Читать книгу Master Hayden - Kari Karaiti - Страница 8
ОглавлениеINTERVIEW
JUDY
Judy starrte das Haus auf der anderen Straßenseite an. War sie hier richtig? Ihr Blick schweifte über die normale Nachbarschaft mit Vorgärten, Stellplätzen und Einfamilienhäusern. Verwirrt betrachtete sie die Vierzehn, überprüfte zum hundertsten Mal, ob sie sich geirrt hatte. Nein, das dreistöckige, weiße Haus vor ihr entsprach der Adresse. Ihr Blick fuhr über die großen Garagentore im Erdgeschoss. An der linken Seite führte eine lange Treppe hinauf zum ersten Stock. Nichts ließ darauf schließen, dass dies etwas anderes als ein Wohnhaus sein könnte. Hatte er sie nicht zur Arbeitsstelle bestellt? Nervös kratzte sie ihre Wange. Ja, sie hatte im Motel hinterlassen, wohin sie ging, aber der Mann hinter dem Tresen hatte nicht interessiert gewirkt. Sollte sie dennoch klingeln? Sollte sie ohne Backup ein fremdes Haus betreten? Dieser Mann war gigantisch. Er würde sie mit einer Hand in der Mitte durchbrechen können. Auf der anderen Seite brauchte sie einen Job und er bot ihr die Gelegenheit, ein klein wenig Ruhe zu finden. Verdammt! Sie hätte ihre Situation nicht offen darlegen dürfen. Sie war ein naives Dummchen, das sich leicht mit einem Job hatte ködern lassen. Nervös fischte sie mit der Hand in ihrer Tasche nach dem Pfefferspray, umfasste die Dose eine Zeit, bis sie genug Selbstsicherheit beschworen hatte.
Sie würde die bodenlose Dummheit begehen und klingeln. Verzweiflung tat das mit einem, dass sie jeden gesunden Menschenverstand in den Wind blies. Mit einem letzten tiefen Atemzug überquerte sie die Straße und sah sich suchend um. An der linken Seite des Hauses führten Treppen auf eine Tür zu. Langsam und mit einem unangenehmen Gefühl im Bauch stieg sie die Stufen hinauf und betätigte die Klingel. Es dauerte nicht lange, da hörte sie seine schweren Schritte, die sich näherten. Noch konnte sie umkehren. Noch konnte sie verschwinden, bevor – und vorbei! Die Tür schwang auf und er füllte sie komplett aus. Ein leichtes Lächeln ging über sein Gesicht, als sein Blick kurz an ihr hinunterfuhr. Und in diesem Moment kam sie sich albern in dem vermeintlichen Kellnerinnen-Aufzug vor, bestehend aus einem knielangen, engen, schwarzen Rock, einer weißen, schlichten Bluse und einem ebenfalls schwarzen, kurzen Blazer.
„Guten Morgen, Sir“, sagte sie fröhlich, wenngleich es in ihrem Inneren anders aussah, und streckte ihm ihre Hand entgegen.
„Guten Morgen“, erwiderte er den Gruß, nahm ihre Hand in seine und sie versuchte, ihm einen angemessen kräftigen Händedruck zu geben. „Sie sind pünktlich, nicht zu früh und nicht zu spät, Respekt!“
Sie lächelte, knickste kurz und wollte sich im selben Augenblick dafür ohrfeigen. „So bin ich, immer pünktlich!“
Er gab ihre Hand frei und trat zurück. „Kommen Sie herein!“, sagte er mit einer einladenden Handbewegung.
Sie zögerte kurz. Wie war das mit den Vampiren und den Türschwellen? Deutlich erinnerte sie sich daran, dass Dracula Jonathan Harker bat, aus freien Stücken einzutreten, was dieser naiv tat und sich damit leider in Draculas Hände begab. Mit einer Gänsehaut tat sie es Jonathan Harker gleich, trat in die geräumige Eingangshalle, in der eine Garderobe aus dunklem Holz mit einem schmalen Spiegel anbot, Jacken und Mäntel aufzunehmen. Darunter befanden sich Fächer für Schuhe, die nur spärlich mit Paaren gefüllt waren.
„Sollte ich die Schuhe ausziehen?“, fragte sie.
