Читать книгу Zu neugierige Mörder: 9 Krimis - Karl Plepelits - Страница 24

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Bount Reiniger kochte vor ohnmächtigem Zorn. Er hatte diese beiden Morde nicht verhindern können. Auch für ihn war alles zu überraschend gekommen. Niemals hatte er damit gerechnet, dass die beiden Männer bewaffnet sein könnten.

Die Luftpiraten hatten sich nicht überrumpeln lassen. Nun ließen sie außer dem Verletzten auch noch zwei Tote zurück.

Die beiden Jeeps waren mit ausreichend Treibstoff, Lebensmitteln und Wasser ausgerüstet. Insulin enthielten sie mit Sicherheit nicht.

Bount machte sich große Sorgen um das Mädchen neben Hugh, der den Wagen lenkte.

,,Das war nicht nötig, Fernay“, sagte er zu dem Mann neben sich. „Die mörderische Hitze und das fehlende Medikament wird die Frau umbringen.“

„Halt’s Maul!“, fuhr ihn der Gangster an. „Konzentriere dich lieber auf den Weg. Ich habe dir auf der Karte gezeigt, wo wir uns befinden. Es liegt also nur an dir, ob das Luder schnell genug zu einem Arzt kommt. Wenn du uns hinhalten willst, wenn du versuchst, Zeit zu schinden, bist du es, der die Biene auf dem Gewissen hat. Jetzt weißt du, warum ich gerade sie mitgenommen habe.“

Bark Fernay war ein wahrer Teufel. Er stand seinem Bruder an Skrupellosigkeit um nichts nach. Er war eher noch gemeiner.

Fast genauso viele Sorgen wie um das Mädchen machte sich Bount um den jungen Mann, der so viel Mut bewiesen hatte. Seinem Gesicht hatte er angesehen, dass er nach einer verzweifelten Lösung suchte. Hoffentlich tat er nichts Unüberlegtes. Die Killer würden nicht zögern, auch ihn umzubringen.

Bark Fernay fühlte sich trotz der enormen Hitze sichtlich wohl. Er sonnte sich im Bewusstsein der Überlegenheit und weidete sich an Bount Reinigers Zähneknirschen.

Als Linda Rogers unruhig wurde, konnte Bount Reiniger den Verbrecher zu einer kleinen Rast überreden.

Sie stellten die Jeeps in knappem Abstand nebeneinander und spannten ein Sonnensegel darüber, in dessen Schatten sie sich drängten.

Linda Rogers’ Augenlider flatterten. Zum ersten Mal seit dem Start in New York öffnete sie den Mund zu einer Frage:

„W ... was ist ge … geschehen?“

Bount gab dem jungen Mann ein schnelles Zeichen. Die Kranke musste nicht ausgerechnet jetzt erfahren, dass man ihren Bruder ermordet hatte.

Doch dafür sorgte Jeff.

„Du bist in guten Händen, Baby“, gurrte er. „Aber wenn du nicht parierst, dann geht es dir genauso wie deinem Bruder.“

„Meinem Bruder?“ Der Blick der Frau wurde langsam klarer. „Seit wann habe ich einen Bruder?“

„Du hattest einen, Mädchen. Jetzt fressen ihn die Sandflöhe. Aber das hat er sich selbst zuzuschreiben. Er und der andere Strolch. Die wollten uns doch glatt in den Rücken schießen.“

Linda Rogers verstand gar nichts mehr. Wie kam sie nur hierher? Und wer waren diese fremden Leute. Sie kannte nicht einen von ihnen. Wo war sie nur?

Sie versuchte in den teils brutalen, teils besorgten Gesichtern zu lesen.

„Wie fühlen Sie sich, Miss Fork?“, fragte Bount Reiniger.

Sie sah ihn verdutzt an. „Mein Name ist Rogers. Linda Rogers. Und ich habe noch nie einen Bruder besessen. Können Sie mir nicht erklären ...?“ Sie musste verwirrt sein. Die Krankheit war wohl schon sehr weit fortgeschritten. Dazu die Hitze. Vielleicht hatte sie auch bei der unsanften Landung etwas abbekommen.

