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Egologischer Fußabdruck

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Eine Antwort auf die Frage, warum Menschen in Zeiten möglicher Totalnatalprävention überhaupt noch Menschen hervorbringen: Um auf diesem Planeten nach dem eigenen Dahinscheiden einen Fußabdruck hinterlassen zu haben! Neben dem ökologischen haben wir somit einen egologischen Fußabdruck in Rechnung zu stellen. Ihm unterliegt freilich eine zweifelhafte Ontologie, da Eltern ihr Bewusstsein, ihr Ego, nicht weitergeben können. Jeder von uns ist essentiell das von seinem Gehirn realisierte Bewusstsein. Zu einer Selbst-Fortpflanzung im Sinne einer Weitergabe des Ich kommt es indes nicht. Anders als ein beliebter Aberglaube insinuiert, lebt niemand in seinen Kindern fort. Weitergegeben wird allein das sogenannte Erbmaterial (niemand spricht von einem Erbbewusstsein), das Erbgut, von dessen unvermeidlichen Erbübeln ungern geredet wird. Dennoch wollen Eltern in den Kindern „eine zweite Auflage ihres Selbst erleben“ (Dohm, Die Mütter, S. 169).

Wir sind gehalten, den eigenen ökologischen Fußabdruck so klein wie möglich zu halten, um die Existenzbedingungen von Milliarden gleichzeitig auf der Erde lebenden Menschen nicht unnötig zu verschlechtern. Gleichzeitig wird in den verhältnismäßig reichen Industrienationen kaum darüber nachgedacht, dass der egologische Fußabdruck, den zu hinterlassen wir allseits ermuntert werden, unser ökologisch bewusstes Handeln und den Konsumverzicht obsolet zu machen droht: Denn mit jedem neuen Erdenbürger, den Sterbliche in ihre Fußstapfen treten lassen, um nicht in Kürze spurlos und erinnerungslos von der Erde zu verschwinden, lassen wir zugleich eine unabsehbare Folge konsumierender Generationen unsere tiefen ökologischen Fußspuren treten.

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