Читать книгу Master Hayden - Kari Karaiti - Страница 13
ОглавлениеDER CLUB
HAYDEN
Als Hayden an diesem Abend nach Hause kam, fand er Judy in seiner Küche, obwohl sie längst Feierabend hatte. Der Duft ihrer Kochkünste schlug ihm im Eingangsbereich entgegen. Sie bereitete einen Teller, als er in den Wohnbereich trat, sah zu ihm auf und ein Strahlen ging über ihr Gesicht.
„Guten Abend, Sir“, grüßte sie und ihr elfenhaftes Lächeln ließ seine Mundwinkel zucken. Es war ansteckend und er konnte nicht genug davon bekommen. „Essen ist fertig“, erklärte sie und deutete auf seinen Esstisch.
„Was machen Sie hier, Judy? Sie haben Feierabend“, erwiderte er, woraufhin sie leise lachte, denn er brachte es nicht über sich, den Vorwurf, dass sie wieder Überstunden für ihn machte, in seine Worte zu legen. Er trat in die Küche, krempelte die Ärmel seines Hemdes hoch, um sich die Hände zu waschen.
„Ich wollte mit Ihnen reden, deshalb konnte ich auch frisch für Sie kochen“, antwortete sie und biss sich auf die Unterlippe, während ihre Wangen sich leicht röteten.
„Okay“, erwiderte er überrascht und wusch sich die Hände. Als er sich zu ihr herumdrehte, deutete sie erneut auf den Esstisch.
Seufzend ging er darauf zu und ließ sich an seinem Platz nieder. Er griff nach der Flasche Wasser und goss in zwei Gläser aus. Schon kam sie zu dem Tisch und servierte ihm den Teller, den sie angerichtet hatte. Er sog tief Luft ein und ließ sie in einem überraschten Laut entweichen.
„Steak an Sherry-Pfefferschaum mit Kartoffelecken und Gemüsebeilage, Sir“, erklärte sie und er konnte deutlich den Stolz in ihrer Stimme hören. „Guten Appetit!“
„Was ist mit Ihnen?“
„Ich habe gegessen“, erklärte sie und er musterte sie forschend.
„Setzen Sie sich“, sagte er, schob ihr langsam das Glas Wasser entgegen, doch sie zögerte. „Sie wollten mit mir reden. Da ich nach dem Essen leider nicht viel Zeit habe, wäre jetzt der passende Augenblick.“
Schließlich nickte sie, presste die Lippen aufeinander, blieb aber am Tisch stehen. „Ich war heute einkaufen, wie Sie unschwer sehen können“, begann sie und deutete auf den Teller. Er nahm das Besteck auf und schnitt ein Stück von dem Fleisch ab, dass sie zur Perfektion gebraten hatte. „Ja ...“ Er sah sie erwartungsvoll an, als sie nach der Lehne des Stuhls griff und ihre Augen auf dem Tisch hin und her rasten. „Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll. Ich hörte das Gespräch zweier Frauen dort.“
„Okay!“, füllte er die Stille, als sie nicht weitersprach.
Sie trat nervös von einem Fuß auf den anderen. „Und mir wurde dadurch einiges bewusst“, warf sie einen weiteren Fetzen ein. Er schüttelte den Kopf, denn er konnte ihr nicht folgen. „Versprechen Sie mir, dass Sie nicht ungehalten reagieren?“, fragte sie mit sorgevoll hochgezogenen Brauen und zog die Nase für einen kurzen Moment kraus, was sie wie ein Mädchen wirken ließ, das ihren Eltern eine Untat gestehen musste.
„Judy!“, erwiderte er und stellte fest, dass es seine verdammte Domstimme war, mit der er sie ansprach. Wahrscheinlich starrte er sie mit jenem unbewegten Domgesicht an, als versuchte er, sie zum Reden zu bewegen. Eher würde er sie damit verschrecken. „Kommen Sie einfach raus mit der Sprache! Was wurde Ihnen bewusst?“
Sie fuhr sich mit der Zunge nervös über die Lippen. „Ich konnte nichts dafür, dass ich das Gespräch mit anhörte. Ich suchte grünen Pfeffer in dem Regal und die beiden sprachen mir gegenüber auf der anderen Seite – nicht diskret, möchte ich dazusagen.“ Er zog eine Augenbraue hoch und sie seufzte tief. „Okay, diese Frauen redeten über Sie“, begann sie vage. „Und darüber, dass eine Freundin sich bei der Arbeit den Fuß gebrochen hätte und mehrere Wochen arbeitsunfähig sein würde, sie in Ihrem Club arbeitet und Sie deswegen eine Aushilfe brauchen. Ich fragte mich, warum Sie mich nicht fragen“, sprudelte es aus ihr heraus. Er atmete tief ein, legte das Besteck beiseite, starrte vor sich auf den Tisch, bevor er sich langsam zurücklehnte. „Ich glaube, ich weiß, warum Sie mich nicht fragen. Das ergibt plötzlich alles Sinn“, fuhr sie fort, während ihre weit aufgerissenen Augen vor ihr hin und her rasten. „Ich sprach zuvor mit Ava und sie erzählte mir, was geschah, als sie in die Stadt kam und ...“ Sie unterbrach sich kurz, legte den Kopf in den Nacken, als suchte sie nach Worten.
„Judy“, sagte er leise.
„Sie fragen mich nicht, da Ihr Club der Ort ist, von dem sie sprach, an dem sie ihre unkonventionelle Beziehung mit drei Männern offen ausleben kann“, platzte es plötzlich aus ihr heraus. „Sie glauben, ich würde niemals in einem solchen Club arbeiten wollen.“
Okay, die Katze war aus dem Sack. Sie hatte es herausgefunden und nun hing der Club wie ein Elefant zwischen ihnen im Raum. Er musterte sie schweigend, versuchte zu ergründen, was in ihr vorging, doch außer Nervosität gab ihr Gesicht nichts preis. „Würden Sie das wollen?“
„Es ist ein Kellnerinnenjob“, antwortete sie, aber er schüttelte den Kopf.
