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KAPITEL 5: WILLKOMMEN IN HÜTTELDORF – LIEBER FREUNDE STATT SCHILLING RAPID WIEN 1983–1986

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„Ich bin eine Mischung aus einem extremen Wiener, der halt schon seinen Spaß hat, seine Lockerheit und vielleicht auch einen Schuss Bequemlichkeit – und dann noch mit der deutschen Gründlichkeit dazu –, außerdem ein Schuss Abenteuer, ein gewisses Risiko, etwas Neues kennenlernen“, so der Rekordnationalspieler in der Retroperspektive über seinen bisherigen Werdegang und was ihn bis heute antreibt. Da ist es auf den ersten Blick fast ein wenig verwunderlich, dass Herzog schon in jungen Jahren seiner Rapid begegnen durfte. Denn der ruhmreiche Traditionsverein aus dem Arbeiterviertel Hütteldorf steht und stand sicherlich weniger für Lockerheit und schon gar nicht für Bequemlichkeit. Doch die Mischung macht es ja bekanntlich – und wer selbst über eine derart bunte Melange wie Andi Herzog verfügt, fast schon ein Stück weit ambivalent, trifft wohl unweigerlich und nach dem Resonanzgesetz auf Gleichgesinnte und manchmal anscheinend auch auf sein Gegenteil, um etwas daraus zu lernen. In diesem Fall und im Jahr 1983 auf Rapid Wien.

Womit wir zunächst bei den klassischen Tugenden eines typischen Arbeitervereins wären – eben ackern, hackeln, malochen. Dafür stand Rapid von Anfang an – und dafür steht es ein Stück weit noch heute, selbst im hypermodernen Profifußballzirkus. Natürlich: Jeder Vergleich mit der Vergangenheit verbietet sich eigentlich, denn allein in den letzten 20 Jahren hat sich der Klubfußball weltweit extrem verändert und entwickelt oder – anders ausgedrückt – einen regelrechten Quantensprung in Sachen Professionalisierung, Marketing und Co. gemacht. Eine unglaublich dynamische Entwicklung, die natürlich auch nicht vor Spielsystemen, Taktik sowie Spielweise haltmachte, genauso wenig wie vor den damit verbundenen Tugenden klassischer Hacklervereine.

Natürlich glichen sich auch hier durch taktische Revolutionen in den vergangenen Jahrzehnten verschiedene Spielweisen nach und nach an, markante Merkmale verschwammen, die individuelle Note verblasste – aber bestimmte Eigenschaften sind bis heute in der hauseigenen Klub-DNA einer Vielzahl großer Vereine noch immer zu erkennen und häufig auch im Leitbild festgehalten. So auch bei Rapid Wien. Und letztlich ist es wie in jeder Familie: Seine Wurzeln kann man nicht verleugnen.

Wie tief der Sportklub Rapid gerade in den Gründungsjahren in der Arbeiterschaft verankert war, geht jedenfalls unweigerlich aus der Historie hervor. So liefen die heutigen Grün-Weißen seit ihrer Gründung im Jahre 1897 in Hütteldorf zunächst unter dem so bezeichnenden Namen „Erster Wiener Arbeiter-Fußball-Club“ auf – damals übrigens noch in Blau und Rot –, um wenige Jahre später Namen und Farben zu wechseln. Das mag an besonders auffällig flinken Spielern der ersten Generation gelegen haben oder einfach am Wunsch nach einer aggressiven, schnellen und nach vorne ausgerichteten Spielweise, eben einem ganz eigenen Markenzeichen, das sich im Namen manifestierte. Laut der Legende jedenfalls inspirierte die Gründerväter ein Klub aus Berlin, der sich „Rapide“ nannte, und so lief man fortan als „Sportklub Rapid“ aufs Feld, um seine ganz eigene Geschichte zu schreiben – geprägt durch Kampf, Leidenschaft, Beißen, Kratzen und Schwitzen bis zur letzten Sekunde.