„Wir meinen die beiden Männer, die Sie während des Flugs betreut haben, Miss ... Rogers“, half Bount nach. „Einer war sehr blond und trug ein kleines Bärtchen. Der andere hatte einen schwarzen Krauskopf und schien ziemlich kräftig zu sein. Wenn ich richtig verstanden habe, hieß er Mickey.“

„Mickey und René!“ Ein Erschrecken ging über Lindas Gesicht. „Diese Schweine!“

Die Vergangenheit wurde wieder lebendig. Sie konnte sich an ihre entsetzlichen Erlebnisse auf dem Kutter erinnern und an einen zynischen, weißhaarigen Mann, der offenbar der Boss des schwimmenden Bordells war. Von da an wusste sie nichts mehr.

„Sie haben Hazy umgebracht“, flüsterte sie. „Es sind Mörder und Zuhälter. Sie haben mich ...“ Sie brach ab. Der Gedanke an die brutale Vergewaltigung raubte ihr fast den Verstand.

Bount Reiniger begann zu begreifen.

„Dann sind Sie also gar nicht krank? Sie brauchen kein Insulin?“

„Die Lumpen müssen mich betäubt haben“, sagte sie mit mattem Lächeln. „Sie wollten mich verkaufen. An irgendeinen reichen Kerl in Arabien.“

„Und ich habe diese Strolche noch bedauert“, erklärte Bob Randy. „Dabei haben sie nur ihre gerechte Strafe erhalten.“

Er stellte sich nun ebenfalls vor, und Bount Reiniger erschrak. Schlagartig wurde ihm die Brisanz der Situation bewusst. Dieser Bob Randy war der Sohn jenes Mannes, den Jil Fernay in der Tiefgarage erschossen hatte. Nun endlich begriff er, warum er sich ihm gegenüber so ablehnend verhalten hatte.

Doch es war wahrscheinlich nicht gut, wenn Bark Fernay etwas davon erfuhr. Zu leicht könnte er in dem jungen Mann eine Bedrohung sehen und ihn kurzerhand aus dem Weg räumen.

Bob Randy bewegten ähnliche Gedanken, und so erwähnte er vor den Gangstern mit keinem Wort seinen Vater.

Bount war erleichtert, dass Linda Rogers nicht krank war. Sie brauchte also keine Injektionen, und ihm blieb dadurch mehr Zeit.

Er trug die Karte von Jil Fernay bei sich. Doch vorläufig benötigte er sie nicht. Die ungefähre Richtung wusste er auswendig. Erst später würde er den Plan zu Rate ziehen müssen.

Die Gangster durften davon nichts wissen. Vielleicht gelang es ihm, sie in eine Gegend zu führen, in der er wenigstens Linda Rogers und Bob Randy zur Flucht verhelfen konnte.

Vor allem aber mussten sie aus der Wüste raus. Die auslaugende Sonne verbrauchte sehr schnell sämtliche Kräfte, und er durfte nicht damit rechnen, dass Fernay und seine Kumpane ihn besonders gut verpflegen würden.

„Wie weit ist es noch?“, wollte Bark Fernay wissen.

Bount lachte auf. „Willst du es in Meilen oder Tagen wissen?“

„Was heißt hier Tage?“, begehrte der Gangster auf. „Spätestens morgen will ich das Gold.“

Bount Reiniger streckte sich unter dem Sonnensegel aus und schwieg.

Fernay lief rot an. „Was soll das heißen, Reiniger?“

Bount Reiniger blinzelte durch die Lider. „Du kannst mich getrost abknallen“, erklärte er. „Du weißt ja alles besser und brauchst mich daher nicht mehr. Viel Spaß bei der Suche!“

Bark Fernay konnte sich vor Wut kaum beherrschen. Es wurmte ihn, dass der Detektiv keine Spur von Angst zeigte. Der Kerl musste doch wissen, dass er auf jeden Fall geliefert war.

„Also wie viele Tage?“

„Mindestens drei“, entgegnete Bount Reiniger. „Wahrscheinlich aber länger. Ich war hier selbst noch nie. Außerdem weiß ich gar nicht, ob mich dein sauberer Bruder nicht angelogen hat.“

„Das wäre dein Pech, Reiniger. Also drei Tage. Für so lange reicht unser Proviant nicht.“

„Das wiederum ist euer Pech.“

„Irrtum, Reiniger! Wir haben zwei Möglichkeiten. Entweder wir setzen euch auf halbe Ration, oder einer von euch muss dran glauben. Auf dich können wir noch nicht verzichten, also müssen die beiden anderen knobeln.“

Linda Rogers wurde blass. Sie begann zu zittern.