„Es ist kein gewöhnlicher Kellnerinnenjob“, widersprach er, woraufhin ihre Augen schnell zwischen seinen hin und her rasten. „Der Barbereich ist nicht von dem Geschehen abgetrennt.“
„Was wollen Sie damit sagen?“.
„Mein Servicepersonal ist in dem Lebensstil unterwegs, da sie sich mitten im Geschehen bewegen.“
„Und Sie glauben, dass ich dafür nicht qualifiziert bin?“, fragte sie und sah ihn mit einem Blick an, der verriet, dass sie diese Einschätzung verletzte.
„Waren Sie schon einmal in einem BDSM-Club?“ Sie schüttelte den Kopf und er nickte. „Judy, was dort passiert, ist nicht für jedermann nachvollziehbar.“
„Für Leute wie mich, meinen Sie“, warf sie ein.
„Für jemanden, der keine Ahnung hat, wie es in einem solchen Club zugeht“, korrigierte er.
„Sie wollen mir nicht die Chance geben, herauszufinden, ob ich für den Job geeignet bin.“
„Wollen Sie das?“
Sie starrte ihn an, dann nickte sie. „Ja“, sagte sie lautlos. „Ja, ich glaube, das will ich.“ Er seufzte. „Ich habe recherchiert, Sir!“, erklärte sie nach einer kurzen Zeit, in der sie sich schweigend angesehen hatten.
„Recherchiert“, murmelte er.
„Ja, recherchiert! Ich habe gelesen, ich habe ...“
„Gelesen“, unterbrach er sie.
Plötzlich zog sie die Augenbrauen zusammen und trat einen Schritt zurück. Ihr Blick fiel auf seinen Teller. „Essen Sie, Sir, sonst wird es kalt!“, sagte sie plötzlich mit eisiger Stimme, drehte sich um, seine Wohnung zu verlassen.
Im ersten Moment wollte er sie zurückrufen, doch dann beugte er sich vor, stemmte die Ellbogen auf den Tisch und rieb sich das Gesicht mit den Händen. Erst nach einigen Minuten blickte er auf den Teller und aß zögerlich. Leider verdarb ihm die Flut an Gedanken, die durch seinen Kopf raste, ein wenig den Appetit. Sie wusste nicht, was sie sagte. Zu lesen war eine Sache. Zu sehen, was in dem Club geschah, sich professionell zwischen den Kinkstern zu bewegen, war eine andere. Wie sollte er ihr das erklären? Sie würde ihm nicht glauben. Plötzlich hörte er, dass die Tür geöffnet wurde, und sie kehrte mit festem Schritt zurück. Ohne Umschweife trat sie neben ihn.
„Bound and Caged, Enslaved eins und zwei, Bunny Hunter, Pain and Pleasure, Gag Me eins, zwei und drei ...“ Mit jedem Titel, den sie aufzählte, knallte sie ausgedruckte Cover verschiedener BDSM-Pornos vor ihm auf den Tisch. Dann verschränkte sie die Arme und sah ihn mit versteinerter Miene an. „Da!“, sagte sie, deutete auf die Ausdrucke. „Die habe ich alle angesehen und ich stehe hier und frage Sie, warum Sie mich nicht aushelfen lassen.“ Sein Blick lag eine Zeit auf ihr, wanderte auf das Papier vor ihm, dann brach seine Selbstbeherrschung und er musste lachen. „Lachen Sie mich aus, Sir?“
Er schüttelte den Kopf, versuchte, sich zu beruhigen. Doch als er einen weiteren Blick auf die Ausdrucke warf, dann in ihr süßes Gesicht und sich gleichzeitig vorstellte, dass sie all diese Titel allein in ihrer Wohnung geschaut hatte, rollte eine zweite Welle über ihn, derer er sich nicht erwehren konnte, und er lachte erneut. „Die haben Sie alle angesehen?“
„Ja, Sir“, bestätigte sie mit Nachdruck. „Komplett!“
Er warf den Kopf zurück und lachte auf, woraufhin sie plötzlich mit dem Fuß aufstampfte und mit geröteten Wangen den Raum verließ.
JUDY
Judy lief in ihrem Wohnzimmer auf und ab. Sie war hin und her gerissen, zwischen Wut und Scham. Er hatte sie ausgelacht! Einfach ausgelacht! Wie ein Schulmädchen hatte sie dagestanden, während er gelacht hatte. Verdammter Dreckskerl! Was glaubte er? Dass sie ein verwöhntes, behütetes Mäuschen war? Ja, wahrscheinlich dachte er das, da er wie die ganze Welt ihre geringe Körpergröße und ihr koboldhaftes Äußeres sah. Doch ihr Leben war bisher alles andere als behütet verlaufen. Er hatte keine Ahnung, was sie gesehen und erlebt hatte, was sie auf der Flucht durchgemacht hatte, immer in Angst, entdeckt zu werden. Er hatte keine Ahnung, dass sie stets einen Blick über ihre Schulter warf, dass sie die Umgebung scannte, bevor sie hinaus in öffentliche Sicht trat. Was kümmerte sie, dass ein paar Leute Befriedigung darin fanden, sich gegenseitig den Hintern zu versohlen? Das stellte in der Tat eine geringe Belastung für sie dar. Sicher, einvernehmlich und mit gesundem Menschenverstand, hatte Ava gesagt. Was war das, im Vergleich zu den Dingen, vor denen sie floh?
