Читать книгу Ein Jahr mit einem Narzissten - Katrin Roth - Страница 10

Der Swinger Club

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Wie jedes Wochenende war er auf einer seiner Fortbildungen gewesen. Nun näherte sich der Sonntag seinem Ende zu. Seine Fortbildung würde bald vorbei sein, er würde sich wieder zum Flughafen und auf den Rückweg nach Hause begeben. Ich freute mich schon sehr auf die nächste Woche, weil ich ihn endlich wiedersehen konnte. Bevor wir uns am Telefon für den Tag verabschiedeten, schickte ich ihm wie immer Bilder von mir. »Genau das, was ich von meinem kleinen süßen Dreckstück haben will! Jetzt kann ich gut schlafen«, bekam ich als Antwort und fühlte mich durch seine Zufriedenheit bestätigt.

»Meine Pussy sehnt sich gerade sehr nach dir«, schwärmte ich.

»Das tut sie nicht nur jetzt, oder?«, fragte er nachdrucksvoll.

»Immer!«, antwortete ich schnell. Tatsächlich gab es nichts anderes mehr, an das ich denken konnte, außer ihn und seine Geilheit: »Ich werde bestimmt von dir träumen und dich zumindest da gut befriedigen.«

»So ist es brav, so will ich dich haben. Ich werde auch von dir träumen, wie du mir deine Löcher bereithältst und mir deine Geilheit gibst, damit es mir gut geht, wenn ich dich benutze.«

Mein Kopfkino fing bei seinen Worten wieder an zu laufen.

»Alle Löcher ficken, deinen hübschen Arsch, bis du zum Schluss an meinem Schwanz einschläfst. Am nächsten Morgen bläst du ihn und mich dann wach, und bevor du das erste Mal gefickt wirst und ich in deiner Fotze abspritze, bringst du mir meinen Morgenkaffee. So soll jeder Tag für dich starten«, fasste er seine Vorstellungen in Worte.

»Ich freue mich schon auf unser gemeinsames Wochenende!«, schrieb ich voller Vorfreude. Ich war schon im Halbschlaf gewesen, aber seine Worte hatten mich wieder wachgemacht.

»Auf unser Wochenende freue ich mich auch schon«, stimmte er zu.

Kurz nachdem wir uns kennenlernten hatte er mir mitgeteilt, dass er unbedingt auf eine Party gehen wolle, um mich all seinen Freunden vorzuführen.

Obwohl wir uns noch nicht sehr lange kannten, hatte er seinen Freunden schon einige Bilder von mir gezeigt, wie er mir dann hinterher stets sehr stolz erzählte. Laut seiner Erklärung waren seine Freunde sehr neidisch auf das, was wir hatten. »Deren Frauen sind nicht so devot wie du«, hatte er mir sichtlich erfreut mitgeteilt.

Er hatte vorgeschlagen, gemeinsam zu einer privaten Swinger-Party zu gehen, für welche es nur eine selektierte Gästeliste geben würde. Ich willigte sofort ein, wobei ich mich eigentlich mehr auf die gemeinsame Zeit mit ihm freute als auf die Party. »Endlich mal mehr, als nur für ein paar Stunden zusammen sein!«, freute ich mich.

Eine Erfahrung mit solch einer Party hatte ich schon gemacht. Damals war ich mit einem Mann verabredet gewesen, mit dem ich zuvor nur ein Kaffeedate gehabt hatte. Zwischen uns war zunächst nichts gelaufen und der Kontakt brach nach diesem ersten Date ab. Bevor wir auseinandergingen, hatte er mich gefragt, ob ich generell an einer Swinger-Erfahrung interessiert wäre. »Ja, warum nicht«, antwortete ich nach kurzer Überlegung. Ausprobieren kann man es ja mal.

Tatsächlich meldete er sich dann fast ein Jahr später unerwartet wieder und erinnerte mich daran, dass ich mein Interesse, an einer Swinger-Party teilzunehmen, ausgedrückt hatte. Gesagt getan.

Als ich an dem Abend der Swinger-Party an unserem Treffpunkt angelangt war, wurde mir plötzlich bewusst, wie verrückt das Ganze war - ich konnte mich nicht mal erinnern, wie dieser Mann überhaupt genau aussah! Wie sich später herausstellte, waren ihm wohl ähnliche Gedanken durch den Kopf gegangen.

