Читать книгу Zu neugierige Mörder: 9 Krimis - Karl Plepelits - Страница 26

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Als sie den Rand der Wüste erreichten, wurde es bereits wieder hell.

Die beiden Fahrer konnten kaum noch die Augen offenhalten, aber sie wurden dazu gezwungen.

„Wann sind wir da?“, fragte Bark Fernay.

„Ich schätze, in drei Stunden“, log Bount Reiniger.

In Wirklichkeit hatten sie bereits vor einiger Zeit die Stelle passiert, ohne dass die Gangster etwas davon ahnten. Reinigers Absicht ging dahin, die Straße zu erreichen, wo er Linda Rogers und Bob Randy die Flucht ermöglichen wollte. Dann brauchte er keine Rücksicht mehr zu nehmen und konnte auftrumpfen. Allerdings ohne Trümpfe.

„Okay!“, sagte der Gangster. „Dann gönnen wir uns jetzt eine kurze Rast. In fünfzehn Minuten geht’s weiter. Wenn wir in drei Stunden nicht am Ziel sind, gibt es Tote.“

Sie erhielten jeder einen Schluck abgestandenes Wasser und ein Stück erdig schmeckendes Brot.

Bob Randy starrte verdrossen vor sich hin. Welche Gedanken ihn bewegten, konnte sich Bount Reiniger lebhaft vorstellen. Er hoffte nur, dass der junge Mann nicht wieder eigenmächtig handeln würde. Solange sich das Messer in seinem Besitz befand, musste damit gerechnet werden.

Unglücklicherweise unterstützte Jeff auch noch diese Tendenz, indem er lüstern Linda Rogers betrachtete und erklärte: „Die beiden Strolche arbeiten ja wenigstens ihre Verpflegung ab, Boss. Aber die Puppe hat überhaupt noch nichts beigetragen. Findest du nicht, dass sie uns was schuldig ist? Wie wär’s mit einem Bauchtanz? Dafür warte ich gern noch ’ne Stunde länger auf den Zaster.“

Boiler und Hugh pflichteten ihm sofort bei. Auch sie kamen in Lindas Nähe ins Schwitzen und malten sich aus, was sie noch mit ihr anstellen wollten, bevor sie ihr eine Kugel in den Kopf jagten.

Bark Fernay äußerte sich nicht sofort. Er beobachtete aus den Augenwinkeln Bob Randy und bemerkte seine wachsende Unruhe.

Die drei Gangster nahmen das als Zeichen des Einverständnisses und rissen das Mädchen in die Höhe.

Bount Reiniger sah die Katastrophe kommen. Um sie zu verhindern, ging er mit den Fäusten dazwischen. Er schlug Hugh eine saftige Nuss an den Kopf, dass dieser ihn ganz entgeistert anstierte.

Bevor er sich Boiler und Jeff zuwenden konnte, war auch Bob Randy aufgesprungen.

Bount fing ihn ab und flüsterte ihm zu: „Machen Sie bloß keine Dummheiten. Der Zeitpunkt ist noch nicht gekommen.“

Aber da war es schon zu spät. Bob Randy hielt ein kleines Messer in der Hand und versuchte, Bount beiseite zu drängen.

Bount Reiniger bemühte sich, ihn mit seinem Körper zu decken, doch Bark Fernay hatte genug gesehen.

„Holla!“, röhrte er. „Was ist denn das? Seit wann isst du Wasser und Brot mit Messer und Gabel?“

Nun wurden auch die anderen aufmerksam. Ihre Schusswaffen flogen in die Fäuste.

Bount fürchtete das Schlimmste. Nun konnte er kaum noch etwas verhindern.

Er stellte sich so, dass er Bob Randy deckte, und rief: „Erst müsst ihr mich umbringen. Wenn ihr Idioten einen Mann bis zum Äußersten reizt, dürft ihr euch nicht wundern, wenn er durchdreht. Ihr könnt wählen. Erschießt ihr ihn oder die Frau, gibt es kein Gold. Dass ihr mich später umlegen werdet, weiß ich ohnehin. Damit habe ich mich abgefunden. Deshalb kann der Handel nur heißen: Das Leben dieser beiden gegen Gold im Wert von sechshunderttausend Dollar. Es ist mir verdammt ernst damit. Mit einer einzigen Kugel bringt ihr euer ganzes Unternehmen zum Platzen.“

„Das Messer her!“, forderte Bark Fernay zornig.