Rückblickend verwundert es also nicht, dass Rapid weniger für große Spielmacher, Ballkünstler oder Edeltechniker stand. Selten war der 10er der Star. „Es waren eher die Mittelstürmer, durchsetzungsstarke Flügelspieler und wie Uhrwerke laufende Sechser, die den Rekordmeister ausmachten. Der Primgeiger im zentral-offensiven Mittelfeld wurde stets eher mit der Austria assoziiert – ebenso wie zuarbeitende Angreifer, eher flink als wuchtig. Auch die Art und Weise des Spiels konnte stets gut unterschieden werden: Die Austria technisch besser und ballsicherer, Rapid kampfkräftiger, vor allem aber direkter und hungriger“, so der Blogger Daniel Mandl auf abseits.at, womit er die Wiener Fußballhistorie feinfühlig beschreibt. Von daher muss es einen Außenstehenden fast verwundern, dass Herzogs Wahl in so jungen und entscheidenden Jahren auf Rapid fiel – und nicht auf die Austria, zumal er sich der Unterschiede in Spielweise und Tugenden durchaus bewusst war.

Von der Spielweise her hätte ich fast besser zur Austria gepasst: Der technische Kombinationsfußball stand immer schon für die Violetten, das Wiener Scheiberlspiel (das Wiener Kombinationsspiel, ich spiel kurz zu dir, du zu mir, Ball hin und her scheibeln, schieben), wie man in Österreich so sagt. Rapid war ja seit jeher der Arbeiterverein, kommt viel über Einsatz und Laufbereitschaft. Bei der Austria waren es eher die Edeltechniker wie Prohaska und so weiter, die im Vordergrund standen, was nicht heißt, dass es die bei Rapid nicht gegeben hätte. Aber sie hatten einen anderen Stellenwert. Drum haben die immer auch in der Halle auf Parkettboden gezaubert. (Andreas Herzog)

Was zog unseren Protagonisten also tatsächlich so magisch an, wieso Hütteldorf und nicht Favoriten, hätte er doch auf den ersten Blick mit seiner feinen Technik durchaus auch den Violetten der Stadt gut zu Gesicht gestanden? Und macht man sich als Bub oder besser gesagt als junger Teenager überhaupt Gedanken über die eigene Zukunft, die nächsten Etappenziele oder neue Herausforderungen?

Natürlich war auch Andi Herzog mit gerade einmal 14 Jahren noch lange nicht rund in seiner ganzen Persönlichkeit, eben wie jeder andere Jugendliche auch mitten in der Entwicklung – und dennoch folgte er wohl auch seinem Herzen, intuitiv. Zudem spielte, wie schon erwähnt, Vater Anton „Burli“ Herzog stets eine tragende Rolle, wenn es um das außergewöhnliche Talent seines Jungen ging, verfügte dieser doch neben dem nötigen fußballerischen Know-how aufgrund der eigenen Karriere und für damalige Verhältnisse über eine Vielzahl guter Kontakte – heute würde man von Networking sprechen.

Doch auf den Punkt gebracht war Andi vor allem eines wichtig: Freunde!

Ich wollte also zu einem starken Verein. Die großen Talente der damaligen Zeit, der Ernst Ogris, Gerald Glatzmayer und der Ernst Mader haben damals Jungprofiverträge bekommen, und ich hätt damals bei einem Wechsel zu Austria auch für mein Alter sehr viel Geld bekommen. In Jesolo hat mich dann aber ein Freund, der Oliver Scheriau, dessen Vater mit meinem bei Wacker Wien zusammengespielt hat, darauf angesprochen, dass ich mir einmal Rapid anschauen sollte. Das habe ich dann getan und dort auch den Ludwig Huyer getroffen. (Andreas Herzog)

Es war also die Freundschaft, die den damals noch jungen Andi Herzog zu Rapid Wien zog – und nicht die Möglichkeit, einen ersten gut dotierten Jungprofivertrag beim ewigen Stadtrivalen Austria Wien zu unterschreiben. Immerhin 8000 Schilling hätte er damals pro Monat verdient, eine beachtliche Summe, wenn man sich in die Zeit der frühen 80er zurückversetzt. Zum Vergleich: Eine Kugel Eis kostete in diesen Tagen im 12. Bezirk rund zwei bis drei Schilling, eine Extrawurstsemmel fünf Schilling und ein Krügerl Bier samt Schnitzel inklusive Schmäh der Kellnerin im „Schweizerhaus“ im Prater gerade mal 20 Schilling – doch was ist schon Geld oder die Möglichkeit, es für Köstlichkeiten auszugeben, gegen so elementare Werte oder noch besser gesagt Gefühle wie Freundschaft und Zugehörigkeit? Die Worte eines Oliver Scheriau und dessen Vater waren jedenfalls entscheidend und gewichtig – genauso wie die Anwesenheit von Andreas und Ludwig Huyer.

