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Liebe auf den ersten Ton

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Freilich kam ich nicht Saxophon spielend auf die Welt. Ich wurde nicht in einem Schloss geboren und auch nicht mit goldenen Löffeln gefüttert. Aber ich hatte eine grandios glückliche Kindheit mit allem, was dazugehört. Ich tobte viel im Garten, hatte meinen Hund Arco, war im Winter zum Skifahren in den Bergen und im Sommer am Meer.

Die liebevollsten Eltern der Welt waren zweifellos meine und sie taten alles für mich, was irgend möglich war.


Trotz beruflicher Anspannung investierten sie sehr viel Zeit in mich. Wir lasen in Kinderbüchern, sangen Lieder und unterhielten uns sehr viel über Dinge, die wichtig sind für einen kleinen Menschen. Ich meine solche Sachen wie Ehrlichkeit, Anstand, Respekt und Mut zum Gefühlezeigen. Musikalisch waren meine Eltern glücklicherweise auch. Als ich aus dem Schrei- und Rasselklapperalter raus war, hatte ich plötzlich ein Akkordeon um! Nach gefühlten zehn Wochen, vielleicht waren es tief in meiner Seele auch nur zehn Minuten, beschloss ich: DAS Instrument hasse ich. Meine Standpunkte verteidigte ich schon damals recht konsequent. Ich zeigte kurzzeitig Kompromissbereitschaft, aber immer gekoppelt mit allen falschen Tönen, die ich dem Ding entlocken konnte. War auch nicht schwer. Ich tat einfach so, als würde ich üben. Den monotonen Klang des Akkordeons blendete ich durch konsequentes Weghören aus.

Man kann mit gewissen Ton-Kombinationen schon akustische Umweltverschmutzung betreiben und damit elterliche Nerven extrem auf die Probe stellen.

Und genau das war der Plan. (… Mut zum Gefühlezeigen!) Der Sound des Akkordeons war für mich persönlich der grausamste Sound meines Lebens. Und mein Blick war nie auf den Noten, sondern immer auf Papas faszinierendem SAXOPHON! Nach kurzer Zeit hielt ich es das erste Mal allein in den Händen.

Das Saxophon fühlte sich grandios an, fast so, als wäre es extra für mich gebaut worden. Es sah umwerfend aus, mit all seiner Eleganz und Persönlichkeit.

Ich erinnere mich noch heute, dass in diesem Augenblick ein Lichtstrahl auf die goldig glänzenden Klappen fiel.

Was für ein magischer Moment! Ich entlockte dem Sax einen ersten Ton und hatte sofort das Gefühl: DIESES Instrument »lebt«.

Ab diesem Zeitpunkt waren meine Puppen langweilig. Als Papa mir dann noch eine Melodie vorspielte, die ich Wochen vorher auf dem Akkordeon üben musste und akustisch der direkte Vergleich stand, war es um mich geschehen.

Halleluja, genau das war es, was ich wollte.

Liebe auf den ersten Ton.


Als Kind im Urlaub … die entspannteste Zeit überhaupt.


Arco war einer der ersten Männer in meinem Leben.

Ich sag's mit Sax!

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