Читать книгу Krähenzeit - Katrin Fölck - Страница 9
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„Wann, sagten Sie, haben Sie Ihre Freundin das letzte Mal gesehen?“, wollte Kommissar Jefferson Freeman von Stanley Cooper wissen.
„Gestern morgen.“
„Hm.“, sinnierte der Ermittler, „Entschuldigen Sie, dass ich das frage, aber hat es zwischen Ihnen Beiden in der letzten Zeit Streit gegeben?“, Kommissar Freeman musterte Stanley Cooper eindringlich. Als dieser verneinend den Kopf schüttelte, setzte er nochmals nach: „Keine Meinungsverschiedenheit?“
„Nein, nichts dergleichen.“
„War Ihre Freundin in letzter Zeit irgendwie verändert?“
„Wie meinen Sie das?“
„Nun, war sie schnell reizbar, aufbrausend…? Hatten Sie manchmal das Gefühl, sie sei mit ihren Gedanken woanders?“
„Worauf wollen Sie denn hinaus?“
„Nun, vielleicht hatte Ihre Freundin einen Geliebten?“
Stanley blickte den Kommissar entgeistert an. „Nein!“
„Und da sind Sie sich sicher, weil…?“
Stanley zuckte mit den Schultern. „Das hätte ich doch gemerkt.“
Der Kommissar verzog seinen Mund und wippte mit seinem Oberkörper mehrmals leicht vor und zurück. „War sie krank?“
„Krank?“
„Junger Mann, es gibt nicht wenige Menschen, die von einer schweren Krankheit erfahren…“, erklärte sich der Ermittler, „und …“ Der Kommissar hielt inne, ließ jedoch das Ende des Satzes ungesagt im Raum stehen.
„Dann hätte sich Sophie mir garantiert anvertraut.“
Der Kommissar kratzte sich am Kopf. „Haben Sie oder Ihre Freundin Feinde?“
„Nein.“
„Neider?“
„Nein!“
„Ihnen Beiden geht es finanziell sehr gut. Sie arbeiten bei einer Bank… Möglicherweise hat das ja jemanden auf den Plan gebracht. Vielleicht ist sie entführt worden…“
Stanley schwieg geschockt, wurde jedoch sofort wieder mit weiteren Fragen konfrontiert.
„Wir sollten in jede erdenkliche Richtung denken… Ich finde, es wäre am besten, Sie fahren jetzt nach Hause, falls sich jemand bei Ihnen meldet und Lösegeld verlangt. Vor Morgen kann ich eh nicht viel tun. Es sind ja noch nicht mal vierundzwanzig Stunden seit dem Verschwinden Ihrer Freundin vergangen… Möglichenfalls ist sie schneller wieder da als gedacht.“, versuchte Jefferson Freeman den jungen Mann aufzumuntern. „Sie jedenfalls haben alles Ihnen Machbare getan, um herauszufinden, wo Ihre Freundin ist… Sollte Sie bis Morgen früh nicht wieder aufgetaucht sein, würde ich Sie bitten, mir ein aktuelles Foto und ein Kleidungsstück Ihrer Freundin mitzubringen. Dann sind wir an der Reihe. Ich hoffe, wir finden sie.“
Die letzten Worte des Kommissars hinterließen bei Stanley Cooper ein befremdliches Gefühl, vor allem, wie er sie sagte.
„Gibt es da etwas, was ich wissen sollte, Kommissar?“
Jeff Freeman räusperte sich, bevor er antwortete: „Ich will Ihnen keinesfalls Ihre Hoffnung nehmen, junger Mann… Aber in den vergangenen Jahren gab es in und um Richmore Valley mehrere weibliche Vermisstenfälle. Sie sollten sich also besser auf alles gefasst machen…“
Stanley war blass geworden.
„Von wie vielen sprechen Sie?“
„Vier. Mit Ihrer Freundin sind es Fünf.“
„Und keine ist je wieder aufgetaucht?“
„Nein. Wir haben wirklich alles versucht.“
„Denken Sie, Sophie ist einem Verbrechen zum Opfer gefallen?“
„Es spricht alles dafür.“
„Oh Gott!“, brachte Stanley hervor und ließ sich wieder in den Sessel zurückfallen. „Glauben Sie, dass sie noch lebt?“, fragte er fast unhörbar.
„Ich weiß es nicht. Aber so lange die kleinste Hoffnung besteht, Ihre Freundin zu finden, so lange suchen wir nach ihr. Wir geben sie nicht auf, so, wie wir die anderen noch nicht aufgegeben haben. Ein paar unserer Leute sind immer noch an den alten Fällen dran…“
Stanley erhob sich, Jeff Freeman reichte ihm die Hand: „Verlieren Sie nicht die Hoffnung, junger Mann. Wir tun alles, was in unserer Macht steht. Ich melde mich, sobald ich Neuigkeiten habe.“