Читать книгу Auf dem Weg zur Göttin : MARIA - Karlheinz Vonderberg - Страница 9
Maria aus Magdala
ОглавлениеMk15, 40/ Joh19) Es standen aber bei dem Kreuz Jesu seine Mutter und seiner Mutter Schwester, Maria, die Frau des Klopas, und Maria von Magdala, die von ferne zuschauten.
Maria aus Magdala, oft einfach Maria Magdalena genannt, ist die wohl schillerndste Figur unter allen Marias, die in den Evangelien auftauchen. Sie war wohl schon alles, was man einer Frau so zuschreiben konnte: zuerst Hure, dann Heilige, für viele auch Ehefrau, wenn nicht mindestens körperliche Gefährtin Jesu. Es ist erstaunlich, was nicht alles unternommen wurde, um sie als Sünderin darzustellen. Der Hintergedanke der Kirchenväter war wohl, dass alles, was auf eine körperlich- sexuelle Aktivität Jesu hindeuten könnte, ausgemerzt werden musste. Nicht nur Maria, Jesu Mutter, musste von diesem Makel befreit werden, sondern natürlich auch Jesus selbst. Ein Mann mit göttlichem Wesen, der sich den Bedürfnissen des Leibes unterwarf, war einfach nicht denkbar. Was bei Maria und ihren übrigen Kindern, die einfach als Halbgeschwister Jesu abgetan wurden, die Josef aus eine früheren Ehe mitgebracht haben sollte, so einfach klappte, war Maria aus Magdala schon schwieriger. Die Apokryphen berichten von einer innigen Beziehung Jeus zu ihr, aber da diese Schriften ja als nicht-kanonisch verworfen und verboten wurden, musste Maria aus Magdala anders behandelt werden. Sie wurde schlichtweg zur Hure erklärt und als solche ganz offiziell betitelt.
Der Wandel des Denkens, der nach fast 2000 Jahren eintrat, führte dann dazu, dass diese Frau, die Jesus durch sein gesamtes Predigerleben begleitete und auch im Todeskampf an seiner Seite stand, nun als Heilige verehrt werden darf. Schließlich war sie ja die Erste, die ihn als Auferstandenen sah (Mk 16, 1-5 und Jh 20,1). Doch die Darstellung bei Lukas ist ambivalent, denn Jesus musste ihr (Lk 8,2 und Mk 16,9) sieben Dämonen austreiben. Was auch immer damit gemeint sein mag, blieb doch der Makel des Besessenseins an ihr hängen.
Andere Quellen sehen das anders, etwa das Philippusevangelium (NAG-HAMADI-Codex II,3 Vers 32)5, indem berichtet wird, dass sogar drei Marias Jesus ständig begleitet hätten, seine Mutter, seine Schwester gleichen Namens und Maria aus Magdala. Im Vers 55 des gleichen Dokumentes heißt es:
„Die Sophia, die genannt wird: die Unfruchtbare, sie ist die Mutter der Engel. Und die Gefährtin (des Erlösers) ist Maria Magdalena. Der (Erlöser liebte) sie mehr als (alle) Jünger und küsste sie (oft) auf ihren Mund.“
Der fragmentarische Text wird von W.W. Isenber so übersetzt:
„Die Weisheit, die die Unfruchtbare genannt wird, sie ist die Mutter der Engel und die Gefährtin des Heilands. - Der Heiland liebte Maria Magdalena mehr.“
Wie auch immer dieser fragmentarische Text übersetzt wird, an der Tatsache, dass es diese innere Beziehung Jesu zu Maria aus Magdala gab, gibt es keinen Zweifel. Auch das apokryphe Thomasevangelium6 aus dem Jahr 170 (das ist 50 Jahre nach dem Jh-Evangelium) zeigt eine hervorragende Stellung Maria Magdalenas.
Besonders die Gnosis7 zeigt auf, dass Maria Magdalena die Gefährtin Jesu war. Das war mit ein Grund, warum die Katharer8 so unerbittlich von der katholischen Kirche verfolgt und schließlich vollständig vernichtet wurden.