Bob Randy kam der Aufforderung nicht nach.

„Geben Sie es ihm!“, bat Linda Rogers. „Es hat keinen Zweck, Bob. Mister Reiniger meint es nur gut. Ich vertraue ihm.“

Bob Randy sah die Frau verblüfft an. Dann ließ er das Messer in den Sand fallen.

Bark Fernay kam heran und hob es auf. Er betrachtete es interessiert. Dann wanderte sein eiskalter Blick zwischen den Gefangenen und seinen Männern hin und her. „Interessant!“, zischte er. „Da hätten wir um ein Haar einen entscheidenden Fehler begangen. Wer weiß, was ihr Halunken noch alles mit euch herumschleppt. Erst schießen ein paar Irre auf uns, dann fuchtelt dieser Vogel mit dem Messer herum. Es sollte mich nicht wundern, wenn ihr noch eine Maschinenpistole in der Schuhsohle versteckt hättet. Los! Nehmt sie auseinander!“

„Die Frau auch?“, fragte Jeff aufgeregt.

„Alle drei. Bis auf die Haut. Und wenn nötig, noch darunter.“

Linda Rogers wurde erst rot und danach blass. „N … nein!“, stammelte sie. „Rührt mich nicht an!“

Bob Randy schickte sich an, sich auf die Gangster zu stürzen.

Bount Reiniger warnte ihn. „Seien Sie endlich vernünftig! Sie haben schon genug verdorben. Linda hat kürzlich viel Schlimmeres durchmachen müssen. Sie wird auch das überstehen.“ Dann rief er der Frau zu: „Ziehen Sie sich selbst aus und werfen Sie die Sachen den Männern hinüber!“

Das Mädchen wandte ihnen zögernd den Rücken zu und gehorchte.

Die Gangster feixten, doch Bark Fernay ließ nicht zu, dass einer von ihnen näher heranging, als nötig war, um die Kleidungsstücke aufzuheben und zu kontrollieren.

Reiniger und Randy wurden ebenfalls gründlich gefilzt. Dabei ließ sich nicht vermeiden, dass auch die Karte gefunden wurde, die Bount Reiniger Jil Fernay abgenommen hatte.

Der Gangsterboss studierte sie aufmerksam. Er holte seine eigene Karte hervor und vertiefte sich darin. Schließlich deutete er auf ein eingezeichnetes Kreuz und erkundigte sich drohend: „Was hat das zu bedeuten?“

Bount Reiniger erwiderte furchtlos seinen Blick.

„Da steht ein Kiosk, der meine Zigarettenmarke führt“, erklärte er.

Er sah, dass Fernay ausholte und riss im letzten Moment seinen Kopf zurück.

Fernay schlug ins Leere und verlor das Gleichgewicht. Doch er fing sich sofort wieder. In seinen Augen glitzerte ein gefährliches Licht.

„Du treibst ein riskantes Spiel, Reiniger“, zischte er. „Manchmal glaube ich fast, du wärst auf unserer Seite, so dämlich stellst du dich an, und dann versetzt du uns wieder einen frechen Tritt in den Hintern.“

„Weil ich mich nicht von dir schlagen lasse?“, fragte Bount harmlos. „Ich finde, dass ich genug Prügel bezogen habe. Jetzt langt es mir.“

„Mir langt es auch“, brüllte Bark Fernay. „Ich lasse mich von dir doch nicht für dumm verkaufen. An der Stelle mit dem Kreuz liegt das Gold. Darauf wette ich.“

„Das wäre doch kein Grund, um aus der Haut zu fahren“, fand Bount! „Wenn ich euch hätte betrügen wollen, hätte ich die Karte doch längst unterwegs wegwerfen können. Kein Mensch hätte das gemerkt.“

„Schon möglich“, entgegnete der Gangster zögernd. „Aber ohne Karte findest du selbst nicht hin. Du brauchst sie für das Gold, so wie wir dich brauchen.“