Ein Klopfen an der Tür riss sie aus ihren Gedanken. „Lassen Sie mich in Ruhe!“, rief sie wütend und lief weiterhin vor ihrem Tisch auf und ab. Wieder klopfte er. „Gehen Sie weg! Ich will jetzt nicht darüber reden!“
Im nächsten Moment ertönte die Freigabe der Tür und Hayden trat in ihre Wohnung, sah sie mit zusammengezogenen Brauen an. Er trug sein Arbeitsoutfit, eine schwarze Hose, ein schwarzes T-Shirt mit weißer Schrift. Seine Haare hatte er noch feucht von der Dusche, die er zwischenzeitlich genommen haben musste, auf seinem Kopf zurückgekämmt und seine dunklen Augen fixierten sie starr.
„Haben Sie den Mastercode verwendet?“, fragte sie ungläubig. Seine Miene verfinsterte sich und er ging mit festen Schritten auf sie zu. Bevor sie begriff, was geschah, bemerkte sie, dass sie zurückwich, zwang sich, stehenzubleiben und sich ihm entgegenzustrecken. „Ich sagte, ich will nicht ...“
„Was du willst, spielt keine Rolle, kleines Hausmädchen“, unterbrach er sie mit tiefer, leiser Stimme, blieb nah vor ihr stehen und sah zu ihr hinunter. Er hob die Hand, fuhr damit langsam in ihr Haar, schloss sie um einige Strähnen und drehte ihren Kopf leicht seitwärts, dass sie ihn ansehen musste. „Du wirst anziehen, was ich dir gebe“, sagte er in dieser tiefen, leisen Stimme, dass eine Gänsehaut über ihren Körper fuhr. „Du wirst mein Halsband tragen und den ganzen Abend nicht von meiner Seite weichen. Du wirst mit niemandem außer mir sprechen, es sei denn, ich erlaube dir zu reden. Wenn ich dir eine Frage stelle, wirst du mir wahrheitsgemäß antworten. Hast du das verstanden?“
„Was soll das heißen?“, fragte sie, woraufhin er leicht an ihren Haaren zog.
„Hast du das verstanden?“, wiederholte er und sie musterte ihn verwirrt.
„Ja?“, sagte sie, doch es klang mehr wie eine Frage als eine Antwort.
Er gab ihre Haare frei. „Zieh deine Schuhe und eine Jacke an! Ich warte am Auto. Du hast fünf Minuten.“
Mit diesen Worten drehte er sich um und verließ die Wohnung. Verwirrt stand sie da und starrte auf die Tür, die hinter ihm ins Schloss fiel. Ihr Herz schlug heftig in ihrer Brust, dass sie glaubte, es müsste jeden Moment herausspringen. Der Nachrichtenton ihres Telefons riss sie aus ihrer Starre. Gedankenlos zog sie es aus ihrer Hosentasche und ihr Puls raste. Vier Minuten, las sie, hob den Kopf ungläubig zur Tür. Wieder ertönte eine Nachricht. Drei Minuten! Plötzlich erwachte sie und schlüpfte in ihre Schuhe. Sie griff ihre Jacke, warf sie über, als erneut eine Nachricht einging. Schnell riss sie die Tür zum Flur auf und lief in die Garage. Als sie hineintrat, erklang eine weitere. Dort stand er, an sein Auto gelehnt und hob den Kopf, ohne dass sein Gesicht zu erkennen gab, was in ihm vorging. Schweigend öffnete er die Beifahrertür. Langsam ging sie auf ihn zu, stieg ein und er schloss die Tür hinter ihr, lief um den Wagen herum, stieg ebenfalls ein, als das Garagentor hochfuhr. Wie in Trance beobachtete sie ihn, während er das Auto aus der Garage setzte, das Tor mit der Fernbedienung herunterfahren ließ und losfuhr.
„Wohin fahren wir?“, fragte sie mit belegter Stimme.
„Was glaubst du, Engelchen?“, erwiderte er, ohne sie anzusehen.
Ihr Blick fiel auf die Straße vor ihr. Die Häuserfassaden der Hauptstraße rauschten an ihnen vorbei, bis er in eine Nebenstraße bog. Schließlich fuhr er auf einen großen Parkplatz vor einem unscheinbaren Gebäude aus Backstein, überquerte ihn komplett, parkte den Wagen an der Hinterseite des Hauses direkt vor einer Tür. Sie betrachtete es aus dem Auto heraus, bis er ihr die Beifahrertür öffnete. Schweigend führte er sie auf die Tür zu, gab in einem Panel einen Code ein, woraufhin sich die Tür entsperrte, griff sie am Oberarm und zog sie mit sich hinein in einen Flur, der mit ihrem Eintreten erleuchtet wurde.
„Das ist der Mitarbeitereingang“, erklärte er plötzlich wieder in seinem gewohnten, ruhigen Ton, als hielte er sie nicht fest in der Hand. „Noch ist niemand hier. Die erste Schicht beginnt in einer halben Stunde. Wir haben etwas Zeit, dass du dich ungestört umsehen kannst.“
„Das ist der Club?“, fragte sie überrascht.
Seine Mundwinkel hoben sich zu einem amüsierten Grinsen und im nächsten Moment traten sie in einen großen Raum, direkt hinter eine Bar. Hayden drehte sich zur Wand neben der Tür und betätigte erneut ein Panel dort, woraufhin der Club durch warmes Licht erleuchtet wurde. Sie ließ ihren Blick über Hochtische schweifen, hinter denen sich ein Bereich mit Sofaecken öffnete, die die Bar umrundeten. Hayden deutete ihr mit einer einladenden Handgeste, in den Raum zu treten.