Ein Taxi fuhr vor und ein attraktiver Mann im lässigen Anzug stieg aus. Ich zögerte etwas, bevor ich auf ihn zuging und ihn ansprach. Er hingegen ging zielstrebig auf mich zu, begrüßte mich mit den Worten: »Hey, schön dich zu sehen!«, umarmt mich dabei und küsste mich auf meine Wange. Mit solch einer stürmischen Begrüßung hatte ich nicht gerechnet. Er scheint locker und entspannt zu sein, dachte ich, das ist gut!

Da wir etwas zu früh dran waren und ich mich sehr nervös fühlte, entschieden wir uns, erst einmal ein paar Drinks in einer Bar zu nehmen. „Gin Tonic?«, hatte er gefragt. »Gerne, mit doppeltem Schuss!« Er nickte grinsend. Gemeinsam legten wir die Regeln fest und machten eine kurze Lagebesprechung. Er war erfahrener Swinger, während für mich alles komplettes Neuland war. Ich hatte absolut keine Ahnung, was genau mich erwarten würde und verspürte deshalb eine leichte innere Unruhe. »Ich habe nur eine Bitte an dich«, äußerte ich besorgt, »verlass bloß nicht meine Seite, egal was passiert!« Er versprach, dass er sich um mich kümmern würde. Das erleichterte mich. Wir waren uns einig, dass, egal was kommen würde, es das Wichtigste sei, Spaß zu haben und den Abend zu genießen. ›Alles kann, nichts muss‹ lautete unser Motto. »Fühl dich zu nichts gezwungen - auch nicht mir gegenüber«, beruhigte er mich.

Als wir auf der Party ankamen, trafen wir auf die verschiedensten Menschen. In dem Umkleideraum stießen wir bereits auf einen halbnackten Mann in einem schwarzen Netzhemd. Na, das kann ja was werden, graute es mir.

»Gucken wir uns erst einmal um?«

»Ja, gerne.« Ich zitterte etwas. Sei nicht so ein Schisser - was soll denn schon passieren!, sagte ich mir.

Wir gingen eine Wendeltreppe runter und betraten einen großen Raum, welcher relativ leer war. Ein paar Männer, gekleidet in Hemd und Anzug, saßen an einer kleinen Bar. »Die sehen aber spießig aus«, flüsterte ich meiner Begleitung zu. Die meisten Frauen hingegen waren sehr leicht bekleidet. Einige von ihnen trugen bunte kurze Kleider mit weitem Ausschnitt. Andere zeigten mehr Haut, aber niemand war komplett nackt. Der Altersdurchschnitt lag geschätzt bei fünfundvierzig. Inmitten der scheinbar spießigen Männer- und exotisch aussehenden Frauengruppe gab es auch ein paar Menschen, die richtige Kostüme trugen. Der ganze Anblick, welcher sich mir bot, war sehr bizarr. In meiner Vorstellung hatte ich nur Bilder von hocherotischen und attraktiven Menschen gesehen, die es leidenschaftlich miteinander trieben. Die Realität hingegen kam mehr einer verklemmten Faschingsparty für Erwachsene gleich.

Ich selbst trug einen schwarzen kurzen Tulpenrock und eine durchsichtige beige Bluse mit schwarzen Pumps dazu. »Sexy siehst du aus«, komplimentierte er. Ich freute mich, dass ich ihm gefiel. Dann hatte er mich um meine Meinung zu seinem Outfit gebeten. Ursprünglich hatte er auch einen Anzug getragen, legte später aber zumindest auf meinen Rat hin sein Jackett und sein Hemd ab, sodass er am Ende nur noch seine Anzughose mit Hosenträgern trug. Man konnte nun seinen durchtrainierten Oberkörper sehen und ich kam mir, zumindest was uns beide betraf, nicht mehr ganz so nackt vor. »Gut siehst du aus«, erwiderte ich sein Kompliment. Gut war untertrieben. Eigentlich hatte er ziemlich heiß ausgesehen.