Bob Randy strich ihr beruhigend über den Arm. „Haben Sie keine Angst, Linda. Bevor diese Bestien sich an Ihnen vergreifen, lasse ich mich lieber in Stücke reißen.“

Sie sah ihn überrascht an. „Aber weshalb, Bob? Sie kennen mich doch gar nicht.“

„Leider, Linda. Leider. Ich hoffe, dass wir das irgendwann nachholen können. Ich werde zwar in Oman erwartet, und Sie fliegen sicher auf dem schnellsten Wege in die Staaten zurück, wenn Sie alles hinter sich haben, aber vielleicht schreiben Sie mir wenigstens mal. Ich gebe Ihnen meine Adresse.“

Er griff in seine Jackentasche, stutzte, und holte dann ein Zündholzbriefchen und einen Kugelschreiber heraus. Er kritzelte auf das Briefchen ein paar Worte und reichte es dem Mädchen.

Linda Rogers las und steckte die Streichhölzer sofort weg.

„Eure Sorgen mochte ich haben“, grölte Bark Fernay. „Schaut lieber zu, dass dieser Schnüffler uns nicht an der Nase herumführt. Ich habe gesagt, dass einer von euch sterben muss. Wenn sich keiner freiwillig meldet, treffe ich die Entscheidung.“

„Mir fällt etwas Besseres ein“, fuhr Bount Reiniger dazwischen. „Wenn wir Tag und Nacht durchfahren, könnten wir eine Menge Zeit sparen. Dann müsste der Proviant reichen.“

Bark Fernay grinste. „Sieh an! Jetzt kriegst du es plötzlich eilig. Aber der Vorschlag ist nicht schlecht. Wir können uns beim Fahren abwechseln.“

„Und wann sollen wir schlafen?“, bellte Hugh, der die Absicht Bount Reinigers, sie zu ermüden, bis ihre Aufmerksamkeit nachließ, durchschaute.

„Auch das ist kein Problem“, fand Fernay. „Zwei Mann fahren, einer schläft, und der vierte hält die Halunken in Schach, die natürlich in einem Wagen sitzen müssen. Alle zwei Stunden wechseln wir uns ab. Ich übernehme die erste Wache. Hugh fährt unseren Jeep und Jeff den anderen. Boiler kann schlafen.“

„Ich habe eine bessere Idee, Boss“, meldete sich Boiler.

„Da bin ich gespannt.“

„Warum sollen wir die ganze Arbeit machen, wenn wir ein paar kräftige Männer bei uns haben, die wir schließlich nicht umsonst verpflegen werden.“

Bark Fernay nickte zustimmend. „Prima Gedanke“, lobte er. Er zeigte auf Bount Reiniger und Bob Randy. „Also ihr fahrt. Dann kann in jedem Wagen einer von uns schlafen und der andere auf euch aufpassen. Da du den Weg kennst, übernimmst du die Führung Reiniger. Ich sitze hinter dir. Falls ich dich bei einer Schweinerei ertappe, muss es das Mädchen neben mir büßen. Ich frage da nicht erst um Erlaubnis, das kannst du mir glauben.“

Bount Reiniger glaubte es, und er stellte ärgerlich fest, dass auch dieser Plan wieder danebengegangen war.

Es wurde immer kritischer. Während die Gangster sich schichtweise ausruhen konnten, mussten sie die ganze Zeit wach bleiben. Für einen Überraschungsangriff oder sonstigen Trick waren das schlechte Voraussetzungen.

Trotzdem gab er sich noch nicht geschlagen. Irgend etwas würde ihm schon noch einfallen.

Immerhin war er froh, dass Bark Fernay und Bob Randy nicht im gleichen Wagen saßen. Das verhinderte wenigstens einen Zusammenstoß zwischen diesen beiden Männern, bei dem Randy zweifellos den Kürzeren gezogen hätte.

Zu neugierige Mörder: 9 Krimis

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