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Das Lied vom Schwan

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Danny Dittrich gehörte zu den Künstler- und Konzertagenturen, die mich inzwischen regelmäßig buchten. Er sorgte so dafür, dass ich ebenso regelmäßig alle anfallenden Rechnungen im Alltag bezahlen konnte. Ich mochte ihn und schätzte ihn schon damals wegen seiner außergewöhnlichen Inszenierungen.

Eines Tages rief er an und meinte, für eine bestimmte Gala wäre etwas mehr Aufwand erforderlich. Ich sollte ein Lied speziell für seine neue Show produzieren. Er sagte: »Kathrinchen, das gewünschte Lied heißt Schwanensee!«

Oha, nun gut … Tschaikowskis Ballettmusik fand ich schon faszinierend. Schließlich handelt es von einer Prinzessin, die vom bösen Zauberer in einen wunderschönen Schwan verwandelt wurde. Und nur die bedingungslose Liebe eines Prinzen konnte diesen Zauber rückgängig machen. Ich fand es ein grandioses Thema, ein wahrer Diamant unter den Edelsteinen der Klassik. Und eine Melodie – bestens geeignet zum Interpretieren – also ganz großes Kino!

Ich sagte sofort am Telefon zu und bat ihn, mir einen tollen Prinzen in Form eines klassischen Balletttänzers für die Live-Inszenierung an die Seite zu stellen. Erstaunt fragte er, warum es ein Prinz sein sollte und im Original komme doch ein Prinz gar nicht vor …

Wir redeten offensichtlich über sehr unterschiedliche Themen. Auf genauere Nachfrage von mir kam seine Antwort: »Na was weiß ich wie das Lied genau heißt! Irgendwas mit Schwan!« Mir »schwante« es – und so produzierte ich statt Tschaikowskis Schwanensee nun den Schwanenkönig von Karat.

Die Gala war ausverkauft und meine Fassung des »Schwanen-Königs« schien echt zu gefallen. Das musste ich nutzen! Ich erinnerte mich an Rainer Trautmann, einen Radio-Redakteur beim MDR, rief ihn an – bekam einen Termin und spielte ihm das Lied vor. Kurz darauf lief »mein Schwanenkönig« sogar im Radio. Die momentane Glückssträhne hielt an und ich bekam die Zusage für »Musik für Sie«, einer Samstagabend-Show.

Tragischerweise brach jetzt die Vogelgrippe aus!

Und ich hatte ein Lied im Gepäck, das nicht von liebenden Prinzen handelt, sondern von einem liebenden – aber sterbenden Vogel. »Es ist ein Schwanenkönig, der in Liebe stirbt!«

So schnell, wie ich im Fernsehen war – war ich fast wieder raus. Denn ein Redakteur empfand es als völlig abartig, zu dieser Zeit auch noch musikalisch Vögel sterben zu lassen. Und als »Nobody-Z-Promi« diskutiert man nicht mit TV-Leuten. Aber irgendwie fanden sie das Lied dann doch zu schön, um es in den Papierkorb zu verdammen. Nach sehr klarer und akzentuierter Ansage des zuständigen Regisseurs musste der geniale Background-Gesang »wenn ein Schwan singt …« auf »ha-ha-ha-hah« (man nennt das »Vocalisen«) umgestellt werden.

Ich konnte damit leben und freute mich, die Sendung nicht heulend auf dem Sofa als Zuschauer, sondern Saxophon spielend im TV-Studio zu erleben.


Ich sag's mit Sax!

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