HAYDEN
Ihre großen, grünen Rehaugen starrten ihn an und Hayden war insgeheim froh, dass er auf eine einengende Lederhose verzichtet hatte und sich somit unter aller Garantie eine Tortur erspart hatte, die ihre Nähe, ihre unschuldige Verwirrung auslösen würden. Sie war im ersten Moment vor ihm zurückgewichen, hatte sich dann gefangen und ihm ihr süßes Gesicht herausfordernd entgegengestreckt. Jetzt sah sie sich vorsichtig um und er konnte nicht mit Sicherheit sagen, ob es eine dumme Idee gewesen war, sie herzubringen. Noch würde er sie zurückbringen können, wenn sie es sich beim Anblick des Mobiliars anders überlegte. Sie glaubte, auf das, was sie hier erwartete, vorbereitet zu sein. Doch, ob dem so war, würde sich diesen Abend zeigen. Immer noch spürte er Nervosität tief in sich. Es war ein Spiel mit dem Feuer gewesen, ihr den Dom zu präsentieren. Möglich, dass sie nach diesem Eindruck, wie sie es ursprünglich geplant hatte, den Ort verlassen würde. Nachdem sie wutschnaubend aus seiner Wohnung gestürmt war, hatte er mit sich gerungen, hatte er mit sich unter der Dusche debattiert und dann beschlossen, ihr zu zeigen, was sie glaubte, durch ein paar Pornos durchschaut zu haben.
Wieder zuckten seine Mundwinkel bei der Erinnerung daran, dass sie all die Titel angesehen hatte, die sie ihm auf den Tisch geknallt hatte. Was mochte währenddessen in ihr vorgegangen sein, fragte er sich. Hatten die Filme sie abgestoßen? Hatten sie sie fasziniert, aber sie konnte sich nicht vorstellen, dass Leute so etwas lebten? Er beobachtete sie genau, als sie durch die Reihen der Sofas schritt und in den unteren Spielbereich trat. Langsam und mit zusammengezogenen Augenbrauen drehte und wendete sie sich zwischen den BDSM-Möbeln.
„Was ist das?“, fragte sie.
„Ein Strafbock“, antwortete er.
Sie starrte eine Zeit darauf, dann nickte sie. Schweigend bewegte sie sich durch die Möbel hindurch und er folgte ihr, doch sie stellte keine Fragen, sah sich alles mit nachdenklichem Gesicht an. Er führte sie in den oberen Spielbereich und auch hier betrachtete sie die Spielgeräte wortlos. Nicht ein Laut drang über ihre Lippen, als er sie vorbei an der Liebeschaukel, dem Andreaskreuz zu den Gängen der privaten Räume begleitete. Er zeigte ihr den Klassenraum, das Gefängnis, das Zelt im Stil von Tausend und eine Nacht, die Kampfarena mit Ring und all die anderen Themenräume.
Als sie ihre Besichtigung abgeschlossen hatten, bereitete Dillon hinter der Bar seine Schicht vor, in sein knappes Arbeitsoutfit gehüllt. Sein Servicepersonal bestand bis auf einen Barkeeper aus subs, weshalb ihre Kleidung dementsprechend dürftig ausfiel. Dillon hatte das Clubhalsband angelegt, hielt seine Arme Evelyn hin, die mit den Handgelenkscuffs zu ihm trat. Hayden warf einen schnellen Blick auf Judy, die sich die Prozedur mit schräg gelegtem Kopf ansah.
„Master Hayden!“, grüßte Dillon ihn, als sie sich der Bar näherten.
Er nickte. „Evelyn?“, rief er, woraufhin die Kellnerin sofort alles stehen und liegen ließ, zu ihm eilte und mit gesenktem Kopf vor ihm stehen blieb.
„Master Hayden!“
„Das ist Judy“, stellte er die kleine Fee vor. „Judy, Evelyn! Sie ist eine meiner besten Servicekräfte.“
„Danke, Master Hayden“, sagte Evelyn und unterdrückte ein Lächeln.
„Judy wird sich heute den Club ansehen. Nimm sie mit in die Mitarbeiterumkleide und gib ihr ein Outfit!“
„Natürlich, Master Hayden!“ Evelyn neigte kurz den Kopf. „Sub?“, fragte sie. Er betrachtete Judy einen Augenblick, dann nickte er. „Komm, Judy! Ich zeige dir unsere Umkleiden. Wenn du Fragen hast, zögere nicht!“
Judy wandte ihren Blick von der Kellnerin zu ihm und er beschloss, sie spüren zu lassen, worauf sie sich hier eingelassen hatte. „Du hast die Erlaubnis mit Evelyn zu reden“, sagte er, woraufhin sich ihre Augen weiteten, bevor sich ihre Brauen zusammenzogen. Er verzichtete darauf, ihr zu erklären, dass sie sich bei ihm zu bedanken hatte, sondern ließ die erfahrene sub sie in die Umkleiden führen.
„Ist sie die Aushilfe, Master Hayden?“, fragte Dillon mit einem Schmunzeln.
„Das wird sich zeigen.“
„Darf ich frei sprechen?“
„Das könnte ich sowieso nur mit einem Knebel unterbinden.“
Dillon lachte. „Wahr, wahr!“, schnurrte er vergnügt. „Aber was ich sagen will – sie ist süß! Sehr sogar, wie eine irische Sagengestalt! Sie wird beliebt sein und sich vor Anfragen nicht retten können.“ Hayden knurrte leise, woraufhin Dillon lachte. „Ja, das dachte ich mir. Sicher, dass du sie in ein sub-Outfit stecken willst?“
Nein, war er nicht! Und zwar nicht nur wegen möglicher gieriger Doms, sondern auch, weil er sich selbst nicht traute. Wie würde dieser Abend ihr Verhältnis zueinander verändern? Würde sie danach noch für ihn arbeiten wollen? Was hatte er sich dabei gedacht, sie herzubringen? Dillon warf ihm immer wieder amüsierte Blicke zu, als wüsste er ob der inneren Zerrissenheit seines Chefs. Zwei weitere Bedienungen trafen ein und verschwanden im Umkleideraum. Einmal glaubte er, Gelächter zu hören, was nicht ungewöhnlich war, denn seine Leute lachten oft und viel. Doch mit der kleinen Fee unter ihnen warf es Fragen auf.
