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Über Fast Food und Führmaschinen
ОглавлениеWenn wir wahrnehmen, was wirklich fehlt, erst dann fangen wir an, neue Wege zu suchen.
Wo früher die Pferde tagaus und tagein durch ihre Arbeiten in der Landwirtschaft, beim Militär oder als wertvolles Transportmittel beschäftigt wurden, war ein Bewegungsmangel durch die damals eher engen Stallungen kein Problem. Heute sieht das anders aus. Die Aufgaben der Pferde entwickeln sich mit unseren Ansprüchen und Lebensformen zeitgleich mit. Pferde sind der Lebensmittelpunkt vieler Menschen und bekommen somit deren Probleme ab. Von ihrem natürlichen Leben entfernt sich das immer weiter.
Vergleichen Sie sie wieder mit uns Menschen, werden Sie Parallelen feststellen. Unsere heutige Zeit fordert ihren Tribut in allen Lebensbereichen.
Die Freizeit der Menschen, mit den vielen Möglichkeiten und voller Aktivitäten, ist – unter ständigem Termindruck – heutzutage begrenzt. Zeit ist Mangelware.
Darunter leiden unsere Pferde, die hauptsächlich als Freizeitpartner dienen. Lebensraum ist nicht nur für Menschen teuer, auch in der Pferdehaltung zählt jeder Quadratmeter. Oft leben die Pferde in Ställen, wo der Lebensraum mit einem Huhn in einer Legebatterie durchaus zu vergleichen ist, weit weg von seinen frei lebenden Artgenossen im natürlichen Lebensraum. Es fehlt vor allem an der für das Pferd lebenswichtigen Bewegung. Die Spirale dreht sich weiter. Um die mit Bewegungsmangel verbundenen Erkrankungen zu therapieren oder das Pferd in dieser künstlichen Welt gesund zu erhalten, erschließen sich neue (mehr oder weniger sinnvolle) Alternativen und neue Berufszweige. Mancher Terminkalender eines Pferdes ähnelt dem seines Besitzers. Training auf dem Laufband oder in der Führmaschine, Phy- siotherapeuten-Termine, Zahnbehandlungen und Solariumsbesuche gehören zum Alltag vieler der wertvollen Rösser.
Unterforderung, ob in der Bewegung oder in sozialer Beschäftigung, verbunden mit Überforderung durch Aufgaben der modernen Welt, machen Mensch wie Tier krank.
Dabei benötigt unser großer Freund vor allem gutes Raufutter und ausgesuchte Gräser, Kräuter. Aber auch Laub und Zweige stehen auf dem natürlichen Speiseplan unserer Pferde. Während sie Nahrung zu sich nehmen, sind sie in Bewegung und ständig untereinander im Austausch. Sie fressen in ihrem natürlichen Lebensraum bis zu 18 Stunden am Tag und zwischendurch gehen sie immer ein Stück. Diese regelmäßige Bewegung in Freiheit unter Artgenossen ist für Kopf und Körper mindestens genauso wichtig wie eine gute Ernährung. Pferde sind dafür gebaut, miteinander ständig beschäftigt zu sein. Alles andere macht sie krank – psychisch und physisch.
(Foto: Christiane Slawik)
Die Umstellung der Haltung, etwa durch die Einrichtung von Offenställen und durch artgerechte Bedingungen, geht nur langsam voran. Es fehlt an Platz für die vielen Pferde, die, nicht ausgelastet, in zu engen Ställen ihr Dasein fristen, bis ihr Besitzer einmal Zeit hat, ihnen Bewegungsmöglichkeiten zu schaffen. Leider bedeutet das in unserer vielfach künstlichen Welt nicht immer, dass die Pferde sich nach eigenem Bedürfnis austoben und freudig mit Artgenossen zusammen sein können. Wieder sollen sie nur die Erwartungen des Menschen erfüllen.
Bewusst leben heißt Verantwortung übernehmen – für sich selbst und für die neben uns.
Das Pferd wird sich immer den Haltungsumständen anpassen. Kann es das nicht mehr, fangen Schwierigkeiten an, die sich leider nicht durch ein Spe-zialfutter für gute Nerven wegzaubern lassen.
Unserem Pferd stabilen Kontakt zu Artgenossen, ausreichende Bewegung und Platz sowie eine möglichst natürliche Ernährung zu ermöglichen, liegt in unserer Verantwortung.