„Herz über Kopf“ würde man heute wohl sagen – oder, um es in der Fachsprache rund um die Thematik „Bauchgefühl“ auf den Punkt zu bringen: „Gute Intuitionen müssen Informationen ignorieren.“ Wenn man also heute und in einer scheinbar immer unsicherer werdenden Welt Entscheidungen treffen möchte, ist weniger oft mehr.

„Intuition ist die Kunst, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und den Rest – also überflüssige Informationen – zu ignorieren“, sagt auch Professor Dr. Gerd Gigerenzer, Direktor des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung in Berlin. Populärwissenschaftlich spricht er auch von der „Take-the-Best-Methode“, also eine wichtige Entscheidung nach nur einem einzigen guten Grund, dem persönlich wichtigsten Grund, zu treffen, statt lange Pro- und Kontralisten anzulegen. Ähnlich muss es der junge Andi Herzog wohl intuitiv und schon zu Beginn seiner Karriere gemacht haben – ein Muster, das sich übrigens noch wiederholen sollte.

Das zieht sich auch wie ein roter Faden bei mir, dass ich nicht immer nur aufs Geld geschaut hab, weißt? Ich hätt damals bei der Austria 8000 Schilling als Jungprofi verdient, ich war damals 14, musst du dir vorstellen. Ich bin zu Rapid gegangen, hab gar nichts bekommen, aber ich hab dort schon ein, zwei Freunde gehabt. Das war für mich wichtiger. Ich gehe lieber zu Rapid, da fühle ich mich wohler, das Umfeld passt zu mir. (Andreas Herzog)

So hatte der Vater von Oliver Scheriau mit Herzerls Vater Toni bei Wacker Wien gekickt – und da es den gewöhnlichen Wiener im Sommer entweder täglich ins „Gänsehäufel“, das Strandbad an der Alten Donau, oder in die Sommerfrische an die Adria in südlichere Gefilde zog, schlossen sich alsbald gemeinsame Badeurlaube an. „Auf nach Italien“, lautete das Motto der Scheriaus und Herzogs, raus aus der altehrwürdigen Donaumetropole und hinein in die Lagune von Venedig.

„Durch diese Urlaubsbekanntschaft über Jahre hat auch der Vater Scheriau gesagt: ‚Andi warum kommst du nicht zu Rapid?‘ Sein Sohn war Rechtsaußen, ich war Spielmacher. Und dann kann das eigentlich sehr, sehr gut funktionieren“, erinnert sich Andreas Herzog. Und es sollte funktionieren, zudem er hier – nicht am Badestrand, sondern auf dem Trainingsplatz im 14. Bezirk – noch auf einen weiteren Weggefährten seines Vaters traf: Ludwig Huyer.

Dieser hatte für drei Jahre und zu Beginn der 60er-Jahre für Rapid den Kasten freigehalten. Und auch wenn Anton Herzog in diesem Fall nicht mit, sondern gegen ihn gespielt hatte, kannte man sich doch im Wiener Fußballgrätzel durch zahllose Spiele und Turniere und schätzte sich mitunter auch – wie in einer großen Familie eben.

Auf ähnliche Weise mussten sich zwangsläufig auch die Söhne der beiden Ex-Profis über den Weg laufen. Erst spielte man in der frühen Jugend gegeneinander, Ludwig Huyers Sohn Andreas bereits für Rapid, Andi Herzog noch für Admira Wacker, dann miteinander – denn beide waren im gleichen Alter und verstanden sich fortan prächtig. Und das unter der Regie des mittlerweile zum grün-weißen Nachwuchszeugwart aufgestiegenen Ludwig Huyer.

