Читать книгу Zu neugierige Mörder: 9 Krimis - Karl Plepelits - Страница 29

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Wie erwartet, lagen auch die beiden Wächter im Sand und beteten.

Bount Reiniger ging einen weiten Bogen und brachte sich so in ihren Rücken. Nun flankierten sie die Hütte, die direkt vor ihm lag. Ihre Gesichter waren nach Nordwesten gerichtet, dorthin, wo die heilige Stätte Mekka lag.

Doch auch hinter sich wusste Bount Reiniger betende Gläubige, und diese hatten ihn, wenn sie ihren Kopf auch nur um eine Idee anhoben, genau im Blickfeld.

Die Hütte besaß nur einen einzigen Eingang auf der Nordseite, aber zwei Fenster, die nach Westen und Osten gingen. Sie war größer als die anderen.

Falls es Sprengladungen gab, waren diese in erster Linie in der Nähe des Eingangs zu suchen. Bount musste also eines der Fenster erreichen, und zwar jenes auf der Westseite, weil dies sich sämtlichen Blicken entzog.

Er huschte eilig zu der Lehmmauer und glitt um die Ecke.

Niemand hatte offenbar etwas gemerkt.

Das Fenster war mit einiger Anstrengung zu erreichen. Es war zwar reichlich schmal, eigentlich nur ein Spalt, aber Bount Reiniger war zuversichtlich, dass er sich würde hindurchzwängen können.

Doch dagegen hatte der Araber etwas, der sich nun links von ihm befand und ihn bemerkt hatte. Er gab die Andacht seines Gebetes auf und griff an seinen Bauch. Dort steckte wahrscheinlich unter dem Burnus eine Waffe.

Bount lächelte ihm zu und winkte ihm.

Der Beduine war einen Moment lang unschlüssig. Er überlegte wohl, ob er die anderen herbeirufen solle, doch er wollte die Freunde nicht durch sein Geschrei stören. Mit diesem Ungläubigen würde er auch allein fertig werden,

Misstrauisch näherte er sich dem Detektiv und stellte ihm auf Arabisch eine Frage, die er genauso gut für sich hätte behalten können, weil Bount Reiniger sie ohnehin nicht verstand.

Er dagegen verstand sich klarer auszudrücken. Er deutete geheimnisvoll auf das Fenster, und als der Araber seinen Hals reckte, schnellte er blitzartig herum und traf ihn mit der Handkante.

Trotz seiner momentanen körperlichen Schwäche, die er fehlendem Schlaf und mangelhafter Verpflegung zu verdanken hatte, reichte seine Kraft, um den Araber ins Land der Träume zu schicken, ohne dass dieser noch einen Seufzer von sich gab.

Nun musste er sich beeilen. Er hatte keine Ahnung, wie lange das Gebet der anderen noch dauerte. Sobald man den Bewusstlosen bemerkte, brach die Hölle los. Darauf konnte er sich verlassen.

Er zog den Mann dicht an die Mauer heran und stopfte ihm einen Fetzen in den Mund, den er von dessen Burnus abriss.

Dann suchte er die Waffe, und stellte erfreut fest, dass es sich um eine Schusswaffe handelte, allerdings um einen uralten Tranter Perkussionsrevolver, der zum Glück mit fünf Patronen voll geladen war.

Nun fühlte Bount sich schon bedeutend besser, denn er besaß noch etwas, von dem Bark Fernay nichts ahnte. Die Handgranate, die er ihm beim Betreten der Hütte des Beduinen aus der Tasche gestohlen hatte, ohne dass der Gangster etwas davon gemerkt hatte.

Von nun an musste sich Bount Reiniger darauf verlassen, dass das Glück bei ihm etwas nachzuholen hatte. Er zog sich an dem Fenster hoch und schloss sekundenlang die Augen, um sich an das Halbdunkel in dem Raum zu gewöhnen.

Die Hütte schien als eine Art Vorratsraum zu dienen. Für die Beduinen mochte sie unersetzliche Schätze enthalten. Wahrscheinlich wurde sie aus diesem Grunde und nicht wegen des Goldes so streng bewacht. Wüssten die Araber etwas von dem Schatz, würden sie ihn sich vermutlich selbst aneignen. Wie war es Jil Fernay gelungen, die einfachen Männer zu täuschen?

Bevor Bount ins Innere sprang, hielt er argwöhnisch nach einer Sprengladung Ausschau. Dass er keine entdeckte, musste noch lange nicht bedeuten, dass keine vorhanden war. Vielleicht war er in der nächsten Sekunde schon tot.

Dann wagte er den Sprung.

Es blieb alles ruhig.

Er atmete auf und begann mit der Suche. Angeblich sollte es sich um eine ziemlich große, längliche Kiste handeln, in der Fernay das geraubte Gold versteckt hatte.

Von dieser Art gab es nur eine einzige in dem Raum. Sie stand an der gegenüberliegenden Wand unter dem zweiten Fenster. Ein Lichtviereck fiel auf sie.

Bount Reiniger musste sich den Weg zwischen verschiedenen Säcken und ähnlichen Behältern hindurch bahnen. Er ließ die Vorsicht nicht außer acht und rechnete jeden Moment damit, in die Luft zu fliegen.

Den Gangstern, die auf ihn warteten, sowie Linda und Bob ging es vermutlich nicht anders. Und darauf baute Bount Reiniger seinen bescheidenen Plan. Bark Fernay durfte keinesfalls auf den Gedanken kommen, er könnte das Gold auch ohne seine Hilfe holen.

Jetzt stand er neben der Kiste. Sie war zugenagelt.

Bount sah sich nach einem geeigneten Werkzeug um, fand aber lediglich einen riesigen Nagel, den er als Stemmeisen benutzte.

Nach wenigen Augenblicken gab der Deckel knirschend nach. Ein unangenehmer Geruch schlug dem Detektiv entgegen. Angeblich sollte ja Geld nicht stinken. Mit Gold schien sich das anders zu verhalten.

Er hielt den Atem an, und bevor er den Deckel gänzlich anhob, vergewisserte er sich in Richtung der Fenster und des Einganges, dass er nicht gestört wurde. Draußen war noch alles still.

Nun schob er den Deckel zurück und zuckte unwillkürlich zusammen. Er hatte es mit einem Sarg zu tun. Eine leblose Hand fiel ihm entgegen.

Zu neugierige Mörder: 9 Krimis

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