Читать книгу Krähenzeit - Katrin Fölck - Страница 6
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Stanley Cooper hatte bereits unzählige Male versucht, seine Freundin zu erreichen. Schließlich hatte er es aufgegeben und ihr eine Nachricht auf der Mailbox hinterlassen. Er hatte sich mit einem ehemaligen Studienkollegen für den Feierabend verabredet, der überraschend für einen Tag in der Stadt weilte. Aus diesem Grund würde er später nach Hause kommen.
Dass er jedoch gar nicht heimkäme, wusste er in diesem Moment noch nicht.
Die beiden Männer hatten sich viel zu erzählen und einiges getrunken. Da Stanley seinen Führerschein nicht riskieren wollte, nahm er das Angebot seines Kumpels an und übernachtete bei diesem im Hotel. Er fuhr am Freitagmorgen gleich vom Hotel aus in die Bank, in der er arbeitete. Von dort aus versuchte Stanley abermals, seine Freundin zu erreichen. Doch auch dieses Mal hatte er kein Glück. Den ganzen Tag lang wartete er auf ein Zeichen von ihr. Doch auch bis zum Abend hatte Sophie auf keinen seiner Anrufe reagiert. Auf keinen einzigen.
Wahrscheinlich schmollte sie mit ihm. Deshalb dachte er darüber nach, ihr Blumen oder ihre Lieblingspralinen mitzubringen, um sie wieder versöhnlich zu stimmen. Andererseits hatte er sich nichts vorzuwerfen. Er hatte weder etwas Falsches getan, noch etwas zu beichten. Er war einfach nur mit einem alten Kumpel zusammen gewesen. Möglicherweise würde Sophie wohl gerade erst aus dem Grund, dass er ihr etwas mitbrachte, auf dumme Ideen kommen. Also ließ er es. Er könnte sie ja immer noch ins Kino einladen… Nur nicht gerade an diesem Abend. Er hatte Kopfschmerzen und brauchte wirklich etwas Ruhe.
„Sophie?“ rief er nach ihr, als er die Wohnung betrat. Er ließ Wohnungs- und Autoschlüssel auf die Kommode im Flur fallen. Alles blieb ruhig.
Stanley öffnete die Badezimmertür und schaute kurz hinein. Leer. Dann ging er ins Schlafzimmer. Keine Spur von seiner Freundin. Er fand nicht das Geringste, was seine Freundin ihm hinterlassen hatte. Keinen Zettel, keine Nachricht.
Daraufhin ging er in die Küche, ließ sich ein Glas Wasser ein und nahm eine Tablette gegen seine Kopfschmerzen. Dann ließ er sich auf die Couch fallen. Er musste eingeschlafen sein, denn als er gegen zweiundzwanzig Uhr aufwachte, war Sophie immer noch nicht zu Hause. Jetzt begann er, sich wirklich Sorgen zu machen. Der Anrufbeantworter fiel ihm auf, der blinkte. Wieso hatte er nicht schon beim Nachhausekommen daran gedacht? Er stürzte zu dem Gerät hin und hörte sich die hinterlassenen Nachrichten an. Vielleicht war ja eine von Sophie für ihn dabei?
„Sophie? Linda hier, denkst du an das Meeting um Eins?! …nur, weil du noch nicht hier bist. Es ist 12.“, war die erste eingegangene Sprachnachricht ihrer Arbeitskollegin. Die nächste kam ebenfalls aus dem Büro, dieses Mal von Eddie: „Sophie. Ich wollte dich nur noch einmal erinnern. Das Meeting ist in zehn Minuten. Linda dreht schon vollkommen durch, weil du noch nicht aufgetaucht bist…“
Die folgenden Nachrichten stammten von ihm selbst. Zum Schluss folgte noch eine von Linda, in der sie laut, hysterisch und lange erklärte, was sie von Sophie hielt.
Stanley ließ sich auf den Fußboden sinken. Was war hier los? Wo war Sophie?