Wir stellten uns an die Bar und tranken jeder ein Glas Champagner, welchen es als Begrüßungsgetränk gab. Erst drei Gin Tonic und jetzt auch noch Champagner hinterher. Mach langsam, dein Limit liegt bei zwei Gläsern! Wir stießen an. »Auf eine heiße Nacht«, sagte er. »Auf eine heiße Nacht«, zwinkerte ich ihm zu. Während ich langsam an meinem Glas nippte, beobachtete ich ein paar Menschen, die auf einer kleinen Tanzfläche hin und her schaukelten. Neben uns standen einige Paare, die alle aufeinander klebten und etwas gelangweilt dreinsahen. Ich hatte erwartet, dass sich alle Gäste mehr vermischen würden.

In dem Gebäude gab es mehrere Ebenen, welche offen für alle Gäste waren, außer den privaten abschließbaren Räumen im Untergeschoss. Warum kommt man auf solch eine Party, um sich dann in einem Zimmer einzuschließen?, wunderte ich mich. Nachdem wir uns schon eine ganze Weile auf der Party aufgehalten hatten, bemerkte ich, dass wir beobachtet wurden. Ein Mann war uns schon seit einiger Zeit gefolgt. Er sah nicht deutsch aus - vielleicht war er indischer Abstammung.

Mein Partner hatte irgendwann den ersten Schritt gemacht und mich plötzlich an sich gezogen. Wild und leidenschaftlich fing er an mich zu küssen. Es gefiel mir, vielleicht auch gerade, weil ich seine fordernde Art mochte. Plötzlich bemerkte ich, wie der Beobachter immer näherkam und uns schließlich vorsichtig und höflich ansprach. Er wollte wissen, ob er sich uns nicht anschließen könne. Als er anfing mit einem ganz offensichtlich süddeutschen, gemischt mit indischem, Akzent zu sprechen, hatte ich Mühe mir ein Lachen zu verkneifen. Zum Glück übernahm mein Partner das Sprechen, da ich sicherlich kein klares Wort herausbekommen hätte.

Während mein Partner sprach, sah ich ihn panisch an und schüttelte nur mit dem Kopf. Er nickte mir zu - für uns beide stand fest, dass mit diesem Mann nichts laufen würde.

Mein Partner verpasste ihm dankend eine Abfuhr. Zum Glück ist der weg, dachte ich erleichtert.

Später sprachen wir dann ein jüngeres Pärchen an. Die beiden waren scheinbar unerfahren und wollten aus dem Grund alles erst einmal nur beobachten.

Am Ende suchten wir uns, etwas gelangweilt, eine versteckte Liegefläche und hatten Sex. Ich war auf ihm und versuchte einfach nur den Moment zu genießen und das Gefühl ihn zu spüren, als ich auf einmal mindesten fünf bis sechs schemenhafte Gestallten hinter mir bemerkte. Zuschauer hätten mich prinzipiell nicht gestört - ich fand es auch recht anturnend beim Sex beobachtet zu werden - aber nicht von irgendwelchen notgeilen sabbernden Kerlen, die sich im Halbdunklen versteckten und sich lautlos einen runterholten! Das war meiner Meinung nach einfach nur geschmacklos und abstoßend.

Wir entschieden uns dort zu verschwinden, gingen runter zu den Privaträumen und schlossen uns in dem hintersten ein.

In dem Raum befanden sich ein hölzernes Andreaskreuz und gegenüber davon ein Wasserbett. »Interessante Einrichtung«, bemerkte ich. »Soll ich dich festbinden?«, grinste mich mein Partner helmisch an.

»Sehr witzig. Und dann? Willst du mich auspeitschen, oder wie?«, witzelte ich.

Wir versuchten unseren Sex auf dem Wasserbett fortzuführen - es war absolut unmöglich gewesen! Wer auch immer dieses Zimmer eingerichtet hatte, hatte erstens keinen Geschmack für Ästhetik und wusste ganz offensichtlich auch nicht, was für Sex praktikabel ist und was nicht.

Die Situation war zu komisch. Bei jedem seiner Stöße rutschte ich ein Stückchen weiter weg und nachdem sich bei uns beiden Rückenschmerzen anbahnten, gaben wir auf. Wir mussten lachen.

Ein guter Bekannter meinerseits war zu derselben Zeit in der Nähe unserer Party mit seiner weiblichen Begleitung unterwegs gewesen. Er schrieb mir, dass wir die beiden treffen könnten, falls unsere Party ein Flopp werden sollte.

»Vielleicht besteht Interesse an einem Vierer«, erwähnte er beiläufig.