Sein Blick fuhr schnell über sie und für einen kurzen Moment glaubte sie, einen seltsamen Ausdruck in seinem Gesicht zu erkennen, doch da lächelte er wieder um die Mundwinkel herum und schüttelte den Kopf. „Das wird nicht nötig sein. Kommen Sie!“
Noch einmal atmete sie tief ein, tastete nach dem Pfefferspray in ihrer Tasche, dann folgte sie ihm durch einen Bogen hindurch in eine offene Wohnlandschaft. Und was für eine Wohnlandschaft! Mit heruntergeklappter Kinnlade ließ sie ihren Blick über das riesige, cappuccinofarbene Sofa gleiten, das so tief wirkte, dass sie nicht mit den Füßen auf den Boden kommen würde, wenn sie sich darauf zurücksetzte. Ein gigantischer Flachbildschirm hing an der Wand dem Sofa gegenüber, während durch die Fenster und eine Balkontür seitlich davon Sonnenlicht den Raum flutete. Hinter der Couch trennte ein riesiger Esstisch, ebenfalls aus dunklem Holz, umgeben von teuer aussehenden Lederstühlen, den Wohnbereich von der geräumigen Küche. Der Mann hatte offenbar eine Vorliebe für dunkle Farben, dunkles Holz und alles in Kaffeetönen. Der ganze Raum zeigte sich in einer seltsam gemütlichen Mischung aus modernen und eleganten Möbelstücken, typisch männlich mit wenig Dekoration.
„Wow!“, stieß sie aus und warf ihm einen peinlich berührten Blick zu, woraufhin er leise schmunzelte. Sie zwang ihre Augen von der Einrichtung weg auf ihn und kam sich plötzlich fehl am Platz vor. „Verzeihen Sie! Sie gaben mir Ihre Karte, aber ich stellte mich Ihnen nicht vor. Unhöflich! Glauben Sie mir, ich habe keine schlechten Manieren. Judy Kinlay ist mein Name.“
HAYDEN
Hayden konnte nicht anders als sie anzustarren. Zwanzig Minuten lang hatte sie auf der gegenüberliegenden Straßenseite gestanden und sich verwirrt umgesehen. Er hatte sich erneut ohrfeigen wollen, als ihm bewusst geworden war, was sie innerlich zerriss. Es war dasselbe Misstrauen, das sie daran gehindert hatte, zu ihnen ins Auto zu steigen. Und er hatte sie, obwohl er ihre vorsichtige Art beobachtet hatte, zu sich nach Hause eingeladen, statt sie in das Büro des Clubs kommen zu lassen. Er hatte sie vor diesem Unbehagen, das sie immer wieder nach dem Pfefferspray in ihrer Jackentasche tasten ließ, bewahren wollen, indem er das Jobinterview nicht im Club führte. Doch in Wirklichkeit hatte er es mit seiner Wahl ausgelöst. Sie musste wahrlich verzweifelt sein, dass sie dennoch an seiner Tür geklingelt hatte.
Ihm war bei ihrer unschuldigen Frage, ob sie die Schuhe ausziehen sollte, das Herz stehen geblieben. Oh Gott! Sie wusste nicht, was sie in einem Dom wie ihm damit auslöste! Zu bildlich konnte er sich vorstellen, wie sie ihm mit leicht geröteten Wangen barfuß in sein Wohnzimmer folgte. Wie sie nervös auf seine Anweisungen wartete. Darauf, dass er sich auf dem Sofa niederließ, sie aufforderte, sich wie eine brave sub über seine Knie zu legen und ihre Strafe zu nehmen. Strafe dafür, dass sie gewagt hatte, in einem heruntergekommenen Motel einzuchecken, in dem kleine, zierliche Frauen wie sie nichts zu suchen hatten. Er hatte sich von ihr abgewandt und war ins Wohnzimmer getreten, um dieses Bild aus seinem Kopf zu vertreiben, bevor er sie wieder ansah. Doch die Überraschung und das Staunen in ihrem Gesicht, als sie die offene Wohnlandschaft betrachtete, machte es ihm schwer, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Zu jung, schallt er sich. Du magst sie reifer, erfahrener! Doch gleichzeitig wusste er, dass er sich anlog. Verdammt! Wäre Ava nicht mit Hunter in seinen Club gekommen, hätte er sofort versucht, sie zu seiner sub zu machen. Die kleine Fee hier, die sich mit offenem Mund in seinem Wohnzimmer umsah, schien nicht wesentlich jünger als die Maus, auch wenn die Sommersprossen diesen Eindruck erwecken konnten. An diesem Tag hatte sie ihre feuerroten Haare in einem lockeren Zopf gebändigt, der zu erkennen gab, wie weich und leicht sie sich zwischen seinen Fingern anfühlen würden. Er gab sich eine mentale Ohrfeige, als seine Gedanken erneut in unangebrachtes Territorium abdrifteten.
