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Pferde und Menschen in einer modernen Welt Mein Leben mit Pferden
ОглавлениеB is heute wächst diese große Liebe, und ich glaube allmählich zu verstehen, was sie uns zu sagen haben. Ein Leben reicht manchmal nicht aus, um die Lebensaufgabe zu finden. Ich bin dankbar, meinen Weg endlich deutlich zu erkennen, ihn zu akzeptieren und mit ganzem Herzen dieser zentralen Leidenschaft meines Lebens zu folgen. Nicht immer wurde mir das leicht gemacht.
Es begann früh. Nicht wirklich anerkannt von meiner Familie, setzte ich meinen einzigen Berufswunsch mit 16 Jahren in die Realität um. Ich packte meine Koffer und begann etwa 200 Kilometer entfernt von meiner Heimat eine Ausbildung als Pferdewirtin.
Pferde faszinieren durch ihre unbändige Leidenschaft für Freiheit.
Schon viele Jahre vorher sah und fühlte ich, neben der schönen Seite des Pferdesports, das große Leid, das diesen wunderbaren Tieren tagtäglich zugefügt wurde. Mit zehn Jahren stand ich weinend in der Reithalle, weil ich es absolut nicht verstand, warum mein Lieblingspferd Furo wieder einmal heftig mit der Gerte geschlagen wurde. Sein Kopf war mit einem kurzen Stoßzügel festgebunden, wenn er an einem Samstag seine vierte Reitstunde hintereinander absolvieren musste. Dieses scheinbar „normale Leben“, das viele Reitschulpferde erdulden müssen, konnte ich schon damals nicht mitansehen.
Heimlich brachte ich Furo so manches Mal auf eine Koppel, damit er seine Freiheit für wenige Minuten genießen konnte. Dort tanzte er los, seinen Schweif hielt er stolz in die Höhe, reckte den Hals und drehte voller Glück seine Runden in einem Tempo, das ich ihm nie zugetraut hätte. Voller Respekt beobachtete ich den im Reitschuleinerlei langsamen, müden Gaul, wie er seine Freiheit auf der Koppel genoss. Wie er sich in wenigen Augenblicken in das Tier verwandelte, als das er eigentlich geschaffen war. Kraftvoll, edel, freiheitsliebend und empfindsam. Temperamentvoll, wenn er nicht in Zwängen steckte, die er still erduldete. Er gehörte zu jenen sanften Charakteren, die sich eher zurückziehen, als dass sie sich wehren. Auf der Koppel durfte ich sein wildes Pferdeherz spüren, diese ungebremste Leidenschaft erkennen, die das Pferd ausmachen – wenn wir sie zulassen. Wenn wir ihnen Freiheit und Raum geben, um sich zu entfalten. Ich fühlte mich Furo damals so nah wie nie einem Lebewesen zuvor. Heute weiß ich, warum.
(Foto: Carmen Krebs)