„Oh, wow!“, hörte er Dillon neben sich durch die Zähne pfeifen und sah auf.
Er hielt den Atem an, als Evelyn die kleine Elfe in dem clubeigenen Outfit auf die Bar zuführte. Die knappen Jeansshorts schmiegten sich um ihren kugeligen Po, dass sie die Rundung ihrer Backen gerade noch verdeckten. Evelyn hatte ihr einen Push-Up BH verpasst, der ihre ebenfalls kleinen, runden Brüste zusammendrückte und hob, dass sie aus dem geschnürten, schwarzen Top zu fallen drohten. Eben jenes Top schloss sich in einem Knoten über ihrem nackten Bauch und er atmete tief ein, während seine Augen die Linie zwischen den Bauchmuskeln, die in den Shorts verschwand, folgten. Sie hatte ein Sixpack, die kleine Frau, auf das mancher Mann neidisch sein würde. Nur für einen kurzen Augenblick stellte er sich vor, die Konturen mit der Zunge entlangzufahren, bevor er sich mental ohrfeigte. Ihre Füße steckten in kniehohen Schnürstiefeln, die sie zwangen, ihre schmalen Hüften bei jedem Schritt zu schwingen. Die Frauen hatten sie geschminkt, nicht viel, nur einen Lidstrich und Wimperntusche, einen zarten Lippenstift, dass dies ihre ausdrucksstarken Gesichtszüge akzentuierte. Ihre feuerroten Haare hatten sie aus dem Zopf gelöst und mit einem Lockenstab eingedreht, was ihr in der Tat das Aussehen einer kleinen, irischen Sagenfigur verlieh.
„Welches Halsband sollen wir ihr geben, Master Hayden?“, fragte Evelyn, während sie sie mit zufriedenem Gesichtsausdruck betrachtete.
„Darum kümmere ich mich“, antwortete er. Verdammt würde er sein, wenn er das erste Halsband, das sie trug, nicht selbst anlegte. „Komm her, Engelchen!“, sagte er, woraufhin sie langsam auf ihn zukam. Er griff ihr Handgelenk und zog sie mit sich zu seinem Büro, dessen Tür er offenließ, da sie sich bereits weit außerhalb ihrer Komfortzone bewegte. Er öffnete einen Schrank und nahm das Etui, in dem er sein persönliches Halsband aufbewahrte, heraus. Es war ein einfaches, schwarzes Lederhalsband, von dessen Ring vorne eine zarte Kette baumelte. Er trat damit vor die kleine Fee und zeigte es ihr.
„Dieses Halsband wird dich vor jeder Art Annäherung schützen“, erklärte er. „Niemand wird dir zu nahetreten, solange du es trägst.“ Er legte es um ihren Hals, schloss es in ihrem Nacken und sie fuhr mit den Fingerspitzen darüber. Er ließ die Kette in ihren Ausschnitt fallen, da er damit an diesem Abend nichts anfangen würde. Dann nahm er seine Handgelenkscuffs aus dem Etui. „Strecke deine Hände aus!“, sagte er, was sie nach einem kurzen Zögern tat. Er legte die Cuffs um ihre Handgelenke, hob ihr Kinn, dass sie ihn ansehen musste. „Alles in Ordnung?“ Ihre Augen lagen auf seinen und sie nickte. „Nein, sag es!“
„Ja?“, erwiderte sie, und es klang erneut mehr wie eine Frage als eine Antwort.
„Einige grundlegende Regeln: Wie ich sagte, wirst du mit niemandem reden, bis ich dir die Erlaubnis erteile. Ich möchte, dass du dich heute Abend in Ruhe umsehen kannst. Deswegen wirst du mir nicht von der Seite weichen, es sei denn, ich sage dir, dass du warten sollst, oder du musst zur Toilette. Du wirst erst gehen, wenn ich es dir erlaube.“ Ihre Augen weiteten sich. „Es kann sein, dass ich dir eine Begleitung an die Seite stelle, damit du dich sicher fühlst. Ich kann mir vorstellen, dass die ein oder andere Szene, die du heute Abend sehen wirst, beängstigend wirken könnte. Deswegen möchte ich nicht, dass du dich allein im Club bewegst. Verstanden?“
„Ja!“
„Das heißt: ja, Sir!“, verbesserte er sie.
„Ja, Sir“, sagte sie, was seine Mundwinkel zucken ließ. Im Gegensatz zu Ava hatte sie keine Schwierigkeiten mit der Anrede, denn sie hatte sie verwendet, bevor sie geahnt hatte, was sie in ihm auslösen würde, hatte versucht, damit professionelle Distanz zu ihm zu wahren, und das Gegenteil bewirkt.
„Du wirst heute Abend beobachten und dich umsehen. Dennoch möchte ich, dass du ein Safe-Word hast. Wenn du merkst, dass Dinge auf dich verstörend oder beängstigend wirken, möchte ich, dass du dein Safe-Word sagst.“
„Rot!“, sagte sie und er nickte.