„Ms. Kinlay“, wiederholte er ihren Namen, als hörte er ihn zum ersten Mal. Verdammter Lügner, schallt er sich erneut. „Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten, bevor wir zum Geschäftlichen kommen?“ Er wollte ihr die Nervosität nehmen, die er durch die Wahl des Ortes verursacht hatte. „Kaffee oder Tee?“
„Oh! Kaffee wäre toll“, antwortete sie und ein süßes Strahlen ging über ihr Gesicht.
Mit einem Lächeln wandte er sich zur Küche um, hörte ihre Schritte auf dem Holzboden, die ihm langsam folgten. Er griff einen der Becher, die er zuvor bereitgestellt hatte, und positionierte ihn unter den Kaffeevollautomaten. „Sie wundern sich sicher, weshalb ich Sie hierherkommen ließ“, sagte er, während die Maschine Bohnen mahlte, und er konnte Überraschung über ihr Gesicht fliegen sehen. „Mir ist bewusst, dass das seltsam erscheinen muss, nachdem wir nicht darüber sprachen, welche Art Job ich für Sie habe.“
„Ich gebe zu, ich war zunächst ein wenig verwirrt“, bestätigte sie seine Beobachtungen.
Er nickte, stellte den Becher auf die Anrichte, die sie voneinander trennte. „Milch oder Zucker?“
„Nein, danke, schwarz wie die Nacht“, antwortete sie und er musste sich verkneifen, darauf zu reagieren, zu verraten, dass er in der besagten Nacht der Fahrer des Wagens gewesen war, der sie zum Motel eskortiert hatte.
„Sollen wir in mein Büro gehen?“
„Gerne!“
Er griff seinen eigenen Becher und führte sie neben der Küche die schmale Treppe hinauf in den zweiten Stock, wo sie sich in einem weiten Flur öffnete. Zielstrebig steuerte er auf die Bürotür zu, am Schlafzimmer und seinem privaten Dungeon, dessen Tür er zuvor sicher verriegelt hatte, vorbei, und ließ sie eintreten. Mit einem überraschten Laut blieb sie stehen, ihr Blick schweifte über die hohen Regale, in denen sich seine Ordner, Alben, Musik und Bücher ordentlich aneinanderreihten. Er ließ die Tür offenstehen, damit er ihr das Gefühl gab, jederzeit gehen zu können.
„Oh, wow!“, entfuhr es ihr, dann wandte sie sich mit geröteten Wangen zu ihm um. „Verzeihung! Ich bin beeindruckt.“
Er schmunzelte. „Setzen wir uns!“, erwiderte er und deutete auf die Sessel vor dem inaktiven Kamin, die von einem kleinen runden Tisch getrennt wurden.
Am Nachmittag saß er auf einem Hocker in Avas und Hunters Küche und beobachtete die Maus dabei, wie sie ein Blech ihrer berühmten und begehrten Brownies aus dem Ofen holte.
„Ganz schön misstrauisch, die Kleine!“, kommentierte Hunter, während sein Blick gierig auf dem dampfenden Blech lag.
„Nein, vorsichtig!“, verbesserte sie ihn. „Sie ist vorsichtig und das ist gut.“
„Ich wünschte, ich hätte daran gedacht. Es sah aus, als wollte sie einen Rückzieher machen, als sie draußen auf der Straße stand“, murmelte Hayden.
„Das ist meine Schuld“, warf Ava ein. „Ich hätte es mir denken müssen. Aber es ist so selbstverständlich, zu dir zu kommen, dass mir gestern nicht in den Sinn kam, dass das für sie seltsam sein könnte. Ich hätte dir raten sollen, sie in dein offizielles Büro einzuladen.“
„Nein, ich glaube, es war besser so“, widersprach Hunter. „Sicher, es mag zunächst ungewöhnlich für sie gewesen sein, aber kannst du dir vorstellen, wie beängstigend es für sie gewesen wäre, mit ihm im Büro über den Job zu reden, während vor der Tür seltsame Sex-Möbel stehen?“
„Ich hätte sie nicht durch die Vordertür hereingebeten“, schmunzelte Hayden.
„Und doch hätte sie einen Blick auf den Clubraum bekommen“, warf Hunter ein.
„Und wie lief es sonst?“, fragte Ava, als sie das zweite Blech, auf dem sie den Teig gleichmäßig glattgestrichen hatte, in den Ofen schob, dann die dicken Handschuhe abstreifte und auf die Anrichte legte.