Mein Partner und ich beschlossen, die beiden erst einmal auf gemeinsame Drinks zu treffen. Ein Taxi brachte uns zu dem Hotel, in dessen Bar wir die beiden finden würden. Ich freute mich, meinen Bekannten wiederzusehen und begrüßte ihn herzlich. Seine Begleitung hingegen sah ziemlich desinteressiert aus. Sie sah nicht wie der Typ Frau aus, mit dem ich mich normalerweise abgab, beziehungsweise ich das Gefühl hatte, eine schnelle Verbindung aufbauen zu können. Sie war deutlich älter als ich. Diese Tatsache störte mich nicht. Aber die Tatsache, dass sie falsche Fingernägel trug und Sonnenstudio verbrannt war, stieß mich etwas ab. Natürlicher würde sie viel hübscher aussehen, dachte ich.

Erfahrung mit einem Dreier oder Vierer hatte ich noch nicht gesammelt. Durch Erzählungen wusste ich aber, dass es wohl in den meisten Fällen eine Herausforderung für alle Beteiligten war sicherzustellen, dass auch alle Befriedigung fanden. In dem Punkt hatten mir meine Begleitung und auch mein Bekannter einiges voraus. Sie beide hatten Erfahrungen mit mehreren Partnern im Bett gemacht, ja sogar an großen Sexorgien teilgenommen. Für mich stand jedenfalls sofort fest, dass ich mich mit dieser Frau in kein Bett begeben würde. Mein Partner war glücklicherweise gleicher Meinung und raunte mir sofort zu: »Die fass ich nicht an!«

»Gut«, antwortete ich erleichtert, »ich auch nicht!«

Auf dem Weg zur Toilette traf ich auf meinen Bekannten. Vielleicht war es ein Zufall, aber ich glaube eher, dass er absichtlich versucht hatte, mich alleine abzufangen. »Hey«, lächelte ich ihn an und bekam kein weiteres Wort mehr heraus, da er mich abrupt gegen die Wand drückte und anfing mich leidenschaftlich zu küssen.

»Das musste sein«, sagte er dann scheinbar erleichtert, wobei seine Augen vor Verlangen strahlten.

Da wir nun unter uns sprechen konnten, hatte ich ihm mitteilen können, dass meine Begleitung und ich sein Angebot ablehnen würden. »Was ist das für eine?«, fragte ich ihn leicht vorwurfsvoll, mit einem Hauch von Eifersucht. Etwas beleidigt teilte er mir mit, dass er auch nicht mit meinem Partner ins Bett steigen würde.

»Das ist ja ein schräger Vogel«, bemerkte er. Sein Kommentar kränkte mich wiederum.

»Er ist total nett und witzig«, erwiderte ich beleidigt.

»Du siehst geil aus, dich würde ich gerne ficken«, flüsterte er mir dann plötzlich zu. Meine Beine wurden weich und es zuckte in mir. Ich war in Begleitung und auch wenn wir nicht fest zusammen waren, fühlte es sich ein wenig wie Verrat an, heimlich mit meinem Bekannten rumzuknutschen.

»Ich würde gerne von dir gefickt werden«, antwortete ich, »aber das wäre nicht fair.«

Er ließ nach einer kurzen Weile ab und stimmte zu, dass die anderen sowieso merken würden, wenn wir jetzt auf der Toilette einen Quickie hätten. Stark erregt von seinem Kuss und mit der Vorstellung, jetzt von ihm berührt zu werden, ging ich schnell wieder zurück in die Bar.

Wir plauderten noch eine kurze Weile und am Ende verließen mein Bekannter und seine Freundin die Bar. Meine Begleitung und ich hingegen nahmen spontan ein Hotelzimmer. Das schien am einfachsten, da wir beide sehr müde waren und es bereits kurz vor vier Uhr in der Früh war.

Der Sex mit ihm war in Ordnung, wobei ich in Gedanken bei meinem Bekannten war. Später verließ meine Begleitung mich. Er bestand darauf, nicht zu bleiben.

»Vielleicht machen wir das irgendwann nochmal?«, fragte er bevor er ging.

»Vielleicht.«

Soviel zu meinem ersten Swinger-Erlebnis und den damit verbundenen Erinnerungen, memorierte ich.

Ein Jahr mit einem Narzissten

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