Am ergiebigsten ist wohl die Pistis Sophia9, ein gnostischer Text, der von Maria Magdalena geradezu dominiert wird. Solche Texte gibt es von Maria, der Mutter Jesu, nicht. Das wirft die Frage auf, ob nicht der Schwerpunkt der Gesamtbetrachtung, was das Thema Jesus und die ihn umgebenden Frauen angeht, in dieser Zeit nicht auf dieser Maria aus Magdala lag. Da liegt es auf der Hand, das Papst Franziskus sie als „Apostellin aller Apostel“ bezeichnet hat10. Am 3. Juni 2016 wurde sie in den Rang der heiligen erhoben, Ihr Feiertag ist der 22. Juni. Da setzt sich spät die Erkenntnis durch, dass Gott auch starke Töchter hat. Schon in den christlichen Anfängen galt sie als „Apostelgleiche“.
Im Jahre 591 u.Z. identifiziert Papst Gregor I. Maria aus Magdala mit der namentlich nicht genannten Sünderin, die Jesus die Füße wäscht (Lk 7, 36 ff.). Aus dieser vagen Interpretation des Papstes heraus hat sich das Bild der Sünderin, ja sogar der Hure entwickelt. Viele christlich geleitete Auffanghäuser für „gefallene Frauen“ nannten sich folglich Magdalenenheime. Diese Interpretation der Figur der Maria aus Magdala hat dann ihr Bild bis in die Neuzeit hinein geprägt.
Ganz anders sieht es in Südfrankreich aus. Hier soll Maria aus Magdala zusammen mit Maria, der Frau des Kleophas und Martha von Bethanien gelandet sein und die Missionierung eingeleitet haben. Der Ort der Landung heißt noch heute Saintes-Maries-de-la-Mer.
Ein anderer Erzählstrang berichtet, Maria Magdalena sei mit dem Jünger Johannes und Maria, der Mutter Jesus, nach Ephesus gegangen und dort auch gestorben.
Die in allen Erzählungen immer betonte enge Beziehung zu Jesus und seiner Mutter lassen nur den Schluss zu, dass Maria aus Magdala mehr war als nur eine einfache Jüngerin, die in der Schar der übrigen Jünger mitzog.
Unter den apokryphen Schriften findet sich auch „das Evangelium der Apostelin Maria Magdalena“11.
Maria die Frau des Kleophas
Die Heilige Maria des Kleophas oder Maria des Klopas (auch Maria Jakobäa) ist im Neuen Testament als Jüngerin von Jesus von Nazareth erwähnt. Sie soll der Sage nach mit Maria aus Magdala in Südfrankreich missioniert haben (s.o) soll. Sie stand nach Jh 19,25 ebenfalls unter dem Kreuz. Wegen der unklaren Bezeichnungen gab es lange Zeit Probleme, das sie wegen der Namensgleichheit mit Maria, der Mutter Jesus, nicht deren Schwester sein kann. Die Parallelstelle beim Evangelisten Mt 27,56 spricht von Maria, der Mutter des Jakobus (des Jüngeren) und des Josef. Es ist auch nicht klar ersichtlich, in welcher Beziehung sie genau zu Kleophas (Klopas) stand. Durch die Namensgleichheit der Frauen ohne eine nachvollziehbare Differenzierung kam es auch zur Vermutung, sie könnte mit Ihrem Mann Alphäus (Kleophas) Mutter der „Herrenbrüder“ Jakobus und Joses sein. Auf diese Weise könnte die Mutterschaft Marias, die ja außer Jesus weitere Söhne hatte, in diesem Fall weggedeutet werden. Dann wären Jakobus, der Herrenbruder und Jakobus der Jüngere identisch.
Das ist aber ganz offensichtlich eine leicht durchschaubare Kunstinterpretation, die dazu dient, die Jungfräulichkeit Marias zu belegen.
Maria Klephae soll zusammen mit Maria aus Magdala und Maria Salome aus Galiläa (noch eine Maria) in Südfrankreich missioniert haben(s.o).
Der 24. April ist im römischen Kalender ihr Gedenktag.12