„Ja!“, seufzte Hayden. „Ich habe eine Haushälterin!“
Hunter brach sich ein Stück Rand vom ersten Blech ab und schob es mit provokant hochgezogener Augenbraue in seinen Mund, als Ava ihn vorwurfsvoll ansah. „Die du nicht brauchst!“, kommentierte er.
„Ich finde, dass eine Haushälterin nicht verkehrt ist. Er arbeitet zu viel. Es ist gut, wenn er Verantwortung abgibt. Selbst, wenn es nur für das Haus ist.“
„Ava!“, grinste Hunter. „Glaubst du wirklich, dass er alles allein sauber hält?“ Ava warf verwirrte Blicke zwischen ihm und Hunter hin und her. Hayden seufzte, denn es wäre ihm lieb gewesen, wenn er die Wahrheit nicht einfach herausposaunen würde. Auf der anderen Seite hatte er nie ein Geheimnis daraus gemacht. „Es gibt zwei eifrige subs, die begierig darauf sind, sich um sein Haus zu kümmern.“
Avas Blick wanderte zu ihm und sie musterte ihn fragend. „Du bezahlst Mitglieder des Clubs dafür, dass sie dein Haus putzen?“, fragte sie überrascht und er seufzte erneut.
„Nein, er bezahlt sie nicht!“
Sie starrte ihn eine Zeit lang mit weit aufgerissenen Augen an. „Hayden!“, sagte sie vorwurfsvoll und schlug ihm auf den Unterarm.
„Vorsicht, kleine Maus!“, warnte er amüsiert.
„Sie sind Service-subs“, erklärte Hunter. „Sie finden ihre Erfüllung darin, anderen zu dienen.“
„Ich würde sie beleidigen, versuchte ich, sie zu bezahlen“, fügte Hayden hinzu. „Das machten sie deutlich. Sie würden sich wie Prostituierte fühlen. Ich versuche, es ihnen mit Vergünstigungen im Club zurückzuzahlen. “
„Sie werden enttäuscht sein, wenn er ihre Dienste nicht mehr benötigt. Ich glaube, sie hofften, dem unnahbaren Clubbesitzer näher zu kommen, indem sie in seine Privatsphäre dringen. “
Ava schüttelte sich. „Service-sub!“
„Nichts für dich, Süße?“, fragte Hunter und grinste frech. „Wo du gerne kochst und backst!“
„Rot! Hunter!“, antwortete sie sofort mit wildem Gesichtsausdruck. „Rot! Rot! Rot!“
„Verdammt!“, zischte er durch die Zähne und Hayden schmunzelte, während sein Freund weiterhin leise fluchte, jedoch amüsierte Blicke auf die kleine Maus warf.
„Wann fängt sie an?“, fragte Ava Hunters Flüche ignorierend.
„In zwei Tagen!“
Sie spitzte die Lippen. „Wird sie weiterhin im Motel wohnen?“
Hayden knurrte. „Natürlich nicht!“ Die Maus sah ihn verschmitzt grinsend an, was sicher damit zusammenhing, dass er am Tag zuvor in eine Tirade darüber gefallen war, dass Judy in dem Motel übernachtete und allein durch die Nacht lief. „Deswegen brauchte ich deine Hilfe.“
Ava schlug Hunter auf die Hand, als er sich erneut ein Stück Kruste vom Blech abbrechen wollte, woraufhin dieser sie drohend ansah. „Finger weg von meinen Brownies! Du kennst die Regeln!“ Hunter senkte seufzend den Kopf und schüttelte ihn. Sie ging um die Anrichte herum und kuschelte sich an Hayden. „Deshalb liebe ich dich so sehr“, erklärte sie. „Du sorgst dich, auch wenn es dich verdammt nochmal nichts angeht.“
Hayden schmunzelte. „Wenn es mich nichts angeht!“
„Ja, und deshalb werde ich dich unterstützen. Ich könnte sie herumführen und ihr erklären, was du von ihr erwartest. Wir sollten eine Liste mit ihren Aufgaben erstellen, damit sie weiß, was zu erledigen ist.“
„Und deshalb liebe ich dich so sehr, kleine Maus“, hauchte er in ihr Haar. „Du kümmerst dich auch, obwohl es dich verdammt nochmal nichts angeht.“
„Cheesy!“, kommentierte Hunter. „Würdet ihr beide aufhören, vor meiner Nase herumzuknuddeln, und könnten wir stattdessen bitte diese Brownies essen?“