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VIA Namenlose Straßen, fehlende Adressen und eine Lücke im Schul-Latein

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„Ich kenne den Namen des Mannes nicht, bei dem dein Bruder ist, aber ich kenne die Gegend.“ Der Sklave Syrus rückt nur ungern mit der Sprache heraus. Aber Demea droht ihm Prügel an, wenn er nicht „kooperiert“. Genauer gesagt: „ein zerschmettertes Hirn“. „Dann nenn mir die Gegend!“, fährt er Syrus an. „Kennst du die Säulenhalle beim Fleischmarkt da unten?“ – „Ja, klar!“ – „Geh da vorbei, geradeaus die Straße hoch. Wenn du oben angekommen bist, führt ein abschüssiger Weg direkt nach unten. Den laufe hinunter. Dann liegt linker Hand ein kleiner Tempel, gleich nebenan eine Gasse.“ – „Welche meinst du?“ – „Die, wo noch ein hoher Feigenbaum steht.“ – „Kenn ich.“ – „Da geh weiter!“ – „Aber das ist doch eine Sackgasse!“ – „Du großer Gott, natürlich! Verdammt, du musst mich für verrückt halten. Ich habe mich vertan: Kehr wieder zu der Säulenhalle zurück. Das wird der viel nähere Weg sein, und du sparst dir den Umweg. Kennst du das Haus des reichen Cratinus?“ – „Kenn ich!“ – Wenn du da vorbei bist, nimm geradewegs die Straße auf der linken Seite. Sobald du am Tempel der Diana bist, geh nach rechts; bevor du zum Stadttor kommst, liegt direkt bei einem Wasserbecken eine kleine Mühle, gegenüber ein Handwerksladen. Da ist er.“1

Die Szene stammt aus der im Jahr 160 v. Chr. aufgeführten Komödie Adelphoe („Brüder“) des Terenz. Es ist deutlich zu erkennen, wie unwillig der Sklave auf Demeas Auskunftsverlangen reagiert. Er führt den Alten zunächst ganz bewusst in die Irre, um sich dann, auf die Sackgasse im doppelten Sinne des Wortes angesprochen, zu korrigieren. Aber auch der zweite Anlauf bleibt dem Ungefähren verhaftet; als genau oder gar „zielführend“ wird man seine Wegbeschreibung kaum ansehen. Demea ist zwar ungeduldig, aber die bewusste Irreführung bemerkt er wohl nicht – im Unterschied zum Publikum, das die Hinhaltetaktik des Syrus durchschaut und seinen Spaß an dem komischen Versteckspiel hat.

Die Straßen von Rom

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