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Kopflos im Nebel Venedigs.

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Kochen? Hier? Nicht wir. Das machen andere für uns. Wir sind mal so was von noch überhaupt nicht in der Stimmung, auf Leute zuzugehen, um mit ihnen zu kochen. Kaum reden wir mit uns selbst. Geschweige denn, dass wir den Blick heben, um andere auf uns aufmerksam zu machen. Echt vertrackt, so eine Fahrt ins Ungewisse. Falls ich das bisher nicht gewusst haben sollte. Jetzt ist es mir klar. Schlagartig. Trotz Dezember-Nebel. Ganz schön diesig in der Waschküche Venedig. Die Hand vor Augen sehe ich nicht, als ich den rechten Fuß vor meinen linken setze. Vorsicht, Gondel, denke ich nur kurz und stehe direkt am Wasserrand. Glück gehabt, nicht reingefallen. Gutes Omen, sag ich stumm bei mir. Wie in Watte gepackt stehe ich da. Doch Mist, Watte ist nichts für den feuchten Nebel Venedigs. Futsch alle Opulenz und Würde. Wie ein pitschnasser Vogel in der Abenddämmerung sehe ich aus. Weiß nicht woher, weiß noch weniger wohin. Da ist die Küche Italiens das einzig Rettende für mich. Wer bitte hätte das gedacht? Dass ich mich einmal in die warme Kammer eines spärlich beleuchteten Restaurants flüchte, um mir einen Wein nach dem andern einzuhelfen? Vom Guten natürlich. Anders nicht. Der macht meine Gesichtszüge weicher und meine Gedanken gefälliger. Was wir essen? Oh, echt, ich weiß es nicht. Pasta? Pizza? Oder beides? Ich bekomme es weder mit, noch hat es den Klacks einer Bedeutung heute Abend für mich. Nur eins ist mir wichtig. Ich fühle mich gut aufgehoben in der Wohligkeit der Küchendüfte. Ganz so, als sei ich gemütlich zu Hause. Werde bekocht, verwöhnt, muss mich um nichts kümmern, kann Häufchen Unglück spielen, so lange ich will. Keiner fragt, keiner sagt etwas. Und wenn die Watte wieder trocken ist, dann geht es wieder los mit der Weiterfahrerei auf große Tour. Ob es Marco Polo eigentlich auch so ging, damals, als er sich auf den Weg machte? Vielleicht hat er es nur keinem erzählt und ich tue es nun nachträglich für ihn. Ist ja lang genug her und ein Zacken bricht mir nicht aus der Krone, wenn es darum geht, zuzugeben, dass das mit dem ganzen Reisevorhaben schon eine gewaltige Nummer ist. Und heute ist erst einmal Tag Eins von Unendlich.


Mann und Frau und Reisehunger

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