Читать книгу Zu neugierige Mörder: 9 Krimis - Karl Plepelits - Страница 22

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Es war unerträglich heiß im Cockpit, trotzdem lag es weniger an den ungewohnten Temperaturen, dass Captain Howard der Schweiß in Bächen über das Gesicht rann. Es war das Unmögliche der Situation, die von ihm verlangte, diesen Vogel auf einer losen Sandbahn zu landen, während hinter ihm ein Verrückter mit einer Kanone stand und klug daherredete.

Liebend gern hätte er ihm das Kommando übergeben, doch das hätte den Tod von mehr als hundertdreißig Menschen bedeutet.

„Es ist Wahnsinn!“, knirschte er immer wieder. „Es ist heller Wahnsinn. Wir brechen uns alle die Hälse.“ Boiler machte ein mürrisches Gesicht. Er verstand nichts vom Fliegen. Das machte ihn wütend. Der Kerl da konnte ihm viel erzählen. Die notdürftig gewalzte Piste sah doch ganz glatt und vertrauenswürdig aus. Was sollte da schon schiefgehen? Der Captain probierte bloß einen miesen Trick.

Boiler packte das Mike und drückte den Knopf.

„Bark!“, fauchte er. „Unser Captain hat die Hosen voll. Er traut sich nicht runter.“

Howard protestierte.

„Mit sich nicht trauen hat das nichts zu tun. Ich habe schon die unmöglichsten Kisten auf den unmöglichsten Pisten gelandet. Irgendwie sind wir immer runtergekommen. Mit oder ohne Beulen. Tote gab es nie, aber das hier ist nun mal keine Landebahn. Da bleiben wir stecken und graben uns mit der Nase in den Sand. Was auch immer ihr vorhabt, dazu kommt ihr nicht mehr, wenn ihr stur bleibt.“

Boiler merkte anscheinend, dass er den Captain nicht noch nervöser machen durfte. Deshalb wandte er sich seinem Lieblingsopfer, dem Flugingenieur, zu und bohrte ihm erneut die Pistole in den Hals.

„Sag du deinem Kumpel, was er zu tun hat, Ben. Du trägst doch einen Ehering und hast wahrscheinlich auch Kinder. Wäre doch ein Jammer, wenn die als Waisen aufwachsen müssten.“

„Captain Howard ist unser bester Mann“, sagte Ben Hattling keuchend. „Wenn er sagt, dass es unmöglich ist, dann entspricht das der Wahrheit.“

„Und wenn ich sage, dass du in zehn Sekunden tot bist, dann entspricht das auch der Wahrheit“, brüllte Boiler.

Die schmale Tür öffnete sich und Hugh steckte seinen Kopf herein.

„Gemütlich habt ihr es hier“, sagte er grinsend.

„Was hat Bark gesagt?“, wollte Boiler wissen.

„Er findet, dass wir für die Landung keinen Ingenieur brauchen.“

„Das ist auch meine Meinung, Hugh. Diese Brüder bilden sich ein, sie könnten uns auf der Nase herumtanzen. Wir müssen endlich mal ernst machen.“

Dann schoss er.

Ben Hattling schrie auf.

Captain Howard zuckte entsetzt zusammen. Nur ganz kurz wagte er einen Blick nach hinten. Sie hatten schon zu wenig Höhe und er musste die Instrumente ständig beobachten.

Erleichtert stellte er fest, dass der Ingenieur noch lebte. Der Gangster hatte ihm lediglich in die Schulter geschossen.

„Das war die allerletzte Warnung“, sagte Boiler. „Beim nächsten Mal ziele ich zwei Handbreit höher. Das ist ein Versprechen.“

Hattling stöhnte.

„Du musst es tun, Jerry“, sagte er unter Schmerzen. „Der bringt uns alle um.“

Captain Howard nickte stumm. Er nahm das Mikrofon und sagte knapp: „Wir landen. Nehmen Sie bitte die geübte Haltung ein. Köpfe herunter. Lehnen senkrecht stellen. Wenn die Maschine steht, halten Sie sich an den Rutschen strikt an die vereinbarte Reihenfolge.“

Er schaltete das Mikrofon aus und flog die letzte Schleife.

Hugh zog sich wieder zurück.

Boiler kümmerte sich nicht um den Angeschossenen. Er suchte sich jetzt selbst einen Platz, auf dem er die Landung möglichst unbeschadet überstehen würde.

Captain Howard und sein Copilot hatten alle Hände voll zu tun. Sie waren glänzend aufeinander eingespielt. Das zahlte sich jetzt aus.

Fahrt- und Sinkgeschwindigkeit mussten optimal abgestimmt werden, damit die Maschine möglichst langsam und sanft aufsetzte.

Das langsame, sanfte Aufsetzen ließ sämtliche Passagiere durcheinander fliegen. Einen Augenblick lang sah es so aus, als wollte sich der silberne Vogel senkrecht aufstellen, doch Captain Howard bekam ihn wieder in die Gewalt und zwang ihn auf den heißen Sand.

Ein ohrenbetäubendes Krachen ließ die Vermutung zu, dass das Flugzeug nun in der Mitte auseinanderriss, doch es hatte lediglich das Fahrgestell weggefetzt. Nun schlitterte die 727 immer noch in atemberaubendem Tempo bäuchlings über die Piste.

Howard bot seine ganze Geschicklichkeit auf, die Balance zu halten. Er hatte sich bei dem Aufprall die Steuersäule in den Magen gerammt. Ihm war speiübel. Hauptsächlich deshalb, weil er jeden Moment mit der unausweichlichen Explosion rechnete.

Platz war genug da. Rund tausend Kilometer war die Wüste lang, doch die kurze gewalzte Strecke hatten sie längst hinter sich gelassen.Die Maschine reagierte nun auf keinen Steuerbefehl mehr. Sie machte sich selbständig. Howard konnte das Schreien und Kreischen aus dem Passagierraum hören. Dort musste es fürchterlich zugehen. Er dachte daran, dass jetzt der geeignete Moment sei, um die Luftpiraten zu überwältigen, doch als er sich umblickte, sah er in Boilers höhnisches Gesicht.

Der Gangster hielt ihm die Pistole unter die Nase und sagte mit belegter Stimme: „Diese miese Landung hast du mit Absicht gemacht, du Dreckskerl.“

Darauf schlug er ihm die Faust direkt zwischen die Augen.

Zu neugierige Mörder: 9 Krimis

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