Читать книгу Zu neugierige Mörder: 9 Krimis - Karl Plepelits - Страница 16
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ОглавлениеBount Reiniger rieb sich zufrieden die Hände und gönnte sich eine Pall Mall. Der Fall Jil Fernay war endlich zum Abschluss gekommen. Endlich hatte er dem Gangster das Handwerk legen können.
Sein Auftraggeber, die Gold and Diamond Company, hatte sich mit seiner Arbeit zufrieden gezeigt, zumal es ihm gelungen war, auch noch das Goldversteck in Erfahrung zu bringen.
Das Honorar war nicht kleinlich bemessen, und June March strahlte ihn an, weil er ihr eben eröffnet hatte, dass sie sich als in Urlaub befindlich betrachten dürfte.
Das Telefon läutete.
„O nein!“, seufzte die Blondine. „Wenn ich den Kerl erwische, der diesen Teufelsapparat erfunden hat, breche ich ihm sämtliche Knochen.“
„Das wird Toby sein“, beruhigte sie der Detektiv. „Sicher will er sein Lob über mich ausschütten.“
„Ausgerechnet Toby Rogers!“, zweifelte die Volontärin. „Der beißt sich doch lieber die Zunge ab, als dass er zugibt, bei der Jagd auf den Killer Jil Fernay deine Hilfe in Anspruch genommen zu haben.“
„So ist Toby nicht“, verteidigte Bount Reiniger den Leiter der Mordkommission und hob gleichzeitig den Hörer ab.
Es war aber nicht Toby Rogers. Das erkannte June March mühelos an Bounts wenig begeistertem Gesicht.
„Wieso brauchen Sie dafür einen Detektiv?“, fragte er mürrisch. „Können das nicht Ihre Leute abholen? Der Ort ist jetzt bekannt. Ich habe Ihnen die Karte, die ich bei Jil Fernay fand, übergeben. Alles andere ist nur noch eine Routineangelegenheit. – Nein, natürlich nicht, Mister Digger. Die Privatdetektive gehören zu den Ärmsten der Armen und freuen sich über jeden Auftrag. Aber auch die Allerärmsten haben Anspruch auf ein paar Tage Urlaub. Ich bin doch noch gar nicht dazugekommen, Ihr letztes Honorar auszugeben. – Nein, eigentlich schwebten mir die Bahamas vor. – Sie haben völlig recht. Dort drüben soll es auch ziemlich mollig sein. – Wen? Ich werde sie fragen, aber ich fürchte, sie präsentiert mir die Kündigung, wenn ich ihr das zumute. – Okay, Mister Digger, ich komme sofort bei Ihnen vorbei. – Wie? Das Ticket haben Sie schon besorgt? Sie sorgen tatsächlich wie ein Vater für mich. Also, bis gleich!“
Er legte auf.
June March musterte ihn angriffslustig. Dann wandte sie sich ab und spannte einen Bogen in ihre Schreibmaschine.
„Was hast du vor?“, erkundigte sich Bount Reiniger.
„Ich tippe meine Kündigung, wie du prophezeit hast.“
Bount lachte gequält.
„Warum nimmst du nicht einfach eine von den letzten und änderst nur das Datum? Außerdem gebe ich dir überhaupt keinen Grund dafür. Gib du dich nur unbesorgt dem eigennützigen Vergnügen hin, während dein Boss unter arabischer Sonne schuften muss.“
„Unter welcher Sonne?“
„Arabischer, mein blonder Engel. Die GDC hat anscheinend einen Narren an mir gefressen.“
„Was anderes kommt bei dir auch kaum in Frage“, fand June respektlos. „Du sollst den Herren also ihre Goldklunker zurückholen?“
„So ist es. Mister Digger wählt eben immer nur das Beste. Seine eigenen Leute scheinen ihm zu unzuverlässig zu sein.“
„Also wird nichts aus dem Urlaub?“
„Aber selbstverständlich, Kleines. Du hast ja gehört. Er hat ohnehin nur ein Ticket besorgt. Die GDC muss sparen. In drei, vier Tagen müsste ich eigentlich wieder zurück sein. Und dann hebe ich den Hörer nicht mehr ab.“
„Wie herrlich du lügen kannst!“, schwärmte June begeistert. „Das macht dir so schnell keiner nach. Meinst du nicht, dass wir für Arabien deinen Katastrophenkoffer etwas umgestalten müssen? Statt deiner Glimmstängel solltest du auf alle Fälle eine Wasserpfeife einpacken. Und als Ersatz für deine Hosen halte ich ein paar Lendentücher für angemessener.“
„Wenn du so weitermachst“, drohte Bount, „plündere ich drüben einen Harem aus und bringe mir eine neue, demütige Volontärin mit.“
Sie verabschiedeten sich lachend.
Bount versprach, sich nach seiner Rückkehr kurz bei ihr zu melden. Er ahnte noch nicht, dass Allah versuchen würde, dieses Gespräch zu verhindern.