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Gässchen, Hügelstraßen, Treppen – Wege durch das antike Rom

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Wenn via in der Terenz-Szene nicht vorkommt, ist das also weniger verwunderlich, als das eigene Schul-Latein es vermuten lässt. Statt via verwendet Terenz platea, clivus und angiportum. Platea ist ein Lehnwort aus dem Griechischen und bezeichnet einen breiteren, flachen Weg, im Unterschied zum angiportum geradezu eine Straße. Angiportum (Nebenform: angiportus, -us, m.) ist dagegen ein enges Gässchen, eine „Furt“ (portus), in der man sich eingeengt oder beklemmt fühlt (angere). Die Etymologie ist anschaulich, auch wenn Passanten dort nicht wirklich Sorge vor Beklemmungen haben mussten. Aber angiporta führten nicht selten ins Nichts; am Ende ging es nicht weiter: eine Sackgasse wie hier in der ersten Wegbeschreibung.

Der clivus hingegen konnte wieder eine breitere Straße sein; sein Spezifikum war, dass er merklich hoch bzw. hinunter ging. Er stellte die Verbindung zwischen einem ebenen Terrain und einem Hügel dar, auf der im Allgemeinen auch Wagen fahren konnten. Der Hügel selbst wurde ebenfalls clivus genannt. Angesichts der Topographie Roms mit seinen (mindestens) sieben berühmten Hügeln war clivus ein sehr gängiger Begriff für eine „Hügelstraße“. Der berühmteste war sicherlich der Clivus Capitolinus. Er war die einzige für Fahrzeuge passierbare Route zwischen dem Forum Romanum und dem kapitolinischen Hügel. Der von heutigen Rom-Touristen stark frequentierte Clivus Palatinus, der von der Ostseite des Forums auf den Palatin führt, trägt zwar einen lateinischen Namen, doch der ist modern. Wie er früher hieß, ist unbekannt.

Eine weitere Bezeichnung ist die (auf dem „e“ betonte) semita, ein „Pfad“, „Fußweg“. Darin steckt meare, „gehen“, „wandern“. Es ist nur eine einzige semita bekannt, die einen Namen trug: Die Alta Semita, der „Hochweg“, verlief, etwa der modernen Via del Quirinale entsprechend, über den Quirinalshügel – in grauer Vorzeit ein schlichter Pfad, der aber in historischer Zeit zu einer Straße ausgebaut wurde und eher als clivus anzusprechen war.

Schließlich gab es noch scalae, über die man in Rom sein Ziel erreichen konnte. Das waren „Treppen“, die zum Teil in das ursprüngliche Gestein gehauen waren. Zu den bekanntesten zählten die Scalae Gemoniae. Sie führten vom Mamertinischen Kerker am Forum auf das Capitol und waren Schauplatz grausiger Bestrafungsdemonstrationen: Die Leichen hingerichteter Verbrecher wurden an einem Haken über die Stufen geschleift und dort zur Abschreckung eine Zeitlang liegen gelassen, bevor sie in den Tiber geworfen wurden.4 Die Deutung des Namens als „Seufzerbrücke“ (von gemere, „stöhnen“)5 entspricht einer naheliegenden Volksetymologie, lässt sich aber wissenschaftlich nicht halten; in Wirklichkeit geht Gemoniae wohl auf einen Eigennamen zurück. Insgesamt sind rund zehn Verbindungsgänge vom Typus scala namentlich bekannt.

Die Straßen von Rom

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