Читать книгу Krähenzeit - Katrin Fölck - Страница 11
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Wie immer, wenn er etwas brauchte, ging Robben de Fries in den kleinen Einkaufsmarkt am Ende der Straße. Im „Sullyvans“ war er Stammkunde, seit er in die Upper Street gezogen war. Der Inhaber war ein Inder oder Pakistani, aber so genau wusste er das gar nicht. Eigentlich war es ihm genau genommen auch egal. Der Verkäufer war freundlich, der Laden sauber, das Angebot zufrieden stellend. Das reichte ihm. Außerdem musste er für die Sachen, die er brauchte, nicht extra in den weiter entfernten Supermarkt fahren.
Für seinen Einkauf brauchte er nicht lange. Als er bezahlen will, wird er vom Betreiber des Ladens angesprochen: „Haben Sie das schon gehört…?“
Der Besitzer hatte noch nie ein Wort mit ihm gewechselt, außer dem obligatorischem „Hallo“, „Danke sehr“, „Haben Sie alles gefunden?“, „War alles zu Ihrer Zufriedenheit?“ und „Auf Wiedersehen.“ Daher sah er den Besitzer irritiert an. Dieser sprach weiter: „… das mit der Kleinen? Die wohnt gleich ein paar Häuser entfernt von hier… Mein Gott, nicht auszumalen, was da passiert ist?!“
Er überlegte lange, was er tun sollte, etwas anbringen oder lieber schweigen. Doch eigentlich wollte gar keiner seine Meinung hören, denn einige der anderen Kunden, die ebenfalls an der Kasse standen, fielen bereits ins Gespräch ein.
„Es ist ja nicht das erste Mal, dass so was hier in der Gegend passiert…“, pflichtete eine ältere Dame bei.
„Wie meinen Sie? Wissen Sie mehr?“, interessierte sich nun eine weitere Kundin.
„Na, vor einigen Jahren ist schon einmal ein Mädchen verschwunden. Und danach zwei Schwestern und eine junge Frau.“
„Hat man sie gefunden?“
Die Frau schüttelte den Kopf.
„Das ist ja schrecklich!“
„Sie sagen es. Da läuft ein Mörder frei herum und die Polizei tut nichts!“
Ihm wurde unbehaglich in der Menge. Er fühlte sich ohnehin unter Menschen nicht wohl. Um sich in Erinnerung zu bringen räusperte er sich: „Ich möchte die Sachen bezahlen…“
Als keiner reagierte, wiederholte er sein Anliegen mit dünner Stimme.
Plötzlich wurde es ganz still. Alle starrten ihn an. Dann schien sich der Besitzer des Marktes wieder auf seine Arbeit zu besinnen und hielt ihm seine rechte gewölbte Handfläche hin. Schnell legte er das geforderte Geld hinein und verließ den Laden, froh, dem Ganzen entkommen zu sein.