppe.“

Sie glaubte, ihn unter seinem Atem fluchen zu hören, etwas wie „dickköpfiger, kleiner Gnom“. Doch sie schenkte dem keine Beachtung, stützte ihre Ellbogen auf ihre Beine und legte ihren Kopf in ihre Hände. Der Motor verstummte und das Garagentor setzte sich wieder mit einem Ruck in Bewegung. Sie verfolgte es mit ihren Augen, während Hayden ausstieg und den Wagen verriegelte. Dann trat er neben sie und hob sie hoch, trug sie die Treppe zu seinem Apartment hinauf. Sie atmete erleichtert aus, als sie hörte, dass das Tor sich schloss. Schon setzte er sie auf dem Sofa ab, holte eine Decke und wickelte sie darin ein. Er stellte ein Glas auf den Tisch, goss Wasser aus und reichte es ihr. Dankbar nahm sie es entgegen und trank.

„Ich wollte Sie nicht erschrecken“, sagte er schließlich. „Ich hatte Sie nicht in der Garage erwartet.“

„Hätte ich gestern Abend meinen Wasservorrat aufgefüllt, wäre ich nicht dort gewesen“, murmelte sie zwischen den Schlucken.

Er nahm ihr das Glas aus den Händen, als sie es geleert hatte, stellte es auf den Tisch und musterte sie eindringlich. Ihr Atem ging immer noch flach. Der Schreck des Traumes hatte ihren Körper fest im Griff. Wortlos ließ er sich auf dem Sofa nieder, legte seinen Arm um sie und zog sie näher zu sich. Im ersten Moment erstarrte sie. Sie lag hier mit ihrem Boss und er schloss sie in seine Arme. Wenn das nicht unangemessen war! Doch als seine Wärme sie einhüllte, legte sie ihren Kopf an seine Schulter, spürte seinen ruhigen, gleichmäßigen Atem und langsam, ganz langsam wich der Schrecken aus ihrem Körper.

HAYDEN

Hayden saß nachmittags in Hunters und Avas Wohnzimmer, trank Kaffee, aß den frisch gebackenen gedeckten Apfelkuchen mit einem Schlag Sahne und lauschte ihren Ausführungen über das Gespräch mit Judy. Hunter verschlang das dritte Stück Kuchen, während auch er interessiert zuhörte. Ava erzählte mit ausdrucksstarken Gesten und das Lächeln in ihrem Gesicht bestätigte ihm, was er unlängst erwartet hatte. Sie mochte die kleine Fee.

„Was ist mit deinem Nacken?“, unterbrach sie ihre Erzählung.

„Was sollte damit sein?“, fragte er zurück, wohlwissend, dass er die Konsequenzen der letzten Nacht, die er auf dem Sofa verbracht hatte, vor ihrem geschulten physiotherapeutischen Auge nicht verbergen konnte. Langsam war Judy zur Ruhe gekommen, und als sie endlich eingeschlafen war, hatte er sie nicht wecken wollen, indem er sie in ihre Wohnung brachte. Immer wieder sah er in Zeitlupe, wie sie mit beiden Händen fest gegen den Kühlschrank gedrückt daran heruntergerutscht, auf dem Boden schreckensbleich sitzen geblieben war und ins Leere gestarrt hatte. Welche Art Traum sie in diesen Zustand versetzt hatte, er war sicher nicht nur ein Albtraum gewesen, sondern von tieferen Ängsten beschworen worden. Er hatte sie festhalten, hatte ihr ein Gefühl von Sicherheit geben müssen, als ihr kleiner, zerbrechlicher Körper sich an ihn geschmiegt hatte. Und darüber war er in einer Position eingeschlafen, die sich rächte.

„Du drehst und verrenkst ihn die ganze Zeit“, erklärte Ava. „Hast du Schmerzen?“

„Vielleicht ein wenig steif. Ich schlief letzte Nacht auf dem Sofa ein.“

„Komm her, Großer!“, erwiderte Ava, stellte sich hinter ihn und griff zielsicher in seinen Nacken, dann lachte sie leise. „Etwas steif vielleicht“, murmelte sie amüsiert. „Zieh das Hemd aus, ich werde das behandeln!“

Hunter schob ein weiteres Stück Apfelkuchen in den Mund. „Du Glücklicher!“, sagte er grinsend.

Hayden grunzte und brummte teilweise in Schmerz, teilweise in Glückseligkeit, während Ava seinen Nacken bearbeitete. Es hatte Vorteile, mit einer Physiotherapeutin befreundet zu sein. „Sie stellte Fragen?“, fragte er und stöhnte unter ihrem Griff auf. Unglaublich, wie viel Kraft in diesen schmalen, kleinen Händen lag.

