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vigilia – Wach sein, wenn die anderen schlafen Ein ungewohntes Binnen-„t“

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Nachtleben und antikes Rom? Liegt da nicht, fragt sich der gelehrte Altphilologe, ein Druckfehler vor? Nachleben ohne „t“ – das kennt man; das ist im Zusammenhang mit der Literatur des alten Rom ein zwar antiquierter, aber noch häufig verwendeter Begriff, unter dem man das Weiterwirken von Motiven, Stoffen und literarischen Genera und ihre Wiederaufnahme in der Kunst und Literatur späterer Zeiten zusammenfasst. Heute spricht man eher von der Rezeptionsgeschichte. Und jetzt also tatsächlich Nachtleben?

Davon war doch, ist sich jeder sicher, der jemals Latein gelernt hat, im Unterricht nie die Rede! Allenfalls stößt man nach einigem Nachdenken über das Assoziationspaar „Nacht“ und (altes!) „Rom“ auf den unvermeidlichen Caesar. Der teilte seine Soldaten in vier Nachtwachen (vigiliae) ein und führte die Truppen gelegentlich de tertia vigilia, „um die dritte Nachtwache“, im für die Soldaten angenehmeren Fall erst de quarta vigilia, „um die vierte Nachtwache“, aus dem Lager, um die Dunkelheit militärtaktisch zu nutzen. Doch fällt das schwerlich unter den normalen Begriff „Nachtleben“ …

Ein zweiter Gedanke richtet sich vielleicht auf den wackeren Consul Cicero, der pflichtbewusst die Nächte durchwacht, um Rom vor den üblen Machenschaften des Verschwörers Catilina oder anderer finsterer Gestalten zu schützen – und der in der ihm eigenen Art ebenso unermüdlich darauf hinweist, wie er nachts unermüdlich auf dem Posten und wachsam geblieben ist, damit die ihm anvertrauten Bürger in Sicherheit schlafen können.1 Freilich – „klassisches“ Nachtleben sieht noch etwas anders aus …

Das gleiche trifft auf eine dritte Assoziation zu: Jene lucubrationes, „Arbeiten bei künstlichem Licht“, die Schriftsteller und Denker gern für sich beanspruchten, um die Mühen des kreativen Prozesses zu veranschaulichen2, fanden zwar – zumindest angeblich – bei Nacht statt, doch wird man den Freizeitwert dieser literarischen Aktivitäten als eher gering veranschlagen. „Nachtleben“ im landläufigen Sinn verbindet sich ja durchaus mehr mit Neigung als mit Pflicht. Man könnte sogar sa gen: mit Vergnügen, Lebensfreude und einem Schuss Leichtlebigkeit.

Nachtleben im alten Rom

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