„Wo liegt das Problem, Fernay?“

„Wir sind an der Stelle längst vorbeigefahren, ohne dass du das Maul aufgemacht hast. Du wolltest uns reinlegen.“

„Quatsch! In drei Stunden sind wir dort. Das habe ich gesagt, und dabei bleibe ich auch.“

Bark Fernay wurde unsicher. Er ging zu Boiler und zeigte ihm die beiden Karten. Sie fuhren mit den Fingern darauf herum, während Linda Rogers die Gelegenheit rasch benutzte, um sich wieder anzuziehen. Sie war noch immer knallrot im Gesicht und wagte kaum, Bob Randy anzusehen, der ihrem Blick aber ebenfalls auswich.

„Der Platz liegt von hier aus im Südosten“, beharrte Bark Fernay nach der Beratung. „Offenbar gibt es da eine kleine Siedlung, die auf meiner Karte nicht eingezeichnet ist.“

Bount Reiniger stellte sich stur. „Ausgeschlossen“, sagte er.

„Na schön! Wir werden es ja sehen, Reiniger. Du sagtest drei Stunden. Wenn du dich für die falsche Richtung entscheidest, lasse ich nach dieser Zeit meine Jungs auf die Puppe los, und davon bringt mich keiner deiner müden Tricks ab. Das Gold kriegen wir auf alle Fälle. Zur Not auch ohne dich. Wir haben ja jetzt die Karte.“

Bount Reiniger grinste ihn auf eine Art an, die ihn misstrauisch machte. „Was soll das blöde Grinsen?“

„Hat wirklich nichts zu bedeuten“, beteuerte Bount eifrig. „Wirklich nicht.“

„Der will uns austricksen, Boss“, meldete sich Hugh.

„Scheint mir auch beinahe so. Also, heraus mit der Sprache! Was ist mit der Karte nicht in Ordnung.“

„Mit der Karte ist alles in Ordnung, Fernay“, versicherte Bount Reiniger. „Ich überlege mir nur gerade, ob ich es darauf ankommen lassen soll, dass das ganze schöne Gold in die Luft fliegt.“

Die Gangster sahen den Detektiv irritiert an.

Bark Fernay musterte ihn aus zusammengekniffenen Augen. „Kein Mensch hat die Absicht, den Zaster in die Luft zu jagen, Reiniger.“

„Da irrst du dich gewaltig. Es gibt einen Menschen. Der hat sehr wohl diese Absicht.“

„Du etwa?“

„Ich nicht. Dein Bruder.“

„Wieso Jil? Der hat die ganze Arbeit für mich gemacht. Er kann nicht verhindern, dass ich den Rahm von der Milch abschöpfe, die er aufgestellt hat.“

„Dafür hat er längst gesorgt. Er hat vielleicht zum Schluss ein wenig Pech gehabt, aber ganz blöd war er auch nicht.“

„Was soll das heißen?“

„Kannst du dir das wirklich nicht denken? Natürlich hat er die Beute gesichert, damit kein Unbefugter herankann.“

„Das ist doch nur ein mieser Trick von ihm, dass wir die Sache auf geben, Boss“, rief Hugh wütend.

„Ihr könnt es ja ausprobieren“, schlug Bount ruhig vor. „Es ist mir klar, dass ihr nach den Sprengladungen, die Jil gelegt hat, suchen werdet, doch das wird euch nicht viel helfen. Mir wird selbst kalt und heiß bei dem Gedanken, dass ich selbst jetzt schon tot wäre, wenn ihr nicht dazwischengekommen wärt und Jil mir die Lage der Dynamitfallen nicht verraten hätte.“

„Warum sollte er das getan haben, Reiniger?“, wollte Fernay ungläubig wissen. „Es könnte ihm doch eine Genugtuung sein, dich doch noch in die Hölle zu schicken.“

„Das wäre es zweifellos, denn dein Bruder ist der gleiche Lump wie du“, bestätigte Bount. „Allerdings machte er sich berechtigte Hoffnungen auf ein milderes Urteil. Ihm sitzt zur Zeit das Hemd dichter als die Hose. Das dürfte der Grund sein, weshalb er sein Geheimnis gelüftet hat.“

Bark Fernay überlegte.

