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2.6 Probleme der Unterteilung in die logische, dialektische und rhetorische Perspektive

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Die Schwierigkeit, den Status von argumentativer Geltung aus der rhetorischen Perspektive genau zu benennen, weist auf ein Problem des heuristischen Modells der drei Perspektiven auf Argumentation hin. Auch wenn es möglich ist, die drei Ebenen analytisch zu trennen, so werden die Grenzen in der Praxis doch immer wieder verwischen. In der Analyse von authentischer Argumentation ist oft insbesondere zwischen rhetorischer und dialektischer Perspektive nicht klar zu unterscheiden.

Die Differenzierung des Argumentationsbegriffs in drei Perspektiven ist nicht unumstritten. Sie ist kritisiert worden, da sie suggerieren könnte, es gäbe nur drei Perspektiven, aus denen Argumentation untersucht werden kann und diese drei seien in sich geschlossen (Gilbert, 2014; Johnson, 2009). So gibt es sicher nicht nur eine rhetorische, eine dialektische oder eine logische Perspektive, sondern innerhalb dieser Trias wiederum verschiedene, auch widerstreitende Ansätze. Zudem sind die verschiedenen Ansätze in sich nicht klar abgeschlossen, wie später in den Kapiteln zu dialektischen und rhetorischen Ansätzen zu sehen sein wird.

Blair (2012) hat die Einteilung grundsätzlich kritisiert, da er zum einen davon ausgeht, dass die Perspektiven sich nicht genau trennen lassen, zum anderen feststellt, dass einige Autorinnen beispielsweise unter „rhetorischer Argumentation“ eher einen bestimmten thematischen Bereich und keine analytische Perspektive verstehen: Diskurse, in denen die WahrscheinlichkeitWahrscheinlichkeit von Aussagen dominiert und dennoch Entscheidungen getroffen werden müssen, wie im politischen Diskurs. Blair selbst vertritt die Sichtweise, dass die rhetorische Perspektive auf die Rede und die dialektische Perspektive auf das Gespräch bezogen sein sollte und die Logik in beiden Bereichen die Normen bereitstellt, nach denen die Geltung der Argumente analysiert werden kann (vgl. Blair, 2012, S. 13). Jørgensen (2014), Vertreterin einer eher rhetorischen Sichtweise, antwortete darauf mit der Feststellung, dass insbesondere die Charakterisierung der rhetorischen Situation durch die Rede sowie die eher antiquiert wirkende Beschreibung von Redesituationen als monologisch und nicht-interaktional einem modernen Rhetorikverständnis und Verständnis von öffentlicher Rede nicht gerecht werden. Zugleich lehnt aber auch Jørgensen den Begriff der Perspektive ab, zumindest soweit er einen essentiellen Unterschied zwischen den einzelnen Perspektiven festschreibt (vgl. Jørgensen, 2014, S. 153). Jørgensen schlägt vor den Begriff der Perspektive durch den des Feldes zu ersetzen, im Sinne eines logischen, dialektischen und rhetorischen Feldes (vgl. S. 154, 162). Nun ist der Feldbegriff in der Argumentationswissenschaft klar besetzt durch den FeldbegriffFeldToulminFeldToulmin bei Toulmin (siehe Kapitel 4.2.1). Davon abgesehen erlaubt der Begriff der Perspektive aber auch einen analytischen Zugriff, der in der Behandlung des Beispiels deutlich geworden ist: Derselbe Text, dasselbe Gespräch, dieselben Aussagen können aus verschiedenen Blickwinkeln mit den dazugehörigen theoretischen Implikationen untersucht werden, ohne dass eine Perspektive besser oder angemessener wäre. Es ist aber durchaus möglich, dass eine Perspektive sich in einem bestimmten Fall als „interessanter“ herausstellt, d.h. neue Erkenntnisse bringt. Aus dieser Sicht ist die Heuristik der drei Perspektiven hilfreich, um einen Zugang zur Argumentationswissenschaft zu ermöglichen und das Feld zu ordnen, um den eigenen analytischen Zugang zu klären und um die scheinbare Inkompatibilität verschiedener Ansätzen aufzulösen. Gleichwohl bleibt es eine Heuristik.

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