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Eichmann-Horizont

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Der Eichmann-Horizont bezeichnet zwei langfristige Perspektiven, die in Anbetracht jeder generativen Entscheidung zu berücksichtigen sind:

a) Zum einen den von Hannah Arendt zwar nicht explizit behaupteten{60}, aber doch nahegelegten und durch sozialpsychologische Experimente (u.a. Milgrams) sowie jüngste Völkermorde dokumentierten Umstand, wonach jeder von uns unter entsprechenden historischen Gegebenheiten zu einem Eichmann werden kann;

b) zum anderen den Umstand, dass wir künftigen Unmenschlichkeiten{61} – die sich am geschichtlichen Horizont noch nicht einmal schemenhaft abzeichnen mögen – auf dem Wege der Fortpflanzung zuallererst die Opfer und die Täter liefern, zu denen gemäß a) fast jeder Mensch werden kann.

Vor dem Hintergrund des Eichmann-Horizonts kann nicht länger an eine natale Kollektiv-Unschuld appelliert werden. In Gestalt des Eichmann-Horizonts beanspruchen wir eine Verantwortlichkeitsextension, derzufolge nicht nur die Befehlsgeber, Planer und handanlegenden Akteure von Unmenschlichkeiten schuldig sind, sondern überdies all jene antinatalistisch aufgeklärten Personen, die wider besseres historisches Wissen und wider gegebene Entscheidungsfreiheit künftige Opfer oder Täter zeugen: aufgeklärte Eltern.

Antinatalismus

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