„Das hört sich alles ziemlich einleuchtend an“, sagte er schließlich. „Trotzdem weiß ich, dass du lügst. Du hättest nämlich keinen Grund gehabt, uns die Sache zu verraten. Oder hoffst du auch auf ein milderes Urteil?“

„Ich hoffe, dass ihr dafür eure beiden Geiseln freigebt, Fernay“, erklärte Bount Reiniger ernst. „Ich finde, das ist ein faires Geschäft.“

„Ist das alles?“

„Nicht ganz. Ich habe einen Auftrag von der Gold and Diamond Company übernommen. Ich bin dafür verantwortlich, dass mit dem Gold nichts geschieht, was gegen die Interessen der Gesellschaft ist. Dazu gehört, dass es nicht in die Hände von Verbrechern gerät, aber auch, dass es nicht durch eine Explosion vernichtet wird. Selbst wenn ich beides nicht verhindern kann, so werde ich es auf alle Fälle versuchen, solange ich noch dazu in der Lage bin.“

„Das hast du sehr schön gesagt, Reiniger“, lobte Boiler grinsend. „Mir kommen direkt die Tränen.“

„Was dir kommt, ist mir ziemlich egal, Boiler“, bemerkte Bount ungerührt. „Vielleicht kommt dir bald sogar das kalte Grauen.“

„Schluss jetzt mit dem Gewäsch!“, ordnete Bark Fernay an.

Bount Reiniger spürte, dass der Gangsterboss unsicher geworden war. Das musste er ausnützen.

„Ich verlange also, dass ihr Miss Rogers und Mister Randy freilasst, sobald wir am Ziel angelangt sind“, sagte er. „Tut ihr das nicht, rühre ich keinen Finger mehr. Abknallen werdet ihr mich so oder so. Ich bin nicht so naiv zu glauben, dass ihr mich laufen lasst. Aber diese beiden haben euch nichts getan. Wenn ihr sie umbringt, werdet ihr ebenfalls sterben.“

„Bildest du dir etwa ein, dass wir uns von dir unter Druck setzen lassen?“, begehrte Jeff auf.

„Wir ihr das nennt, ist eure Sache. Jedenfalls lasse ich über diesen Punkt nicht mit mir verhandeln. Ich habe nichts zu verlieren. Und selbst wenn ihr mir das Blaue vom Himmel herunter versprecht, werdet ihr mich nicht umstimmen. Ich kenne Typen wie euch zur Genüge. Ihr lügt sogar noch, wenn man euch nach der Uhrzeit fragt.“

Bark Fernay hatte sich endlich zu einem Entschluss durchgerungen. Er grinste über das ganze Gesicht, als er erklärte: „Ich weiß genau, dass du uns hereinlegen willst, Reiniger. Du bildest dir immer noch ein, dass sich das Blatt für dich wenden könnte. Ich mache dir einen Vorschlag. Wir fahren jetzt zu dem Versteck. Du hast nach wie vor drei Stunden Zeit. Nicht eine Minute länger. Du wirst dann einen Teil des Goldes holen, damit wir einen Beweis haben, dass du uns nicht betrogen hast. Sobald das erledigt ist, lassen wir deine beiden Schützlinge frei. Sie können einen der beiden Jeeps nehmen. Damit schaffen sie es leicht bis Laila. Du bleibst natürlich bei uns, bis wir das ganze Zeug haben. Wenn wir zufrieden mit dir sind, sehe ich keinen Grund, warum wir dich umlegen sollten. In den Staaten siehst du uns bestimmt nicht wieder. Dort weiß man auch ohne deinen schlauen Kopf inzwischen längst, was mit der Maschine nach Djidda passiert ist.“

„Das hört sich vernünftig an“, gab Bount Reiniger zu. „Fahren wir also, damit wir es endlich hinter uns bringen.“

Sie nahmen wieder in den beiden Fahrzeugen Platz, und Bount wusste, dass jetzt alles klappen musste. Sonst verlor er diese Partie endgültig.

Zu neugierige Mörder: 9 Krimis

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