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Die erste Band

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Irgendwann fragten mich meine Musik-Lehrer tatsächlich, ob ich Lust hätte, in ihrer Band zu spielen. So durfte ich noch als Schülerin neben meinen Lehrern Gerhard Jahn und Herbert Benasse in der größten Halleschen Tanzband aufschlagen.

Ab jetzt war ich Saxophonistin in der Wolfgang Kudritzki Band!


Es war die beste Schule, die mir passieren konnte. Neben Profis als blutiger Anfänger (wobei ich das zu diesem Zeitpunkt keineswegs so sah!) lernte ich, die Theorie in der Praxis anzuwenden. Blattspiel zum Beispiel … das heißt, man bekommt ohne Probe irgendein fremdes Notenblatt vorgelegt und schon geht’s los … 1-2-3-4 und ab die Post! Das war wörtlich zu nehmen, die Männer waren schneller als die Polizei erlaubt, und bis ich es begriff, waren die Herren bereits im Refrain. Das Prozedere wiederholte sich tragischerweise regelmäßig.

Wir begleiteten auch Artisten – die mitgebrachten Partituren dieser Künstlergattung waren immer schnell und meistens auch sehr schwierig zu spielen. Außerdem fuhren die Solisten oft von einem Auftritt zum nächsten, standen also unter Zeitdruck und kamen immer so knapp, dass echt NIE eine Probe vorab möglich war. Aber ich war lernfähig und meine Lehrer hatten bewundernswert große Geduld mit mir. Ich hatte übrigens im Leben noch viel häufiger das Glück, mit Leuten zu arbeiten, die mir zeigten, wo der Haken hängt. Das ist zwar immer sehr schwierig und erdend, dafür aber extrem bildend.

Ausreichend Lampenfieber war auch immer im Gepäck.

Einmal begleiteten wir ein internationales Tanzturnier. Man erklärte mir vorab, was auf mich (immer noch als Schülerin!) zukommt. Standards, Walzer, Tango, Quickstep, Rock ’n’ Roll und lateinamerikanische Sachen wie Samba, Rumba, Paso Doble, Jive.

Oh, was war ich aufgeregt! Ich war sogar so aufgeregt, dass ich zwar alle meine passenden Outfits einpackte, aber beide Saxophone vergaß. Wir bemerkten das nach knapp 80 Kilometern zurückgelegter Strecke. Der Bandbus drehte meinetwegen und wir holten die Instrumente. Ich hörte mir 160 Kilometer lang an, wie unerklärlich es sei, zwar an Outfits zu denken, aber die Saxophone zu vergessen und welche Vorteile doch ein Mann am Saxophon hätte. Mist, irgendwie hatten sie ja Recht.

Ich riss mich bei diesem Tanzturnier dermaßen zusammen, dass ich sämtliche Stilistiken einhielt, keinen Einsatz verpasste und mich trotzdem noch showmäßig bewegte. Wahrscheinlich war ich selten sieben Stunden am Stück so hochkonzentriert. Am Ende kam ein Wertungsrichter in die Bandgarderobe und meinte:

»Meine Herren – Glückwunsch zu dieser gelungenen Veranstaltung. Sehr gern kommen wir wieder auf sie zu. Und ihre Frau mit Saxophon war klasse.«

Ich verkniff mir ein Lächeln.

Viele Abende stand ich nun musizierend auf Bühnen und kam erst spät nachts heim. Da ich in der Schule ausgesprochen gut war, entfiel so auch gelegentlich die erste Stunde Mathematik oder Geografie. Die Hausaufgaben waren immer leicht, gab es doch mal die Schulnote zwei, ärgerte ich mich maßlos. Ich hatte fast immer alles Einsen (außer in Ordnung und Betragen). Das hielt mir den Rücken frei, um die verbleibende Zeit in die Musik zu investieren und mit meinem Hund zu spielen.

Als Band arbeiteten wir mit Dagmar Frederic, Heinz Florian Oertel, Eberhard Chors, Günthi Krause und Peter Wieland. Sie waren zur damaligen Zeit der Wende echte Stars, die sich ihre Karriere bereits erarbeitet hatten und mit mir trotzdem bodenständig und ausgesprochen liebenswert umgingen. Das prägte mich für die Zukunft: »Den wahren Charakter eines Menschen erkennt man daran, wie er mit Schwächeren umgeht.« Die ersten Schritte auf die Bühne waren also getan und ich verstand allmählich:

Erfolg ist eine Treppe – keine Tür! Man geht nicht einfach durch eine Tür und ist am Ziel. Und eine Treppe kann man recht mühsam nach oben steigen, aber ebenso flott nach unten stolpern … und in High Heels geht’s noch schneller abwärts! Aber oft war das Glück an meiner Seite.


Ich sag's mit Sax!

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