„Oh ja! Sie hatte recherchiert, war überwältigt von der Flut an Informationen aus dem Internet. Ich würde sagen, sie zeigte beschämte Neugier.“ Er grunzte, wusste selbst nicht, ob aufgrund des Schmerzes oder Avas Einschätzung. „Sie zog den Schluss, dass es in diesem Ort einen Club für Leute wie uns gibt. Allerdings brachte sie diese Erkenntnis nicht mit deinem in Verbindung. Ich ging nicht weiter darauf ein. Wundere dich nicht, wenn sie die Hinweise kombiniert.“

„Sie wird den Club im Internet suchen“, warf Hunter mit einem verschmitzten Grinsen ein.

„Ich habe keine Webseite“, brummte Hayden.

„Aber der Club erscheint in den Listen einschlägiger Foren. Sogar mit sehr guten Rezensionen.“

Er atmete geräuschvoll ein. Wenn sie so tief suchte, dann würde sie ihn finden. Jedoch tauchte in diesen Listen nirgendwo sein Name auf.

„Ich glaube, du solltest sie fragen“, fuhr Ava fort.

„Hey Judy, eine meiner Servicekräfte hat sich den Fuß gebrochen und ich brauche Ersatz. Wollen Sie nicht in meinem BDSM-Club kellnern?“, murmelte er und Hunter lachte leise.

Ava grinste, brachte ihn mit einem gekonnten Griff erneut zum Grunzen, was sie bestimmt absichtlich tat. Hayden vermutete schon länger, dass sie ihre physiotherapeutischen Maßnahmen an ihnen nutzte, um den Doms heimlich Schmerzen zuzufügen und sich für alle kleinen Erniedrigungen im Club zu rächen. „Du unterschätzt sie. Jack hat recht, sie ist die beste Lösung. Aber es ist deine Entscheidung.“ Sie grinste und brachte ihn erneut zum Stöhnen. „Sir!“, fügte sie schmunzelnd hinzu und bestätigte damit seine Vermutung.

ACE

Seine Augen starrten auf den Bildschirm, während er versuchte, sich in die Datenbank zu hacken. Seit Benson ihn beauftragt hatte, diese Frau zu finden, ließ ihn das Gefühl nicht mehr los. Er musste es herausfinden, musste verstehen, warum sie wichtig war. Und dafür musste er tief graben, die Zusammenhänge kombinieren. Doch zuvor brauchte er Zugang zu dieser Datenbank, ohne Hinweise auf seinen Zugriff zu hinterlassen. Sein Blick schweifte kurz auf das Bild auf seinem Schreibtisch und ein Anflug schlechten Gewissens traf ihn hart. Zwei Jungs, achtzehn und sechzehn Jahre alt, der Große hielt den Kleinen wie üblich im Schwitzkasten, während ihre sandblonden Haare in der Sonne schienen. Er atmete tief gegen den Schmerz in der Brust, schüttelte kurz den Kopf, um die Gedanken loszuwerden. Das hatte nichts mit ihm zu tun, rein gar nichts! Und wenn er seinen Job gut machte, würde er nicht einmal davon erfahren.

Er griff nach dem Tablet und öffnete die Dateien, die er gesammelt hatte. Sein Blick fiel auf die rothaarige Frau und seine Mundwinkel zuckten. Kleine Hexe, dachte er, konnte sich einer gewissen Bewunderung nicht erwehren. Sie hatte es ihm nicht leicht gemacht, sie aufzuspüren. Und obwohl er Hinweise auf ihren Verbleib gefunden hatte, gelang es ihr, ihre Spur zu verwischen. Er hatte einen groben Anhaltspunkt erhalten, doch sie blieb verschwunden. Er würde weitersuchen, denn es nagte an seinem Ego wie an Bensons, dass sie sich erfolgreich vor ihm verbergen konnte. Ein süßes Ding jedoch! Der kurze Signalton des Computers ließ ihn aufblicken. Er griff die Tastatur und tippte wild darauf herum, bis sich das Portal für ihn öffnete. Er würde graben, um so viel wie möglich herauszufinden. Und dann würde er sie finden. Benson hatte Recht, der Job würde Geld einspielen. Ob der Kleinen ihr Wert bewusst war? Wieder traf ihn ein Anflug schlechten Gewissens und er versuchte, seine Zweifel zu verdrängen. Moralische Bedenken spielen kein Geld in die Kasse. Benson hatte recht.

Voilà, da war er drin! Er musste sich beeilen, in dem kleinen Zeitfenster, das er sich erlaubte, so viel herauszuziehen wie möglich. Schnell navigierte er durch die Datenbank, bis er fand, was er suchte. Dann startete er zügig mit den Downloads. Mit einem Blick auf den Countdown lud er, was das System hergab, trennte die Verbindung. Zufrieden sortierte er die Dateien in seine Ordnerstruktur. Es würde eine lange Nacht werden.

Master Hayden

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