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Pferde unter Druck – im Menschensystem funktionieren

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Wie wir selbst soll auch unser Pferd „funktionieren“. Es reist von Fohlenbeinen an weite Strecken, muss sich schnell umstellen und neu einfügen können. Neue Ställe oder auch Besitzerwechsel sind an der Tagesordnung. Dabei sollte es perfekt für unseren Sport einsetzbar sein, danach wird es gewertet und gehandelt. Der Leistungsverweigerer findet keinen Platz in diesem Denken. Ähnlich den Menschen muss auch das Pferd mit dem Druck fertigwerden, den wir ihm zumuten.

Es muss sich nach Wunsch reiten lassen, gut funktionieren. Als Reitschulpferd, Turniercrack, muss es seine Termine artig erfüllen. Einfach nur Pferd sein, in einem stabilen sozialen Umfeld, das sich Herde nennt, ist in vielen Gegenden nur schwer möglich.


(Foto: Christiane Slawik)

Pferde können nicht sprechen, sodass wir Menschen es eindeutig und unüberhörbar verstehen; ihnen fehlt ein Schmerzlaut, wenn ihnen die Umstände nicht passen oder sogar wehtun. Pferde erdulden lange. Dabei können sie durchaus depressiv werden; die Liste der Verhaltensstörungen und Degenerationserscheinungen in Gefangenschaft ist lang. Weggesperrt in kleinen Boxen müssen sie, wenn sie dann einmal herauskommen, sofort das tun, was sich Reiter für sie ausgedacht haben.

Die Starken sind da, um den Schwachen zu helfen.

Das Pferd muss funktionieren, auch bei dem Reiter, der es grob behandelt und nicht hinhört, wenn es sich auf seine Weise wehrt, erst vorsichtig, dann immer massiver. So sollte zum Beispiel ein Pferd ein Dressurpferd werden. Es wird jahrelang dahin getrieben, obwohl es überhaupt nicht geeignet ist. Die Vorstellungen und Ansprüche des Menschen bestimmen das Leben des Pferdes bis in den letzten Winkel seines Daseins – mit oft für beide erschreckenden Konsequenzen.

Es fehlen Zeit und Bewusstsein, oft auch einfach das Wissen, um genau hinzuhören, was unser Pferd uns sagen möchte. Missverständnisse und Überforderung sind also an der Tagesordnung. Eine Vollbremsung und eine Richtungsänderung erfolgen selten.

Dass Krankheit oder Widersetzlichkeit durch artfremde Lebensumstände und Stress hervorgerufen werden, für diese Einsicht ist im Denken der Pferdemenschen wenig Platz. Auch hier fehlt es an Zeit, Geduld und Geld, um nach Hintergründen zu suchen, sich fachliches Wissen zum komplexen Geschöpf Pferd und zum anspruchsvollen Reitsport anzueignen und in der Folge problematische Haltungs- und Umgangsformen zu verändern.

Also werden Pferde krank, wie ihre Menschen entwickeln sie Magengeschwüre und Allergien durch Stressfaktoren, wie einen Stallwechsel oder ähnliche Veränderungen. Dass Pferde unreitbar werden oder ihre Leistung nach einem Stall- oder auch Reiterwechsel einbricht, zeigen Beispiele auch aus dem großen Turniersport.

Die Schuld, warum plötzlich nichts mehr klappt, wird gern irgendwelchen Krankheiten zugeschoben. Mit den wahren Gründen möchte kaum einer etwas zu tun haben. Das Erkennen und vor allem das Annehmen der Bedürfnisse unseres Gegenübers, hier dem Pferd, fehlen oft gänzlich.

Unsere Pferde brauchen keine bunte Welt und jeden Tag etwas Neues. Sie zeigen uns, wie sie am glücklichsten sind: in einer stabilen Herde, mit genügend Bewegung und ausreichend gutem Futter. Aller sonstige Überfluss ist Erfindung der Menschen.


(Foto: Christiane Slawik)

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