Der (Ludwig Huyer) hat mich genommen, mich in die Kabine gestoßen und gesagt: „So, Andi, ab jetzt bist a Rapidler!“

Ich war damals noch ein Jahr jünger als meine Kollegen in der U16. Die ersten beiden, die ich kennengelernt habe, waren schon voll austrainiert, während ich noch nicht einmal gescheit in der Pubertät war. Die waren halt schon voll als Männer entwickelt, ein damals jugoslawischer und ein türkischer Mitspieler, und da bin ich wieder raus und hab gesagt: „Herr Huyer, ich bin in der U16, ich spiel noch nicht in der U18.“

„Naa, das ist eh die richtige Kabine, das sind deine neuen Kollegen.“

Da wollt ich den Verein schon wieder verlassen, weil ich mich zu klein und zu jung gefühlt habe. Ich bin wieder raus zu meinem Vater und habe gesagt: „Komm, Papa, fahren wir wieder heim, da möchte ich nicht spielen.“ (Andreas Herzog)

Auch hier wird wieder deutlich: Der junge Herzerl brauchte den berühmten „Schtessa“ ins kalte Wasser, Unterstützer, Freunde an seiner Seite. Aber wer braucht diese nicht? Sein Vater verfügte zudem über das nötige Fingerspitzengefühl, nennen wir es empathisches Einfühlungsvermögen, wenn es denn darauf ankam. Einerseits gab er ihm Zeit zur Entwicklung – ohne zu viel Drill, Druck und Enge. In „gewissen spielerischen Momenten“ forderte er aber auch eine „gewisse Gier“ – dann trieb der Vater seinen Sohn auch gerne an.

„Geh hin zu den Elfmetern, geh hin zu den Freistößen.“

„Du, Papa, wenn ich mich aber nicht gut fühle, dann gehe ich lieber nicht hin.“

„Naa, geh hin, übernimm die Verantwortung.“

Oft hat es dann zu Hause Diskussionen gegeben, und gerne meldete sich in solchen Fällen auch meine Mutter lautstark zu Wort: „Du, Toni, tu den Jungen nicht hineintheatern, du hast das früher ja auch nicht gemacht.“ (Andreas Herzog)

Doch Toni winkte nur ab, wusste er doch genau, was er bei seinem „Buam“ anders machen wollte als in seiner eigenen Karriere. Wenn Anton Herzog davon überzeugt war, dass sein Sohn es kann, dann konnte er es auch. Er pushte ihn und forderte ihn auf, Verantwortung zu übernehmen – um ihm in anderen Phasen, sei es aufgrund der körperlichen Kondition oder der Spielweise, nicht zu viel Druck zu machen. Für den jungen Andreas muss es damals jedenfalls die perfekte Mischung gewesen sein – und der richtige Weg, beginnend bei Admira Wacker in der Südstadt hin zum Sportklub Rapid nach Hütteldorf, eben der rechte Mix aus Zugehörigkeit, Anerkennung der Kompetenzen und Autonomie.

In diesem Zusammenhang bietet sich ein kurzer Blick über die Grenzen hinaus in die USA und hinein in den Staat New York an. Denn dort ergaben wissenschaftliche Untersuchungen an der Universität Rochester, dass sich Menschen besonders dann wohlfühlen, wenn sie ihr Leben beruflich wie auch privat selbst bestimmen können, in ihren Kompetenzen anerkannt werden und sich zu einer Gruppe zugehörig fühlen. Am glücklichsten sind diejenigen Menschen, die alle drei Bereiche auf einem besonders hohen Niveau sowie in der Balance leben können.

Wenn man sich dieser Tatsache bewusst wird, kann man verstehen, wieso sich der junge Andreas Herzog sehr schnell im 14. Bezirk wohlfühlte. Mit Oliver Scheriau und Andreas Huyer hatte er gleich zwei echte Freunde an seiner Seite, die ihm das Ankommen erleichterten – unschlagbar, bedenkt man, dass „Zugehörigkeit“ das wichtigste menschliche Bedürfnis ist. Nicht zu unterschätzen auch eine gewisse Autonomie, die er in all seinen Handlungen hatte. Natürlich musste sich der jugendliche Andreas Herzog wie alle anderen auch an feste Regeln, Rituale und Abläufe halten, aber allein schon im Umgang seines Vaters mit ihm wird deutlich: Drill nein, stattdessen eher die Forderung zur Selbstbestimmung und Eigeninitiative, wenn es seiner Spielweise und Konstitution entsprach. Und dann wäre da noch die Anerkennung der Kompetenzen, die man sich manches Mal hart erarbeiten muss …

