Читать книгу Ich sag's mit Sax! - Kathrin Eipert - Страница 12
Vom Fern-Sehen
ОглавлениеWenn sich ein Künstler nur auf sein Glück verlässt, wird er ganz schnell vom Glück verlassen sein. Zu unserem Beruf gehört mehr, als so mancher glaubt. Das Zauberwort heißt Arbeit. Damit meine ich Beständigkeit, Biss, Kreativität und immer wieder üben, üben und nochmals üben. Sonst sieht man dem Geschäft schneller zu, als einem lieb ist – und zwar aus der Ferne!
Da ich das nicht vorhatte, war ich längst zum Arbeiter geworden. Ich wollte nicht auf dem Sofa liegen, Schokolade in mich reinstopfen und über andere Leute im Fernsehen meckern.
Und ein Künstler braucht Öffentlichkeit. Er muss gesehen werden – am besten im Fernsehen. Mein Ziel war, es wenigstens selbst zu versuchen. Dass diesen Gedanken Unmengen an Menschen haben, ist zu jeder Tageszeit im TV zu erleben. Nun gut, bei manchen klappt es, bei manchen geht es schief. Welche Varianten hatte ich also für mich?
Das Risiko, dass mein Fernsehauftritt bei Günther Jauchs »Wer wird Millionär« in öffentlicher Blamage endet, war zu hoch. Ehrlich, dafür bin ich zu doof.
Für die Chirurgen-Sendung »Extrem schön« war ich eventuell von Mutter Natur noch zu gut ausgestattet, also nicht hässlich genug. Ich halte mich zwar nicht für schön, aber wenn ich gebadet, eingecremt und geschminkt bin, ist es zumindest irgendwie auch ohne plastische Chirurgie zu vertreten. Und das »Dschungelcamp« kam für mich als Vegetarier und mit einigen Phobien belastet auch nicht in Frage. Es gibt noch »Frauentausch«. Aber das hätte extremes Aufräumen bedeutet. Irgendwie ist bei mir im Haus immer das Chaos vorherrschend. Ich hatte ja schon als Kind in Ordnung nur ne Zwei auf dem Zeugnis. Außerdem, welcher fremde Mann könnte mich und mein ständiges Saxophonspiel eine Woche lang ertragen? Diese Kraft hatte nur einer, und der hätte mich NIEMALS eine komplette Woche mit einer anderen Frau getauscht.
Beim Schreiben dieser Zeilen stockt mir gerade der Atem – ich hab IHN eigentlich nie danach gefragt …
Oh, also schnell zurück zur Realität!
Meine realistische Chance ins Fernsehen zu kommen, bestand also nur, wenn ich gute Arbeit vorlegte und mein Saxophon klingen ließ. Dieser Grundsatz zieht sich bis heute durch mein Leben. Ich hab ganz sicher ne Menge Fehler, aber mangelnden Fleiß kann mir niemand vorwerfen.
Nun ist Fernsehen aber ein sehr spezielles Thema.
Als Zuschauer erlebt man immer die perfekte Show, hoch professionell inszeniert. Allerdings – wie im wahren Leben auch – spielen sich hinter den Kulissen manchmal lustige, manchmal auch tragische und nicht immer vorhersehbare Dinge ab. Und genau dahin möchte ich Sie jetzt mitnehmen und Ihnen einige Begebenheiten erzählen.