„Wenn du das willst. Es muss etwas sein, das du unter großem Stress äußern kannst.“
„Ja, Sir!“
„Also, Rot!“, fuhr er fort. „Ich vermute, Ava erzählte dir von dem Ampelsystem.“
„Ja, Sir!“
„Sehr gut! Wenn ich nach deinem Befinden frage, wirst du mir mit dem Ampelsystem antworten.“
„Ja, Sir!“
„Wie geht es dir jetzt?“
„Grün, Sir!“
„Du hast dir diese Filme wirklich angesehen, oder?“, fragte er. Ihre Mundwinkel zuckten kurz, doch sie schwieg. „Ich werde heute hinter der Bar arbeiten, was für dich bedeutet, dass du ebenfalls hinter der Bar stehen wirst. Ich drehe von Zeit zu Zeit Kontrollrunden durch den Club. Es ist immer gut, wenn alle wissen, dass der Clubbesitzer ein Auge auf dem Geschehen hat. Außerdem bin ich so für neue Mitglieder leichter ansprechbar, wenn es Fragen oder Unsicherheiten gibt. Du wirst während dieser Runden nah hinter mir gehen.“
„Ja, Sir!“, antwortete sie und er musste sich ein Schmunzeln verkneifen, denn sie versuchte, sich zu kontrollieren und auf das für sie ungewöhnliche Spiel einzulassen.
„Es patrouillieren Aufpasser durch den Club, Dungeon-Monitore, die als solche gekennzeichnet sind. Du kannst sie jeder Zeit ohne meine Erlaubnis um Hilfe bitten.“ Sie zog kurz die Nase kraus, dann nickte sie, bevor sich ihre großen Augen wieder auf ihn legten. Oh, sie war nervös, jetzt, da sie sein Halsband und das Cluboutfit trug! „Das sollte erst einmal reichen. Alles andere klären wir, wenn es Fragen gibt. Zögere nicht, mich jederzeit zu fragen, wenn dir etwas unklar ist oder du eine Erklärung brauchst.“
„Ja, Sir!“, sagte sie leise, während ihre großen Augen auf ihm lagen, als sähe sie ihn zum ersten Mal.
Er streckte die Hand aus, hakte einen Finger um die Kette des Halsbandes und zog sie langsam aus ihrem Ausschnitt. Dann schloss er seine Faust darum, wandte sich von ihr ab und ruckte es kurz, was ihr signalisierte, dass sie ihm folgen sollte. Er hörte sie stockend einatmen, unterdrückte den Drang, sich nach ihr umzusehen, führte sie an der Kette zurück hinter die Bar.
JUDY
Judy spürte das Blut in ihren Adern pulsieren, während immer mehr Leute eintrafen und sich der Club langsam füllte. Sie stand neben der Tür hinter der Bar an die Wand gedrückt und ließ ihren Blick über das Geschehen schweifen. Mit der Kleidung, die oft nicht viel der Fantasie überließ, hatte sie gerechnet. Auch damit, verschiedene Konstellationen zu sehen, von hetero- zu homosexuellen und allen, die dazwischen lagen.
Die Vertrautheit und Freundlichkeit unter den Mitgliedern allerdings überraschten sie. Alle, die den Club betraten, begrüßten Hayden, bevor sie sich im Raum verteilten, und Judy spürte die neugierigen Blicke auf sich. Zu ihrer Erleichterung sprach sie niemand an. Zunächst versammelten die Leute sich um die Hochtische und Sofagruppen wie in einem normalen Club, wenn man davon absah, dass die dominanten Partner es sich auf den Sofas bequem machten, während die devoten vor ihnen auf dem Boden knieten. Niemand begab sich sofort zu den verschiedenen Geräten. Ihr Blick schweifte zu den Bedienungen, die wie in jedem anderen Lokal hin und her eilten und Bestellungen aufnahmen oder auslieferten.
Dann fiel ihr Blick auf die Tür und sie atmete tief ein, als dort eine Gruppe von vier Leuten erschien, genauer gesagt, drei Männer und eine Frau, die mit auf dem Rücken fixierten Armen, gesenktem Kopf und spärlicher Kleidung barfuß an Ketten hereingeführt wurde. Blut schoss in ihre Wangen, eine Hitzewelle rollte ihren Hals hinab auf ihre Brust, als ihr gewahr wurde, dass dort Ava mit ihren drei Doms den Club betrat. Nervös trat sie von einem Fuß auf den anderen. Sie würde sie nicht beobachten müssen. Sie würde nicht zusehen müssen, was diese vier taten, oder? Oh Gott! Daran hatte sie nicht gedacht, dass sie hier nicht nur Fremde, sondern auch Menschen treffen würde, die sie kennen gelernt hatte. Es war ein BDSM-Club, ein Sex-Club, in den Leute kamen, um Sex zu haben. Das bedeutete, sie würde heute sehen, wie diese vier Sex haben würden, und der Gedanke ließ sie tief einatmen. Ihr Blick fiel auf Hayden, der mehrere bunte Cocktailgläser auf ein Tablett stellte und Evelyn auf den Weg schickte. Ihr fiel auf, dass fast alle Getränke, die über den Tresen gingen, alkoholfrei waren, vielleicht mal ein Glas Bier oder Wein, ein Glas Sekt, aber sie waren immer für andere Leute. Natürlich, sie hatte es gelesen! Alkohol und BDSM vertrugen sich nicht. Sicher und mit gesundem Menschenverstand, schallte es in ihrem Kopf, und Alkohol neigte dazu, beides zu kontaminieren.
„Hey, Hayden!“, erklang eine Stimme direkt vor ihr und sie erkannte Jack, der als erster an die Bar trat – dicht gefolgt von den anderen.
„Guten Abend zusammen“, erwiderte Hayden. „Hallo Maus!“, fügte er mit einem warmen Lächeln hinzu, während sein Blick über Avas durchsichtigen Spitzenbody fuhr. „Ihr wollt heute keine Zeit verlieren“, murmelte er amüsiert und sie hörte die Männer schmunzeln.