In meinem ersten Meisterschaftsspiel haben wir glaube ich 6:0 gewonnen – und da hab ich fünf Tor geschossen. Da dachten die anderen guten Spieler: „Ui, da ist jetzt ein Neuer gekommen, das ist ein richtiger Konkurrent.“ Da hatte ich am Anfang schon Schwierigkeiten, dass ich akzeptiert wurde, obwohl ich gut war. Die Platzhirsche wollten halt nicht akzeptieren, dass ein Jüngerer kommt und gleich fünf Tore schießt, und da war es phasenweise schon so, wenn ich links gelaufen bin, haben sie viel über rechts gespielt, und wenn ich rechts gelaufen bin, haben sie über links gespielt. Da ist mein Vater auch hin und wieder narrisch geworden. (Andreas Herzog)

Nach fünf Spielen hatte Herzog weiterhin fünf Treffer auf seinem Konto – und zwar noch immer die aus dem ersten Spiel. Da galt es, neue Wege zu gehen, auf die Mitspieler zuzugehen, sich durchzusetzen und durchzubeißen – oder anders auf sich aufmerksam zu machen. Diese Herausforderung nahm das neue U16-Talent an – während Vater Toni aus den Emotionen heraus ganz eigene Ideen hatte, die Andi „zum Glück“, wie er heute lachend betont, nicht umsetzte.

„Andi, setz dich einmal am Mittelpunkt hin und schau, ob es denen überhaupt auffallt, weil sie spielen dich eh nie an.“

„Papa, was soll denn das? Was hilft mir das weiter?“

„Naa, setz dich einmal hin, setz dich einmal hin“, wiederholte der Vater so richtig emotional. (Andreas Herzog)

Toni Herzog suchte einfach nach einem Auslöser, einer Initialzündung, er wollte provozieren, damit intern Dinge anders angesprochen werden. „Als Kind habe ich das so noch nicht verstanden“, meint Herzog heute. „Er wollte mit einer außergewöhnlichen Situation zu einer Lösung finden, dachte in Wahlmöglichkeiten.“

Natürlich setzte sich Herzog junior „back in 83“ nicht in den Mittelkreis, fand stattdessen eigene Mittel und Wege, um sich und sein großes Talent zu zeigen. Wenngleich es rückblickend durchaus eine spannende Idee seines Vaters war, geboren aus den Emotionen eines Menschen, der damals schon wusste, welches besondere Talent in seinem Sohn schlummerte. Dieses brauchte einfach nur Raum zur Entfaltung in der Mitte des Feldes. So oder so hätte er auf diese Weise für Aufmerksamkeit und Gesprächsstoff im Team gesorgt. Doch wie an anderer Stelle schon erwähnt, ist es ebenso wichtig, den ganz eigenen Weg zu gehen, sich neben allem Können auch gegen Widerstände durchzusetzen, zu kämpfen, zu hackeln. Das machte Andreas Herzog auf seine ganz eigene Weise, mit Herz, Schmäh, seinem linken Pratzerl und manchmal aus der zweiten Reihe heraus – zumindest, wenn es um die „Duschhierarchie“ in der Kabine ging.


Zwei Greenhorns in den Anfängen: Andi mit Freund Oliver Scheriau

Irgendwann kommst besser in die Mannschaft rein, dann hast mehr Gespräche, dann hat sich das ein bisserl gebessert. Und mit dem Andreas Huyer, der war genauso alt wie ich, der war auch ein Jahr jünger, der war auch immer einer, der als Letzter geduscht hat. Wir haben gewartet, bis die behaarten Männer aus der Kabine waren, dann haben wir uns zum Schluss schnell geduscht, die Spätreifen (lacht herzhaft). (Andreas Herzog)

Hier zeigt sich: Wer beruflich in einem hohen Maß autonom sein kann, in seinen Kompetenzen anerkannt wird und sich seinem Team zugehörig fühlt, kann Topleistungen erbringen. Auf dem Fußballplatz genauso wie im richtigen Leben – und zwar vor allem dann, wenn alle drei Bereiche auf hohem Niveau in der Balance sind. Andi Herzog jedenfalls war bei Rapid angekommen.

Andreas Herzog - Mit Herz und Schmäh

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