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„Wein, Weiber, Würfel“

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Eine andere Form typischen Kneipenamüsements war Musik – Flöte, Lyra, Tamburin und Kastagnetten waren Instrumente, auf die sich manche Bedienungen, aber auch Wirtsleute verstanden. Ab und zu boten sie außerdem Tanzeinlagen.53

Manches Hinterzimmer einer Kneipe war eine schlecht getarnte ‚Spielhölle‘ – schlecht getarnt deshalb, weil man allgemein davon ausging, dass in Gasthäusern nicht nur legales, sondern auch verbotenes Glücksspiel um Geld stattfand.54 Näheres dazu findet sich im Kapitel alea – Wenn der Würfelbecher die Nacht regiert. Dass Weingenuss, stimulierende Musik und Würfelspiel55 sich zu einer brisanten Mischung verbinden konnten, die Streitereien und Wirtshausschlägereien im Gefolge hatte, ist bekanntlich kein auf die Antike beschränktes Phänomen. Wir hören in den Quellen ab und zu davon, dass „in einer versteckten Kneipe hässlicher Streit lärmte“56 – und derlei Geschehen trug sicher nicht zum besseren Ruf der cauponae bei. Andererseits deutet nichts auf häufige ‚Randale‘ und entsprechend intensive Polizeikontrollen oder -einsätze hin. Die Kneipenklientel der kleinen Leute scheint im Ganzen friedlicher gewesen zu sein als jene jugendlichen grassatores aus vornehmem Hause, die bei ihren nächtlichen Sauftouren die Straßen unsicher machten.57

Aus Sicht der Gasthausbesucher ein weiteres attraktives Unterhaltungsangebot, aus Sicht von Moralisten aller Couleur ein weiterer Grund, um cauponae, tabernae und popinae einen weiten Bogen zu machen, war die Zugehörigkeit vieler – vielleicht sogar der meisten – Etablissements zum ‚Rotlicht-Milieu‘. Wirtinnen und ihre weiblichen Bediensteten standen unter dem Generalverdacht der gewerbsmäßigen Prostitution. „Viele pflegen unter dem Vorwand, eine Schankwirtschaft zu betreiben, Frauen zu beschäftigen, die sich prostituieren“, stellt der Rechtsgelehrte Ulpian lapidar fest und wertet damit die allgemeine Einschätzung des Gewerbes zur Rechtsnorm auf.58 Der Gesetzgeber honorierte das mit einem juristischen Freifahrtschein für die Kunden: Sexuelle Beziehungen zu diesen „lockeren Frauenzimmern“ galten nicht als Ehebruch.59

Musik und Tanz und mehr

Syriens Schenkin, geübt, nach dem Takte der Rohrkastagnette zierlich und schmuck sich zu drehn, griechische Bänder im Haar,

tanzt vom Becher erhitzt an dem Tor der geschwärzten Taberne, während sie über dem Haupt rasselnd die Klappern bewegt.

Ps.-Vergil, copa 1ff. (Ü: E. Geibel)


9 Tänzerin; pompejanisches Fresko

Rivalenkampf per Graffiti um eine (nicht käufliche?) Kellnerin

Der Weber Successus liebt Iris, die Sklavin der Schankwirtin. Die aber macht sich nichts aus ihm. Trotzdem bittet er sie, sie solle sich seiner erbarmen. Das schreibt sein Rivale. Leb wohl!

(von 2. Hand:) Neidhammel du, weil du platzt! Hör auf einem nachzustellen, der schöner ist als du …

(darunter von 1. Hand:) Ich hab’s gesagt, ich hab’s geschrieben. Du liebst Iris, die sich nichts aus dir macht.

Inschrift; Corpus Inscriptionum Latinarum IV 8258f.

Die – nicht nur gedanklich – enge Verbindung zwischen ‚Kneipe‘, ‚Herberge‘ und ‚Bordell‘ wird an anderer Stelle ausführlich behandelt.60 Hier mag der Hinweis auf diese ‚Selbstverständlichkeit‘ genügen, um erneut zu dokumentieren, wieso jedes Lokal in der bürgerlichen Welt als „verrufener Ort“ galt61, viele Nachtschwärmer (und auch „Tageslicht-Gäste“) sich aber von der salax taberna, dem „aufreizenden“, „aufgeilenden“ Wirtshaus, angezogen fühlten.62 Die Kombination „Wein, Weiber und Würfel“ – so die alliterierende Zusammenstellung der Kneipen-Vergnügen in einer fast hundert Jahre alten Darstellung63 – verfehlte ihren Reiz nicht.

Nachtleben im alten Rom

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