„Hallo Hayden!“, erwiderte Ava und streckte ihre Arme nach ihm aus. Er ließ alles stehen und liegen, ging um die Bar herum und drückte die kleine, hübsche Frau in einer engen Umarmung. Leider gab er damit den Blick auf Judy frei und sie konnte die Überraschung in den Gesichtern der drei Männer erkennen, als sie sie entdeckten.
Jack fing sich als erster und seine Lippen spreizten sich in einem amüsierten Grinsen, während er sie unverhohlen von oben bis unten betrachtete. „Wen haben wir denn hier? Guten Abend, kleine Nymphe!“ Sie wandte die Augen ab, da sie unsicher war, wie sie reagieren sollte. Hayden hatte sie mehrfach ermahnt, ohne seine Erlaubnis mit niemanden zu sprechen. Galt das auch für Leute, die sie kannte? War es unhöflich, wenn sie schwieg? Jack reagierte, bevor sie einen klaren Gedanken fassen konnte „Oh! Ich verstehe!“, pfiff er durch die Zähne und grinste Hayden an.
„Halt’s Maul, Jack!“, erwiderte dieser und küsste Avas Kopf. „Was darf ich euch zu trinken anbieten?“
„Das Übliche!“, antwortete Hunter, während er Judy nachdenklich musterte, aber keine Anstalten machte, sie zu grüßen. Gleiches galt für Colton, der sie prüfend anstarrte, die Lippen aufeinanderpresste, bevor er sich Ava zuwandte, ihr in die Haare griff und sie aus Haydens Armen zog. Dann senkte er den Kopf und küsste sie, woraufhin Ava ein leises Wimmern entfuhr.
Eine zweite heiße Welle fuhr durch ihren Körper. Die Gruppe wandte sich ab und ging ohne weitere Kommentare zu den Sofagruppen. Hayden kehrte hinter die Bar zurück, trat vor sie, legte seine Hand unter ihr Kinn und strich mit einem Finger sanft über ihre Wange.
„Braves Mädchen!“, lobte er sie und seine warme Stimme rollte über sie wie das erste Mal in Jamie’s Diner.
„Danke, Sir“, hörte sie sich antworten, wunderte sich, wo das hergekommen war.
Ein zufriedenes Lächeln huschte über sein Gesicht, bevor er sich umwandte und eine große Flasche Wasser und mehrere Gläser auf ein Tablett stellte. „Bleib hier!“, befahl er knapp, ohne sich zu ihr umzudrehen.
Doch ihr fiel auf, dass er dem anderen Barkeeper kurz zunickte, bevor er der Gruppe um Ava folgte. Die hatten sich mittlerweile auf einem Sofa niedergelassen, das hieß, die Männer saßen auf den Sofas, während Ava zwischen ihnen auf dem Boden kniete, wie Judy es in den Filmen gesehen hatte, und mit gesenktem Kopf darauf wartete, was die drei mit ihr anstellen würden.
Hayden blieb einen Augenblick bei ihnen stehen und unterhielt sich, bis plötzlich alle Blicke zu ihr hinüber wanderten und sie schnell den Kopf senkte. Langsam verstand sie, weshalb er sie mehrmals gefragt hatte, ob sie sehen wollte, was es bedeutete, in einem Club wie seinem zu kellnern. Doch sie war kein Feigling und sie war sicher nicht so zart besaitet, wie er glaubte. Sie brauchte ein bisschen Zeit, um sich zu akklimatisieren, schließlich kannte sie diese Art Club nicht. Wer konnte ihr verübeln, dass alles sie erst einmal überraschte und, sie gab es zu, auf allen Ebenen überwältigte? Sie hob den Kopf und ließ den Blick über andere Gruppen schweifen, vermied dabei, erneut zu Hayden hinüberzusehen. An einem Hochtisch saßen ein paar leicht bekleidete Frauen und Judy versuchte auszumachen, in welcher Konstellation. Subs, vermutete sie, als sie alle die Köpfe zusammensteckten und sich dann gleichzeitig umwandten und schmachtende, wenngleich schüchterne Blicke auf Hayden warfen.
Sie presste die Lippen aufeinander, als ein unangenehmes Brennen durch ihren Magen fuhr. Das Bild, das sie sich von ihm gemacht hatte, dem grimmigen, aber tief im Inneren freundlichen Riesen, bröckelte, als sie ihn sich in einer der Szenen vorstellte, die sie in den Filmen gesehen hatte. Ein leises Keuchen entwich ihr bei dem Gedanken daran, dass er eine dieser Frauen nackt auf einem der Strafböcke fixierte und ihren Hintern mit einer Gerte malträtierte oder ihr in die Haare griff und ihr seinen ... sie brach die Vorstellung mit einem Kopfschütteln ab. Immer, ja in jedem einzelnen Film hatten die Männer die Frauen zu grobem Oralsex gezwungen und sie wollte diese Szenen nicht mit ihrem Boss in Verbindung bringen. Ein anderer Gedanke sprang in ihren Kopf, der sich nicht besser anfühlte. Hatte er, wenn er nachts spät nach Hause gekommen war, zuvor mit diesen Frauen ... Wieder schüttelte sie schnell den Kopf.
Sie spürte die Augen des Barkeepers auf sich und ließ ihren Blick weiterwandern. Langsam wurden die Leute aktiv und eine Gänsehaut krabbelte über ihre Glieder, als die ersten subs an die Geräte gefesselt wurden. Eine schlanke, große Frau wurde nackt, geknebelt und mit verbundenen Händen auf einen seltsamen Sitz gleich einem Sattel gesetzt, dass der Dildo, der sich von dort in die Höhe reckte, in ihr versank. Sie gab erstickte Laute von sich, als die andere Frau das Gerät einschaltete, dass es sich bewegte, und sie sich auf dem Ding den Bewegungen anpassen musste. Sie warf den Kopf zurück und schwang ihre Hüfte über dem Sattel wie auf einem Pferd, während die Domme ihre Brüste mit einer mehrsträngigen Lederpeitsche bearbeitete. Ein seltsames Kribbeln zog von ihrem Bauch zwischen ihre Beine und sie konnte den Blick nicht von der Szene abwenden, bis eine ihr bekannte Stimme sie aus den Beobachtungen riss.
„Master Hayden verbot ihr, mit anderen zu sprechen“, erklärte der Barkeeper und sie erkannte den großen, blonden Mann, der sich auf den Tresen lehnte und sie mit einem amüsierten und gleichzeitig seltsamen Blick ansah.
„Ich glaube, sie bemerkte nicht, dass ich mit ihr sprach“, gab der Sheriff zurück und sie atmete tief ein. Er etwa auch?
„Denk nicht einmal daran, Ryan!“, erklang Haydens Stimme, als er zur Bar zurückkehrte, woraufhin der Sheriff leise lachte.
„Du brachtest sie her. Was änderte deine Meinung?“
Hayden brummte nur, nahm die Bestellung einer Bedienung entgegen und mixte wortlos Cocktails. Der Sheriff hingegen ließ sich auf einem Barhocker nieder und musterte sie, was sie nervös machte. Hayden drehte sich kurz zu ihr um, stellte die fertigen Getränke auf ein Tablett. Dann wandte er sich ihr zu und trat vor sie, schloss seine Hände um ihre Wangen und hob ihren Kopf.
„Alles in Ordnung?“
„Ich würde gerne zur Toilette gehen, Sir“, murmelte sie.
HAYDEN
Hayden wusste, dass sie nicht zur Toilette musste, dass sie Ryans forschendem Blick entkommen wollte, vielleicht all den Eindrücken, die auf sie einprasselten. Dennoch rief er Evelyn zu sich und schickte sie mit der kleinen Fee zur Toilette, sah ihr mit zusammengekniffenen Augen hinterher. Eigentlich konnte er Menschen lesen. Doch ihre ausdrucksstarken Gesichtszüge ließen wie beim Pokerspiel nichts erkennen. War sie verschreckt? Angewidert? Verängstigt? Er konnte es nicht sagen.
„Und?“, fragte Ryan.
„Sie fand es heraus“, erklärte er. „Sie hörte Leute reden, hörte, dass ich eine Aushilfe suche, und konfrontierte mich damit. Sie zählte eins und eins schnell zusammen.“
Ryan warf einen Blick auf die Tür, hinter der sie verschwunden war. „Gott, sie wirkt wie ein verschrecktes Häschen inmitten eines Wolfsrudels! Glaubst du, es war eine weise Entscheidung, sie herzubringen?“
Nein, das glaubte er nicht und deshalb erzählte er Ryan, was beim Abendessen geschehen war. Sein Freund lachte, dass sie ihm die Cover aller Pornos, die sie sich angesehen hatte, auf den Esstisch geknallt hatte. Und dann fuhr er fort, zu erzählen, dass er beschlossen hatte, ihr zu zeigen, was sie glaubte, verstanden zu haben, dass er mit dem Mastercode in ihre Wohnung eingedrungen war und ihr auf Dom-Weise erklärt hatte, unter welchen Bedingungen er sie in den Club bringen würde.
„Darf ich offen sprechen, Master Hayden?“, erklang plötzlich Dillons Stimme neben ihm und sowohl er als auch Ryan sahen den vorlauten sub strafend an. „Drehe mit ihr eine Runde durch den Club! Fahre mit ihr nach Hause und zeige ihr dort privat, wie eine Dom/sub-Dynamik funktioniert!“
„Wenn du nicht ein hervorragender Barkeeper wärest, würdest du deine Einmischung längst bereuen, Dillon“, knurrte Hayden, woraufhin der sub amüsiert schmunzelte.
„Sie war fasziniert von dem Sybian, konnte ihre Augen nicht davon abwenden. Master Hayden, wenn dir die kleine Banshee gefällt, dann solltest du zusehen, dass du es bist, der ihr diesen Lebensstil näherbringt. Denn ich bin mir sicher, dass es sonst die anderen Doms tun werden, die sie den ganzen Abend anstarren, der Sheriff eingeschlossen.“
„Obwohl ihn niemand fragte, und du ihn für seine Unverschämtheit die nächste Woche als ungebärdigen sub ausstellen solltest, glaube ich, dass er nicht Unrecht hat“, murmelte Ryan.
„Hör auf, sie anzustarren!“, fuhr Hayden seinen Freund an, der daraufhin amüsiert lachte. „Und du meldest dich bei Mistress Janna. Sage ihr, ich schicke ihr einen frechen sub!“, sagte er an Dillon gerichtet, dessen Augen sich weiteten, doch gleichzeitig leicht glasig wurden und er mit einem verträumten Blick zurück an seine Arbeit ging.
„Ich weiß nicht, ob du ihn damit bestrafst oder eher belohnst“, warf Ryan ein, doch Haydens Aufmerksamkeit legte sich auf die Toilettentür, in der Evelyn mit Judy erschien. Sie nahm die kleine Fee am Arm und geleitete sie zurück zur Bar, während diese sich umsah.
„Dillon!“, rief Hayden. „Hast du die Bar im Griff?“
„Klare Sache, Master!“, antwortete dieser.
Ohne seinen Blick von ihr abzuwenden, ging er auf die beiden Frauen zu und blieb direkt vor ihnen stehen. „Danke, Süße“, sagte er an Evelyn gerichtet und sie senkte kurz den Kopf und kehrte zur Bar zurück. Judys große Augen lagen auf ihm, als er mit einem Finger die Kette aus ihrem Ausschnitt zog und sie fest in seine Faust schloss. „Zeit für meine Runde“, murmelte er, wandte sich um und marschierte langsam los.